Transzendente Heilung: Spirituelles EMDR überschreitet das Alltagsbewußtsein
EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) ist inzwischen als wirkungsvolle Methode der Traumatherapie anerkannt und wird darüber hinaus auch auf weitere Anwendungsgebiete ausgedehnt.
Bei Klienten werden dazu regelmäßig bilaterale Augenbewegungen stimuliert. Die Sequenzen umfassen jeweils ca. 25 bis 50 bilateral stimulierende Bewegungen mit zwischendurch eingeschobenen Pausen. Diese relativ kurzen Stimulierungssequenzen halten die Klienten im Alltagsbewusstsein verankert.
Da Traumata und andere psychisch beeinträchtigende Situationen ursprünglich mit dem Alltagsbewusstsein erfahren wurden, ist es sinnvoll, mit EMDR auch beim Alltagsbewusstsein für die Verarbeitung anzusetzen. Hinzu kommt, dass die Psyche durch die Verankerung im Alltagsbewusstsein weitgehend stabil bleibt und die Standard-EMDR-Methode somit bei einem weiten Kreis von Personen angewendet werden kann. Auch das Gefühl, die Kontrolle zu behalten, ist für viele traumatisierte Menschen besonders wichtig. Insofern ist die Standard-EMDR-Methode für die meisten Menschen als Basisvorgehensweise anzuwenden.
Darüber hinaus gibt es jedoch drei Bereiche, in denen es wirkungsvoller ist, bei den tieferen Bewusstseinsschichten anzusetzen, um das Alltagsbewusstsein in seiner Entwicklung zu fördern, Verletzungen zu heilen oder spirituelle Bewusstseinserweiterung zu unterstützen. Dementsprechend sind lange Stimulierungssequenzen ohne Unterbrechung durchzuführen und auditives und taktiles EMDR gewinnen zusätzlich zur visuellen bilateralen Stimulierung an Bedeutung.
Die Entwicklungsförderung des Alltagsbewusstseins betrifft vor allem Kinder. Aus der Transzendenz kommend entwickelt sich das menschliche Alltagsbewusstsein erst allmählich über das innere Kind, die innere Frau und den inneren Mann. Diese Entwicklung kann in „Spirituelle Psychotherapie: Die innere Familie“ nachgelesen werden. Deswegen darf bei Kindern mit längeren Stimulierungssequenzen gearbeitet werden, wobei aber der Schwerpunkt für Babys auf taktilem und für Kinder bis vor der Pubertät auf auditivem EMDR liegt. Dabei ist die natürliche transzendente Heilung von Babys regelmäßig noch so groß, dass Eltern im Normalfall EMDR mit ihren Babys selbstständig durchführen können. Eine genaue Anleitung zur Vorgehensweise erhalten sie mit „EMDR für Babys: Elternschule für Ihr Baby im 1. Lebensjahr“. Zu auditivem EMDR bei Entwicklungsstörung wurde bereits die Fallstudie vom 11-jährigen Klaus vorgestellt (Paracelsus Magazin, 04/2012).
Erwachsene mit traumatischen Erfahrungen und sonstigen zu heilenden psychischen Verletzungen haben bei ausreichender psychischer Stabilität die Wahl zwischen der Standard-EMDR-Methode mit Verankerung im Alltagsbewusstsein und Spirituellem EMDR. Während die Standardmethode wirkungsvoll alles heilt, was direkt über das Alltagsbewusstsein erreichbar ist und dabei üblicherweise mit Verarbeitungsprozessen von ungefähr einer Woche nachwirkt, zielt Spirituelles EMDR über das Alltagsbewusstsein hinaus auf tiefere Bewusstseinsschichten ab. Beim Spirituellen EMDR kommt also transzendente Heilung hinzu. Wobei der Übergang vom Alltagsbewusstsein zu transzendentem Bewusstsein fließend ist.
Beim Spirituellen EMDR werden sukzessive oder (das hängt vom Einzelfall ab) von vorneherein gleichzeitig visuelles, auditives und taktiles EMDR in sehr langen Sequenzen angewendet. Bei etwa zweistündiger fast durchgängiger bilateraler Stimulierung reichen ungefähr vier kurze Unterbrechungen aus. Dabei wird zunächst schwerpunktmäßig das Alltagsbewusstsein bearbeitet und dann immer mehr Raum für das transzendente Bewusstsein gelassen. Das zeigt sich häufig anfangs über Müdigkeit und Erschöpfung, dann über wohlige Zufriedenheit bis oftmals hin zu Glücksgefühl und sonstigen Transzendenzerlebnissen.
Als Nachwirkung von Spirituellem EMDR kommt es zu tief greifenden Veränderungsprozessen in der Psyche und in der Persönlichkeitsstruktur. Ebenso wie beim Standard-EMDR ist zunächst ungefähr eine Woche mit intensiver Nachwirkung zu rechnen, dann folgt regelmäßig eine längere Verarbeitungsphase des psychischen Grundthemas und nach etwa drei bis vier Monaten kann es zu teilweise heftigen psychischen Umgestaltungsprozessen kommen. Diese laufen üblicherweise von alleine ab und müssen nur bei besonders kräftigem Alltagsbewusstsein durch etwas EMDR zusätzliche Umwandlungsenergie zugeführt bekommen. Nach etwa einem halben Jahr hat sich die Person auf einem neuen, gesünderen Bewusstseinsniveau stabilisiert. Die Heilung ist sehr viel tief gehender als bei der Standard-EMDR-Methode und beinhaltet regelmäßig positive Veränderungen in der gesamten Persönlichkeitsstruktur.
Für die positiven Veränderungen in der Persönlichkeitsstruktur greife ich auf mein Modell der inneren Familie zurück, das ich durch den Einblick in mein eigenes Bewusstsein und gerade auch durch solche EMDR-Umgestaltungsprozesse bei anderen entwickelt habe. Ausführlich habe ich das in meinem o. g. Buch „Spirituelle Psychotherapie: Die innere Familie“ beschrieben. Tatsächlich sind die Grundbausteine immer gleich. Wenn ich das Beispiel Trauma nehme, wurde ein Persönlichkeitsanteil, meistens das innere Kind und/oder die innere Frau/der innere Mann verletzt, je nachdem, in welchem Alter das Trauma stattgefunden hat. Wird nun das innere Kind durch eine Mischung aus Innerer-Kind-Arbeit und EMDR geheilt, wird dieser Persönlichkeitsanteil in der Psyche zunehmend gesünder und stärker. Dementsprechend muss sich die gesamte psychische Struktur, welche die Erwachsenenanteile innere Frau und innerer Mann mit beinhaltet, entsprechend mit anpassen. Es kommt zu allmählichen Anpassungsprozessen, die ihre Grenzen in der Festigkeit der innerpsychischen Verbindungen haben.
Durch Spirituelles EMDR wird nun ein so starker Impuls gesetzt, dass sich die innere Familie neu zusammensetzt mit einem wie in diesem Beispiel gesünderen Inneren-Kind-Anteil und in besserer Kooperation mit den inneren Eltern. EMDR verbessert außerdem speziell die Verbindung der inneren Familienmitglieder untereinander. Das ist ein Erfahrungswert und entspricht ja auch der Logik bilateraler Stimulierung.
Der dritte Anwendungsbereich von Spirituellem EMDR ist die Bewusstseinserweiterung auf dem spirituellen Weg. EMDR unterstützt den Bewusstseinswechsel in die Transzendenz hinein, wenn es fließend eingesetzt wird. Das heißt, visuelles, auditives und taktiles EMDR als Tappen der Füße wird in Eigenanwendung im Fluss der bilateralen Musik durchgeführt. Um sich dann von der Transzendenz aus wiederum in neuer Form mit dem Alltagsbewusstsein zu verbinden, sind Augenübungen aus der integrativen Sehtherapie hilfreich, die mit ins fließende EMDR hineingenommen werden. Zur Entwicklung der vollständigen spirituellen Kraft wird das fließende EMDR anschließend ganzkörperlich durchgeführt. Die genaue Vorgehensweise zur Eigenanwendung von EMDR für Fortgeschrittene wird im Einzelnen in meinem Buch „Spirituelles EMDR“ beschrieben.
Dr. rer. pol. Ayleen Scheffler-Hadenfeldt
Heilpraktikerin für Psychotherapie, spirituelle Lehrerin, Berlin
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