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ExklusivInterview mit dem Ninja Warrior Germany „Last Man Standing“ 2023, Philipp Göthert

1997 startete „Sasuke“ – eine japanische Wettkampfshow, in der es darum geht, vier Hindernis-Parcours (auch Stages genannt) erfolgreich zu absolvieren. Dafür bedarf es sowohl Kraft, Ausdauer als auch Körperbeherrschung. Unter den Kandidaten sind neben Hobbysportlern auch viele Profiathleten zu finden. RTL strahlt seit 2016 eine deutsche Adaption unter dem Namen „Ninja Warrior Germany“ aus.

Die Show lockt jährlich je Episode bis zu 2,5 Millionen Zuschauer an die Bildschirme (und noch etliche weitere online). 2023 gelang es Philipp Göthert, Last Man Standing zu werden und die Show zu gewinnen. Als einziger Athlet kämpfte er sich in die finale Stage, zum Mount Midoriyama, den er in 38 Sekunden bezwang und als Staffelsieger 25 000 Euro gewann. Wäre er 8 Sekunden schneller gewesen, hätte er das fast Unmögliche geschafft und 300 000 Euro mit nach Hause genommen.

In diesem Exklusiv-Interview für die Freie Psychotherapie spricht Philipp Göthert über sein Mindset, seine Kletterlaufbahn und Karriereziele, seine Work-Life-Balance, Training und Motivation, und macht dem Mount für 2024 eine Kampfansage.
Freie Psychotherapie, FP: Lieber Philipp, herzlichen Glückwunsch zum Gewinn der achten Ninja-Warrior-Germany-Staffel und dem Titel „Last Man Standing“. Hast du mit Platz 1 gerechnet oder war es für dich selbst eine Überraschung, die Topfavoriten der Buchmacher hinter dir zu lassen?

Philipp Göthert, PG: Nein, es war keine Überraschung für mich. Ich habe mich von Anfang an tatsächlich als Favorit gesehen. Ich war in den letzten drei Staffeln schon immer in Stage 3, war 2022 nur einen Zug vom Buzzer entfernt und 2023 viel fitter und besser vorbereitet. Ich wusste, ich kann es diesmal schaffen, bis zum Mount zu kommen und diesen zu bezwingen.
FP: Als du als Einziger an den Mount Midoriyama kamst, dem 32 Meter hohen Giganten aus Stahl, der in der Kombi Kamin, Himmelsleiter und Seil im Zeitlimit von 30 Sekunden gemeistert werden muss, um 300 000 Euro zu gewinnen, was ging dir da durch den Kopf?

PG: Ich habe mich sehr über die Chance gefreut, gegen den Mount Midoriyama anzutreten, nachdem ich die Einzelteile Kamin, Himmelsleiter und Seil einzeln trainiert hatte. Mir war klar, dass es sehr schwer werden würde, weshalb ich alles riskierte, um es zu schaffen. Leider fehlten mir am Ende 8 Sekunden für den ganz großen Gewinn.
FP: Wie wurde dein Staffelsieg von deinen Kontrahenten aufgenommen? Man hört ja immer von einer Ninja-Community, in der jeder jeden unterstützt – ist das wirklich so?

PG: Ja, es ist so. Alle haben mir herzlich gratuliert und sich mit mir gefreut.
FP: Leider hast du seit einiger Zeit mit einer schweren Fingerverletzung zu kämpfen. Wieweit beeinträchtigt dich diese beim Klettern und im Ninja-Sport und wie ist sie entstanden?

PG: Die Fingerverletzung zog ich mir in der Vorbereitung auf die Saison 2021 durch Überlastung zu. Aufgrund des Handicaps kann ich beim Klettern keine kleinen Leisten greifen und nur an Slopern (runden größeren Griffen) trainieren. Dadurch ist es mir nicht möglich, ernsthaft an Wettkämpfen teilzunehmen oder am Fels zu klettern, weil die Griffform-Leisten hier sehr häufig vorkommen.

FP: Na, dann gute Besserung! Philipp, du bist 2021 von Essen nach Innsbruck gezogen, um dort besser trainieren zu können. Wie sieht dein Trainingsprogramm aus – mehr Halle oder echter Felsen? PG: Aktuell aufgrund der Fingerverletzung hauptsächlich Halle, da man auf schweren Routen am Fels so gut wie immer Leisten greifen muss. Sonst liebe ich das Klettern in der Natur.
FP: Um der beste Ninja in Deutschland zu sein, muss man nicht nur körperlich in Topform sein, sondern auch im Kopf extrem stark und klar, um zum richtigen Zeitpunkt die Top-Leistung abzuliefern. Was macht deine mentale Stärke aus und wie trainierst du sie?

PG: Vor einer Stage in der Show mache ich mir einen exakten Plan und habe auch ein großes Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen in meine Fähigkeiten. Sobald ich in der Stage bin, tue ich alles, um diesen Plan durchzuziehen und am Ende zu „buzzern“. Nervös bin ich dabei normalerweise nicht. Als ich vor den letzten zwei Sprüngen in Stage 3 noch einmal am Henkel geschüttelt habe, ging mir nur durch den Kopf, jetzt noch ein paar Mal schütteln und dann einfach machen. Als ich dann los bin, waren die letzten zwei Sprünge im Auto-Pilot. Aufgeregt bin ich allerdings bei den Manngegen-Mann-Duellen, wie sie bei Ninja Warrior Allstars stattfinden. Das kribbelt.
FP: Mit dem Sieg der achten Ninja-Warrior-Germany-Staffel zählst du nun zu den Who´s Who der Szene. Wie gehst du mit der Erwartungshaltung und dem Leistungsdruck um?

PG: Das ändert für mich gar nichts. Wenn, dann mache ich mir genauso wie davor den Leistungsdruck selbst. Mein Ziel war schon immer, den Mount zu schaffen und Ninja Warrior Germany zu werden. 2024 werde ich den Mount in der vorgegebenen Zeit knacken.

FP: Du bist 22 Jahre jung und studierst Informatik. Möchtest du später am PC arbeiten und programmieren?

PG: Ja, Informatiker zu werden, ist mein Ziel. Ich kann mir aber auch gut vorstellen, Trainer im Klettersport zu werden. Es macht mir jetzt schon großen Spaß, meine Trainingspartner zu coachen, ihnen dabei behilflich zu sein, ihr Mindset zu stärken und den Kopf frei in den Wettkämpfen zu haben.
FP: Du hast im Alter von 8 Jahren mit dem Klettern begonnen und schon zahlreiche Wettbewerbe gewonnen. Welche sind – neben Ninja Warrior – deine wichtigsten Erfolge?

PG: Der 2. Platz beim Deutschen Jugendcup im Leadklettern 2018, der 13. Platz bei meinem ersten internationalen Jugendwettkampf (2020) und der 70. Platz beim Weltcup Innsbruck im Leadklettern (2021). Seit 2021 bin ich wegen meiner Fingerverletzung bei keinem Kletter-Wettkampf mehr gestartet. Ich hoffe, das wird wieder.
FP: Was fasziniert dich so am Klettern? PG: Ich habe Spaß an den Bewegungen, die immer etwas Neues sind. Man macht nie zweimal denselben Zug. Außerdem liebe ich die Herausforderung und mich zu pushen. Ziele sind dazu da, erreicht zu werden. Dafür gebe ich alles.
FP: Du hast zwei jüngere Schwestern, beide klettern nicht. Warum nicht? PG: Das verstehe ich auch nicht.
FP: Wie definierst du Erfolg und Leistungszufriedenheit? Ist Erfolg immer nur der Sieg oder das Wissen, das persönlich Bestmögliche im Wettkampf geliefert zu haben?

PG: Gute Frage. Es kommt sehr selten vor, dass ich komplett zufrieden bin. Das hängt nicht unbedingt von der Platzierung ab. Wenn ich meine beste Leistung abrufe und nicht gewinne, bin ich auch zufrieden. Meistens habe ich aber immer noch etwas an meiner Darbietung auszusetzen.
FP: Wie gehst du mit Niederlagen um, mit enttäuschenden Platzierungen und gemachten Fehlern im Wettkampf? PG: Ich überlege, was ich falsch gemacht habe und beim nächsten Mal besser machen kann. Das trainiere ich in praxi und im Kopf.
FP: Wie relaxt du zwischen Studium und Klettern, welche Hobbys hast du? PG: Nicht viele, dafür fehlt die Zeit. Ich schaue mir aber gerne Fußball an.
FP: Bist du aktuell vergeben, noch zu haben oder glücklicher Single?

PG: Ich habe eine Freundin, die auch gerne klettert, motiviert ist und mich stets unterstützt.
FP: Was ist deiner Meinung nach wichtig, um große Ziele erreichen zu können? Welche Tipps hast du für unsere Leserinnen und Leser?

PG: Immer weiter an die eigenen Ziele glauben und alles in seiner Macht Stehende tun, um diese zu erreichen. Sich nicht von Rückschlägen (z. B. Verletzungen) runterziehen lassen. Am Ball bleiben und einen langen Atem haben. Fest davon überzeut sein, es zu schaffen.
FP: Vielen Dank, lieber Philipp, für dieses exklusive Interview. Wir wünschen dir viel Erfolg und Gesundheit für deine Zukunft!

Das Interview mit Philipp Göthert führte Abbas Schirmohammadi.

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