Tiergestützte Interventionen und tiergestütztes Coaching
Wie Tiere Brücken bauen und Verbindungen zu Menschen herstellen
Die Arbeit in den Bereichen tiergestütztes Coaching und tiergestützte Therapie ist noch recht jung. In den 1970er-Jahren hat man erst damit begonnen, Tiere als Co-Partner einzusetzen. Begonnen hat alles ehrenamtlich. Man wollte behinderten Menschen mit der Reittherapie helfen. Später entdeckte man dann, dass Manager und Führungskräfte durch pferdegestütztes Coaching ihre Mitarbeiter effektiver leiten konnten.
Seit Beginn der 1990er-Jahre werden in Deutschland verstärkt Tiere in Aktivitäten miteingebunden, da sich ihr positiver Einfluss fördernd auf die jeweilige Methodik zeigte (Therapie, Förderung, Pädagogik). Das Tier dient hier als Dialogpartner, als Vermittler zwischen dem Anbieter (Therapeut, Pädagoge usw.) und dem Hilfesuchenden (Klient, Kunde, Patient). Die Angebote sind groß und lassen der Fantasie freien Lauf. Da ist es für Hilfesuchende oft schwer, durchzublicken.
Die Begriffe und ihre Bedeutung
Tiergestützte Intervention ist der Oberbegriff für alle professionell durchgeführten tiergestützten Einsätze. Die „Tiergestützte Therapie“ wird von Therapeuten oder Humanmedizinern auf psychologischer Grundlage ausgeübt.
Als Tiergestütztes Coaching bezeichnet man das Coachen eines Menschen mithilfe eines Tieres (meistens eines Pferdes). Hier geht es hauptsächlich darum, Soft Skills auszubauen und zu fördern bzw. unerwünschte Angewohnheiten abzutrainieren.
Tiergestützte Pädagogik hingegen wird von Pädagogen ausgeführt, die erzieherische Ziele verfolgen. Bei der „Tiergestützten Förderung“ wird eher gezielt auf die Unterstützung der Klienten im sozioemotionalen und kommunikativen Bereich Wert gelegt. Diese Art der Arbeit kann jeder durchführen, der mit Tieren zu tun hat (Landwirt, Biologe) oder der sich sozial engagieren möchte und hier Vorkenntnisse hat (Sozialarbeiter).
Bei der Tiergestützten Aktivität steht das Zusammensein mit dem Tier im Vordergrund. Hier gibt es keine besonderen Förderziele. Somit kann diese Art der Arbeit auch jeder anbieten, der ein geeignetes Tier und eine Fortbildung in diesem Bereich hat.
In aller Kürze
Tiergestützte Pädagogik = Erzielen spezifischer Lernfortschritte
Ziel: Lernfortschritt durch Initiieren von Lernprozessen im sozioemotionalen Bereich, konkrete Zielvorgaben
Durchführende: Berufsqualifikationen im pädagogischen Bereich, spezifisch trainiertes Tier
Zeit: festgelegte Zeiten, längerer Zeitraum
Dokumentation: Protokoll der Sitzungen mit Bezug zu den Zielvorgaben
Tiergestützte Aktivität = Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens
Einflussmöglichkeiten: sehr allgemein
Durchführende: Laien, ehrenamtliche Personen, geeignetes Tier
Zeit: sporadische Aktivitäten
Dokumentation: nicht erforderlich
Tiergestützte Therapie = Stärkung der Lebensgestaltungskompetenz
Ziel: Lebensgestaltungskompetenz, Therapieplan mit klaren Zielvorgaben, Teilziele/ Endziel präzise festgelegt
Durchführende: qualifizierte Therapeuten, Ausbildung nach unterschiedlichen Therapiekonzepten, spezifisch trainiertes Tier
Zeit: regelmäßige Sitzungen zu festgelegten Zeiten, längerer Zeitraum
Dokumentation: Sitzungsprotokoll von jedem Einsatz, Dokumentation des erzielten Fortschritts
Tiergestützte Förderung = Erzielen allgemeiner Entwicklungsfortschritte
Ziel: Entwicklungsfortschritt durch Unterstützung vorhandener Möglichkeiten/ Ressourcen (Förderplan)
Durchführende: unterschiedlich qualifizierte Personen, trainiertes Tier
Zeit: mehrmaliges zeitlich festgelegtes Angebot
Dokumentation: Protokoll der Aktivitäten sinnvoll
Tiergestütztes Coaching = Ausbau und Förderung der Soft Skills
Ziel: Verbesserung der eigenen Fähigkeiten, Abtrainieren von ungewünschten Angewohnheiten
Durchführende: unterschiedlich qualifizierte Personen, trainiertes Tier
Zeit: zeitlich festgelegter Rahmen nach Bedürfnis
Dokumentation: Protokoll sinnvoll
Ausbildungen
Die Arbeit in diesen Bereichen ist nur teilweise anerkannt und die Ausbildungsangebote sind daher auch nicht standardisiert. Wer hier arbeiten möchte, sollte sich genau informieren und eine qualitativ hochwertige Ausbildung bzw. mehrere wählen. Hierzu sollte man auch ein fundiertes Wissen oder eine Ausbildung passend zu seinem gewählten Tier haben. Die Dauer der Ausbildungen variiert hier sehr stark. Es werden schulische, betriebliche und auch fernschulische Ausbildungen angeboten.
Welcher Typ Mensch sollte man sein?
Besonders wichtig sind die sozialen und persönlichen Kompetenzen. Empathie, Kommunikationsfähigkeit, Umgangsformen, Sorgfalt, Geduld, Achtsamkeit sollten stark ausgeprägt und eine gewisse Frustrationstoleranz sowie Konfliktfähigkeit sollten vorhanden sein. Ich merke immer wieder, dass besonders Kinder und Jugendliche mit ADHS sehr anstrengend sein können, und hier hilft einfach eine ruhige und entspannende Art, um deutlich zu machen, dass z. B. das Pferd nicht wiederkommt, wenn ich noch aufgebrachter, unruhiger und lauter bin. Zudem kommt es auch zu Situationen, in denen die Klienten dann lieber abbrechen, statt sich der Herausforderung zu stellen. Da nützt es nichts, Druck aufzubauen. Vielmehr kann man nur mit Verständnis an die Sache herangehen und hoffen, dass durch Gespräche ein Ich-mach-weiter bei den Partnern zu aktivieren ist.
Wir arbeiten mit Menschen, die meistens schlechte Erfahrungen mit anderen Menschen gemacht haben, sei es sexueller Missbrauch, Mobbing oder Gewalt. Da man selbst auch ein Mensch ist, ist es wichtig, erst einmal Vertrauen aufzubauen. Auch eine Portion Humor macht die Arbeit einfacher.
Zudem sollte man selbst Interesse am Verhalten anderer Menschen haben und Freude daran, ein Stück zu deren Lebensglück beitragen zu dürfen.
Der zweite Teil betrifft die eigene Einstellung zu Tieren. Auch hier sollte ich Empathie, Interesse am Verhalten und Leben eines Tieres und Freude an der Interaktion mit diesem haben. Von Vorteil ist es, wenn ich Talent habe, dieses zu motivieren, sodass ich es für meine Zwecke ausbilden kann.
Welche Charaktereigenschaften sollte das Tier haben?
Die Tiere selbst müssen sich überall anfassen lassen, teilweise mit Lautstärke und mit für sie vielleicht „komischen“ Bewegungen des Menschen umgehen können. Sie sollten daher verspielt und auf den Menschen bezogen sein, Freude am Lernen haben, eher Ruhe ausstrahlen und am besten verfressen sein. Übers Futter ist das Training am einfachsten und wenn es nach dem Einsatz oder währenddessen auch etwas gibt, ist die Motivation höher. Sie sollten unerschrocken und so erzogen bzw. ausgebildet sein, dass sie wissen, wann Arbeit und wann Freizeit ist. Ich gehe in meiner Arbeit auch mit den Klienten in die Herde und lasse sie die Pferde frei auf der Koppel streicheln oder putzen. Hier muss ich mich darauf verlassen können, dass meine Pferde wissen, dass jetzt Arbeitszeit ist und sie nicht frei miteinander spielen können (besonders die Jungs) und somit auf den Menschen achten.
Wie sieht es mit der Haltung/dem finanziellen Aspekt aus?
Bevor ich mit Tieren und Menschen arbeiten kann, muss ich mir im Klaren sein, was ich tun will. Ob ich erstens den Platz für eine artgerechte Haltung habe und mir zweitens das Tier leisten kann, auch wenn es mal krank wird. Ich muss auch berücksichtigen, dass ich erst einmal Zeit und Geld investiere, bevor das Tier dann Geld verdient – z. B. für Anschaffungs- und Ausbildungskosten, Futter, Unterbringung, Huf- oder Klauenpflege, Tierarzt (Impfungen etc.), Transportkosten, Trainings- oder Spielgeräte für die Freizeit. Dazu kommt, dass ich auch an Rücklagen (wie für eine Firma üblich) denken muss. Ich brauche vielleicht mehrere Tiere, z. B. wenn ein Tier nicht mehr eingesetzt werden kann und ich Ersatz benötige.
Interessant ist, welche Heim- und Nutztiere besonders zum Einsatz kommen
- Hunde
- Pferde, Esel
- Kaninchen, Meerschweinchen
- Katzen
- Schafe, Ziegen
- Hühner, Enten
- Neue-Welt-Kameliden (z. B. Alpakas)
- Schweine
Förderbereiche
Welche Zielgruppen spreche ich an und wie wirkt die Arbeit auf die Klienten/Kunden/ Hilfesuchenden?
Da besonders Kinder sehr gut auf Tiere ansprechen und diese sich selbst sehr ängstlichen und verschlossenen Kindern öffnen, macht es Sinn, die Arbeit mit Tieren hier verstärkt einzusetzen. In den Bereichen der Frühförderung, an Kitas und in Förder- und Sozialeinrichtungen werden diese Angebote sehr gerne genutzt, aber auch in Freizeitprojekten. Ich stelle bei meinem Ferienprogramm immer wieder fest, dass es Kinder gibt, die nach anfänglicher Schüchternheit aufblühen, und Eltern überrascht sind, was sich ihre Kinder zutrauen. Gerade das Stärken des Selbstbewusstseins kann über den Umgang mit Tieren sehr gut gefördert werden.
Aber auch die Arbeit bei den Erwachsenen ist nicht zu unterschätzen. Negative Erfahrungen mit Mitmenschen lassen sie skeptisch und verschlossen werden. Das Tier liefert hier die Brücke und weicht die Mauern auf. Dem Tier wird vertraut, denn es gibt sich jedem Menschen neutral und offen.
Hier reicht manchmal auch nur das Spazierengehen z. B. mit Lamas und das Aufsich-Wirken-Lassen der Natur. Ich habe bei Ausritten und Spaziergängen immer wieder die Erfahrung gemacht, dass einem sogar wilde Tiere ohne Scheu begegnen und man ziemlich nah an Rehe und andere Waldtiere herankommt. Diese Erfahrung löst Emotionen aus, die sehr wichtig für das Öffnen und Loslassen sind.
So kann ich hier auch Entspannung und nebenbei Fitness herbeiführen (sonst bleibt man vielleicht lieber auf der Couch). Aber man lernt auch, z. B. durch das, was einem Pferde spiegeln, wie man selbst auf seine Umwelt wirkt. Man kann nicht nicht kommunizieren! Ich bin der Meinung, dass wir zu 90 % nonverbal kommunizieren, und viele tun es falsch. Das Tier zeigt einem hier, dass das Gesendete nicht richtig ist, und man hat somit die Möglichkeit, es zu ändern.
Warum kommt einer gut an und der andere nicht? Ich bin der Meinung, dass dies hauptsächlich an der Körpersprache liegt. Tiere kommunizieren fast ausschließlich nonverbal. Hier können wir viel lernen. Ich lasse auch gerne meine Kunden einfach nur meine Tiere im Herdenverband beobachten: die Ruhe, die Pferde beim Grasen ausstrahlen, und die kleinen Signale, die untereinander kaum merkbar ausgesandt werden. Es ist sehr lehrreich, das zu beobachten.
Bei mir läuft alles freiwillig ab. Das heißt, kein Tier wird angebunden. Die Klienten lernen somit, ihre Signale und Emotionen so zu dosieren, dass sie das Tier einladen, zu ihnen zu kommen und sich auch gerne in ihrer Nähe aufzuhalten. Zudem kann ich für die Klienten die Erfahrung als Fötus im Mutterleib nachstellen, wenn sie sich auf den Pferderücken legen. Das Wiegen und die Wärme des Pferdekörpers spiegeln genau das wider. Auf diese Weise sorge ich für ein wohliges, bekanntes Gefühl. Dies hilft mir natürlich in meiner Arbeit sehr.
Tiere können ignorant wirken oder ganz sensibel. Ich beobachte das immer wieder bei meinen Pferden. Erwachsenen gegenüber verhalten sie sich ganz anders als bei Kindern und Jugendlichen. Besonders bei den Kleinen (ab vier) sind sie sehr vorsichtig und reagieren meist schon, bevor ich überhaupt was sehe. Bei der Arbeit mit dem Medium Pferd kann ich sehr gut die emotionalen Fähigkeiten fördern.
Thema Körperhaltung: Unser Körper ist nicht fürs Sitzen und Stehen gemacht. Leider lässt es unser Leben nicht mehr zu, dass wir uns den ganzen Tag bewegen und laufen. In diesem Fall ist besonders das Reiten ein guter Ausgleich und sorgt auch für Muskelaufbau und Wiederfindung der eigenen Balance. Fehlhaltungen des Körpers können korrigiert werden bzw. gar nicht erst entstehen – und das noch mit Spaßfaktor.
Für das Sozialverhalten finde ich es ganz wichtig, dass Kinder mit Tieren in Berührung kommen. So gehört bei mir grundsätzlich das Pflegen sowie Mithelfen beim Füttern zum Unterricht dazu. Genauso sollen Kinder, Jugendliche und Erwachsene einiges über Haltung, Pflege, Rasse usw. erfahren. Das festigt den Bezug zum Tier und fördert das Sozialverhalten bzw. die Empathie für andere Lebewesen. Mir ist ein ausgewogenes Verhältnis zum Tier wichtig. Es ist weder ein lebendiges Stofftier noch ein nicht zu beachtendes, nicht wertzuschätzendes Lebewesen.
Studien haben bewiesen, dass Tiere sich auch positiv auf Senioren auswirken. Meiner Meinung nach gibt es hier viel zu wenig Möglichkeiten, dass Senioren sich in Altersheimen um Tiere kümmern können. Meine Schafe bilde ich gerade für die Einsätze in Kitas und Seniorenheimen aus, auch ein Hund soll folgen. Tiere können die Traurigkeit und Einsamkeit lindern. Das Streicheln fördert zudem den Ausstoß von Serotonin und erzeugt somit ein angenehmes Gefühl.
Ein anderer Bereich wäre die Unterstützung bei Sucht oder bei psychischen Problemen, aber auch zur Unterstützung der Genesung oder zur Begleitung des letzten Weges. Daher käme der Einsatz in Suchtkliniken, psychiatrischen oder psychosomatischen Einrichtungen ebenso in Frage wie im Bereich der Gerontologie oder Rehabilitation.
Gute Erfahrungen habe ich mit autistischen Menschen gemacht. Diese tauen bei der Arbeit mit dem Tier auf, kommen aus ihrer Welt heraus und werden sogar redefreudiger. Es ist so ein tolles Gefühl, das zu beobachten.
In Gruppen lasse ich auch gerne mal ein Kind das Kommando übernehmen. Es lernt auf diese Weise, präzise Anweisungen zu geben, und bekommt hierdurch mehr Selbstvertrauen und lernt, wie es auf andere wirkt. Sehr hilfreich, wenn es in der Schule immer wieder zu Stresssituationen kommt, um aus der Opferrolle zu gelangen oder erst gar nicht hineinzugeraten.
Zusammenfassend können folgende Effekte auftreten
Förderung der physischen Fähigkeiten, z. B. Gleichgewicht, Körperhaltung/-spannung, Orientierungssinn, Einfluss auf körpereigene Hormone, Stresslinderung, Schmerzlinderung, Stärkung des Immunsystems, Förderung der Motorik und der Koordination
Förderung der psychischen Fähigkeiten, z. B. das bewusste Erleben der Gefühle wie Zuneigung, Vertrauen, Angenommenwerden, Nestwärme, Fürsorge geben und Liebe schenken können, Förderung von emotional positivem Körperkontakt (vor allem bei Missbrauchsopfern), seelische Ausgeglichenheit, Bindungsaufbau. (Quellen: Beetz, 2009, Frick Tanner, Tanner-Frick, 2016), Impulse für Verhaltensänderungen und Stressbewältigung (Beetz et al., 2011)
Förderung mentaler Fähigkeiten, z. B. höhere Aufmerksamkeit, strukturiertes Verhalten, klares und deutliches Handeln, neuronale Aktivierung (Aufmerksamkeitssteigerung, Böttger, 2010), Stimulation der Merkfähigkeit, Förderung der Entscheidungsfähigkeit
Förderung der soziokommunikativen Fähigkeiten, z. B. Motivation, seinen Erlebnisraum zu erweitern, Vermeidung von sozialer Isolation, Impulse zum Dialogaufbau, Förderung von Empathie und des Selbstwertgefühls, Impulse für den nonverbalen Dialog, Aufzeigen alternativer Verhaltenswege, Motivation zum aktiven Handeln
Welche Beobachtungsformen können eingesetzt werden?
Je nach Tierart kann man verschiedene Beobachtungsformen einsetzen. Hierzu sollte man sich im Klaren sein: Was möchte ich anbieten und was möchte ich mit meiner Arbeit erreichen?
Folgende Möglichkeiten bieten sich
- Beobachten
- Nonverbale und lautliche Sprache der Tiere
- Spielen rund um das Thema Tier
- Nähe-Distanz-Verhalten
- Körperkontakt
- Bei der Versorgung helfen: Misten, Füttern, Striegeln/Pflegen usw.
- Führtechniken/Reittechniken
- Wanderungen
Beziehungen Therapeut/Pädagoge/Coach zum Tier – Kunde/Klient zum Tier
Das Wichtigste überhaupt ist die Beziehung zwischen mir und meinem Tier. Wenn das Tier mir nicht absolut vertraut und es nicht gerne mit mir arbeitet, brauche ich erst gar nicht anzufangen.
Daher kümmere ich mich persönlich um meine Tiere und bilde sie, soweit möglich, auch selbst aus. Allein dadurch, dass ich zweimal am Tag füttere, baue ich eine intensive Bindung auf. Ich nehme jedes Tier so an, wie es ist, und fördere/fordere dementsprechend.
Bei den Klienten ist es wichtig zu wissen, ob sie schon Kontakt zu Tieren (speziell zu der eingesetzten Art) hatten. Ist das nicht der Fall, kläre ich zuerst, was zu beachten ist.
Zum Beispiel: Einem Pferd nähert man sich immer von vorne. Die hintere Seite ist zu vermeiden (meine treten zwar nicht aus, weil ich sie hier desensibilisiert habe, aber ein „normales“ Pferd tut es).
Bei einem Hund ist wichtig, dass man ihn kommen lässt und sich klein macht. Ebenso ist es bei den Schafen. Somit kann ich das erste Missverständnis in der Kommunikation ausschließen und der Klient hat beim ersten Kontakt schon ein positives Erlebnis.
Ebenso muss sich der Klient darauf einlassen und daher ist eine Grundvoraussetzung, dass diese Arbeit erfolgreich sein kann, die Empathie und Neugierde anderen Lebewesen gegenüber und das Sich-Einlassen auf etwas Neues.
„Das Verhalten eines Tieres ist immer so gut, wie das Verhalten des Besitzers an seiner Seite. Der geübte Tierhalter kennt das Wesen, die körperliche und seelische Belastbarkeit seines Tieres genau. Er weiß sein Tier zu motivieren und z. B. bei einem Tierbesuch dem Betroffenen Hilfestellungen zu geben, auf welche individuelle Art und Weise das Tier besonders gerne in Kontakt mit Menschen tritt.“ (Otterstedt, 2001)
Schlusswort
„Über Millionen von Jahren des Zusammenlebens in der Natur hat sich eine Affinität von Menschen und Tieren zu all den Formen des Lebens und zu den Habitaten und Ökosystemen entwickelt, die gegenseitige Beachtung und sogar Kooperation zwischen Spezies ermöglichen. Die evolutionär entwickelte Biophilie ist heute nach wie vor im Erleben und Verhalten beobachtbar, ist in empathischen Beziehungen zwischen Menschen und Tieren auch neurobiologisch nachweisbar.“
Prof. Dr. Erhard Olbrich, Professor für Psychologie i. R.
Quellen
- Otterstedt, Carola: Tiergestützte Intervention
- Vernooij, Monika A. u. Schneider, Silke: Handbuch der Tiergestützten Intervention
Daniela Haupt
Psychologische Beraterin, Reitpädagogin, Tierheilpraktikerin, Entspannungstrainerin, Coach, Reittherapeutin i. A., Tierheilpraxis