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Welche Bedeutung haben seelische Konflikte?

Der Wunsch nach Konfliktdeutung

Die moderne Psychotherapie hat – auf den kürzesten Nenner gebracht – folgendes Credo: "Hinter vielen Krankheiten und Störungen verbergen sich seelische Konflikte. Sie entsprechen ungelebten Wünschen und nicht geäußerten Gefühlen, wobei sie ihren Ursprung häufig in seelischen Verletzungen der Vergangenheit haben."

Fast jeder moderne Therapeut wird diese Aussagen unterschreiben können, doch erstaunlicherweise wird häufig nicht danach gehandelt. Dafür gibt es drei Gründe: zum einen ist das Unbewusste für viele Menschen ungeheuer schwer zu durchschauen, zum anderen sind seelische Themen häufig immer noch tabuisiert und drittens führt die Beschäftigung mit seelischen Themen oftmals zu moralischen Verurteilungen, was mit erneuten Schmerzen und weiteren Konflikten verbunden sein kann. So ist es in der Praxis bequemer, wenn man als Therapeut einen großen Bogen um seelische Themen macht. Doch auch viele Patienten haben eine Scheu, sich mit ihren inneren Kümmernissen und Schmerzen auseinander zu setzen.

Erfreulicherweise wächst in den letzten Jahren bei vielen der Mut, sich mit seelischen Themen auseinander zu setzen. Immer mehr Menschen wünschen sich fachliche Hilfe, um einen Einblick in ihre unbewusste seelische Dynamik zu bekommen, denn sie spüren intuitiv, dass sie damit wertvolle Heilimpulse bekommen können. Doch das Problem beginnt bereits bei der Wahl der geeigneten Therapie und die verwirrende Unzahl konkurrierender Methoden macht es selbst Fachleuten schwer, sich zurechtzufinden. Bei der Auswahl der Methode spielt das Erkennen und Bewerten seelischer Konflikte eine große Rolle und die richtige Diagnose ist oft schon die halbe Therapie. Deshalb will ich im Folgenden die gängigen Theorien der Konfliktdeutung vorstellen und ihre Möglichkeiten und Grenzen diskutieren – vor allem im Vergleich mit der eigenen Methode, die ich vertrete, der Psychosomatischen Energetik.

DIE PSYCHOSOMATISCHE ENERGETIK

2004-03-KonflikteDie Psychosomatische Energetik habe ich vor rund zehn Jahren entwickelt. Sie verbindet altes schamanistisches Denken, weil sie behauptet, dass seelische Konflikte nicht
nur im Unbewussten verdrängt werden, wie die Psychoanalyse erkannt hat, sondern dass der Organismus sie zusätzlich im feinstofflichen Energiefeld auslagert, vergleichbar der Software- Speicherung auf einer Festplatte. Die Erfahrung hat gezeigt, dass Konflikte so lange bestehen bleiben, wie sie im Energiefeld nicht aufgelöst worden sind.
Das Gütekriterium einer erfolgreichen Psychotherapie ist deshalb aus unserer Sicht die energetische Konfliktauflösung.

Bei der Psychosomatischen Energetik sehen wir, dass der größte Konflikt von allen, der sogenannte "Zentralkonflikt", den Charakter eines Menschen bestimmt,
wir damit also Bezüge zu den antiken Temperamenten herstellen können. Konflikte verändern die seelische Gestimmtheit und bei besonders großen Konflikten sogar die
Persönlichkeit. Das ist nicht nur die Auffassung der Psychosomatischen Energetik, sondern vieler psychosomatischer Verfahren. Der wesentliche Unterschied zu anderen
Methoden besteht darin, dass die Konflikte unserer Ansicht nach bereits vorhanden sind, wenn es zu einer traumatischen Situation kommt. Wie im "Dornröschen-Schlaf"
werden sie durch das jeweilige Trauma aktiviert. Das geht so weit, dass selbst traumatische Kindheitserfahrungen schon bestehende Konflikte aktivieren, so dass man
davon ausgehen kann, dass wir bereits mit einem gewissen Vorrat an individuell unterschiedlichen Konflikten auf die Welt kommen.


Höchstwahrscheinlich entwickeln wir die Mehrzahl aller Konflikte durch traumatische Erfahrungen in früheren Leben, so dass fast alle Konflikte karmischer Natur sind. Wenn man Konflikte vor diesem Hintergrund deutet, verändert sich zwangsläufig die Verantwortlichkeit, denn nun sind auf einmal nicht mehr die bösen Eltern oder der lieblose Ehepartner an den eigenen Schwierigkeiten schuld, sondern sie verwandeln sich zu bloßen Auslösern bereits vorhandener Konflikte. Man wird dadurch wieder eigenverantwortlich für seine Konflikte.

Ein weiterer Vorteil dieser Sichtweise seelischer Konflikte besteht darin, dass man sich sonst viele Konfliktinhalte nicht genügend erklären kann, etwa bei kleinen Kindern, wo das Konfliktthema, das wir mit der Psychosomatischen Energetik testen, ansonsten nicht hergeleitet werden kann. Das gleiche Problem zeigt sich auch bei Erwachsenen, deren Konfliktthemen sich oft mit karmischen Erinnerungen decken, die durch Reinkarnationstherapie ans Tageslicht gekommen sind, mit Erlebnissen im jetzigen Leben aber wenig oder nichts zu tun haben.

KONFLIKTDEUTUNG

Im Folgenden möchte ich die wichtigsten psychotherapeutischen Modelle mit der Psychosomatischen Energetik vergleichen. Dabei konzentriere ich mich vor allem auf die unterschiedliche Deutung der Konfliktinhalte. Unabhängig davon, welches Modell man benutzt, kann die Qualität der Konfliktdeutung mit drei Fragen eingeschätzt werden:

  1. Wie objektiv ist die Deutung
  2. Wie gut erklärt sie die Symptome und – was gerne vergessen wird –
  3. Was bringt sie dem Patienten (wie gut wird sie von ihm verstanden und hilft ihm weiter)?

Indirekt enthalten ist in allen drei genannten Fragen eine dritte, die für besonders viel Irritationen sorgt. Es geht um die moralische Frage, die letztlich bei finaler Betrachtung darauf abzielt, einen Schuldigen für das eigene Dilemma zu finden. Fachleute beschweren sich zwar gerne über das Verlagern von Schuld auf andere und nennen es "Projektion", übersehen aber gerne, dass sie mit ihren Theorien fleißig dazu mithelfen. Ein berüchtigtes Beispiel ist die angebliche Schuld der Eltern am seelischen Elend des Kindes aus der Sicht der Psychoanalyse. Weil sich die Väter dabei häufig rar machen, sind dann notwendigerweise die bösen Mütter die angeblich Schuldigen. Mittlerweile hat sich die Einsicht durchgesetzt, dass man nicht alles Elend dieser Welt den bösen Eltern oder den Müttern ankreiden kann, sondern andere Faktoren mindestens ebenso wichtig sind, etwa das Familienystem, größeres kollektives Karma und vor allem eigene traumatische Erfahrungen aus früheren Leben.

KRANKHEIT ALS DÄMONISCHE BESESSENHEIT

In vorwissenschaftlicher Zeit waren seelische Konflikte als Dämonen gefürchtet. Man deutete sie ausnahmslos als fremde Wesen, die mit dem jeweiligen Menschen nichts zu tun haben und ihn besessen machen, eine Auffassung, die uns heute überzogen anmutet, weil wir mittlerweile der Meinung sind, dass die meisten Konflikte aus dem Unbewussten des Betroffenen selbst kommen. Nun gibt es auch heute noch vereinzelt praktizierende Schamanen, deren Auffassung über den Konflikt so völlig anders ist, und einige Patienten haben vor meiner Untersuchung solche Schamanen aufgesucht. Weil diese Patienten ihre Konflikte immer noch gehabt haben, möchte ich bezweifeln, dass größere Konflikte durch schamanistische Techniken aufgelöst werden können. Bei kleineren Konflikten, die man bei Naturvölkern häufiger findet, bin ich mir jedoch sicher, dass der Schamane erfolgreich sein wird (sofern er nicht schwarz-magisch arbeitet und dem Patienten noch mehr Konflikte anhext). Wir als Menschen der Hochzivilisation sind dagegen in der Mehrzahl "alte Seelen", das heißt, wir haben aus unseren früheren Leben vergleichsweise größere Konflikte mitgebracht, so dass der Schamane sie nicht mehr so einfach auflösen kann (wenn er das überhaupt noch schafft).

Eine zweite, dem Schamanismus verwandte, ebenfalls stark zurückgedrängte Form der Konfliktdeutung findet sich im Exorzismus. Vereinzelt gibt es noch Priester, die Exorzismus ausüben. Bezeichnenderweise sind sie oft in ländlichen Gebieten der Dritten Welt tätig, wo meiner Meinung nach kleinere seelische Konflikte häufiger vorkommen, die leichter auf Dämonenaustreibung ansprechen. Vermutlich können sich teuflische Dämonen und übelwollende Geister (häufig neidische Verstorbene) leichter an solche einfach strukturierten Menschen heranmachen und sie besessen machen.

Dagegen behauptet der katholische Priester Riccardo Nardo, der im Kongo als berühmter Exorzist tätig ist, in einem Interview "Der Exorzist" von David Signer, Weltwoche Ausgabe 27/03: "Dämonen sind keine afrikanische Spezialität. Sie existieren auch in Europa. Es ist unverantwortlich, dass sich die Priester unter dem Vorwand der Fortschrittlichkeit aus ihrer Pflicht stehlen. Viele Psychiatriepatienten sind in Wirklichkeit besessen, und die Ärzte können ihnen nicht helfen." Ich stimme Herrn Nardo völlig zu, dass böse Geister, "hungrige Dämonen" und diabolische Wesen als reale Figuren der geistigen Welt anzusehen sind und dass es einen Rückschritt bedeutet, dieses uralte Wissen zu ignorieren und als Aberglaube abzutun. Denn einmal wird die Therapie solcher Besessenheiten stümperhaft bis ignorant werden müssen, wenn man die zugrundeliegende Ursache leugnet, zum anderen tut man den Geistern natürlich einen Gefallen, weil sie dann ungestört weitermachen können.

Nun fordere ich nicht, dass Psychiater zukünftig mit Weihwasser und Kruzifixen über ihre Stationen laufen, aber es gibt moderne Möglichkeiten, etwa die, das Andocken böser Dämonen dadurch unmöglich zu machen, dass man die inneren Konflikte des Bessenenen mit unserem System energetisch auflöst. Man versperrt den Dämonen dadurch die Eintrittspforte, wodurch ich gute Erfolge bei Psychose-Patienten gesehen habe. Des Weiteren sollte sich die Psychiatrie dem Spirituellen öffnen, denn man kann schlecht im Geistigen arbeiten, wenn man die grundlegenden Tatsachen der geistigen Welt leugnet und ausschließlich naturwissenschaftlichmaterialistisch denkt.

DIE KLASSISCHE PSYCHOANALYTISCHE THEORIE

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Das Revolutionäre an Sigmund Freud war seine Behauptung, dass Konflikte als etwas Verdrängtes und vor allem etwas Innerseelisches anzusehen sind, also als seelische Bereiche, die eine gewisse Eigenständigkeit aufweisen und sich im Unterbewusstsein des Betreffenden aufhalten. Diese Erkenntnis stellt einen großen Fortschritt gegenüber dem schamanistischen Denken dar, indem sie viele Projektionsversuche korrigieren hilft und innerseelische Realitäten zurechtrückt. Dieser Erkenntnisgewinn ist jedoch mit dem Nachteil erkauft worden, dass die Psychoanalyse nichts mehr von außerseelischen Geistwesen wissen will, die mir ebenfalls bedeutsam zu sein scheinen und die wichtigste Grundlage des Schamanismus darstellen.

Ein anderes Problem der Psychoanalyse ist die Ausschließlichkeit der Konfliktdeutung, die sich nur auf die verdrängte Sexualität beschränkt. Der Ursprung der Konflikte wird heute von der Mehrzahl der Psychoanalytiker in einem anderen Licht gesehen. Ein Hauptgrund dürfte sein, dass bis heute niemand die Freudsche Theorie wissenschaftlich nachweisen konnte. Zudem fördert das simple Schuldmodell der klassischen Psychoanalyse, das Traumata ausschließlich frühkindlich deutet, auch Übertreibungen wie jene des kindlichen Missbrauchs, das manche Menschen heute überall wittern, selbst wenn man seine eigenen Kinder herzlich drückt. Wenn man alles Böse in der Kinderstube ortet, entsteht daraus zwangsläufig eine stark verzerrte Weltanschauung, die andere bedeutende Konfliktursachen vollkommen ausblendet.

Ganz fatal scheint mir aber zu sein, dass kaum ein Patient mit dem analytischen Modell einverstanden ist, wenn man es ihm in einfachen Worten erklärt, denn es beruht auf einem allzu simplen Konversionsmodell, das überwiegend nur beim hysterischen Charakter seine Gültigkeit hat. Nun kann eine vom Patienten nicht mitgetragene Erklärung seines Krankheitsbildes erfahrungsgemäß kaum eine therapeutische Wirksamkeit entfalten. So versteht man besser, dass die Bewusstwerdung und das emotionale Durcharbeiten (die beiden therapeutischen Hauptwerkzeuge der Psychotherapie) zur Konfliktheilung erfahrungsgemäß häufig nicht ausreichen und Widerstände des Patienten häufig nichts mit dessen seelischer Thematik zu tun haben, sondern mit der Methode selbst.

ORGANMINDERWERTIGKEIT UND MODERNE PSYCHOSOMATISCHE THEORIEN

Generationen von Psychoanalytikern haben über die Frage krankheitsspezifischer Konflikte gestritten. Der wichtigste Vertreter einer solchen Auffassung war Alfred Adler mit seiner Theorie der Organminderwertigkeit. Nach Adler wird ein schwaches Organ zum Anlass einer Kompensation, so dassseiner Meinung nach politische Machtpositionen oft von kleinwüchsigen Männern eingenommen werden. Mittlerweile wissen wir jedoch, dass großgewachsene Männer bessere Aufstiegschancen haben und die soziale Rangordnung viel stärker durch die Körpergröße und äußere Schönheit definiert wird als durch Kompensationsversuche kleiner, nicht so gut aussehender Menschen. Hinter Adlers Idee steht jedoch die richtige Erkenntnis, dass seelische Konflikte durchgehend zu Störungen des Selbstwertgefühls führen und nach Ausgleich drängen.

Ein weiteres Problem betrifft Adlers allzu simple Gleichung von Organminderwertigkeit und seelischer Störung, die heute von der Mehrzahl aller Psychoanalytiker abgelehnt wird. So schreibt Hoffmann in seinem Lehrbuch "Neurosenlehre, Psychotherapeutische und Psychosomatische Medizin": "...dass letztlich jeder Konflikt über seinen psychobiologischen Niederschlag zu jedem Störungsbild beitragen kann". Jeder erfahrene Therapeut weiß, dass sich eine Angsterkrankung hinter unterschiedlichsten Beschwerden verstecken kann, seien es Herzrythmusstörungen, Kreuzschmerzen oder Erschöpfungszustände. Die aus Redensarten bekannte Gleichsetzung von "Wut" mit "Bauch" oder "Ärger" mit "Magen" beweist, dass der gleiche Körperbereich – also hier Magen bzw. Bauch – von unterschiedlichsten Emotionen, nämlich Ärger oder Wut, befallen werden kann. Eine unterdrückte Wut oder Ärger kann genauso gut Asthmabeschwerden, Kopfschmerzen oder Colitis-ulcerosa-Schübe auslösen. Man kann deshalb nicht sagen, dass eine bestimmte Krankheit etwas mit einer bestimmten unterdrückten Emotion zu tun hat.

Genauso ist es nach meiner Einschätzung nicht richtig, wie zahlreiche populäre Autoren behaupten, dass ein Organ bzw. eine Krankheit etwas Bestimmtes aussagen möchte, als handele es sich um eine Geheimsprache, die angeblich in symbolhafter Weise verraten soll, was im Kranken unbewusst vorgeht. Bis auf die (heutzutage kleine) Gruppe der Konversionskranken kann solch eine stark verengte Sichtweise als veraltet und sogar falsch angesehen werden, weil dadurch häufig therapeutische Irrwege beschritten werden. Darüber hinaus vermittelt sie dem Kranken unmissverständlich seine vermeintliche Schuld am Entstehen der Krankheit, wenn etwa Krebskranke als gehemmt und zu angepasst gelten oder wenn Krebs als psychosomatische Autoaggression aufgefasst wird.

So konnten psychologische Tests nachweisen, dass Krebskranke von Nichtkrebskranken nicht zu unterscheiden waren, solange die Diagnose nicht bekannt war. Man kann daraus schlussfolgern, dass Krebskranke erst dann in Apathie, Angepasstheit, Autoaggression und Depression versinken, wenn ihnen mitgeteilt worden ist, welche potenziell tödliche Krankheit sie haben. Wenn man Krebskranke nun als gehemmt oder depressiv empfindet und behauptet, das wären krebsbegünstigende Charaktereigenschaften, erhebt man fälschlicherweise eine Ursache zur Wirkung. Jeder erfahrene Arzt kennt seelisch harmonische, selbstbewusste und lebenstüchtige Menschen, die unerwarteterweise Krebs bekommen. Eine krebsfördernde Persönlichkeitsstruktur erscheint mir deshalb äußerst fragwürdig und ich bin ihr in der Praxis selten in der Klarheit begegnet, wie das von ihren Protagonisten behauptet wird.

Eine ganz andere Situation entsteht, wenn seelische Traumata wie der Tod eines Kindes zur erhöhten Sterblichkeit mit vermehrten Krebs- und Kreislauferkrankungen von Müttern führt. Aus dieser an sich richtigen, wissenschaftlich mittlerweile nachgewiesenen Beobachtung entwickeln nun manche Autoren (G. R. Hamer u. a.) eine regelrechte Traumatheorie des Krebses, die mir völlig überzogen erscheint. Krebs ist nach meinen jahrzehntelangen Erfahrungen keineswegs immer mit Traumata in der Anamnese verknüpft. Natürlich schwächen Traumata das Immunsystem, aber das tun sie nicht alleine, weil Krebs als multifaktorielle Erkrankung bekanntlich von zahlreichen Faktoren wie genetischen Schwachstellen, falscher Ernährung, Geopathie usw. mitbedingt wird.

DAS WACHSTUMSMODEL VON C. G. JUNG

Wenn jeder Mensch tief in seinem Unbewussten eine größere Harmonie (das "wahre Selbst" nach C. G. Jung) in sich trägt, die er normalerweise nicht verwirklichen, geschweige denn ausleben kann, entsteht eine innere Frustration. Daraus erwächst verständlicherweise ein großes Bedürfnis, diesen besseren Seelenzustand zu erreichen, den man unterschwellig spürt und nur in seltenen Momenten erreicht. Konflikte sind nach C. G. Jung besonders große Hemmnisse auf diesem Weg, die uns von unserem wahren Selbst getrennt halten. Deshalb geben uns Konflikte den Ansporn, über uns selbst und die Begrenzungen der gewöhnlichen Persönlichkeit hinauszuwachsen – eine Sichtweise, die mir deshalb so nützlich erscheint, weil sie verständlich macht, wozu Konflikte überhaupt gut sind. Sie funktionieren als der Stachelim Fleisch, der uns entscheidende seelische Wachstumsimpulse zur Individuation gibt (womit Jung die Selbstwerdung meint, d. h. die Integration größerer, vorher unbewusster seelischer Anteile). C. G. Jung erklärt deshalb nach meiner Einschätzung sehr gut das Wozu von Konflikten, hat aber ebenso wie Freud das Problem, den Konflikt selbst zu erkennen und richtig und umfassend zu deuten.

KONFLIKT-ERKLÄRUNGSMODELLE DURCH TRANCE UND KÖRPERTHERAPIE

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Eine ganz andere Deutungsebene wird sichtbar, wenn der Patient in herabgesenkten Bewusstseinszuständen, oft unterstützt durch Körperpsychotherapie wie Hyperventilation, ekstatisches Tanzen, Hypnose usw. in andere seelische Bereiche gelangt, die mit einem seelischen Konflikt zusammenzuhängen scheinen. Viele Menschen nehmen alles für bare Münze, was in solchen Zuständen berichtet wird. Durch Vergleich geschilderter Kindheitserinnerungen oder karmischer Erlebnisse wurden jedoch in Einzelfällen erhebliche Erinnerungslücken und sogar regelrechte Lügen aufgedeckt. Entweder stimmten Unfallschilderungen nicht mit den damaligen Augenzeugenberichten, Polizeiprotokollen usw. überein oder karmische Erinnerungen entpuppten sich beispielsweise als wiedererinnerte, früher gelesene Groschenromane.

Natürlich gibt es auf der anderen Seite zahllose Fälle, wo die Erinnerung an ein seelisches Trauma glaubhaft klingt und es vermutlich auch sein wird. Man sollte solchen Schilderungen deshalb eine gewisse Skepsis entgegenbringen und zusätzlich wissen, dass astrale Wesenheiten in der geistigen Welt zu "Verschmutzungen" von Informationen führen können, so dass nicht alle Tranceerlebnisse authentischen Erlebnissen der betreffenden Person entsprechen müssen. Doch abgesehen von solchen Einwänden treten Konfliktinhalte in herabgesenkten Bewusstseinszuständen viel ehrlicher und klarer hervor als bei bloßen Gesprächen. Insbesondere bei Intellektuellen wirkt der Verstand als permanenter Widerstand, der das Bewusstwerden tieferer Konfliktebenen blockiert. Schaltet man ihn teilweise aus, gelangt man viel leichter an den eigentlichen Konfliktinhalt.

SYMBOLHAFTE UND PROJEKTIVE KONFLIKTDEUTUNG

Das älteste Verfahren dieser Art ist der Rohrschachtest. Anfänglich wurde der Test mit den berühmten Tintenklecksen als objektives Diagnostikum eingestuft, doch seine Ergebnisse gelten mittlerweile unter Fachleuten als unzuverlässig. Eine moderne Variante ist der Lüscher-Farbtest, mit dem ich selbst über keine Erfahrungen verfüge. Bei projektiven Tests überträgt man seine Gefühle auf Gegenstände wie Tintenkleckse oder auf seelisch imaginierte Phantasiegestalten wie etwa die eigene Mutter. Bei den symbolhaften Verfahren sind dagegen reale Personen Stellvertreter bzw. Symbole anderer Personen. Zu diesen Methoden zählt vor allem das Familienstellen Bert Hellingers. Dabei wird gewissermaßen das emotional-energetische Familienfeld zum Resonanzboden des Unbewussten für all jene Teilnehmer, die als Stellvertreter aufgestellt worden sind.

Der Familientherapeut spürt nun, wohin die Emotionen und die Energie geht – beispielsweise oft in "Leerstellen", wohinter sich dann Ausgestoßene verbergen. Erfahrene Familientherapeuten ebenso wie Aufgestellte scheinen sich nach meinen Beobachtungen und dem, was mir erzählt wurde, in einem herabgesenkten Bewusstseinszustand zu befinden. Man kann in gewisser Weise von einem tranceartigen Zustand sprechen, bei dem es bekanntlich zu Wahrnehmungsausfällen und Verzerrungen kommt. Erfahrene Familientherapeuten berichten von erheblichen Unterschieden beim Aufstellen gleicher Familien, je nachdem in welcher Situation und mit welchen Personen aufgestellt wird, so dass solche subjektiven Verzerrungen daran beteiligt sein dürften.

Trotz dieser Einschränkungen haben meine Frau und ich bei Testungen mit der Psychosomatischen Energetik gesehen, die wir vor dem Familienstellen durchgeführt haben, dass die Konfliktdarstellung beim Familienstellen sehr gut mit unseren vorherigen Tests übereinstimmte (wobei die Testperson nichts über unser Testergebnis mitgeteilt bekam, um sie nicht zu beeinflussen). Das Familienstellen scheint deshalb gut geeignet, Konflikte darzustellen und als Initialmethode katalytisch zu wirken, jedoch scheint sie kaum in der Lage zu sein, Konflikte zu heilen, wie jahrelange Testungen bei zahlreichen verschiedenen Patienten vor und nach dem Familienstellen gezeigt haben. Es empfiehlt sich deshalb, Konflikte nicht nur aufzustellen, sondern auch energetisch aufzulösen.

PSYCHOKINESIOLOGIE

Die Qualität der Konfliktdeutung steigt mit zunehmender Annäherung an das Unterbewusste und natürlich genauso mit dem Bemühen, mit dem der Therapeut auf eigene Wahrnehmungsfilter verzichtet und einfach nur sieht, was aus dem Unbewussten aufsteigt. Bei der Psychokinesiologie sind alle genannten Voraussetzungen erfüllt, d. h. sie ist schnell, man kann damit (bis auf einige wichtige Einschränkungen) Konflikte gut erkennen und sie ist – was man auch nicht vergessen sollte – recht preiswert und einfach zu realisieren. Doch die Psychokinesiologie hat gegenüber der Psychosomatischen Energetik zwei entscheidende Nachteile: erstens besteht eine relativ große Testunsicherheit, die mit dem Phänomen des Mentaltestens zusammenhängt. Sobald sich nämlich der Tester gedanklich bestimmte Fragen stellt, was bei der Psychokinesiologie elementar dazugehört, steigt die Fehlerquote bei vielen Testern dramatisch an.

Viel bessere Ergebnisse erzielt man, wenn man wie bei der Psychosomatischen Energetik mit Testampullen und einem Testgerät arbeitet. Man kann dadurch viel leichter in einen entspannten Alphazustand kommen und bekommt viel weniger Fehler. Viele Psychokinesiologen kombinieren deshalb die Psychosomatische Energetik mit ihrem System. Der zweite Nachteil der Psychokinesiologie beruht auf der therapeutischen Ineffizienz, weil Konflikte nach meinen Erfahrungen und denen zahlreicher anderer Tester energetisch gelöst werden müssen. Auch hier ist es ratsam, die Konflikte energetisch mit der Methode der Psychosomatischen Energetik unbedingt aufzulösen, weil das mit Farbbrillen, Beklopfen usw. dauerhaft oft nicht möglich ist – durch solche Manöver wird der Konflikt meist nur zeitweise "entkoppelt" und dadurch eine Besserung simuliert, die aber erfahrungsgemäß nicht anhält. Trotz dieser Einschränkungen eignen sich solche Verfahren als Akuttherapie, um schnell deutliche Effekte zu erzielen.

DAS KONFLIKTMODELL DER PSYCHOSOMATISCHEN ENERGETIK

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Jeder einmal entstandene Konflikt hat zwei Auswirkungen, die bei der Deutung eine Rolle spielen: erstens entsteht durch den Konflikt eine permanente "Energieräuberei", die zu Störungen des feinstofflichen Feldes und langfristig zu Stoffwechselstörungen führt. Das erklärt, warum Konflikte auf Dauer körperlich krank machen. Prinzipiell kann jeder Konflikt jede Krankheit hervorrufen, etwa indem er die körpereigenen Reparaturvorgänge blockiert und dadurch eine genetische Krebsneigung zum Vorschein kommt. Bei den meisten chronischen Krankheiten sind deshalb Energiestörungen nachweisbar, hinter denen wiederum seelische Konflikte als eigentliche Ursache verborgen sind.

Die zweite Auswirkung beruht auf der Änderung der seelischen Gesamtlage durch einen Konflikt. Dabei versucht sich der Konflikt im Unbewussten zu verstecken, ebenso wie der Konfliktträger seine Wesens- und Verhaltensänderung durch den Konflikt oft vor sich und anderen verleugnen möchte. Das erklärt, warum es so außerordentlich schwer ist, Konflikte zu erkennen und zu deuten. Nimmt man dagegen definierte homöopathische Testsubstanzen, die bestimmten Konfliktinhalten entsprechen, ist die Aufdeckung von Konflikten viel müheloser und vor allem viel unbestechlicher. Ich hoffe deshalb, dass die Psychosomatische Energetik, bei der wir so vorgehen, mehr und mehr zum Goldstandard der Konfliktdeutung werden wird.

FAZIT

Ich glaube, dass die Konfliktdeutung bis zu einer gewissen Annäherung objektiv sein kann, weil nämlich unterschiedliche Untersucher auf verschiedenen Wegen zu identischen Schlussfolgerungen gelangen. Konfliktdeutung ist also salopp gesagt keineswegs eine "Kaffeesatzleserei", sondern eine relativ objektive Interpretation. Dabei stehen zu allererst pragmatische Gesichtspunkte im Vordergrund, welche Methode man wählt, d. h. wie erreiche ich als Therapeut mit einem Minimum an Aufwand das Maximum an diagnostischer Treffsicherheit und – in einem späteren Schritt – an therapeutischer Effizienz. Moderne Methoden wie das Familienstellen, die Psychokinesiologie und die Psychosomatische Energetik erscheinen mir gegenüber anderen Methoden eindeutig im Vorteil zu sein.

 


Dr. Reimar Banis
Facharzt für Allgemeinmedizin/Naturheilverfahren
Rathausstraße 11, A-6900 Bregenz
Telefon 0043 /5574-5 84 60, Fax -5 84 90
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www.drbanis.com

Geboren in West-Berlin. Seit 1975 Heilpraktiker. Seit 1985 als Allgemeinarzt niedergelassen in einer Gemeinschaftspraxis mit seiner Ehefrau. Spezialgebiete sind Herde, Chakren, Geopathie, Entgiftungstherapie und Energiemedizin. Mitentwicklung des Segmentelektrogramms und der Thermoregulation. Weltweite Seminartätigkeit und Veröffentlichung eines Lehrbuchs für Therapeuten "Psychosomatische Energetik", einer neuen, von Reimar Banis entwickelten naturheilkundlichen Methode.

Literatur:
Banis, R.: Durch Energieheilung zu neuem Leben, Verlag Via Nova, Petersberg 2002
Hoffmann, Sven: Neurosenlehre, psychotherapeutische und psychosomatische Medizin, Schattauer, Stuttgart 1999
Klußmann, Rudolf: Psychosomatische Medizin, Springer, Heidelberg 1998
Jiong Li et al.: Mortality in parents after death of a child in Denmark: a nationwide follow-up study, Lancet 2003; 361: 363–67
Jeffrey M. Masson: Die Abschaffung der Psychotherapie, München, C. Bertelsmann Verlag 1991
Schwarz R.: Die Krebspersönlichkeit – Mythos und klinische Realität, Schattauer, Stuttgart, New York 1994
Stein, Murray: C. G. JUNGs Landkarte der Seele, Walter Verlag, Düsseldorf/Zürich 2000