Die Freie Psychotherapie hat die große Chance, die akademischen und institutionellen Zwangsjacken abzulegen
Am 17. März 2006 wurde Heinz Rosmanneck 90 Jahre alt
Der VFP gratuliert und dankt seinem Altpräsidenten
Am 17. März 1916 wurde Heinz Rosmanneck, unser langjähriger Präsident, geboren. Wir möchten seinen 90. Geburtstag zum Anlass nehmen, sein erfolgreiches Wirken für den Verband und für den Berufsstand der Psychologischen Berater und freien Psychotherapeuten noch einmal zu würdigen. Erst vor drei Jahren (mit immerhin 87!) hat er sich aus der aktiven Verbandsarbeit in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Davor liegen viele bewegte und bewegende Jahre.
In einem Alter – nämlich mit 75, in dem andere sich schon längst endgültig zur Ruhe gesetzt haben, hatte er den Impuls und Elan, zusammen mit anderen engagierten Praktikern, Wissenschaftlern und Ausbildungsleitern den "Freien Verband Deutscher Psychologen, Psychotherapeuten und Psychologischen Berater" (den heutigen VFP) zu gründen, weil er die dringende Notwendigkeit erkannte, den Berufsinteressen der psychologischen Berater und freien Psychotherapeuten eine einheitliche und durchdringende Stimme zu verleihen. Als zweiter Vorstand führte Heinz Rosmanneck unseren Verband bis 1996 mit Umsicht, Tatkraft und Begeisterung für die Sache. Er schrieb regelmäßig einen "Präsidentenbrief", berief einen wissenschaftlichen Beirat aus namhaften Persönlichkeiten und machte den Beruf des "Psychologischen Beraters" und des "Freien Psychotherapeuten" in der Öffentlichkeit und auch im politischen Raum bekannt.
Unzählige Male protestierte er bei Gesundheitsämtern gegen unfaire Prüfungsbedingungen, intervenierte bei anderen Behörden gegen Einschränkungen der Niederlassungsfreiheit, kontaktierte benachbarte Berufsverbände, beteiligte sich als Sachverständiger an Anhörungen im Bundestag und unterstützte und ermutigte immer wieder Kolleginnen und Kollegen bei der Praxisgründung und Praxisführung.
Für all das möchten wir ihm im Namen des Vorstands, des Beirats und aller Mitglieder ganz herzlich Dank sagen!
"DIE LIEBE ZUM MENSCHEN IST GRUNDLAGE DER PSYCHOTHERAPIE"
So beschrieb der gelernte Wirtschaftsingenieur Heinz Rosmanneck in einem Zeitungsinterview vor 10 Jahren sein Leitmotto, das ihn in der Mitte seines Lebens eine berufliche Wendung vom erfolgreichen Industriemanager und Firmeninhaber zum Psychotherapeuten vollziehen ließ: "Die furchtbaren Erfahrungen des Krieges, ich selbst bin schwerkriegsbeschädigt, haben nach und nach die Überzeugung in mir reifen lassen, dass die konfliktbeladenen Mitmenschen vor allem seelischen Beistand, psychologische Hilfe brauchen – mehr als materielles Hab und Gut. Mein ältester Sohn wurde in einer Bombennacht geboren und durch einen dramatischen Zwischenfall verletzt. Als sich herausstellte, dass er für immer behindert sein würde, reifte in mir der Entschluss, mich der Psychologie zuzuwenden, und ich nahm 1972 das Studium auf. Nach meiner Auffassung ist eine fundierte theoretische Ausbildung unbedingt wichtig, aber praktische Lebenserfahrung des Therapeuten ist das allerbeste Rüstzeug für seine spätere Tätigkeit. Ebenso auch die tiefe Liebe zum Mitmenschen. Die Freie Psychotherapie hat die große Chance, die akademischen, die institutionellen Zwangsjacken abzulegen."
1976 ging Heinz Rosmanneck nach Freudenberg ins Siegerland und gründete hier eine Praxis für Psychologische Beratung, in der zeitweilig mehrere Therapeuten gleichzeitig arbeiteten. Aus den Erfahrungen dieser Jahre entstand sein immer noch nachgefragtes Buch "Das kleine 1 x 1 der Psychologie, Psychotherapie und Hypnose", neu erschienen im Verlag Videel (ISBN 3-89906-157-8). In diesem Grundlagenwerk, das man auch heute noch uneingeschränkt als Einführungs- und Nachschlagewerk empfehlen kann, hat Heinz Rosmanneck seine Arbeitsgrundsätze, seinen Beratungsansatz und seine kreativen Vorgehensweisen in der Begleitung von Klienten mit den unterschiedlichsten und z. T. schwierigsten Problemstellungen anschaulich dargestellt.
Immer wieder überprüft und reflektiert worden sind die Bausteine dieses Fachbuchs in verschiedenen Ausbildungsgruppen, die Heinz Rosmanneck im Laufe der Jahre durchführte, um sein Wissen und seine Erfahrungen weiterzugeben und den Berufsnachwuchs an Psychologischen Beratern sicherzustellen.
Diesem letztgenannten Ziel dienten auch die vielfältigen Aktivitäten von Heinz Rosmanneck auf der politischen Bühne, insbesondere bei Gesprächen mit Bundestagsabgeordneten und auch mit dem damaligen Gesundheitsminister Horst Seehofer im Zusammenhang mit der Vorbereitung des dann 1999 endgültig verabschiedeten Psychotherapeutengesetzes. Zwar gelang es dem Verband hier nicht, eine Legaldefinition des "Psychologischen Beraters" durchzusetzen, aber immerhin wurde in § 1 des PsychThG im letzten Absatz eine Definition dessen hinzugefügt, was nicht zur Psychotherapie gehört, nämlich: "Zur Ausübung von Psychotherapie gehören nicht psychologische Tätigkeiten, die die Aufarbeitung und Überwindung sozialer Konflikte oder sonstiger Zwecke außerhalb der Heilkunde zum Gegenstand haben." – "Und das ist", so Heinz Rosmanneck, "genau das Arbeitsgebiet des Freien Psychologischen Beraters."
ÜBERALL FEHLT ES AN QUALIFIZIERTEN PSYCHOTHERAPEUTEN UND PSYCHOLOGISCHEN BERATERN
Insofern hat Heinz Rosmanneck durch sein Engagement ganz wesentlich dazu beigetragen, die Berufsmöglichkeiten für den Psychologischen Berater und den Psychotherapeutischen Heilpraktiker zu sichern und vielen tausenden von nachfolgenden Kolleginnen und Kollegen den Weg in eine selbstständige berufliche Tätigkeit auf diesem Feld zu ebnen. Seine Prognose, die er 1996 hierzu abgab, hat auch heute noch uneingeschränkte Gültigkeit: "Überall in Deutschland fehlt es an qualifizierten Psychotherapeuten und Psychologischen Beratern, und die Klienten werden immer mehr. Das hängt eng mit den Entwicklungen im gesamten Familien-, Berufs- und Wirtschaftsleben zusammen. Wer also ausreichend Lebenserfahrung sowie eine solide Ausbildung besitzt, dazu ein großes Quantum an Liebe und Verständnis für den hilfesuchenden Menschen hat, indem er dessen Konflikte, Schmerzen, Frustrationen nachempfindet – wer also diese drei Kriterien wirklich mitbringt, der wird auch Erfolg haben in der Praxis. Ich meine, dass auch die Psychologische Beratung mehr und mehr an Bedeutung gewinnen wird. Hier geht es um ,Vorbeugung, um Prävention’, das heisst, der Psychologische Berater schützt den Menschen davor, psychosomatisch krank zu werden.
Er gibt Lösungsvorschläge zur Bewältigung der Lebensprobleme. Immer mehr Menschen kommen mit sich und ihrem Umfeld nicht mehr klar. Ihnen ist nicht mit hohlen Predigten, elitärem Gehabe oder esoterischem Klimbim gedient, sondern mit sachkundigem Engagement, mit Aktivität und immerwährender idealistischer Bereitschaft. Deshalb möchte ich meinen jungen Kollegen auch meinen Wahlspruch mit auf den Weg geben: ,Wer die Gottesgabe der Begeisterung hat, wird wohl älter, aber niemals alt.’"
Heinz Rosmanneck ist das beste Beispiel dafür!
Eckhardt W. Martin / Dr. Werner Weishaupt