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Weibsbilder – Warum wir unbedingt gendern sollten?

207601456 Karriereleitern
Vieles an diesem Jahr, wie schon am vergangenen Jahr, ist eigenwillig, befremdlich, anders, verstörend, beängstigend. Wir suchen Antworten und finden noch mehr Fragen und oftmals wünschen wir uns, dass da eine oder einer kommt uns zu retten und zu sagen, welcher Weg der richtige für uns ist. Wir wünschen uns vielleicht Gradlinigkeit, Durchsetzungsfähigkeit, Stärke und Kraft bei denen, die uns politisch lenken ... und oft genug verbinden wir genau diese Eigenschaften mit dem Mann.

Und was uns bislang so sicher schien: Demokratie, Gleichheit, Freiheit, diese Begriffe verkommen in unseren Gedanken und oft genug auch im Handeln um uns herum zu leeren Worthülsen, wabern wie Luftbläschen im Wasser um uns herum und bekommen für manchen Menschen einen ganz neuen Stellenwert. Im Angesicht der Gefahr wandelt sich zudem vieles bzw. es wird sichtbar, was uns zuvor unsichtbar diffus doch eigentlich ganz gerecht vorkam.

Zum Beispiel das Frauenbild: Es sind überwiegend Mütter, die von Homeschooling betroffen sind und von der Problematik, Homeoffice und Homeschooling unter einen Hut zu bringen. Und die Gesellschaft mutet ihnen das zu. Ansonsten wären Konzepte, die den digitalen Unterricht vereinfachen oder die Betreuung an die gesellschaftlichen und pandemischen Notwendigkeiten anpassen, ausgefeilter.

Wären Männer stärker betroffen, wir würden uns nicht mit dieser Situation abfinden. Seien Sie versichert, es gäbe Lösungen. So sind es „natürlich“ wieder die Frauen, die, wie man in den Medien lesen konnte, zuerst arbeitslos werden, da sie häufiger als Männer Teilzeit oder auf Minijobbasis, als Aushilfe oder gleich ganz ohne Anmeldung arbeiten, z. B. im Haushalt. Es sind Frauen, die am meisten unter Kurzarbeit leiden, da sie prozentual viel häufiger in schlechter bezahlten Jobs tätig sind. Sie sind erschöpfter, weil sie zuhauf in sozialen und pflegerischen Bereichen arbeiten, die gerade jetzt besonders betroffen sind. Und sie sind angespannter, da ihnen als Müttern in der Regel die Verantwortung für die Kinder obliegt, nicht zuletzt aus Gründen, die eben in der Teilzeit und der schlechteren Bezahlung zu finden sind.

Ein „wunderbarer“ Kreislauf, der zu Coronazeiten besonders sichtbar wird. So viel Stress macht krank. Wenn diese Frauen also zu uns kommen, als Klientinnen, Patientinnen, Seminarteilnehmerinnen, können wir das Dilemma erkennen und berücksichtigen, bei all dem, was wir raten oder empfehlen?

Vor einigen Wochen, in diesen Zeiten von Homeschooling, arbeitete ich mit meinem kleinen Enkel am Thema Märchen. Logisch und folgerichtig hatte die Lehrerin uns beide so weit geführt, dass wir alle Stilmittel, die ein Märchen benötigt, beieinander hatten, und somit beginnen konnten, selbst eines zu schreiben. So weit, so gut ... das Problem, das mir jedoch auffiel und das ich dem kleinen Mann irgendwie nahebringen musste und wollte, war ein anderes. Manche Stilmittel, die ein Märchen ausmachen, sind simpel diskriminierend, sexistisch, rassistisch.

296921290 GleichstellungÜberhaupt erscheint auch im Jahr 2021 die Sprachvarietät bezüglich der gemeinten und „mitgemeinten“ Menschen am Gymnasium augenscheinlich sehr eingeschränkt. Da wird „der Held“ erwähnt, der kluge Junge besteht die schwersten Prüfungen, setzt sich durch gegen alles Böse und am Ende bekommt er die schöne Prinzessin, die er oft genug zuvor irgendwie gerettet und die er nun mit seiner Heldentat für sich gewonnen hat. Natürlich gibt es in Märchen, und so sie heute besprochen werden, auch Heldinnen. Aber sie sind und bleiben – und dies auch in der Bearbeitung in der Schule – in der absoluten Minderheit und sie glänzen durch Anmut, Sittsamkeit, Schüchternheit und Reinheit – im Gegensatz zum Dunklen, Bösen.

Der Böse/der Gegenspieler erscheint aufgrund der Ausrichtung unserer Sprache auf die männliche Form in ebendieser, dabei ist das Böse im Märchen zum großen Teil weiblich dargestellt. Wir finden die „böse Stiefmutter“, die in den ersten Grimm`schen Märchen noch die „böse Mutter“ war, bis es geändert wurde, oder uns begegnet häufig „die böse Hexe“.

Der Vater hingegen, egal ob König oder Bauer, ist meist zwar etwas schwach und hilflos, aber im Herzen gut und von der bösen Stiefmutter nur verhext oder betrogen worden. Sie werden vielleicht einwenden: Aber was ist mit der guten Fee? Ja, die gibt es natürlich und sie hilft. Aber sie tut dieses auf eine Weise, die dem Klischee von reiner Weiblichkeit entspricht, was immer das sein soll. Die Schule von heute arbeitet nicht wirklich an diesen anachronistischen Geschlechtszuordnungen, sie spricht diese weder an noch achtet in ihrem Schreibstil darauf, dass Wertstellungen und Wahrnehmungen überarbeitet und neu sortiert werden können, und ignoriert, dass Sprache ein wirkmächtiges Mittel ist.

Das Verbot von Wörtern allein ändert direkt und unmittelbar zwar nichts, Sprache hat jedoch unmittelbaren Einfluss auf unsere Wahrnehmung, zementiert durch Stetigkeit und Regelmäßigkeit, mit der sie uns begegnet, bedient alte Festlegungen und hindert uns daran, zu einem anderen, einem neuen Verständnis zu gelangen. Insofern sind in meinen Augen nicht die Märchen an sich das Problem, sondern es ist der Umgang der heutigen Pädagogik mit dem Weltbild von Schülerinnen und Schülern, es ist auch der Umgang mit der Sprache. Sie werden jetzt vielleicht auch sagen: Ach nein, nicht schon wieder gendern, nicht eine neue Baustelle, wo wir so viele andere haben, nicht „me too“ und überhaupt, haben wir keine anderen Probleme? Doch, haben wir, aber wir haben eben auch das neue alte Problem der Wahrnehmung der Frau in unserer Zeit, das Bild, das wir von ihr haben. Und weil es dieses Problem nun einmal gibt, haben wir zahlreiche andere, und nicht zuletzt eine zunehmende Zahl der Femizide in Deutschland, die wir nicht hätten, könnten wir das eine Problem lösen.

Wir lösen es aber nicht, wir wenden uns ab, wir wehren uns mit Händen und Füßen, als sei Sprache etwas in Stein Gemeißeltes, geschaffen für die Ewigkeit. Dabei ändert sie sich beständig. Und niemand von uns spricht noch so wie vor 100 Jahren oder auch nur vor 50, von der jeweiligen Jugendsprache, die sich natürlich auch in die traditionelle Sprache einschleicht, ganz zu schweigen. So fragte mich neulich mein Enkel: Was ist ein Fräulein? Geil, oder ... besser cool?

Die Wahrnehmung der Frau als Heilige oder Hure, als Mutter, oft genug noch frei nach Freud, beeinflusst unsere Arbeit im Coaching, in der Heilpraktik, Beratung und Pflege. Denn Hand aufs Herz: Können Sie einen Eid darauf schwören, dass die Wahrnehmung des Menschen, der vielleicht mit seinen Problemen gerade vor Ihnen sitzt, unbeeinträchtigt bleibt von gesellschaftlichen Annahmen, von Bildern, von psychologischen und therapeutischen Ansätzen, die möglicherweise in einer anderen Zeit stecken geblieben sind?

Ich kann es nicht. Aber ich weiß, dass meine ganz persönliche Wahrnehmung und mein Infragestellen von bislang hingenommenen Mustern und therapeutischen Ansätzen hilfreiche Mittel sind, wenn ich eine Person möglichst objektiv beraten möchte. Unlängst sprach ich mit einer Seminarteilnehmerin über dieses Thema – sie hatte eine andere Einstellung. Aber wir Frauen kriegen nun mal die Kinder, wir sind überwiegend die Pflegenden, die Heilenden, die die das soziale Leben innerhalb einer Familie zusammenhalten. Ja, ich konnte mich nicht enthalten, ein wenig sarkastisch eine Erinnerung aus meinem ersten Lesebuch hervorzukramen, in dem sinngemäß geschrieben stand: „Die Mutter steht am Herd und der Mann muss hinaus ins feindliche Leben.“ Ich merkte, so viel hat sich in den letzten 50 Jahren augenscheinlich nicht geändert.

Als ich diese Befürchtungen einer Freundin mitteilte, stimmte sie mir zu und ging sogar einen Schritt weiter, indem sie ausführte, dass wir schon wieder auf dem Rückweg seien. Mädchen lieben Rosa, spielen mit Puppen, die Hochzeit in Weiß sei das Ereignis und der Beruf „irgendwas mit Menschen“. Gendern hat man „nicht nötig“.

Man akzeptiert die schlechtere Bezahlung und die schlechteren Arbeitsbedingungen. Dass in unserer Wahrnehmung immer noch Stärke buchstäblich anders gewichtet wird als Feinmotorik und soziale Kompetenz. Wieso eigentlich? Warum müssen Frauen immer vertrauen, dafür sorgen, dass alle es gut haben, während sie geduldig zurückstecken? Ihnen bleibt die Hoffnung, dass alles gut geht. Geht es aber selten. 60 % aller Ehen werden geschieden. Auch aus diesem Grund ist Altersarmut ein überwiegend weibliches Problem.

Sollen Frauen nun also keine Mütter mehr werden, nicht das Soziale lieben, Männer im Gegensatz dazu schon? Ist Rosa minderwertig? Nein, natürlich nicht. Es gibt Eigenschaften, die prozentual betrachtet, mehr bei Frauen auftreten als bei Männern. Zudem ist mit der Farbe alles in Ordnung: Mädchen lieben nun einmal Rosa – zumindest viele. Das, was geändert werden muss, ist der Blickwinkel auf diese Eigenschaften, auf Vorlieben und all die Attribute, die einer Frau zugeschrieben werden. Was macht eine Frau zu einer Frau und einen Mann zum Mann?

Wie viel von einem Verhalten, von einer Fähigkeit, von einer Eigenschaft muss, darf, kann man haben, um als weiblich oder männlich wahrgenommen zu werden – und zwar positiv? Wie schnell urteilen wir bis heute negativ, wenn wir eine Eigenschaft bei einem Mann feststellen, die eigentlich dem weiblichen Geschlecht zugeordnet wird: So ein Weichei, denken wir schneller als uns lieb ist. Wenn vielleicht auch nur im Geheimen, so beeinflusst unser Gefühl, unsere Zuordnung doch auch unser Urteil und somit unser weiteres Vorgehen. „Diese Frau ist wirklich egoistisch, sie muss sich nicht wundern, wenn ...“ stellen wir fest, und hätten, wäre es ein Mann, der vor uns sitzt, wahrscheinlich konstatiert, dass hier ein durchsetzungsfähiger, vielleicht etwas zu dominanter Mann ein Problem hat.

Womit wir wieder bei der Sprache und ihrer Wahrnehmung sind: Dominant, durchsetzungskräftig = Mann = gut. Aber nur beim Mann. Dann jedoch als Maßstab aller Dinge.

Dabei tragen alle Menschen von allen Eigenschaften etwas in sich, nur in unterschiedlicher Ausprägung. Wie viel einfacher hätten wir es als Therapeutinnen, wenn wir wertfrei betrachten könnten, was uns begegnet, unser Blick lediglich darauf gerichtet ist, was für die Klient*in, die Patient*in zuträglich ist und am körperlich und seelisch gesunden Leben hindert?

In der traditionellen chinesischen Medizin existiert ein empfehlenswerter Ansatz. Sie arbeitet mit den fünf Elementen Wasser, Feuer, Holz, Metall und Erde. Ein Grundsatz lautet: Die Interaktion zwischen den fünf Elementen beschert Harmonie und sorgt somit für Ordnung. Am Ende eines Jahres vollendet die Sonne ihren Lauf und alles beginnt mit der ersten Jahreszeit, die man Frühling nennt, von Neuem. Dieses System kann man mit einem Ring vergleichen, der keinen Anfang und kein Ende kennt (freie Übersetzung aus „Traditional Acupuncture – The Law of the five Elements“ von Dianne M. Connelly, PH.D.). Auch wenn die traditionelle chinesische Medizin durchaus die Zuordnung von Attributen kennt und hier insbesondere Yin und Yang männliche und weibliche Eigenschaften beschreiben, so liegt der Schwerpunkt in der Beurteilung dieser Attribute jedoch weniger auf deren direkter Übertragung auf „den ganzen Mann“ oder die „richtige Frau“, sondern auf der Ausgewogenheit der verschiedenen Aspekte und Elemente. Ist ein Element, z. B. Feuer, zu stark in einem Menschen, ist es somit nötig, einen anderen Aspekt, der das starke Feuer ausgleichen kann, zu stärken.

Unsere westliche Medizin hingegen stellt immer noch darauf ab, das, was zu stark wirkt, zu schwächen – und das geschieht ebenfalls noch immer viel zu sehr aus einem männlichen Blickwinkel heraus. Die männlichen „Eigenschaften“ gelten als Maßstab der Dinge. Sie sind „stark“ – das Weib ist „schwach“. Bis heute. Darin liegt das Hauptproblem in unserer Gesellschaft, das verhindert, dass wir jemals in Harmonie und Einklang leben können und Behandlungs- und Beratungskonzepte finden, die unseren Klient*innen und Patient*innen wirklich helfen können.

Ich wage zu behaupten, dass wir weniger Menschen hätten, die sich in ihrem Körper nicht wohlfühlen, wenn wir nicht so plump und völlig überholt auf einer Sichtweise bestünden, die genau vorgibt, wie eine Frau oder wie ein Mann zu sein hat. Und, wenn diese Sichtweise nicht als Maßstab lediglich das männliche Prinzip kennen würde, an dem gemessen alles bewertet wird – auch Behandlungsmethoden. Wie ich schon in anderen Artikeln heraushob, Medizinforschung war lange Zeit ebenfalls männlich geprägt, mit dem Ergebnis, dass Frauen in Diagnostik und Therapie durchs Raster fielen.

Der bei Frauen nicht rechtzeitig erkannte Herzinfarkt, da eine andere Symptomatik gegeben war, die Medikation, die auf männliche Symptome, männliche Körpermaße etc. ausgerichtet ist, waren und sind Folgen. Selbst Wiederbelebungsmaßnahmen und Richtlinien dazu orientierten sich bis vor relativ Kurzem am Mann. Medizinforschung und daraus resultierende Therapieansätze waren über Jahrhunderte rein männlich geprägt, und wie ich unlängst lesen musste, sind sie es bis heute.

In diesem Artikel spricht der Virologe Dr. Christian Drosten über Möglichkeiten, die dazu geführt haben (könnten), dass AstraZeneca-Geimpfte an Thrombosen erkrankt und gestorben seien.

Er führt aus: „Möglicherweise könne es sich hier aber auch um ein statistisches Problem handeln. Schließlich seien in Deutschland nur Menschen unter 65 Jahren mit AstraZeneca geimpft worden, weil es zunächst keine Empfehlung der Ständigen Impfkommission für Ältere gegeben hatte. In England hingegen hätte man bevorzugt Ältere damit geimpft. Trotz einer höheren Zahl an Impfungen sei dort keine solche Thrombosen-Häufung beobachtet worden.“ Drosten verwies auf einen wohl hohen Frauenanteil beim medizinischen Personal und Pflegepersonal, das AstraZeneca in Deutschland erhielt, und er fragt: „Könnte es sein, dass das die Statistik färbt? Immerhin leiden Frauen generell häufiger an Thrombosen“.

Sprache ist nicht alles, aber ohne Sprache ist alles nichts. Was sagen uns also diese Anmerkungen? Das Erste, das mir in den Kopf kam, als ich diese Äußerungen las, war: „Dann ist ja alles gut, es waren nur Frauen“. Das ist natürlich so nicht gemeint.
Es erstaunt mich dennoch, dass kein Aufschrei erfolgte, und es zeigt in meinen Augen Folgendes auf:

  1. Leiden Frauen wirklich häufiger an Thrombosen?
  2. Wenn ja, warum? Kann es an den hohen Hormondosierungen liegen, denen sie in Deutschland in ihrer Mehrzahl über Jahrzehnte ausgesetzt sind und die nachweislich ein Thromboserisiko mit sich führen. Das allerdings wird hingenommen, als sei es alternativlos. Gibt es auch andere oder zusätzliche Gründe?
  3. Hat die bisherige Impfstoffforschung diesen Aspekt überhaupt berücksichtigt? Im Moment hat man angeblich ja bereits Antworten gefunden. Sind es die richtigen und wie passt die Thromboseneigung bei Frauen da hinein?

Diese Problematik ist nur eine unter vielen in der Medizin. Aber sie zeigt, dass Sprache wichtig ist. Und sie ist definitiv wandelbar, so wie wir Menschen es sind. Rund 70 % aller Heilpraktiker*innen sind Frauen, 2/3 der Patient*innen sind ebenfalls Frauen. Das könnte, sollte und müsste eigentlich dazu führen, dass wir endlich damit beginnen, die Frauen als Frauen mit ihrem ganz eigenen Maßstab zu messen und sie sprachlich auch sichtbar zu machen.

Die Wissenschaftler unserer Zeit sprechen von Genen und DNA, von Neuronen und Datensträngen. Besonders die Datenstränge, die unsere Erinnerungen beeinflussen, wurden in der letzten Dekade erforscht. Die Forscher sprechen eher von Denkmustern als von Erinnerung. Danach sind alle Denkmuster fest im Gehirn eingebrannt. Organisch betrachtet handelt es sich um Millionen Datenstränge, die im Gehirn verlaufen und ständig vollautomatisch, quasi unwillkürlich, genutzt werden.

Kommen neue Ansichten hinzu, bilden diese zunächst nur wenige Datenstränge und sind daher nicht prominent und durchhaltefähig. Je öfter man jedoch einen wirklich neuen Gedanken über eine bestimmte Situation oder Angelegenheit oder sich selber denkt, umso kräftiger und stabiler wird das neue Datenstrangnetz.

Analog zur Entwicklung dieses neuen Netzes entdeckt man dann immer häufiger um sich herum Situationen, Ereignisse oder Menschen, die in dieses neue Muster passen. Man lässt ungewohnte Erfahrungen und Eindrücke zu. Auf diese Weise lässt sich z. B. das von vielen Frauen als mysteriös empfundene Phänomen erklären, dass sie, wenn sie schwanger werden, nur noch schwangere Frauen sehen – die es vorher anscheinend nicht gab (aus Hexen Schamanen und Priesterinnen im Wandel der Zeit, Carola Seeler).

So viel zu neurobiologischen Ansätzen, die uns aufzeigen, dass wir neue Gedanken behandeln sollten wie einen guten Bissen, den wir 36-mal kauen, bevor wir ihn runterschlucken. Ebenso verhält es sich mit der Entwicklung von Wahrnehmung und daraus resultierender Aktion. Neue Gedanken müssen zugelassen und oft gedacht werden, bevor sie in uns Gestalt annehmen können.

Also gendern Sie ruhig. Das macht Sie nicht zu einer männerhassenden Feministin, nicht zum „Weichei“; es ist lediglich ein Werkzeug, eigene Sichtweisen und Handlungsmöglichkeiten weiterzuentwickeln, sich selber weiterzuentwickeln, sei es als Frau, sei es als Mann, sei es als genau der Mensch, der Sie sind und sein wollen – und damit die gesamte Gesellschaft. Wir haben es in der Hand.

Carola SeelerCarola Seeler
Heilpraktikerin für Psychotherapie, zertifizierte Psychologische Beraterin (VFP), Trainerin, Coach, Buchautorin
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Fotos: ©Elnur, ©Andrey Popov