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Warum Unternehmen Heilpraktiker für Psychotherapie engagieren sollten

©fofo_techEinsatzbereiche der Heilpraktiker für Psychotherapie im Unternehmen und die betriebliche Gesundheit in Unternehmen

Die Gesundheit seiner Mitarbeiter zu erhalten, ist eine ethische und rechtliche Verpflichtung eines jeden Arbeitgebers. Aber nicht nur das, gesunde Mitarbeiter (immer m/w) sind mit ihrer Leistungsfähigkeit und -bereitschaft die Seele jedes Unternehmens.

Der betriebliche Arbeitsschutz ist die Grundlage für die (langfristig) physische und psychische Unversehrtheit der Beschäftigten. Psychische Belastungen werden in den Betrieben aber nur selten oder unzureichend erkannt und hinterfragt. Dabei sind die Krankschreibungen aufgrund psychischer Probleme im letzten Jahr signifikant gestiegen. Laut Barmer „Gesundheitsreport Schlafstörungen 2019“ beliefen sie sich im Jahr 2018 auf 347 Arbeitsunfähigkeitstage je 100 Versicherungsjahre und liegen damit nur knapp unter denen des Muskel- und Skelettsystems mit 392 Tagen.

Prozentual bedeutet dies, dass 19% aller Fehlzeiten 2018 auf das Konto „Psyche“ gehen. Sie stehen damit bereits an zweiter Stelle der Krankheitsarten hinter Muskel- und Skeletterkrankungen (21,4%). Mit 44,9 Arbeitsunfähigkeitstagen je Fall sind psychische und Verhaltensstörungen Spitzenreiter. Nur Neubildungen (Tumore, Krebsgeschwüre) reichen an sie heran mit 40,7 Tagen. Eine weitere Erkenntnis der Studie ist, dass Diagnosen psychischer und Verhaltensstörungen mit zunehmendem Alter der Erwerbstätigen vermehrt zu Fehlzeiten führen.

Diese Zahlen sind nicht nur alarmierend, sondern machen deutlich, wie wichtig es ist, in jedem Unternehmen nach den Ursachen psychischer Belastung zu suchen und diese zu eliminieren oder mindestens zu minimieren.

©thodonalAls Hauptauslöser psychischer Belastung gilt Stress!

Von Stress wird in der Arbeitswelt gesprochen, wenn eine Beanspruchung als „unangenehmer Spannungszustand“ erlebt wird (Semmer 1988). Laut TK-Stressstudie von 2016 fühlen sich mehr als 60% der Deutschen im Stress. Stressfaktor Nr. 1 ist lt. Studie die Arbeit. Dies sagen 39% der befragten Frauen und 54% der befragten Männer (gesamt: 46%). Gefolgt von „hohen Ansprüchen an sich selbst“ (48% der Frauen und 37% der Männer, gesamt: 43%) und „zu vielen Terminen und Verpflichtungen in der Freizeit“ (34% der Frauen, 32% der Männer, gesamt: 33%).

Als Stressoren am Arbeitsplatz werden genannt: zu viel Arbeit, Termindruck/Hetze, Unterbrechungen/Störungen, mangelnde Anerkennung, Informationsüberflutung, ungenaue Arbeitsanweisungen, ungerechte Bezahlung. „Always on“ (ständige Erreichbarkeit) im Zuge des gesellschaftlichen digitalen Wandels erhöht den Stresspegel, weil die Grenzen zwischen Berufs- und Privatleben verschwimmen.

Interessanterweise steigt der Stresslevel mit dem Bildungsgrad. Diejenigen mit Haupt- oder Volksschulabschluss liegen mit einem Anteil von 17% häufig Gestresster deutlich unter denen mit mittlerem Schulabschluss, Abitur oder Studium. Regional befindet sich Berlin im oberen Drittel auf der Stresslandkarte.

Anzeichen für Stress zeigen sich auf verschiedenen Ebenen mit den folgenden Symptomen:

Körper (physiologisch-vegetativ)

  • Kopf-, Rücken- und Nackenschmerzen
  • chronische Anfälligkeit für Infekte
  • Herzrasen, Kribbeln im Bauch
  • Verdauungsprobleme, Magendruck
  • Schwitzen
  • Schwindel
  • Piepen im Ohr
  • kalte Füße

Gedanken und Gefühle (kognitiv und emotional)

  • „Das schaff ich nie!“
  • „Wann hört das endlich auf?“
  • „Das darf auf keinen Fall schiefgehen!“
  • „Ich muss, ich muss, ich muss!“
  • „Alles geht schief!“
  • Rastlosigkeit
  • mulmiges Gefühl
  • Getriebenheit
  • Überforderungsgefühl
  • Freudlosigkeit

Verhalten (Verhaltensebene)

  • Gereiztheit
  • Humorlosigkeit
  • Fahrigkeit, Hektik
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Flüchtigkeitsfehler
  • sozialer Rückzug, Absagen von Verabredungen

Länger andauernder Stress kann darüber hinaus Depressionen und Ängste verursachen und schließlich zu lang dauernder Krankschreibung führen.

Was ist zu tun?

Zunächst sollte man den Arbeitsplatz betrachten und ihn möglichst stressfrei gestalten.

Verschiedene Bereiche werden untersucht

  • Arbeitsorganisation
  • flexible Arbeitszeiten, Arbeitsmenge
  • Arbeitsinhalte
  • Unter-/Überforderung, klare Arbeitsanweisungen
  • Arbeitsplatzumgebung
  • Gebäude und Einrichtungen, körperliche Sicherheit
  • soziale Beziehungen
  • Teamgeist, lösungsorientierter Umgang mit Konflikten
  • Wertschätzung
  • Lob, Anerkennung, Interesse
  • Handlungsspielraum
  • Einbringen von Ideen
  • Sicherheit und Vertrauen
  • Klarheit, Jobsicherheit
  • neue Arbeitsformen
  • zeitliche Flexibilität, räumliche Mobilität, neue Arbeitsformen

Es lohnt sich, im Unternehmen diesen Gebieten mehr Aufmerksamkeit zu widmen und gemeinsam Konzepte für ein gesundes Arbeitsklima zu entwickeln. Wichtig ist es in diesem Zusammenhang auch, eine Unternehmenskultur für faires Verhalten und faire Zusammenarbeit zu etablieren.

Auf Individuums-Ebene ist Ressourcenarbeit wichtiger Teil der Stressbewältigung, z.B.

  • nettes Kollegium
  • Anerkennung
  • gutes Klima
  • Hobbys
  • Erfolge
  • Pausen usw.

Hier sind kreative Ideen gefragt, um die vorhandenen Ressourcen auf persönlicher und organisationaler Ebene zu aktivieren und aufrechtzuerhalten oder neue Ressourcen zu finden.

Ergänzend können Entspannungsverfahren und individuelle Stressbewältigungsprogramme angewandt werden.

Burnout

Darunter versteht man einen multiplen Erschöpfungszustand einer berufstätigen Person. Burnout stellt laut Diagnosekatalog ICD-10 kein eigenständiges Krankheitsbild dar, wird aber seit Kurzem häufiger als Zusatzdiagnose unter Z 73.0 diagnostiziert. Burnout ist ein erheblicher Risikofaktor für das Abgleiten in eine Depression oder die Entwicklung von Angstzuständen. Im Wesentlichen zeigen sich drei Folgen: emotionale Erschöpfung + verringerte Arbeitsleistung + negative Emotion gegenüber sich selbst und der sozialen Umwelt.

Laut Stressreport 2014 fallen in Deutschland jedes Jahr über 52 Mio. Arbeitsstunden aufgrund von Burnout und anderen seelischen Erkrankungen aus. Dies betrifft auch Führungskräfte, die aufgrund ihrer Sandwichposition zwischen Vorgesetzten und ihrem Team in Bedrängnis geraten. Inhaber kleiner Unternehmen wie z.B. Handwerksbetriebe können ebenfalls betroffen sein. Sie müssen täglich die Balance zwischen betrieblichen Erfordernissen und Zwängen und den Interessen und Bedürfnissen ihrer Mitarbeiter halten.

Helfen können Heilpraktiker für Psychotherapie mit persönlichem Coaching z.B. zur Stärkung der Konfliktfähigkeit oder der Entwicklung von Copingstrategien. Generell ist eine gezielte Unterweisung in Bewegung, Achtsamkeit und Ernährung sinnvoll.

Konflikte am Arbeitsplatz

Überall, wo Menschen zusammenarbeiten, gibt es Konflikte, selbst dann, wenn ein gemeinsames Ziel verfolgt wird. Konflikte beeinflussen unsere Emotionen, Beziehungen, Absichten und unser Verhalten. Sie können sich verfestigen, verstärken und wie auf einer Rutschbahn eskalieren. Im fortgeschrittenen Stadium haben die beteiligten Konfliktparteien die Situation nicht mehr im Griff. Spätestens jetzt ist die Hilfe eines Konfliktmoderators unerlässlich. Auch im Vorfeld kann eine externe Person viel zur Konfliktprävention beitragen. Sie kann die Parteien dazu anregen, sich gegenseitig Interesse und Wertschätzung entgegenzubringen. Hierzu gehört das Stellen von Fragen, aktives Zuhören, das Bereitstellen und Erörtern von Informationen. Regelmäßige Gespräche, Workshops und Konferenzen sind wirksam.

©thodonalChangemanagement

Jedes Unternehmen muss sich täglich neuen Herausforderungen stellen. Alles ändert sich: Gesetze und Vorschriften, Produkte, Konkurrenzsituation, Technik ... Mitarbeiter kommen und gehen, Kundenbedürfnisse wandeln sich, Prozesse werden digitalisiert, Märkte globalisiert und ... Hier ist höchste Flexibilität nötig. Neue Konzepte in der Arbeitswelt wie agiles Arbeiten oder New Work tragen dieser Flexibilisierung Rechnung. Was bedeuten diese Begriffe?

New Work ist ein Begriff, der den Wandel von der Industrie- zur Wissensgesellschaft abbildet. Klassische Arbeitsstrukturen weichen auf, flexible Arbeitsmodelle und -methoden entstehen auf zeitlicher, räumlicher und organisatorischer Ebene. Zentrale Werte sind Selbstständigkeit, Selbstbestimmung, Sinnhaftigkeit und Freiheit. Das Individuum bekommt mehr Handlungsspielräume und kann seine eigene Persönlichkeit entfalten.

Bei der Umsetzung der New Work entsteht die agile Organisationskultur. Sie ist geprägt von Transparenz, Vertrauen, Dialog und kurzfristigem Feedback. Fehler werden konstruktiv angesprochen, um daraus zu lernen. In klassisch hierarchischen Organisationen herrscht dagegen eine Kultur aus engen Regeln, standardisierten Vorgaben und wenig Entscheidungsfreiheit für den einzelnen Mitarbeiter. Fehler werden meist sanktioniert.

Die Säulen des agilen Arbeitens

  1. Freiwilligkeit jedes Einzelnen
  2. Ein klares Ziel – „Commander’s Intent”
  3. Arbeit in kurzen Zeitintervallen
  4. Einbeziehung des Kunden
  5. Kleine und selbst organisierte Teams
  6. Eine hohe Wertorientierung

Eine Einführung agiler Strukturen, sei es nun eine agile Organisationsstruktur im gesamten Unternehmen oder die partielle Nutzung agiler Methoden, ist immer schwierig. In der Regel möchten die Mitarbeiter an den gewohnten Arbeitsweisen und Strukturen festhalten. Sie verstehen die neuen Konzepte nicht und sehen den Sinn der Einführung nicht ein.

Es entstehen Ängste. Kann ich das? Was bedeutet das für mich, für mein Team, für meinen Arbeitsplatz? Es entsteht Unruhe im Unternehmen, wenn die Mitarbeiter nicht frühzeitig eingebunden und eingeführt werden. Deshalb sollte dieser Prozess unbedingt professionell begleitet werden.

Erstberatung von Unternehmern bei psychischen Auffälligkeiten von Mitarbeitern

Ein Heilpraktiker für Psychotherapie ist in Gesprächsführung geschult und kann dem Unternehmer helfen, ein schwieriges Gespräch vorzubereiten – z.B. zu solchen Themen:
Wie gestalte ich eine Konfliktmoderation?
Wie spreche ich mit einem Mitarbeiter, bei dem ich eine Suchtproblematik vermute?
Wie gehe ich mit Verhaltensauffälligkeiten (z.B. Paranoia) um?
Wie wirken sich diese auf das Team aus?
Was muss ich aus Fürsorgepflicht unternehmen, wenn ich bei einem Mitarbeiter ein psychisches Problem vermute?
Wie kann die betriebliche Wiedereingliederung nach langer Krankheit gelingen?
Wie motiviere ich mein Team?
Wie kann ich neue Arbeitskonzepte wie agiles Arbeiten einführen, ohne Widerstand zu erzeugen?

Heilpraktiker für Psychotherapie versus Unternehmensberater

Ich habe nun einige Aufgabengebiete von externen Experten in Unternehmen kurz skizziert. Diese werden auch von Unternehmensberatern zu jedem Thema angeboten. Warum soll also ein Heilpraktiker für Psychotherapie hinzugezogen werden?

Unternehmensberater haben meist einen betriebswirtschaftlichen Hintergrund. In ihrer Ausbildung geht es um Finanzen, Marketing, Investition und Finanzierung, Steuern, Management, Mathematik und Statistik, öffentliches Recht, Handels- und Gesellschaftsrecht und Arbeitsrecht. Der Personaleinsatz wird geplant und optimiert. Der Mitarbeiter wird in der betriebswirtschaftlichen Welt primär monetär motiviert.

Aber wo bleibt der Mensch?

Ein Heilpraktiker für Psychotherapie hat sich im Studium und in der Praxis psychologische Kenntnisse angeeignet. Er erkennt Ängste, Depressionen, Anzeichen von Stress, Persönlichkeitsstörungen oder gar eine psychische Erkrankung. Er begegnet dem Menschen mit Empathie und betrachtet ihn nicht als austauschbare Arbeitskraft. Seine Kenntnis passender Interventionstechniken befähigt ihn zu helfen: Entspannungsverfahren, Gesprächspsychotherapie, verhaltenstherapeutische Techniken, Problemlösestrategien, Resilienzstärkung.

Caroline DeutscherCaroline Deutscher
Heilpraktikerin für Psychotherapie,
Diplom-Kauffrau

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Fotos: ©fofo_tech, ©thodonal