Prüfungsarbeit (Fortsetzung)
Psychologische Beratung/Psychotherapie
an der Deutschen Paracelsus Schule Freiburg
Thema: Sportsucht im Freizeitsport
Christine Bösch . Litschgistr. 15 • 79189 Bad Krozingen
Juli 2001
4.1 Beratungsgespräch - Lösungsorientierte Kurztherapie
4.2 Beratungsgespräch ILP
4.3 Zwei weitere ILP - Beratungsgespräche Abschlussgespräch, Therapieerfolg
5. Schlussbetrachtung
Literatur
Klientin: Frau F. Sitzungs- Nr.: 2 BT (Erkenntnis geleitet)
Thema
Was haben Sie auf dem Herzen?
Es fällt mir sehr schwer meine sportlichen Aktivitäten zu reduzieren. Denn es geht mir
nicht gut dabei.
Eigeninitiative
Was haben Sie selbst herausgefunden, um Ihrem Ziel näher zu kommen?
Mich nicht zu überfordern, d.h. Sport nur in geringem Maße zu reduzieren. D.h. wie gehabt täglich aber anstatt 3 Stunden, nur noch 1-2 Stunden. Dabei geht es mir noch gut.
Dabei pacen, Mitgefühl und Verständnis zeigen. Anschließend Anerkennen, Normalisieren, das Gute des Schlechten, Wie schaffen Sie „x" trotz „y"
Tiefenpsychologisch
Glaubenssatz (GL) ermitteln!
(Beziehungs-Ich pacen - Große Probleme, einfache Lösungen)
Frau F. hat den negativen GL: Ich darf nicht leben, ich darf nicht ich selbst sein.
Der positive GL dazu ist: Ich darf leben mit anderen zusammensein, ich selbst sein und meinem Erkennen
vertrauen!
Formulierung des GL wird mit Frau F. überprüft und so stehen gelassen. Dann wird überprüft, 1. wo im Kopf gültige bzw. ungültige Sätze gedacht werden. Klientin denkt gültige vorne und ungültige hinten, was o.k. ist. 2. Swish: Bereitstellen von Bildern und 5x blitzschnell austauschen; Stressbild - assoziiert u. mit Auslöser, evt. mit altem GL; Attraktives Bild dissoziiert, wie auf einem Foto, mit neuem GL + zusätzliche Fähigkeiten.
Attraktivität des posittiven Bildes auf Skala 1-10 überprüfen, 10=am attraktivsten. Was noch hinzufügen? Fragen: Wie Stressbild entfernen? Wie attraktives Bild herholen?
Frau F. hat noch folgendes zum neuen, positiven Glaubenssatz hinzugefügt: „Liebe, zu sich stehen und vertrauen können':
Sie bewertete das attraktive Bild mit 9 (Skala 1-10). Air konnten nun das Bild so stehen lassen. Dann entfernte sie das Stressbild indem sie es in einen Papierkorb warf und gleichzeitig das attraktive Bild daraus hervorkommen ließ. Wir haben die Bilder 5x blitzschnell ausgetauscht (Swish). Es gelang ihr leicht und gut!
Ermitteln der Erwartungshaltungen (ER):
Negative Erwartungshaltungen: Die Menschen und auch das Leben sind unberechenbar und wollen mich eigentlich nicht. Die Welt ist schlecht.
Positive Erwartungshaltungen: Das Leben trägt mich. Es ist liebevoll und sinnvoll. Ich darf mich auf die Menschen einlassen und ihnen vertrauen.
Die Erwartungshaltungen werden in zwei Stufen stabil verändert:
1. Änderungen über Submodalitäten nach Bandler
2. Änderung über Swish nach Bandler:
NLP-Methode nach Bandler:
Das Neurolinguistische Programmieren (NLP) (vgl. dazu: Bandler/Grinder 1981) ist ein Konglomerat verschiedenster Techniken (Pacing und Leading, Ankern, Refraiming, Re-Imprinting, Modeling, Mind-Mapping, Change History...). Mit Hilfe dieser NLP-Techniken wurden bei Frau F. zunächst einmal sogenannte „Antreiber" bzw. Glaubensätze geändert. Dann wird die „neue Haltung" mit einem Swish stabilisiert. Die Erwartungshaltungen von Frau F. wurden über Submodalitäten und Swish nach Bandler stabil verändert.
Ermitteln der Identität (ID):
Negative Identität der Klientin Frau F.:
Ich bin jemand, der nicht richtig dazu gehört!
Dazu die positive Identität: Ich bin jemand, der dazu gehört und aufgenommen ist! Ändern über Swish (5x):
negative Identität assoziiert in Stressbild, positive ID dissoziiert in Zielbild.
Lösungsorientierter Teil:
In diesem Teil hat Frau F. einen Lösungsfilm gemacht (Nehmen wir an ein Wunder sei geschehen....). Dabei ließ sie sich von Lösungsgefühlen im Hier und Jetzt leiten! Es gelang ihr gut! Anschließend ermittelten wir gemeinsam Ausnahmen, dabei ist es wichtig folgendes nachzufragen:
Gab es schon eine Situation, wo Sie dem, was Sie im Lösungsfilm erlebt haben etwas näher waren? Was war da anders? Wie haben Sie das gemacht? Was haben Sie dazu beigetragen? Wie haben Sie das gemacht? Danach habe ich das ermittelte für die Klientin zusammengefasst und als Zielfrage formuliert. Daraus ergab sich, dass Frau F. ihrem Ziel näher kommt, wenn sie weiterhin einen Tagesplan erstellt, versucht ihre Mitte zu finden, z.B. durch Meditation oder Lesen hilfreicher Literatur, sich Zeit nimmt erst nachzudenken, bevor sie eine Entscheidung trifft...
Systemisch-energetisch
Im systemisch-energetischen findet eine Energie-Umwandlung statt, d.h. man erschließt die im Leid steckende Lösungsenergie. Diese Methode nach Friedmann, die ich während meiner Ausbildung gelernt habe, hat sich außerordentlich bewährt. Die Klientin, Frau F., schildert, dass sie mehr Klarheit bekommt, es um sie herum heller wird, wie sie Licht wahrnimmt und Wärme spürt. Friedmanns systemische Techniken helfen Frau F., gegenüber ihrer leidvoll erlebten Situation eine neue Haltung einzunehmen, und negative Energien, denen sie sich passiv ausgeliefert fühlt, werden in aktive Fähigkeiten umgewandelt.
Tit for Tat - systemische Haltungsantwort
Dient dem souveränen Umgang mit schwieriger Person/Situation und ihrer Veränderung. Mittels des energetischen Tit for Tat (Systemische Haltungsantwort genannt) hat Frau F. in bezug auf eine Person oder eine Situation die genau passende Antwort gefunden in Form einer neuen Haltung, um mit der Person/Situation besser zurechtzukommen und eine Veränderung bei der Person auszulösen. (Zur genauen Ausführung vgl. Friedman/Fritz 1997 u. Friedmann 1997). Diese Techniken (Systemisch-energetisch+Tit for Tat) entziehen sich der rationalen Verstehbarkeit, weil sie auf einer Energieebene stattfinden, die logisch nicht fassbar ist. Daraus resultiert, dass sie nur in der Anwendung erfahren und erlebt werden können. Die Klientin, Frau F., hat erstaunlich gut und leicht bei der ILP-Beratung mitgemacht. Sie fand es zwar anstrengend, was jedoch normal ist, denn diese Therapie erfordert hochkonzentriertes Arbeiten. Frau F. war über sich selber überrascht, dass sie so gut „mitmachen" konnte. Beim ermitteln der Glaubenssätze stellte sich bei Frau F. heraus, dass an die Stelle des Lebens hochgradiges Leistungsverhalten (Sport) eintrat. Sie hatte den inneren GL: Ich darf nur leben, wenn ich Leistungen bringe, gleichzeitig spürte sie sich durch das Sporttreiben. Die Hausaufgabe für Frau F. bestand darin weiterhin eine beobachtende Haltung zu haben und sich jeden Tag zu sagen: Ich darf leben und ich selbst sein! Denn Sie betonte, dass dieser Satz ihr besonders gut tun würde.
4.3 Zwei ILP - Beratungsgespräche + Abschlussgespräch + Erfolgskontrolle
In Abständen von jeweils vier Wochen kam die Klientin, Frau F., noch zu zwei Beratungsgesprächen (ILP). Es war interessant zu beobachten, dass sich ihr „Thema" veränderte (was nicht unüblich ist). Wir arbeiteten also insgesamt eine Stunde rein lösungsorientiert und drei Stunden mit der ILP-Methode nach Friedmann. Während den Beratungsgesprächen arbeiteten wir an allen drei Persönlichkeitsbereichen (Beziehung, Handeln und Erkennen). Frau F. war hochzufrieden mit dem Ergebnis, denn es wurde ihr klar, warum sie soviel Sport treiben „musste" und auch wurde sie sich einer gewissen Abhängigkeit bewusst. Sie kam so weit, dass sie ihre sportlichen Aktivitäten ziemlich reduzieren konnte, und dass es ihr trotzdem gut ging, wenn sie einen Tag mal keinen Sport machte. Insgesamt fühlte sie sich sehr viel besser, die Bauchkrämpfe ließen nach, sie konnte wieder gut schlafen und war somit tagsüber auch nicht mehr so müde. Sie war deutlich entspannter und hatte sogar 2 kg an Gewicht zugenommen. Beim Abschlussgespräch mit Frau F. war ich sehr überrascht, wie viele positive Veränderungen wir in nur 4 Beratungsgesprächen (+Erstgespräch) innerhalb vier Monaten stattgefunden haben. Nicht nur die oben erwähnten Veränderungen traten ein, sondern auch die Beziehungen von Frau F. verbesserten sich deutlich. Ich konnte Frau F. zu diesem positiven Ergebnis nur beglückwünschen. Wir vereinbarten, dass sie mich kontaktieren würde, falls sie es für notwendig erachten würde. Ich wies Frau F. noch darauf hin, dass Phasen der „Rückschläge" trotz aller positiven Veränderungen durchaus möglich wären. Dies sei aber völlig normal, denn so verläuft das Leben. Als Hilfestellung gab ich ihr noch mit, sich immer wieder an ihre Schlüsselfähigkeiten zu erinnern, sich diese bewusst zu machen und in den Alltag zu integrieren. Diesen Ratschlag konnte sie gut annehmen.
5. Schlussbetrachtung
Ziel dieser Arbeit ist die Veranschaulichung eines Fallbeispieles mit dem Thema „Sportsucht im Freizeitsport': Wobei deutlich wird, dass dieses Thema nicht unbedingt im Mittelpunkt stand. Diese Arbeit kann aus methodischen Gründen nur andeuten, wie effektiv die Methode der Integrierten Lösungsorientierten Psychologie ist. Sie ist ressourcen-orientiert und tiefenpsychologisch wirksam, indem sie die einschränkenden Programme aus der Kindheit durch erlaubende ersetzt und sie ist systemisch, wenn sie auf der Energieebene arbeitet und Leid in Lösungsenergie verwandelt. Sie ist ganzheitlich, kann den unterschiedlichen Persönlichkeitstypen und Lebensthemen passgenau entsprechen. Wie Dr. Friedmann zu sagen pflegt: „Die Methode ist dem Leben abgeschaut, dem, was funktioniert im Umgang mit sich selbst und mit anderen." Lebenskompetenz ist erlernbar - das gibt vielen Menschen Hoffnung, Mut und Kraft etwas zu investieren, um ein glücklicheres und erfüllteres Leben zu erzielen. Und glücklich sein ist ein Geschenk, dass man sich selbst und anderen machen kann...
Dein Glück ist das schönste Geschenk, das du der Welt machen kannst, einfach deshalb, weil Glück ansteckend ist. Glück erhellt die Sinne, Glück gibt Hoffnung. Es ist eine Form de Liebe, die sich um jeden Glücklichen ausbreitet. Stelle dir vor, dass du, als Vater oder Mutter glücklich wärest. Stelle dir vor, wie gut das deinen Kindern täte. Stelle dir vor, dass du, als Partner, glücklich wärest, erfüllt von der Liebe, die Glück schafft. Stelle dir vor, wie das deinen Partner anrühren würde, wie es auf ihn überfließen würde. Wenn du nicht vorankommst und in dieser Situation dein Glück einbringst, wirst du vieles bewegen können, denn in Glücksgefühlen steckt eine Menge an schöpferischer Kraft. (Chuck Spezzano, Psychology of Vision)
Glücklichsein ist erlernbar!
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