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Das Impuls-ABC, Teil 2 von P bis Z

Im Magazin Freie Psychotherapie 02.22 habe ich Ihnen das „Impuls-ABC“, in dem ich mir zu jedem Buchstaben ein Wort und einen Impuls überlegt habe, vorgestellt. Das waren die Buchstaben A bis O – heute folgen P bis Z.

P wie … Pause

Einfach mal Pause machen, stoppen und ausruhen. Wer sehnt sich nicht danach? Gerade, wenn es viel zu tun gibt, der Horizont vor lauter Bergen nicht mehr zu sehen und kein Ende in Sicht ist. Pausen können vielfältig gestaltet werden und sind wichtig, um wieder aufzutanken, Klarheit zu bekommen und mit neuem Schwung an die Arbeit zu gehen. Wie viele Pausen legen Sie in Ihrem Alltag ein? Wie gestalten Sie diese Pausen?

Seien Sie kreativ und überlegen sich, wie Ihre Pausenqualität aussehen könnte, um in dieser Zeit des Ausruhens wieder neue Energie zu schöpfen. Und wenn Ihnen mal wieder alles zu viel wird, drücken Sie einfach gedanklich Ihre persönliche „P-AUS-E“-Taste und steigen Sie für einen kurzen Moment „AUS“.

Q wie … Quatsch

Kinder machen Quatsch. Kinder lieben Quatsch. Und wir Erwachsenen? Wir finden Quatsch oft einfach sinnfrei, unpassend, kindisch oder was auch immer.

In unserer Gesellschaft hat Quatsch wenig Platz. Doch was macht Quatsch mit uns? Vor allem mit unserem Gemüt? Überlegen Sie einmal, wann Sie das letzte Mal einfach so, ohne darüber nachzudenken, Quatsch gemacht haben? Wie haben Sie sich davor, während und danach gefühlt?

War es anfangs komisch, als der Verstand Ihnen klarmachen wollte, dass das Quatsch ist und man so etwas nicht macht oder machen kann? Wie haben Sie sich dann gefühlt, als der Kopf Pause hatte und Sie sich voll und ganz auf diesen Quatsch eingelassen haben?

Ich lade Sie ein, sich einfach mal wieder zu erlauben, Quatsch zu machen. Sie werden sehen, dass es sich lohnt, ab und an Dinge zu tun, die Sie aus der Ernsthaftigkeit des Lebens befreien und Laune machen.

R wie … Raum

Ein Raum kann ein Zimmer sein, das mit Wänden und einer Decke begrenzt ist. Wir bewohnen ihn, wir füllen ihn mit Leben und fühlen uns darin hoffentlich auch wohl. Der Weltraum ist unendlich in seiner Ausdehnung und unsere Vorstellung davon kommt an ihre Grenzen, dieses Grenzenlose zu fassen.

Auch unser Körper ist ein Raum – unser „Lebensraum“, den wir mit unseren Gedanken, Empfindungen und Gefühlen bewohnen und erleben. Und er ist unser Werkzeug, mit dem wir den Raum außerhalb von uns erfahren.

Ich lade Sie ein, gedanklich Ihren „Lebensraum“ Körper bewusst durch die innere Wahrnehmung zu betreten. Wie fühlt sich Ihr Körper an? Wo nehmen Sie Schwere oder Leichtigkeit wahr? Wo gibt Ihnen Ihr Körper klare Signale? Gehen Sie auf Wanderschaft durch Ihren „Körper-Raum“ und füllen ihn mit Dankbarkeit und Wertschätzung, damit Sie sich darin wohlfühlen und gerne bei sich selbst zu Hause sind – in sich selbst.

S wie … Sterne

In unserem sichtbaren Universum gibt es 70 Trilliarden Sterne. Eine Zahl, die unseren kleinen „Erbsenverstand“ weit übersteigt. Der Blick in den klaren Sternenhimmel bringt uns zum Staunen. Faszination pur, in die Dunkelheit zu blicken und die leuchtenden Sterne zu betrachten. Da fehlen uns oft die Worte – unbeschreibliche Weite, Tiefe und Schönheit.

Der Blick gen Himmel verändert auch unsere eigene Perspektive zu vielen Dingen und eröffnet uns Fragen zur eigenen Existenz oder ob es da draußen im weiten Universum noch anderes Leben gibt!

Wann haben Sie das letzte Mal faszinierend in den klaren Sternenhimmel geblickt und gestaunt? Vielleicht haben Sie ja auch eine Sternschnuppe gesehen? Der Blick nach oben schenkt uns Freiheit, Weite und Demut.

T wie … Theater

Man kann ein Theater besuchen, „Theater machen“ in Form von „Mach doch keine Szene!“ oder selbst Darsteller einer Theateraufführung sein. In Szenen werden innere und äußere Geschehnisse dargestellt, die als künstlerische Form der Kommunikation zum Publikum dienen. Dabei wird das Theater in unterschiedliche Sparten eingeteilt: Sprech-, Musik-, Tanz- oder Figurentheater. Die Gemeinsamkeit liegt in der Rollenverteilung.

Übertragen wir das auf unser Leben, so spielen wir die unterschiedlichsten Rollen in unserem eigenen Lebenstheater. Sei es in der Familie, im Beruf, in Kultur und Gesellschaft oder im Freundeskreis. Dabei nehmen wir eine bestimmte Rolle und auch Verpflichtung ein. Und manchmal wird uns auch etwas vorgespielt oder wir „spielen“ etwas vor.

Hinterfragen wir jedoch einmal bewusst unsere Rollen und befreien uns ein Stück weit oder ganz aus diesen – rollen uns aus – kann das ein Gefühl von Freiheit bedeuten. Dann spielen wir authentisch uns selbst, das, was uns als Person und Mensch wirklich ausmacht.

Durch das Ausrollen setzen wir die Lebensenergie frei, die beim „sich verstellen und verbiegen müssen“ in uns eingesperrt ist. Welche Rolle spielen Sie dabei?

U wie … Umarmung

Eine Umarmung tut so gut. Dabei ist es egal, ob sie vom Partner, den Kindern, anderen Familienangehörigen oder Freunden kommt.

Ich weiß nicht, wie es Ihnen in den letzten beiden Jahren der Pandemie ging! Haben Sie eine Umarmung eher gemieden oder sich dennoch umarmen lassen? Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass sich Berührungen und Umarmungen positiv auf die Gesundheit auswirken. Denn unsere Haut ist das größte und sensibelste Sinnesorgan und unser Körper schüttet bei einer Umarmung das Hormon Oxytocin aus. Dieses Bindungshormon reduziert Stress und stärkt das Zwischenmenschliche. Darüber hinaus werden auch die Glückshormone Serotonin und Dopamin ausgeschüttet, die uns glücklicher und zufriedener machen. Glück und Zufriedenheit tragen zu einem stabilen Immunsystem bei.

So lade ich Sie heute ein, Ihr Leben mit offenen Armen zu empfangen und zu umarmen und dieses innere Glücksgefühl mit anderen Menschen zu teilen. Gerne auch mit einer herzlichen Umarmung, wenn es sich stimmig für Sie anfühlt.

V wie … Vergangenheit

Die Vergangenheit ist eine Zeitform, die der Gegenwart vorangegangen ist. Alles, was vergangen ist, kann man nicht mehr zurückholen. Ein für alle Mal vorbei. Passé!

Ertappen Sie sich auch ab und an dabei, dass Sie in vergangenen Zeiten hängen und manches wieder so haben wollen wie früher? Die gute alte Zeit!? Können wir das?

Klar können wir, doch wir halten an Altem fest, verpassen die Gegenwart, d. h. den gegenwärtigen Moment. Wir sind mit unseren Gedanken weit entfernt von der „Zeit“, in der das wahrhaftige Leben stattfindet. Denn Leben findet immer nur jetzt statt, in diesem Augenblick.

Natürlich können wir uns in die Vergangenheit zurückversetzen, um gute Gefühle wieder in uns zu wecken, um diese in der Gegenwart als Ressource zu aktivieren. Im Grunde genommen war alles, was einmal in der Vergangenheit stattgefunden hat, gegenwärtig. Es liegt an uns selbst, welche Zeitform wir wählen und in welcher wir leben möchten.

Und wie sagte Kurt Tepperwein einmal so schön: „Das Leben ist eine ewige Premiere ohne Generalprobe, ist immer neu und einmalig.“

Tauchen Sie ein in diesen neuen und einmaligen Moment, der gerade gegenwärtig ist. So halten Sie nicht an der Vergangenheit fest und kommen ganz im wahrhaftigen Leben an.

W wie … Wetter

Ein lieber Freund sagte einmal zu mir: „Übers Wetter zu sprechen sind die Putzgespräche der Vögel“. Vielleicht kennen Sie das auch? Wenn es nichts mehr Wichtiges zu bereden gibt, dann fragt man: „Und wie isses Wetter bei euch?“ Das Wetter können wir Menschen zum Glück nicht wirklich beeinflussen. Ich glaube, dann hätten wir einen Moment trocken, im anderen Moment wieder Regen, dann wieder wärmer, dann wieder kälter ...

Jeder Mensch hat sein persönliches „Wohlfühlwetter“. Wie sieht Ihr aktuelles Tageswetter in Ihrem Inneren aus? Scheint die Sonne, ist es wohlig warm oder eher trüb und kalt?

Im Buch „Hallo Mr. Gott, hier spricht Anna“ sagte Anna so schön: „Das Wetter, das man sich in seinem Inneren macht, ist viel wichtiger als das von draußen!“

Wie recht sie hat! Denn wenn meine innere Sonne strahlt, dann erhellt sie mein Gesicht und Gemüt, ich verkörpere es und kann mein inneres Wetter an andere Menschen weitergeben. So lässt sich das schlechte Wetter von draußen oftmals besser ertragen. Bringen Sie doch gleich Ihre innere Sonne mit einem Lächeln zum Strahlen und beobachten Sie, was in Ihnen und um Sie herum geschieht.

X wie … Xylophon

Ein Wort mit X zu finden, das wir im täglichen Gebrauch haben, ist gar nicht so leicht. Ich habe das Xylophon gewählt. Ein Instrument, das uns wohl noch aus dem Kindergarten oder der Grundschule bekannt ist. Auf dem Xylophon können wir einfache Melodien spielen und dabei mitsingen. Welches Kinderlied ist Ihnen noch aus dieser Zeit in guter Erinnerung? Wer hat es gespielt und mit wem haben Sie gesungen?

Mit dem Xylophon können Sie auch Ihre ganz persönliche Lebensmelodie spielen. Wenn Sie ein Xylophon besitzen, dann holen Sie es doch einfach raus und komponieren intuitiv Ihre eigene Lebensmelodie. Viel Freude dabei.

Y wie … Yippie

Zu Y fiel mir ganz spontan Yippie ein. In unserer heutigen Zeit wohl ein „altbackenes“ Wort, das von „Yes“, „yeah“ und Co. ersetzt wurde. Ein Yippie ist für mich Ausdruck von Freude und Jubel. Wenn etwas Großartiges passiert ist, es einen Erfolg zu feiern gibt und es allen Grund zu Jubel und Freude gibt. Wie feiern oder bringen Sie große Freude und Jubel für sich persönlich zum Ausdruck? Eher still und leise oder in einer sichtbaren Gestik und Lautstärke?

Als aktive Biathletin war, habe ich mich immer sehr über all die Menschen gefreut, die ihre Freude über die Leistungen der Sportler mit einem lauten Yippie zum Ausdruck gebracht haben. Ich bin mir sicher, dass es einige Menschen gab, die sich so etwas alleine nie getraut hätten, sich aber von der „Massenfreude“ der Gleichgesinnten anstecken ließen. Freude zu teilen ist einfach wunderbar, denn bekanntlich ist geteilte Freude doppelte Freude. Ich wünsche Ihnen viele solcher Yippie-Momente in Ihrem Leben.

Z wie … Zufriedenheit

Zufriedenheit ist ein Wunsch, den viele Menschen haben, und zugleich sehr individuell in ihrer Bedeutung für den Einzelnen. Was bedeutet Zufriedenheit für Sie? Wie fühlt sie sich an? Wo nehmen Sie diese in Ihrem Körper wahr oder wie äußert sie sich?

In Zufriedenheit steckt das Wort Frieden. Frieden bedeutet etymologisch „heilsamer Zustand der Stille und Ruhe. Also Abwesenheit von Störung und Beunruhigung“. Ein innerer Friedenszustand kann sich auch auf den äußeren Frieden übertragen. Denn wenn Sie friedlich und zufrieden mit sich selbst sind und anderen Menschen in diesem Zustand begegnen, spürt Ihr Gegen- über das und wird Ihnen in den meisten Fällen ebenso friedlich begegnen.

Lassen Sie uns alle dazu beitragen, durch unseren inneren Frieden, Frieden in die Welt zu bringen. Denn wenn keiner aufhört zu kämpfen, wird es immer Unruhe und Zerstörung geben.

Seien Sie ein Friedensstifter für sich selbst und für die Welt. Vergebung ist ein erster Schritt zu mehr Frieden in der Welt.

Und schon sind wir mit dem ABC durch. Ich hoffe, Sie hatten Freude beim Lesen und ich konnte Sie mit dem ein oder anderen Wort-Impuls inspirieren.

Wie sähe Ihr persönliches ABC aus?

Tipp

Eine Geschenkidee für den Geburtstag: Überraschen Sie das Geburtstagskind mit einem „ABC der guten Wünsche für das neue Lebensjahr“. Oder erfinden Sie ein „Fabeltier-ABC“ oder was auch immer.

Die Welt der Wörter ist vielfältig und fantasiereich und Kreativität steckt in jedem von uns, wenn wir sie zulassen.

Viel Freude und alles Liebe für Sie!

 

 

Simone Hauswald
Dipl.-Mentalcoach (CH), Biathlon-Weltmeisterin und -Medaillengewinnerin bei Olympischen Spielen

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Fotos: ©undrey