Selbstbild im Wandel – Warum wir lernen müssen, uns neu zu sehen
Seit vielen Jahren zeigt sich, dass das Verhältnis zum eigenen Körper heutzutage komplexer ist als je zuvor. Die digitale Welt prägt das Selbstbild durch Schönheitsideale. Diese verändern die Wahrnehmung von Normalität. Der eigene Körper wird zu einem Projekt, welches ständig verbessert werden soll. Das betrifft nicht nur die jüngeren Generationen. Hier stellt sich nun die Frage: Wie verändert sich unser Selbstbild und wie beeinflusst es unser Wohlbefinden?
1. Wie das Selbstbild entsteht
Das Selbstbild ist mehr als nur eine Meinung über sich selbst. Es ist ein Zusammenspiel aus vielen Erfahrungen, Vergleichen und Rückmeldungen der Außenwelt. Schon in der Kindheit lernen wir, wie wir wahrgenommen werden, und entwickeln daraus eine Vorstellung, wer wir sind und wie wir aussehen.Im Erwachsenenalter wird dieses Bild noch komplexer. Wir vergleichen uns mit anderen, mit früheren Versionen unseres Körpers oder mit medialen Idealen. So entsteht ein inneres Spannungsfeld zwischen Realität, Wahrnehmung und Erwartung.
Viele Menschen beschreiben dieses Gefühl als „nicht im Einklang mit sich selbst zu sein“. Manche reagieren darauf mit mehr Selbstfürsorge, Sport oder bewusster Ernährung. Andere entscheiden sich für ästhetische Veränderungen. Zum Beispiel durch eine Brustvergrößerung oder ähnliche Eingriffe. Die zentrale Frage stellt sich hierbei, ob dies durch Selbstbestimmung geschieht oder doch um sich den Schönheitsidealen anzupassen und ein Gefühl der Zugehörigkeit zu finden.
2. Der Einfluss gesellschaftlicher Ideale
In den letzten Jahrzehnten hat sich das Schönheitsverständnis stark gewandelt.
Was früher als Ideal galt, kann heute altmodisch wirken und umgekehrt. Durch soziale Medien werden diese Ideale nicht mehr nur vorgegeben, sondern täglich reproduziert. Jeder kann zum Sender, zum eigenen Bildbearbeiter und Kritiker werden. Die Psychologie spricht hier von einer „doppelten Wahrnehmung“: Menschen sehen sich nicht nur, sie sehen sich auch durch die vermeintlichen Augen anderer. Dieses ständige Spiegeln führt zu einem dauerhaften Druck, das eigene Erscheinungsbild zu optimieren.
Viele Psychotherapeut*innen beobachten, dass daraus emotionale Belastungen entstehen können, von geringem Selbstwert bis zu körperbezogenen Ängsten. Besonders gefährlich wird es, wenn das Selbstbild ausschließlich von äußerer Bestätigung abhängt. Dann kann der Wunsch nach Veränderung schnell zur Flucht vor inneren Konflikten werden.
3. Mentale Gesundheit und Körperakzeptanz
Körperakzeptanz bedeutet nicht automatisch, alles an sich schön finden zu müssen. Es geht darum, den eigenen Körper als Teil der Persönlichkeit anzunehmen, zusammen mit seinen Veränderungen, Grenzen und Eigenheiten.
Gerade in einer Gesellschaft, die visuell geprägt ist, braucht es bewusste Schritte, um diese Haltung zu pflegen. Dazu gehört, realistische Selbst Vergleiche zu ziehen und sich nicht zu degradieren nur aufgrund der aktuellen Schönheitsidealen. Es sollte auch auf einen bewussten Medienkonsum geachtet werden. Auch hilft es, Gespräche über Unsicherheiten zu führen und den Fokus auf seine Stärken und Funktionen zu setzen, wie auf die Optik. Psychologische Begleitung kann dabei helfen, ein stabiles Selbstbild aufzubauen.
Wie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung betont, sind Selbstwertgefühl und psychische Stabilität eng miteinander verbunden und zentrale Faktoren für das seelische Wohlbefinden. Körperarbeit, Bewegung und Therapieansätze, die Achtsamkeit fördern, tragen dazu bei, das Verhältnis zwischen Innen und Außen zu harmonisieren.Das Selbstbild ist kein statisches Konstrukt, sondern ein Spiegel unseres Lebens. Es verändert sich mit unseren Erfahrungen, Beziehungen und Werten.Der Weg zu mehr Zufriedenheit führt daher nicht über Perfektion, sondern über Bewusstsein. Man sollte sich selbst neu sehen und den Mut haben, ehrlich hinzuschauen und auf sich zu achten. Sich mal wieder mit Empathie zu begegnen ist wahrscheinlich die tiefste Form von Schönheit, die es gibt.
Text Izabela K.
Foto KI generiert