Beruf und Karriere in der Beratung
Psychologische Beratung, die auf diese Themen fokussiert, wird häufig „Coaching“ oder „Supervision“ genannt. Die Unterschiede sind eher semantisch oder graduell. Ausgebildete psychologische BeraterInnen sollten vor diesen Bereichen nicht zurückschrecken. Dieser Artikel vermittelt Ihnen einige Grundideen.
Würden Sie noch einmal die gleiche Lehre machen oder an der gleichen Fakultät studieren? Was würden Sie heute ganz anders machen und wo (und mit wem) würden Sie dann im Leben stehen? Bestimmt haben Sie sich diese Fragen auch schon gestellt. Es ist sinnvoll darüber nachzudenken, damit uns die Strategien und Helfer klar werden, die uns bisher geleitet haben. Weshalb hat es mit Ihrer Karriere vielleicht nicht ganz so geklappt, wie Sie es gewünscht hatten?
• „Hätten meine Eltern mich dazu angeleitet, könnte ich jetzt Klavier spielen.“
• „Wäre ich damals von meiner Lehrerin besser beraten worden, hätte ich etwas anderes studiert.“
• „Hätte mein Chef mich beraten oder gecoacht, wäre mehr aus mir geworden. Nun erkenne ich meine Möglichkeiten zu spät und stecke hier fest.“
Wann ist der rechte Zeitpunkt die Sache anzupacken?
Der Ausgangspunkt für unser Leben liegt immer in den drei Sekunden, die unser Gehirn als jetzt erkennt. „Was immer uns auch widerfahren ist, es ist Vergangenheit“, meint Jon Kabat- Zinn. „Die einzige bedeutsame Frage ist daher: Was jetzt?“ Karriere- und Berufsplanung ist ein Rückgriff auf das Erlebte, auf die Fähigkeiten und Schwächen, die wir haben. Und es ist ein Vorgriff auf unsere Potenziale, Ziele und Visionen, die wir in der Zukunft leben wollen. Außerdem benötigen Sie einen Plan über das konkrete Vorgehen, die Zeit und darüber, wie vorhandene Schwächen langsam in Stärken umgewandelt werden können:
• Rückgriff: Bisherige Erfahrungen, Fähigkeiten, Schwächen
• Vorgriff: Potentiale, Ziele, Visionen
• Planung: Teilschritte, Aufbau von Stärken ...
Fragen: Was könnte mir wichtig sein, wenn ich von diesem Moment [jetzt!] ganz neu starten könnte? Was habe ich bisher schon erreicht? Wo war ich erfolgreich? Was kann ich besonders gut? Was fällt mir schwer oder macht mir Angst? Was fehlt mir, damit ich diese Schwäche oder Angst überwinde? Wie kann ich daraus Stärke machen?
Was ist Ihnen wirklich wichtig?
Um zu erfahren, was ein Klient erreichen möchte, sollten Sie sich etwas Zeit nehmen und nicht gleich auf den ersten Zug aufspringen, mit dem der Klient vorfährt:
• Denn wir bilden oft Ziele, die uns vor unseren Ängsten bewahren sollen – oder aufgrund einschränkender Glaubenssätze: „Das würde ich nie schaffen, da wäre ich fehl am Platze, dann müsste ich vor anderen reden ...!“
• Im Hintergrund schwebt dabei ein anderes Ziel, welches Anlass für diese Sätze ist. Im Vordergrund wird ein Ziel wahrgenommen, mit dem wir vermeiden, was uns ängstigt. Dieses vordergründige Ziel wird im Gespräch oft zuerst angeboten.
• Aus dieser Erkenntnis ergab sich die abgedroschene Coaching-Weisheit: „Wasch mich – aber mach mich nicht nass!“ Leider weiß ich nicht, von wem sie stammt.
• Wir bilden Ziele, die in unserem sozialen Umfeld als angemessen oder erstrebenswert gelten: Aufsteigen in der Firma, eine Führungsposition einnehmen. Häufig spielen dabei Geld und Statussymbole eine wichtige Rolle: Autos, Titel auf Visitenkarten, Häuser, Anzahl der Untergebenen, internationales Auftreten, Kleidung und anderes kennzeichnen unseren Erfolg.
Für die meisten Menschen sind der Spaß und die Freude bei der Arbeit gering. Auch Führungskräfte mit großen Autos und tollen Häusern sind nicht glücklicher als Menschen, die ihre Schwerpunkte woanders im Lebens gelegt haben. Unabhängig von Status und der Form der Karriere, werden von den Klienten sieben übergeordnete oder abstrakte Ziele immer wieder genannt:
1. Relevanz:
„Ich möchte etwas beisteuern.“
2. Selbstständigkeit:
„Ich möchte selbst entscheiden.“
3. Bewusstheit:
„Ich möchte wissen, was ich tue.“
4. Selbstwirksamkeit:
„Ich möchte wirksam sein.“
5. Verantwortlichkeit:
„Ich möchte verantwortlich sein.“
6. Stolz und Akzeptanz:
„Ich möchte mich selbst achten.“
7. Identität:
„Ich möchte wissen, wer ich bin.“
Fragen: Gab es Ängste oder Einschränkungen, die Ihre Berufswahl beeinflusst haben? Wie dachten wichtige Menschen in Ihrem Umfeld über den Beruf, den Sie jetzt ausüben? Was würden Sie jetzt stattdessen machen, wenn Sie noch einmal von vorne entscheiden könnten? Würden Sie jetzt anders vorgehen und andere Weichen stellen? Wer hat Sie beraten und stand Ihnen zur Seite bei der Planung? Wie verwirklichen sich die oben genannten Punkte eins bis sieben in Ihrem jetzigen Beruf? Was ist Ihnen wirklich wichtig, was sind Ihre Werte? Wie vereinbaren sich Ihre „Berufs-Werte“ mit den anderen Bereichen des Lebens [einzeln ansprechen]?
Wie konkret darf ich als Coach werden?
Viele Berater scheuen sich, den Klienten konkrete Möglichkeiten aufzuzeigen. Das halte ich nicht für richtig: Geben Sie klares Feedback und helfen Sie bei der Suche nach Informationen – damit unterstützen Sie die Suche nach klaren Zielen:
Feedback:
• Wie sehen Sie den Klienten in seinem Verhalten?
• Wie erleben Sie ihn und seine Rollen im System?
• Welche Möglichkeiten oder Schwächen sehen Sie?
Informationssuche:
• Welche Bücher können Sie ihm empfehlen? (die er vermutlich nie lesen wird ...)
• Welche VHS-, Wochenend- oder Urlaubskurse können Sie empfehlen? Auch: Gibt es entsprechende Kurse an den Paracelsus-Schulen? Welche anderen Fortbildungsmöglichkeiten gibt es in der Region und überregional?
• Welche Fernkurse können Sie empfehlen (wenn überhaupt)?
• Welche Beratungsstellen können Sie empfehlen?
Achten Sie dabei bitte auf die Bedürfnisse Ihres Klienten. Vielleicht sucht dieser nicht nach Erleuchtung oder nach so genannten Schlüsselqualifikationen, sondern – ohne es bisher zu wissen – nach einer Fortbildungsmöglichkeit im Steuerwesen oder nach einem Tanzkurs.
Den Plan aufschreiben
Unser Weg zum Ziel beginnt mit der Zielformulierung. Amerikanische Soziologen haben in mehreren Studien zwischen 1960 und 1980 versucht herauszubekommen, welchen Einfluss schriftlich fixierte Ziele auf den späteren beruflichen Erfolg haben: Einige College-Studenten hatten sich klare schriftliche Zielvorgaben aufgeschrieben, andere hatten zumindest klare Ziele im Kopf. Zirka 85 Prozent der Studenten hatten lediglich vage Ziele oder Visionen ihrer beruflichen oder privaten Zukunft – aufgeschrieben hatten sie nichts. 20 Jahre später waren die „Planer“ mit schriftlichen Visionen Spitzenverdiener in Führungspositionen und die ehemals ziellosen Studenten im Mittel- und Unterfeld des Verdienstes für ihre Berufsgruppe gelandet. Die Planer hatten dabei mehrfach ihre Pläne geändert und schriftlich oder mental angepasst. Heute scheint uns Spitzenverdienst und Führung vielleicht weniger attraktiv als damals. Ausgewogenheit, Freizeit und ein erfülltes Leben stehen für heutige Universitätsanwärter häufiger im Vordergrund als früher. Auch diese Gaben werden durch das Schicksal aber nicht verschenkt. Entscheidend ist die Erkenntnis, dass langfristige Planung, die schriftlich fixiert wird, darüber entscheiden kann, wohin die Reise unseres Lebens geht: Nicht das Schriftstück selbst ist dabei entscheidend, sondern die mentale Arbeit, die Sie auf dem Wege vom Kopf zum Papier bewerkstelligen müssen. Als Coach werden Sie bemerken, dass Faulheit, Trägheit, Gewohnheit, Glaubenssätze und Einschränkungen aus der Herkunftsfamilie selbst diesen kleinen Schritt verhindern können: „Ich lass mich lieber treiben, es kommt wie es kommt, ich werde dann schon sehen, Planung raubt dem Leben Spontaneität ...!“ Nach einigen Stunden der Zusammenarbeit haben sich die Klienten davon häufig befreit. Die schriftliche Planung einer Vision oder eines neuen Lebensentwurfes behandeln Sie daher besser nicht in den ersten Stunden Ihrer gemeinsamen Zusammenarbeit.
Fragen: Haben Sie einen Lebens-, Abschnitts- oder Wochenplan für Ihre Visionen oder Ziele aufgeschrieben oder klar durchdacht? Was planten Sie in der Mitte der Ausbildung oder des Studiums? Wohin sollte die Reise genau gehen? Haben Sie aufgehört zu planen? Wo hängt Ihr Plan? Fassen Sie den Plan in einige Schlagworte oder zugrunde liegende Werte um und hängen Sie ihn über Ihren Schreibtisch. Welche Symbole oder Metaphern haben die Ziele auf dem Plan?
Optionen sammeln
In der Fernsehserie Raumschiff Enterprise haben Produzenten und Schauspieler mit viel Witz die Tabus ihrer Zeit aufgegriffen: In den 70er Jahren galt es als eine Sensation, dass auf einem amerikanischen Raumschiff eine schwarze Frau Offizier war und ein tschechischer Ostblock-Mann die Enterprise lenkte (Ltt. Uhura und Tschechow). In der neuen Staffel der Serie „Enterprise – Raumschiff Voyager“ ist eine Frau sogar Kapitän des Schiffes. Die Produzenten und Drehbuchautoren haben für die neuen Serien erneut versteckt sozialkritische Themen einfließen lassen und sie nehmen bewusst Führungsfragen und Gesprächstechniken aus der Beratung auf. Eine häufige Frage von Kapitän Janeway an ihre Offiziere ist: „Welche Optionen haben wir, meine Damen und Herren?“ Nachdem Ideen und Möglichkeiten gesammelt sind, werden deren Erfolgsaussichten, die Zwischenschritte und Konsequenzen diskutiert. Von einigen Amerikanern wird „Voyager“ daher als Lehrfilm im Führungskräftetraining eingesetzt – oder als originelle Idee, das Training aufzulockern. Ein wichtiger Schritt bei der Zielplanung ist das Sammeln von Informationen, Möglichkeiten oder Optionen:
• Welche Informationen brauche ich für eine vernünftige Entscheidung?
• Woher könnte ich die Informationen bekommen?
• Welche Möglichkeiten (Optionen) ergeben sich daraus? Diskutieren Sie mit Ihren Klienten ganz konkret, welche Strategien zur Informationsbeschaffung er bisher hatte und wie diese verbessert werden können.
Aufgaben in Teilschritte zerlegen
Die „Salamitaktik“ gehört heute zur Allgemeinbildung: Große Herausforderungen oder Ziele werden in viele überschaubare Zwischenschritte zerlegt. Wenn Sie nebenberuflich Übersetzer für englische Handelssprache werden wollen, könnten solche Zwischenschritte so aussehen: 1. Informationen suchen über Ausbildungsmöglichkeiten, Kosten, Berufsaussichten, Zeitinvestition. Dieser Schritt selbst wird unterteilt in Anrufe, Anforderung von Prospekten, Fragen beim Arbeitsamt, Suche im Internet. 2. Anmelden bei einem Ausbildungsanbieter. 3. Lehrmaterial sichten und erforderliche Bücher kaufen etc. Diese Planung sollte sich sinnvoller Weise an Zielkriterien orientieren, die wir im Kapitel über richtiges Zielen besprochen hatten. Erstaunlich ist, dass dieses allgemeine Wissen um die Zergliederung größerer Aufgaben im Beruf und bei der Planung der eigenen Karriere selten angewendet wird. Meist wird die Herausforderung als Ganzes gesehen – anschließend beginnt die Arbeit mit einer vagen Vorgabe und einem Berg von Schwierigkeiten, der vor einem zu liegen scheint. Also: Gliedern Sie mit Ihrem Klienten das große Ziel, fügen Sie sinnvolle Teilziele und Zwischenschritte ein. Es hat sich bewährt, für die verschiedenen Lebenssäulen oder -Bereiche Wochen-, Monats- und Jahresübersichten aufzustellen.
Was ist Ihr Plan – für die nächsten
Wochen, Monate oder Jahre
– in folgenden Bereichen?
Arbeit
– Leistung
– Karriere
Familie
– Liebe
– Freunde
Körper
– Gesundheit
Materielle Sicherheit
Selbstverwirklichung
– Spiritualität
Daran müssen Sie sich nicht sklavisch halten. Bei der Planung wird Ihnen auf diese Weise aber deutlich, wo es zu Konflikten oder Unausgewogenheiten kommen könnte:
Fragen: Was planen Sie in den verschiedenen Bereichen? Welche Veränderungen streben Sie an für diese Bereiche? Welche Aktivitäten werden schön und erholsam sein, welche sind eher anstrengend? Welche Bereiche werden kurz- oder mittelfristig zurückstecken für die Pläne in anderen Bereichen? Sicher stimmen Sie zu, dass Qualität im Beruf bedeutsam ist und ständig verbessert werden muss! Wie verbessern Sie die Qualität Ihrer Liebe, Partnerschaft, Ihrer Spiritualität? Wann haben Sie dort zuletzt „investiert“?
Vom Wichtigen und Unwichtigen
Wonach entscheiden Sie, was Sie zuerst tun müssen? In welcher Reihenfolge arbeiten Sie Herausforderungen ab? Was erledigen Sie nebenbei? Wie vielen Aufgaben können Sie sich gleichzeitig widmen? Als junger Arzt auf einer Krebsstation sprach ich mit einem sterbenskranken Patienten. Während des Gesprächs klingelte der „Pieper“. Die Nummer auf dem Display zeigte, dass es die Seretärin des Chefs war. Ich bin nicht aufgesprungen und zum Telefon gelaufen, sondern habe mit dem Patienten weiter geredet. Das war wichtig, der Anruf der Chefsekretärin war vielleicht eilig, aber weniger wichtig! Wegen meines Verhaltens gab es mit der Sekretärin und dem Chef später ein wenig Ärger. Vielleicht greifen auch Sie nach dem nahe liegenden – oder besser: werden von jedem Reiz Ihrer Umgebung ergriffen, als wären Sie willenlos oder planlos? Können Sie sich ausreichend abgrenzen und haben Sie Prioritäten? Oder greifen Sie immer zum Handy, wenn es klingelt – egal, wo Sie gerade sind?
„Wer sich ergreifen lässt durch einen nichts sagenden Gedanken, durch das Klingeln einer Maschine, durch Werbesendungen, Talkshows, Boulevardblättchen, der wird getrieben und dreht sich dabei im Kreis – das ist etwas für Menschen, die Ablenkung lieber mögen als ihre eigenen Ziele und Prioritäten“,
sagt Henrike Sieker, Team-Spezialistin aus Osnabrück.
Ein anderes Beispiel aus meinem Leben: Wenn ich morgens das Teewasser aufsetze, fege ich häufig kurz die Küche, füttere die Tiere, packe meinen Rucksack für die Arbeit, schreibe einige private Überweisungen, decke den Frühstückstisch und esse etwas Schokolade – alles mehr oder weniger parallel. So viele Dinge gleichzeitig, wo wir doch gerade vom Gegenteil gesprochen haben? Vermutlich ahnen Sie den Unterschied:
• Wichtiges verlangt Ihre ganze Aufmerksamkeit, mit Überblick über den gesamten Prozess!
• „Unwichtiges“ kann parallel erledigt werden, mit einer Aufmerksamkeit, die nur auf den Moment gerichtet ist. So können Sie viele kleine Momente aneinander reihen. Entscheidend ist auch die Zeit, die uns zur Verfügung steht für wichtige und unwichtige Aufgaben. Dieses Konzept hat Steven R. Covey in seinen Büchern populär gemacht:
• Wichtige, aber nicht eilige Aufgaben: Einige Aufgaben sind zwar wichtig, können aber auch zu einem späteren Zeitpunkt erledigt werden. Wenn Ihr Mitarbeiter Sie bittet, in den nächsten Tagen ein Feedback von Ihnen zu erhalten, dann ist das sehr wichtig, hat aber einige Tage Zeit. Andere Aufgaben dagegen sind wichtig und eilig:
• Wichtige und eilige Aufgaben: Wenn sich eine Krise einstellt, die in wichtigen Fragen eine sofortige Entscheidung verlangt, dann werden Sie dies nicht aufschieben. Solche Probleme treten sehr selten auf, wenn Sie in einem gut durchdachten Unternehmen arbeiten. Hektische Krisen, die gehäuft auftreten, sind ein Zeichen für Miss- Management – nicht aber für effiziente und turbulente Betriebsamkeit.
• Unwichtige und nicht eilige Aufgaben: Wann Sie die unverlangte Postwurfsendung eines Matratzenladens öffnen und durchlesen, ist völlig egal. Solche Aufgaben sollten Sie delegieren oder die Sendung und auch diese Kategorie von Aufgaben gleich in den Papierkorb stecken.
• Unwichtige, aber eilige Aufgaben: Ein eiliger Anrufer mit einer unwichtigen und banalen Frage, die jeder in der Firma beantworten könnte. Oder: Wenn Sie als Führungskraft in das Materiallager gehen, um dort Papier für das leere Kopiergerät zu holen, weil Sie dringend eine Kopie machen möchten. Dies kann aber auch eine Tätigkeit sein, mit der sie bewusst als Vorbild wirken möchten: „Ich gehöre zum Team, ich bin mir dafür nicht zu schade, auch Kleinigkeiten sind bedeutsam ...“ In der Regel handelt es sich aber um eine Aufgabe, die für Ihre Tätigkeitsbeschreibung nicht bedeutsam ist und Ihnen daher Zeit nimmt, die Sie für wichtige strategische Planung und lenkende Managementaufgaben benötigen. Solche Tätigkeiten sollten Sie delegieren.
Wichtig, aber nicht eilig:
Bald Termin dafür einplanen!
Ganze Aufmerksamkeit!
Wichtig und eilig:
Sofort erledigen!
Ganze Aufmerksamkeit!
Unwichtig und nicht eilig:
In den „Papierkorb“ oder delegieren!
Falls selbst: Bündeln.
Unwichtig und eilig:
Delegieren oder später erledigen!
Falls selbst: Bündeln!
Burn-Out garantiert:
Weiter oben hatten wir erwähnt, welche Voraussetzungen oder Grundmotive erfüllt sein müssen, damit jemand seine Arbeit langfristig mögen kann:
1. „Ich möchte etwas beisteuern."
- Relevanz
2. „Ich möchte selbst entscheiden."
- Selbständigkeit
3. „Ich möchte wissen, was ich tue."
- Bewusstheit
4. „Ich möchte wirksam sein."
- Selbstwirksamkeit
5. „Ich möchte verantwortlich sein."
- Verantwortlichkeit
6. „Ich möchte mich selbst achten."
- Stolz und Akzeptanz
7. „Ich möchte wissen, wer ich bin."
- Identität
Außerdem muss ein Ausgleich der verschiedenen Lebensbereiche gewährleistet sein:
Arbeit - Leistung - Karriere
Familie - Liebe - Freunde
Körper - Gesundheit
Materielle Sicherheit
Selbstverwirklichung - Spiritualität
Diese Voraussetzungen sind nur selten gegeben und werden von den wenigsten Menschen so geplant oder bewusst geschaffen: Werden diese Grundmotive nicht gewürdigt oder kommt es zu einer Dys-Balance der Lebensbereiche, führt dies ins Burn- Out. Anfangs geht dann noch alles gut, weil wir von oberflächlichen Motiven bewegt werden und in jungen Jahren auch über genügend Lebensenergie verfügen – die wir „verschwenden“ können. Nach einigen Monaten oder Jahren beginnt dann aber ein Klagen und eine unterschwellige Unzufriedenheit:
• „Ich kann nichts mehr so recht genießen: Ich bin total fertig.“
• „Ich weiß irgendwie nicht weiter – der Job frisst mich auf.“
• „Die Arbeit geht über meine Kräfte – mir fehlen da auch die Möglichkeiten.“
• „Ich stecke da so viel Energie rein, es kommt aber nichts zurück.“
• „Ich fühle mich schon richtig krank.“
• „Ich power jetzt noch durch und dafür gehe ich mit 50 in Rente.“
• „Da muss ich jetzt halt durch – irgendwo muss das Geld ja herkommen.“
• „Ich arbeite mich zu Tode und mein Chef erntet die Lorbeeren.“
Dieses Gefühl der Leere ist nicht nur Top-Managern vorbehalten. Überall, wo die ständigen Anforderungen von außen dazu führen, dass wir nicht in Harmonie mit unseren inneren Werte, Wünschen und den verschiedenen Lebensbereichen leben können, stellt sich ein Burn-Out-Syndrom ein. Burn-Out wird von den Betroffenen als ein Verlust an Lebensenergie beschrieben. Erst die ständige Unausgewogenheit führt in den Erschöpfungszustand [modifiziert nach North/ Freudenberger]:
• Aus dem freudigen Leistungswunsch entwickelt sich langsam ein erdrückender Handlungszwang.
• Am Anfang steht oft der Wunsch sich zu beweisen.
• Der verstärkte Einsatz führt zu einem Vernachlässigen anderer Bedürfnisse.
• Die Konflikte, welche daraus entstehen werden verdrängt.
• Werte, Kriterien und Glaubenssätze werden dem Zwang und der Firmenphilosophie angepasst.
• Die Probleme, die durch den sozialen Rückzug und die Unausgewogenheit entstehen, werden verleugnet und abgewehrt.
• Außenstehende nehmen bereits deutlich Verhaltensänderungen wahr. Die betroffene Person zieht sich immer mehr in die „Aufgabe“ zurück.
• Das Gefühl für die eigene Person geht verloren, innere Leere, Erschöpfung und Depression stellen sich ein.
Dies betrifft Hilfsarbeiter, Lehrer, Hausfrauen und Manager gleichermaßen. Es ist ein Anzeichen dafür, dass wir unser Leben nicht so organisiert haben, wie es gut für uns wäre. Die meisten Menschen wollen jedoch lieber im gewohnten Leid verharren und scheuen die Herausforderung einer Veränderung. Im Coaching werden Ihnen häufig Menschen begegnen, die unterschwellig schon bereit zu Änderungen sind. Sie werden diesen Klienten dann keine einfachen Antworten geben können, sondern müssen sich mit viel Zeit durch deren Werte, logische Ebenen, Ziele, Visionen hindurchbewegen, bis die Klienten selbst sehen, wohin die Reise zukünftig gehen könnte.
Fragen: Bekommen Sie bei oder nach der Arbeit manchmal Kopfschmerzen? Ist Ihr Nacken häufig bei der Arbeit verspannt? Haben Sie Bauchschmerzen oder Magenprobleme? Wann wollen Sie in den Ruhestand gehen? Müssen Sie Ihren Beruf immer ausüben oder können Sie sich vorstellen irgendwann einmal zu wechseln? Was stört Sie bei der Arbeit immer wieder? Wenn Ihr Lebenspartner einschätzen sollte, welche Probleme Sie meistens mit nach Hause nehmen, was würde er sagen? Verzetteln Sie sich gerne zwischen zu vielen Herausforderungen und Pflichten? Können Sie sich genügend abgrenzen gegenüber den Ansprüchen anderer? Was sind Ihre Werte – welches die des Umfeldes? Wo liegen die wirklichen Ziele und Wünsche Ihres Lebens? Was sind Ihre eigentlichen Kraftquellen? Wer kann und darf Ihnen Feedback und Unterstützung geben?
Ohne Vitamin B läuft nur wenig
Beziehungen werden uns nicht nur von den Eltern in die Wiege gelegt: Jeder Blick und jeder Händedruck kann Beziehungen schaffen. Die Art, wie wir auf Menschen zugehen und mit ihnen umgehen, schafft unser soziales Netz, in dem wir leben. Im Privatleben und im Beruf sind solche Netze oder Seilschaften Gold wert. Ein Beispiel: Ein BWL-Student möchte später im Marketing des ALTANAPharma- Konzerns arbeiten. Seine Einstellungschancen sind viel höher, wenn er schon während des Studiums in genau dieser Abteilung Praktika absolviert, wenn er die Entscheidungsträger dort kennen lernt und vor Ort erfragt, wie ein Bewerberprofil am besten aussehen sollte: Welche Noten, welche Schlüsselqualifikationen, welche Vorkenntnisse, Auslandsaufenthalte ...? So kann er sein berufliches Profil auf die tatsächlichen Anforderungen abstimmen und hat dort bereits Heimvorteil: Selbst geschaffenes „Vitamin B“. Von dieser Möglichkeit der Karriereplanung machen erstaunlich wenig Studenten Gebrauch. Auch später im Berufsleben wird diese Art des Beziehungsaufbaus und der -pflege nur von wenigen zielstrebigen Menschen angewandt. Es geht dabei nicht darum, sich irgendwo „einzuschleimen“, jemanden auszunutzen oder einem Vorgesetzten nach dem Mund zu reden. Ein soziales Netz und hilfreiche Seilschaften fallen nicht vom Himmel und sollten genauso geplant werden – wie jeder andere Bereich des Lebens. In dieser Übung finden Sie die wichtigsten Regeln zum Aufbau guter Beziehungen:
Übung: Gegen welche der unten genannten „Vitamit-B-Regeln“ verstoßen Sie häufiger? Tritt Ihnen jemand mit solchen Verstößen gelegentlich auf den Schlips? Was halten Sie von dem?
• Hören Sie aktiv.
• Stellen Sie Rapport her.
• Achten Sie die Welt der anderen.
• Seien Sie aufrichtig und stehen Sie zu Ihren Werten. Drängen Sie diese aber niemanden auf.
• Sehen Sie die Rollenkonflikte der anderen (Karriere und Familie etc.) und respektieren Sie diese. • Halten Sie sich aus Mobbing heraus und reden Sie über niemanden schlecht. Beteiligen Sie sich auch nicht passiv an solchen Gesprächen. • Zollen Sie jedermann den gleichen Respekt als Menschen und respektieren Sie dann erst dessen Position. • Loben Sie häufig und bedanken Sie sich für Aufmerksamkeiten. • Gehen Sie bewusst auf das Verhalten anderer ein – nicht aber auf deren Sein („Er ist immer so naiv ...“). • Vermeiden Sie Tadel, Zurechtweisung und Befehle. • Seien Sie immer freundlich, aber bestimmt. • Sagen Sie nie „nein!“ oder „stimmt nicht!“ „Ja, aber ...!“ ist ähnlich schlimm. Bitte finden Sie andere Formulierungen, die vorzugsweise mit „Ja“ beginnen (Ausnahme: Es ist zur Wahrung Ihrer Grenzen erforderlich klar „Nein!“ zu sagen.) • Verletzen Sie nicht das Selbstbild der anderen. • Verletzen Sie nicht die Ehre der anderen Achtung: Energieräuber! Neben positiven Beziehungen umgeben wir uns auch mit allerlei oberflächlichen Beziehungen und gehen Bindungen zu Menschen, Sachen und Umständen ein, die mehr Energie und Freude kosten, als sie zurückgeben können. Hier einige Beispiele für solche Energieräuber: • Mitgliedschaften in Vereinen Dr. Björn Migge Lesen Sie weiter in Heft 3/2003.
• Verschleppte Gesundheitsprobleme
• Genussmittelsüchte (Kaffee, Alkohol, Zigaretten)
• Zeitschriften- und Zeitungs-Abos
• Schulden
• Neid, Hass
• Unerledigtes, Unausgesprochenes (in der Familie?)
• Äußerlichkeiten und Status
• Angeberei, Luxus
• Immer voller Terminplaner
• Zu viele Rollen und Verpflichtungen
• Nie freie Abende
• Stillstand, Faulheit, Desinteresse
• Essen über den Hunger hinaus
• Unordnung, Unübersichtlichkeit
• Alles selber machen müssen
• Volle Schränke, Keller, Garagen (Museumsmentalität)
• Verharren an Orten ohne Charme (hässliche Stadt, neben Fabrik etc.)
• Immer perfekt oder besser sein müssen
• Taschen, Koffer, alte Adressbücher, Bücher
• Fehlende Ruhe und Entspannung ...
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