Frauen – weibliche Zyklen und Frauenkrankheiten aus schamanischer Sicht
Für uns Frauen ist es an der Zeit, unsere Weiblichkeit zu heilen. Wenn wir die Verschmutzung und die Vernichtung unserer Umwelt betrachten, uns das oftmals verdrängte ungute Gefühl, als Frau alleine unterwegs zu sein, bewusst machen, die Gewalt gegen Frauen, die Unterdrückung, die in vielen Erdteilen noch immer an der Tagesordnung ist, dann wird klar, dass es auf diese Weise nicht funktionieren kann. Dass es ein weibliches Bewusstsein benötigt, um uns selbst und Mutter Erde zu heilen.
Was ist Weiblichkeit überhaupt? Was ist das „weibliche Prinzip“?
In meiner Praxis und auch in meinem privaten Umfeld stelle ich immer häufiger fest, dass Frausein heutzutage geradezu überfrachtet ist mit Vorstellungen und Ansprüchen an uns selbst, die wir vom Zeitgeist übernommen haben und von dem, was uns beigebracht wurde, wie wir sein sollen.
Ich sehe Frauen, die nicht mehr in ihrer Kraft sind, die sich selbst überfordern, um dem Anspruch, Kind, Karriere und Beziehung unter einen Hut zu bringen, gerecht zu werden.
Zeitungen, die sich mit Tipps und Anleitungen für Diäten, das Muttersein, die Menopause, für die Liebe und wie man sie frisch hält, überschlagen. Artikel über Sex, Achtsamkeit, Fitness: Jung, schlank, perfekt, ausgeglichen und strahlend soll sie sein – lieb und anschmiegsam oder eigenständig und unabhängig. Am besten alles auf einmal.
Frage ich die Frauen dann, was es für sie ganz individuell bedeutet, Frau zu sein, dann sprudeln Geschichten über Depressionen, Ängste, Beschwerden, Müdigkeit, Frust, Erkrankungen, Überlastung. Ich höre von Enttäuschungen, geplatzten Träumen, von mangelnder Wertschätzung ihnen gegenüber, vom Betrogen- und Verlassen-worden-Sein. Von Beziehungen, die genauso bescheiden sind, wie die der eigenen Eltern, was sie doch nie wollte. Von Abtreibungen, die sie sich selbst nie verziehen hat, von Einsamkeit. Und sehr viele haben irgendwann in ihrem Leben sexuelle Gewalt erlebt.
Es scheint, dass die Frauen in unserer Zeit den Zugang zu ihrer ureigenen Weiblichkeit verschüttet haben.
Mein Ziel ist es, diesen Weg wieder freizulegen!
Betrachtet man Weiblichkeit als Urprinzip, so gibt es da: Hingabe. Kreativität. Schöpferisch sein. Lebensspendend. Heilend. Überfließend. Diffus. Bewahrend. Mondzyklen. Nacht.
Wir betrachten Weiblichkeit oftmals als etwas, das „schwach“ ist. Und viele von uns haben diese Überzeugungen übernommen. Es gibt Intrigen, Neid, Spielchen, sie gibt vor, etwas anderes zu sein, als sie ist. Sie trägt Masken, um anerkannt zu werden, hält ihre Gefühle zurück, um nicht als hysterisch oder egoistisch oder zu laut, zu fordernd, zu sexy, zu selbstbewusst (die Liste lässt sich beliebig fortsetzen) zu gelten. Oder sie macht sich schwach und abhängig wie ein kleines Mädchen, um Fürsorglichkeit zu bekommen, um nicht die Verantwortung für sich selbst und ihr Leben tragen zu müssen.
Die meisten von uns hatten als Kind keine weiblichen Vorbilder, die uns überzeugen konnten, dass Weiblichkeit stark, wunderbar, einzigartig, kreativ und warmherzig ist. Aber auch voller Power und Macht.
Es ist beides, das männliche und das weibliche Prinzip, in uns angelegt und es bedarf eines Ausgleichs.
Wenn ich mich umschaue, sehe ich sehr viele wunderbare Frauen, die das männliche Prinzip leben und das Weibliche unterdrücken. Sei es, dass sie alleinerziehend sind oder ihre Mütterlichkeit einem schwächeren Partner angedeihen lassen. Sie organisieren, planen, verrichten handwerkliche Arbeiten, reparieren, stehen in allen Lebenslagen „ihren Mann“.
Sei es, dass sie sich in ihrer Karriere auf ihren Intellekt beschränken und ihre Intuition, ihre Emotionen auf ein Minimum zurückfahren, um nicht als Zicke oder Schlimmeres zu gelten.
All das zu können, sind wunderbare Gaben – jedoch: Wenn es zum Habitus verkommt, wenn es nicht mehr wertgeschätzt wird, sondern als gegeben betrachtet wird von der Umwelt, wird es irgendwann zu einem Problem.
Wir haben an einem bestimmten Zeitpunkt das Gefühl, uns selbst auf dem Weg verloren zu haben. Die eigenen Bedürfnisse, wie immer sie auch aussehen mögen, kommen zu kurz. Frau hat gelernt zu funktionieren. Schlimmer noch: Frau muss funktionieren.
Hat sie Schmerzen während der Menstruation, nimmt sie Medikamente und betrachtet diese Zeit als Schlamassel und Beeinträchtigung. Sie hat nur erklärt bekommen, wie Menstruation funktioniert. Aber nicht, was sie bedeutet.
Kommen Frauen in die Menopause, beginnen viele, sich „alt“ und als „unsichtbar“ zu fühlen, leiden unter diversen Unpässlichkeiten, die schamhaft verschwiegen werden. Dabei ist es eine der Zeiten im Leben von Frauen, in der sie ganz in ihre Kraft kommen können. Stattdessen liest und hört sie überall von „Hitzewallungen“, „Depressionen“ und anderen unschönen Dingen.
Steckt sie sich an mit irgendwelchen Viren, dann wird der Mann, der fremdgegangen ist, beschuldigt und Erkrankungen an weiblichen Organen werden behandelt, als sei sie eine Maschine. Es wird geschnitten, bestrahlt, entfernt.
Es ist Zeit, dass Frauen sich wieder erinnern: Was sie sind. Wer sie sind. Und welch wunderbaren Kräfte ihnen gegeben wurden. Auch zu erinnern, dass wir Ahninnen haben, die mit uns sind, die schon lange darauf warten, dass wir Heilung in unsere weiblichen Ahnenlinien bringen. Denn heilen wir uns – dann heilen unsere Vorfahren mit uns. Es ist ein schönes Anfangsritual für diesen Weg, um den Segen und die Erlaubnis von unseren Ahninnen zu bitten.
Mach es dir gemütlich. Zünde eine Kerze an. Atme. Werde dir bewusst, dass es nicht nur deine Mütter, deine Großmütter und Urgroßmütter sind, die deine Ahnenlinie ausmachen. Es sind unendlich viele Frauen, die in längst vergangenen Zeiten gelebt haben. Sie alle sind mit dir verbunden. Es gibt viel Schmerz in diesen Linien. Verletzungen. Gewalt. Verluste ... Erlaube dir für einen Moment, dich mit diesen Frauen zu verbinden. Mit den Leben, die sie gelebt haben. Mit den schönen und auch schrecklichen Erlebnissen, die sie hatten. Und bitte um ihren Segen und ihre Erlaubnis, all dies nun heilen zu dürfen. In dir. Und somit auch in ihnen.
Auf Bildern von Amazonasvölkern wird die Gebärmutter stets als ein Organ mit vielen Augen dargestellt. Es ist das Organ unserer Seherinnenkraft. Sie ist der Sitz unserer Intuition. Hier liegt auch unsere Schöpferkraft und unsere Heilkraft. Selbst, wenn du deine Gebärmutter durch eine Operation verloren hast, ist die Blaupause von ihr noch immer in deinem System vorhanden. Die Kraft ist noch immer da. In unserer Gebärmutter speichern wir alle Emotionen und alle Stresse, die wir im Laufe des Monats erleben. Während wir Sex haben, werden die Gefühle und Energien unseres Partners auf unser Innerstes übertragen. Hat er viel Wut, viele Ängste, wenig Wertschätzung, Probleme ... nehmen wir die in uns auf. Deshalb ist es sehr wichtig zu lernen, unsere Gebärmutter immer wieder energetisch zu reinigen, um gesund zu bleiben.
Während der Menstruation geschieht ebenfalls immer eine Reinigung. Bei den Naturvölkern gab es Menstruationshütten, in die die Frauen sich in dieser Zeit zurückzogen und all ihrer Pflichten enthoben waren.
Um sich Zeit für sich selbst zu nehmen und sich zu erneuern. In unserem heutigen Leben haben wir dafür keine Zeit mehr – aber wir können uns erlauben, uns in diesen Tagen immer wieder Freiräume zu schaffen. Sind wir uns bewusst darüber, dass unser Körper gerade eine Höchstleistung an Reinigungsarbeit vollbringt, ist es ein Luxus, den wir uns gönnen sollten. Ruhe zu finden. Eine Massage zu erhalten. Ein schönes Buch zu lesen. Oder einfach mal gar nichts zu tun. Träumen. Den eigenen Gedanken lauschen ... was immer du möchtest.
Die Reinigung betrifft nicht nur unseren eigenen Körper und unseren eigenen Geist, sondern wir reinigen in dieser Zeit unser gesamtes Umfeld mit. Wenn du also große Schmerzen und andere Probleme während deiner Menstruation hast, ist es hilfreich zu schauen, wer in deinem Umfeld sehr vieles verdrängt, nicht gut mit sich selbst umgeht etc. Denn auch wenn du dir dessen nicht bewusst bist: Während du menstruierst, versucht dein Körper auch dein gesamtes Umfeld mit zu reinigen. Das kann unter Umständen eine zu große Aufgabe sein, worauf du mit Schmerzen und anderen Problemen wie Migräne, Schwindel, Müdigkeit etc. reagierst.
Gebete sind an diesen Tagen 100 Mal stärker als sonst. Sei dir deiner dir innewohnenden Magie bewusst!
Wenn eine Frau an der Gebärmutter erkrankt, ist das immer ein Zeichen, dass sie auf irgendeiner Ebene ihres Lebens nicht im Einklang mit ihren Visionen, die sie von ihrem Leben hat, ihren Träumen, ihren Wünschen und Bedürfnissen lebt. Die Gebärmutter ist der Sitz der Kraft der Frauen. Ein heiliges Organ. Hier geschieht Schöpfung – auch wenn es für unseren Verstand schwer bis gar nicht zu begreifen ist.
Jede Erkrankung der Gebärmutter weist auf einen starken Konflikt mit der eigenen Weiblichkeit hin. Sei es der Umgang mit uns selbst, sei es, dass wir zulassen, dass andere uns selbst mit mangelnder Wertschätzung behandeln. Sei es die Einstellung zu unserem Körper, unserem Aussehen oder die Art von Sexualität, die wir leben und die uns so nicht gefällt. Oder sei es die Art, wie wir gelernt haben, Liebe zu geben und zu empfangen, oder eine Missbrauchserfahrung, die wir selbst erlebt haben oder eine (meist mehrere) unserer Ahninnen.
Viele Frauen haben mit Scheidenpilzen, HPV-Infektionen und anderen Geschlechtskrankheiten zu kämpfen. Es ist eine Abwehr über den Unterleib. Sie kann sich fragen, was wehre ich ab? Ist es dieser tägliche Stress? Ist es mein Partner und ich will es bewusst nicht wahrhaben? Ist es die Art von Sexualität, die ich lebe? Gefällt sie mir? Was sind meine Glaubenssätze über Sexualität? Halte ich sie in meinem tiefsten Inneren für schmutzig oder sündhaft? Bestrafe ich mich? Wie kann ich meine Sexualität annehmen und ausdrücken, sodass sie ganz und gar mir und meinen Bedürfnissen entspricht? Wo halte ich mich zurück oder wo tue ich Dinge, die ich eigentlich gar nicht tun möchte?
Eines Tages dann kommt die Menopause. Wir verlieren kein Blut mehr jeden Monat und behalten unsere Kraft für uns. Da unser Körper nun nicht mehr automatisch jeden Monat eine Reinigung in Form von Blutungen bereitstellt, ist es umso wichtiger, dass wir uns selbst immer wieder energetisch reinigen. Nur weil wir nicht mehr bluten, bedeutet das aber nicht, dass wir keine Zyklen mehr haben. Frauen sind Wesen des Mondes. Und selbst Frauen in hohem Alter von 80 Jahren und älter haben noch immer, ein bis drei Tage im Monat, an denen sie sich fühlen, als hätten sie ihre Menstruation. Sei es, dass sie müder sind als sonst oder keine Lust haben, zu reden. Dass sie sich zurückziehen möchten. Alleine sein wollen ...
All das hat mit den Zyklen der Natur zu tun, die in uns kreisen und deren Teil wir sind. Diese Zeit der Menopause ist die Zeit, in der eine Frau vollkommen in ihre Kraft und in ihre Magie kommt. Es ist auch eine Zeit des Neubeginns. Des Überprüfens, ob die bisherige Lebensführung noch zu ihr passt. (Depressionen sind kein Zeichen von „Wechseljahren“, weil die Hormone sich verändern – Depressionen sind ein Zeichen dafür, dass sie nicht das lebt, was sie ist und sich für sich selbst erträumt.)
Es ist eine Zeit des Neu-Aufbruchs. Des Sich-bewusst-Werdens, was und wie sie leben möchte. Gerade in der heutigen Zeit sind viele Frauen in diesem Alter so voller Selbstbewusstsein, so voller Tatendrang und Begeisterung. Es ist nichts, was sie fürchten müsste. Ganz im Gegenteil.
Auch hierzu kann sie wunderschöne Rituale machen. Eines davon ist, die Verbindung herzustellen zu dem Mädchen, das sie gewesen ist.
Erinnere dich, was für ein Mädchen du warst. Wo ist dieses Mädchen jetzt? Wie würde es über dich denken, wenn es dich heute sähe? Was sagt es zu dir? Wie kann dir dieses Mädchen helfen? Hör ihm zu.
Vielleicht bist du ja nun auch diejenige, die dieses Mädchen tröstet.
Vielleicht gibt es dir aber auch seinerseits Kraft und neue Inspiration.
Lass dich darauf ein und gib dir und deinem Körper die Chance, noch einmal neu zu beginnen.
Zu diesem Zyklus gehört auch, die eigenen Kinder dem Leben zu überantworten. Ich finde diese Bräuche bei Naturvölkern sehr schön – dass sie ihre Kinder in einem bestimmten Alter ins Leben entlässt und ihnen ihren Segen gibt. Dass sie symbolisch noch einmal die Nabelschnur durchtrennt und zuvor alle eigenen Seelenanteile, die sie dem Kind mitgegeben hat, um ihm einen guten Start ins Leben zu ermöglichen, wieder zu sich zurücknimmt.
Diese Art von Übertragung findet bei der Geburt unbewusst statt und ist ab einem bestimmten Alter auch der Grund für viele Schwierigkeiten in der Mutter-Kind-Beziehung.
Sei es, dass das eigene Kind Dinge verwirklicht, die sie selbst gerne getan hätte oder tun würde. Sei es, dass sie sich unterschwellig permanent verantwortlich fühlt und meint, sich einmischen zu müssen, da sie es selbst doch besser weiß etc.
Das Zurückholen der eigenen Seelenanteile ermöglicht es dem Kind, das nun erwachsen ist, sein eigenes Leben zu leben, und sie selbst holt sich viele Ressourcen, Fähigkeiten, Kräfte wieder zu sich selbst zurück. Es ist, wie in einem Jungbrunnen zu baden!
Ein wichtiges und ungemein kraftvolles Ritual. Man braucht die Kinder nicht dazu. Aber die heilenden Auswirkungen werden auch sie hinterher feststellen können.
Susanne Agnes Fauser
Heilpraktikerin für Psychotherapie, Dozentin an der Paracelsus Schule, Praxis für Psychotherapie und Astrologie
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