Die Radikale Vergebung der Tipping-Methode
Wege aus der Opferrolle hin zu einem glücklichen Leben
Wenn wir vergeben, befreien wir uns von Sorgen. Alte, sich wiederholende Muster und Überzeugungen lösen sich auf und ebnen den Weg für neue Sichtweisen. Durch eine vergebende Haltung werden enorme Lebensenergien freigesetzt, die uns im Hier und Jetzt zur Verfügung stehen. Wir dürfen uns neu definieren, denn unser Opferstatus verliert sich.
Bedeutung der Vergebungspraxis
Ohne Vergebung können wir uns nicht weiterentwickeln. Selbst wenn wir glauben, zu vergeben, scheint es so, als drehen wir uns im Kreis. Wir erschaffen neue Umstände, die das Potenzial zu einer erneuten Vergebung haben. Die Vergebungsarbeit ist unumgänglich und weitaus wichtiger, als wir uns vorstellen können. Wollen wir Frieden, Freude und Glück in uns und in der Welt erfahren, dann kommen wir an Vergebung nicht vorbei.
Wenn wir etwas zu vergeben haben, ist uns etwas Schlimmes passiert und unser Vertrauen in das Leben ist abhandengekommen. Etwas oder jemand hat sich unserer Meinung nach an uns schuldig gemacht. Wir wurden verletzt und machen andere oder uns selbst dafür verantwortlich. Vergebung ist ein unangenehmes Thema. Es bedeutet hinzusehen, unsere Verletzungen wahrzunehmen. Wo hadern wir mit dem Schicksal? Wo halten wir lieber an Urteil und Leid fest, als uns selbst oder anderen zu vergeben? Diese vermeintliche Opferhaltung nähren wir mit folgenden unbewussten Strategien:
- Wir ärgern uns und beschuldigen den anderen.
- Wir lenken uns ab und verdrängen.
- Wir ziehen uns mit unserem Groll zurück.
- Wir verharmlosen und erwecken den Anschein von Großzügigkeit, alles sei gut.
Wir leben also weiter mit unseren kleinen und größeren Dramen. Wir bewerten sie und suchen Zeugen, die uns recht geben. Dies ist die gängige Praxis. So nähren wir das Verletztsein und halten uns unbewusst darin auf. Wir wollen vergeben, aber nicht vergessen.
Es erfordert großen Mut, uns nach innen zu wenden, unsere gespielten Rollen aufzudecken und uns unserem Schmerz zu stellen. Und es gibt Momente, in denen wir nach innen spüren und denken: „Wir haben nichts zu vergeben. Wir sind mit allem im Reinen!“ Wenn es so ist, dann haben wir alles erreicht, was es zu erreichen gibt – dann kann nichts unseren Frieden stören, und wir können uns wahrhaftig glücklich schätzen. Gestehen wir uns zu, dass es beständig so sein darf? Wahrscheinlich nicht! Deshalb dürfen wir immer mehr erkennen: Vergebung betrifft jeden Einzelnen von uns – und zwar fast in jedem Moment.
Wir können nicht gesund sein, wenn unser Körper mit negativen Energien verstopft ist. Die Lebensenergie muss frei fließen können. Erst dann können wir unsere Lebensfreude, unsere Gesundheit, unsere Ausgeglichenheit und gute Beziehungen aufrechterhalten.
Vergebung ist schwierig ...
Unser Glaube an Ungerechtigkeit macht es uns schwer möglich, aktiv zu vergeben. Wir fühlen uns meist als Opfer der Umstände, suchen nach Bestrafung und wollen Vergeltung. Bei der herkömmlichen Vergebung wollen wir zwar vergeben, halten aber gleichzeitig daran fest, dass etwas Schlimmes passiert ist. Wir fühlen uns in der Geschichte und den Energien gefangen. Wie konnte er oder sie mir das antun? Warum passiert das mir?
... aber machbar
Der erste Schritt, zu vergeben, ist der Wille, zu vergeben. Wir müssen es wollen! Oft ist es so, dass der Leidensdruck erst groß genug sein muss, um den Weg der Heilung zu gehen. Die Schuld an sich stellen wir bei der herkömmlichen Vergebung nicht infrage. Doch genau an dieser Wurzel setzt die Methode „Radikale Vergebung“ des Therapeuten Colin Tipping an: Was wäre, wenn es Schuld gar nicht gäbe? Wenn alles, was geschieht, einen tieferen Sinn hat? Erst wenn wir bereit sind, mehr von unserem Leben, unseren Herausforderungen, dem Sinn unseres Daseins und unserer Erfahrungen zu verstehen, werden wir wahre Vergebung praktizieren können. Dabei ist es wichtig, zu wissen, dass wir nicht missionieren müssen. Vergebung ist für jeden Einzelnen ein individueller Schlüssel zum Glück. Wenn der Einzelne den Frieden in seinem Herzen fühlen kann, der durch wahrhaftige Vergebung entsteht, dann breitet sich dieser Frieden als neues Bewusstsein in die Welt aus.
Schuldig oder nicht schuldig?
Die Welt bietet uns eine enorme Vielfalt an Möglichkeiten, uns schuldig zu fühlen oder andere für schuldig zu befinden. Fehlende Selbstliebe projiziert unsere Schuld auf andere. Doch diese Projektionen kehren zu uns zurück und zeigen sich in vielfachen Herausforderungen, z. B.
- in verstrickten Beziehungen zu unseren Mitmenschen
- in disharmonischen Arbeitsverhältnissen
- in den Verstrickungen von Familienkonstellationen
- in Krankheiten
- in herausfordernden Lebensumständen
- im aktuellen Weltgeschehen
- in den Umständen, den Umweltbedingungen und der Zeit, in der wir leben in allen Menschen, denen wir uns nicht verbunden fühlen
- und in erster Linie in der mangelnden Liebe und Anerkennung uns selbst gegenüber
Erster Schritt: Vergib dir selbst!
Die Selbstvergebung ist das Wichtigste. Meistens sind wir mit unserer Energie und unseren Urteilen im Außen bei anderen. Wir können jedoch nicht wirklich jemandem im Außen vergeben, solange wir uns selbst nicht anerkennen, solange wir uns nicht bedingungslos annehmen und uns innerlich befreien.
Es geht darum,
- all unseren Urteilen zu vergeben, die uns ein Bild der Schuld vermitteln wollen
- all unseren Rollen zu vergeben, mit denen wir uns identifizieren
- all unseren Anklagen zu vergeben, die uns zum Opfer machen und gleichzeitig zum Täter
- all unseren Urteilen und Bewertungen zu vergeben, die uns in vielerlei Hinsicht begrenzen und leiden lassen, indem wir konkurrieren, vergleichen, kontrollieren
- all unseren Anhaftungen, Wünschen und Erwartungen zu vergeben, die uns unflexibel und blind machen für die Wunder des Augenblicks
Die Tipping-Methode: Radikale Vergebung
Der Therapeut Colin Tipping entwickelte verschiedene Prozesse, die eine schnelle Umwandlung destruktiver Energien bewirken. Radikale Vergebung spart Zeit, denn wir können aktiv am Vergebungsprozess mitwirken. Die Tipping-Methode ist eine Synthese aus psychologischen Methoden und spirituellen Ansätzen. Sie bietet uns Wege, radikal zu vergeben, sie erfordert keine Therapie, ist leicht durchführbar und wirkt sofort – eine veränderte Wahrnehmung entsteht, sodass diese Vergebungsarbeit weit über unser herkömmliches Verständnis von Vergebung hinausgeht.
Die Radikale Vergebung zeigt uns, dass alles aus einem bestimmten Grund geschieht. Jede Begegnung, jede Situation und alle Umstände haben einen Sinn und bringen uns weiter. Das erkennen wir, wenn wir offen sind für diese Sichtweise. Wir fragen nicht: „Warum oder wie konnte das geschehen?“ Wir gehen ins Vertrauen und sind bereit, anzuerkennen: „Es ist nichts Falsches passiert!“
Für unseren Verstand ist das nicht immer nachvollziehbar. Doch es geht darum, anzuerkennen, dass wir unser gegenwärtiges Bewusstsein noch nicht so weit ausdehnen können, dass der Gesamtplan hinter unseren Erfahrungen sichtbar ist. Statt nur zu verzeihen und zu vergessen, zeigt uns die Radikale Vergebung, wie wir schmerzhafte Ereignisse umwandeln und so bewusst aus der Opferrolle aussteigen können. Plötzlich erscheinen uns unsere vermeintlichen Widersacher als unsere größten Lehrer. Herausforderungen im Leben lernen wir als Chance wahrzunehmen, die uns mit unserer innersten Quelle verbindet. Daraus schöpfen wir Kraft und Zuversicht.
So funktioniert die Radikale Vergebung
Diese fünf Stadien sind Bestandteil aller Werkzeuge dieser Methode. Im folgenden Beispiel besteht die Bereitschaft, die Situation anders als auf herkömmliche Weise betrachten zu wollen:
1. Beschreiben Sie Ihre Situation. Was ist geschehen? Was raubt Ihnen den Frieden? Wo fühlen Sie sich als Opfer? Weshalb ärgern Sie sich? Beispiel: Mein Partner betrog mich um viel Geld, hohe Rückzahlungen kommen auf mich zu, ich muss mehr arbeiten, um das Geld aufzubringen, ich kann ihm nicht mehr vertrauen.
2. Was sind Ihre vorherrschenden Gefühle? Es gilt, diese wahrzunehmen. Beispiel: wütend, hilflos, einsam, enttäuscht, verletzt. Bei diesem Schritt nehmen wir unsere Gefühle liebevoll an, wir akzeptieren sie und hören auf, sie zu beurteilen. Wir übernehmen die Verantwortung für die Gefühle, und sind bereit, anzuerkennen, dass wir aus dieser Situation lernen können.
3. Analysieren Sie Ihre Geschichte: Was ist tatsächlich passiert? Was sind Ihre Interpretationen, Urteile und Anklagen dazu? Gab es in Ihrem Leben ähnliche Situationen? Welche Glaubenssätze tragen Sie in sich, die Ihnen ständig solche Erfahrungen präsentieren? Beispiel: „Ich bin nicht liebenswert“, „Ich werde immer betrogen“ oder „Das Leben ist ungerecht“. Habe ich solche Gedanken über mich, so werden sie sich in meinem Leben bewahrheiten.
4. Geben Sie Ihrer Geschichte einen neuen Rahmen. Eine neue Wahrnehmung schenkt Ihnen die Gelegenheit, den Teil in Ihnen zu heilen, der anklagt. Somit ist Ihnen dieses Ereignis dienlich. Sie können nun den Angeklagten aus Ihrem Täterdenken entlassen. Durch die neue Sichtweise erkennen Sie: Es ist nichts Falsches passiert. Im Gegenteil: Dieses Beispiel könnte mir dazu dienen, genauer hinzusehen: Wo betrüge ich mich selbst? Wo misstraue ich dem Leben und mir selbst? Dieser Schritt erfordert viel Wertschätzung uns selbst und anderen gegenüber. Wir sind bereit, unsere ursprüngliche Geschichte auf der „Basis der Schuld“ loszulassen und öffnen uns für eine neue Sichtweise.
5. Die neue Geschichte integrieren: Jede Zelle soll den Wandel der Energie aufnehmen. Das kann z. B. über ein berührendes Musikstück sein, wodurch man sich mit der Wahrheit des Herzens verbindet und den Frieden im Inneren fühlen kann.
Die Tipping-Arbeit ermöglicht, aktiv am Vergebungsprozess mitzuwirken. Dadurch wird die Opfererfahrung umgewandelt. Wir müssen es nicht glauben – allein die Bereitschaft, durch den Prozess zu gehen, reicht aus, um einen Wandel zu vollziehen. Unsere Potenziale werden befreit, ein glückliches Leben im Hier und Jetzt wird möglich.
Conny Elohin Zahor:
Grundlagen-CD für Einsteiger
Conny Elohin Zahor
Psychologische Beraterin, Vergebungsexpertin, mit ihrem Mann betreibt sie eine Naturheilpraxis in Kempten/Allgäu
Foto: fotolia©barelko.com