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Erfahrungen aus dem Mutterleib

2015 01 Mutterleib1

Das Leben zu leben ist das Einfachste und Schwerste zugleich. Das Leben eigenständig und seiner selbst bewusst zu führen, ist die eigentliche Aufgabe und eine der größten Herausforderungen überhaupt. Dazu müssen wir jedoch erfahren, was unser eigenes Bewusstsein ausmacht.

fotolia©cliparena.comIn meiner Hypnosetherapie-Praxis versetze ich meine Klienten in Trance oder leite sie dazu an, damit sie sich mit ihrem Unterbewusstsein (Zugang zu allen Erinnerungen und Emotionen aus dem aktuellen Leben) und unter Umständen sogar mit ihrem Überbewusstsein (Seelenebene, Zugang zur spirituellen Welt) verbinden können. Erst in Trance sind wir in der Lage, mit denjenigen Teilen unseres Bewusstseins in Kontakt zu treten, die im Alltag vom Verstand meistens gefiltert werden. Durch das Stellen von gezielten Fragen führe ich meine Klienten durch die Eindrücke, Empfindungen und Wahrnehmungen, die in ihnen selbst hochkommen. Ich helfe ihnen dabei, diese Erfahrungen in Trance emotional zu verarbeiten und sich der Lektionen daraus bewusst zu werden. Unabhängig von der Trancetiefe behalten meine Klienten die volle Kontrolle und Selbststeuerungsfähigkeiten und können sich im Anschluss an alle Einzelheiten der Sitzung erinnern.

Ich helfe meinen Klienten, in Kontakt mit sich selbst zu kommen. Dabei ist es besonders wichtig, sich bewusst mit seinem Körper, Geist und vor allem mit seiner Seele als wesentlichem und integralem Teil in unserem Leben auseinanderzusetzen. Ziel ist es, die Problemzonen unseres Lebens aufzudecken und zu erkennen, ganzheitlich aufzuarbeiten und bei gutem Ende sogar zu beseitigten – sowie auf neu auftauchende Probleme aktiv zuzugehen und sich dadurch selbst zu helfen.

Bei der Vielzahl von Klienten – unabhängig ob Mann oder Frau – taucht auf diesen Reisen immer wieder ein höchst spannendes Gebiet auf, das von der Forschung bisher noch weitgehend unerschlossen ist: unsere eigenen Eindrücke, Gefühle, Träume, Ideen und Glaubenssätze, die unser Unterbewusstsein bereits vor der Geburt abgespeichert hat. Die emotionalen Erfahrungen, die unser Unterbewusstsein im Mutterleib abspeichert, sind oft wunderschön, manchmal aber auch dramatisch und belastend. In jedem Fall sind sie beunruhigend, weil sie Fragen aufwerfen, ob sich junge Eltern, ihre Umgebung, ja eigentlich unsere ganze Gesellschaft ausreichend mit dem Schutz des ungeborenen Lebens auch auf seiner mentalen und vor allem emotionalen Ebene auseinandersetzen.

Meine Erfahrungen werden von der modernen wissenschaftlichen Forschung unterstützt, die mehr und mehr Anzeichen findet, wie hochentwickelt vor allem die emotionale Wahrnehmung des Fötus schon im Mutterleib ist. Keiner kann angesichts dieser Ergebnisse noch leugnen, dass wir ein besonderes Augenmerk auf diese Frühphase der kindlichen Entwicklung richten und für einen viel achtsameren Schutz des noch ungeborenen Kinds Sorge tragen sollten.

Die folgenden Fälle sollen genau dies verdeutlichen.

fotolia©Mopic

Nicole ist Anfang 40, äußerlich jung geblieben und wünscht sich seit Jahren ein Kind. Vor wenigen Jahren hat sie sich künstlich befruchten lassen, um mit ihrem Mann endlich eine Familie zu gründen. Dieser Eingriff war leider nicht erfolgreich. Ganz im Gegenteil, seither bleiben ihre Tage komplett aus und sie klagt über plötzlich auftretende Augenprobleme. Organisch, so hört sie immer wieder von Ärzten und Heilpraktikern, sei alles in Ordnung bei ihr. Es gibt nach Auskunft ihrer Gynäkologin keinen ersichtlichen medizinischen Grund, warum sich der Kinderwunsch nicht erfüllt. Hormonell scheint alles im Normbereich zu liegen. Auch ihr Augenarzt hat keine eindeutige Erklärung, was die Ursache ihrer plötzlich aufgetretenen Sehschwäche sein könnte. Wahrscheinlich liegt es einfach am Alter.

Nicole möchte sich hypnotisieren lassen, um ihr Unterbewusstsein zu befragen, warum ihr Kinderwunsch bislang unerfüllt blieb. Das Unterbewusstsein speichert alles ab, was uns jemals im Laufe unseres Lebens widerfahren ist. Alles, sogar kleinste Einzelheiten werden akribisch abgelegt und mit den im jeweiligen Zeitpunkt vorhandenen Emotionen fest verbunden. In je früheren Lebensjahren wir etwas erleben, desto emotionaler werden diese Erinnerungen abgespeichert.

Schon gleich am Anfang der Hypnosetherapie-Sitzung stellt sich ein Druck im Brustbereich ein. Das Gefühl von Beklemmung kommt hoch, gefolgt von Druck im Unterleib. Angst! Angst, dass gleich etwas passiert. Angst, dass ihr gleich jemand wehtut. Nicole verspürt das dringende Bedürfnis, sich selbst schützen zu müssen. Sie krümmt sich auf der Behandlungsliege in meiner Praxis zusammen, kauert wie ein Embryo.

„Wie alt bist Du gerade?“, frage ich Nicole, die sich in tiefer Trance befindet. Nicole fällt es schwer, eine Zahl zu nennen. Sie erlebt sich gerade selbst im Mutterleib. Sie hat nicht nur die äußere Haltung eines Embryos, sie fühlt sich eben wieder wie damals als sich entwickelnder Mensch im Bauch ihrer Mutter. Sie spürt ihre Mutter, die Verzweiflung ihrer Mutter. Auch ihren Vater kann sie wahrnehmen. Sie kann ihn sogar sehen, als befände sie sich außerhalb des Bauchs ihrer Mutter oder als könnte durch diesen hindurchsehen. Ihre Eltern streiten. Nicole ist in der Lage, den Sachverhalt dieser Auseinandersetzung im Detail wiederzugeben. Dennoch fühlt sie sich wieder ruhig, ohne diese Angst, die vorhin aufkam. Beschützt im Mutterleib.

Doch plötzlich macht die Verzweiflung ihrer Mutter immer mehr dem Gefühl von Angst Platz. Ihre Mutter beginnt den Bauch mit ihren Händen abzudecken, damit das in ihr wachsende Kind geschützt bleibt. Nicoles Vater prügelt nun auf seine Frau ein. Und plötzlich dieser Fußtritt in den Bauch der Mutter, der diesen kleinen Körper mit voller Wucht trifft.

Nicole hat Angst. Riesengroße Angst, auf die Welt zu kommen. Diese Welt ist ein gefährlicher Ort. Nicole will am liebsten raus aus dem Mutterleib, weg von dieser Gewalt. Da ist kein Gefühl von Geborgenheit und Schutz. Und plötzlich beginnt Nicole zu verstehen: Sie kennt dieselbe Angst auch heute noch. Es ist diese Angst, ein Kind in diese Welt zu setzen, in eine Welt voller Gefahr und Schmerz. Nicht ihr Körper versagt ihr die Erfüllung des Kinderwunsches, sondern ihr Glaubenssatz von einer Welt, die Kinder nicht beschützen kann, verhindert eine erfolgreiche Schwangerschaft. Nicole selbst ist es, die sich nicht erlaubt, schwanger zu werden.

Diese Erkenntnis ist die Ausgangsbasis, um das Trauma im Mutterleib mittels Hypnosetherapie im Detail aufzuarbeiten. Nicole fängt an zu verstehen, dass sie die innere Haltung eines Embryos aufgeben, sich aufrichten muss. Sie muss beginnen hinzusehen, anstatt vor der Realität die Augen zu verschließen. Sie muss aufhören, sich in ein imaginäres Schneckenhaus zurückzuziehen, sondern zeigen, dass sie da ist und ihre Meinung sagen. Sagen, was sie selbst möchte und sich nicht mehr nach anderen richten. Aufhören, Rücksicht zu nehmen auf Belange anderer, statt dessen mehr an sich selbst denken.

Nicoles zusammengekauerter Körper beginnt, sich sichtlich zu entspannen. Der Druck im Brustbereich und im Unterleib lässt nach. Keine Beklemmung mehr. Ihre tiefl iegende Angst weicht der Erkenntnis, dass es keinen Grund mehr für Bedenken gibt, sie würde mit der Zeugung einem Kind etwas Schlimmes antun. Sie braucht keine Angst mehr zu haben, dass ihr jemand in den Bauch tritt, so wie es ihr Vater damals getan hat. Und dieses tiefe, emotionale Verständnis verändert alles. Nicole ist heute glückliche Mutter einer kleinen Tochter.

Genauso wie bei Nicole erlaubt das Unterbewusstsein jedem von uns das Wiedererleben von Erfahrungen aus frühesten Lebensphasen, auch im Mutterleib. Unser Unterbewusstsein erlaubt uns Einblicke in Bereiche, die manchmal schwer für den Verstand zu greifen sind. Dennoch können sich Menschen in Trance an historisch belegbare Einzelheiten erinnern, die egal in welchen Lebensphasen stattgefunden haben. Selbst wenn sich die jeweilige Person an sehr frühe Ereignisse allgemein oder an Details im Speziellen nicht bewusst erinnern kann, so ermöglicht Trance Erkenntnisse selbst aus dem Mutterleib, die uns anderweitig verwehrt geblieben wären. Vor allem ermöglicht uns eine solche „Zeitreise“ das bessere Verstehen unserer heutigen emotionalen Situation. Wir haben dadurch die Möglichkeit, mit uns selbst in Kontakt zu treten und wieder in Einklang mit uns selbst zu kommen.

Warum sollten wir dieses Instrument der aufdeckenden Hypnosetherapie nicht nutzen, um zu erfahren, welche positiven Eindrücke, Erlebnisse und Träume wir im Mutterleib hatten? Oder ob schädliche dabei waren, die uns bewusst oder unbewusst so geprägt haben, dass sie uns im Leben belasten und unterbewusst steuern?

Menschen können sich mittels Hypnose und damit einhergehender Trance aus sich selbst heraus erinnern, warum sie sich ursprünglich für ihre Mutter und ihren Vater entschieden haben. Sie spüren die Stimmungslage insbesondere der Mutter hautnah und reagieren oftmals unmittelbar darauf.

fotolia©Mopic

So wie Andreas, der miterlebt, dass seine Mutter ungewollt schwanger mit ihm ist und die Schwangerschaft selbst noch nicht bemerkt hat. Sie hat psychische Probleme und nimmt deshalb entsprechende Medikamente. Andreas entscheidet sich im Mutterleib bewusst, sich ganz still zu verhalten und sich möglichst wenig zu bewegen, dass die Mutter ihn erst möglichst spät bemerkt und ihn nicht abtreibt. Das fehlende Gefühl von Geborgenheit, Akzeptanz und Liebe und damit einhergehend das starke Bedürfnis, eher unscheinbar und fast schon „unsichtbar“ zu sein, war seither ein fester Bestandteil im Leben von Andreas, das von wenig Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl geprägt ist.

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Auch Susanne hat das schwierige Verhältnis ihrer Mutter mit den im gemeinsamen Haushalt lebenden Schwiegereltern im Mutterleib direkt mitbekommen. Susannes Vater musste in einer entfernten Stadt den Lebensunterhalt der größer werdenden Familie erarbeiten, weshalb die Mutter den Launen und Schikanen der Schwiegereltern unter der Woche schutzlos ausgeliefert war. Die Schwangerschaft und die Vorfreude auf das aus Liebe gezeugte Kind waren einige der wenigen Lichtblicke im Leben der Mutter zum damaligen Zeitpunkt. Um der Mutter Kraft zu geben, die schwierige Situation im Haushalt durchzustehen und ihr die Angst vor einer erneuten Fehlgeburt zu nehmen, entscheidet sich Susanne im Mutterleib, durch kräftiges Treten immer wieder auf sich aufmerksam zu machen und der Mutter zu signalisieren, dass es ihr gut geht und sich die Mutter keine Sorgen zu machen bräuchte.

Bei diesen Bewusstseinsreisen erlebe ich insbesondere viele schöne und berührende Schilderungen voller Zärtlichkeit und Geborgensein. Erlebnisse, die natürlich weniger intensiv durchscheinen, weil sie im Gegensatz zu belastenden und unverarbeiteten Prägungen stärkend und wohltuend in unser Leben integriert sind und dadurch weniger grell durchscheinen. Diese Schilderungen zeugen zumeist von einem tiefen Frieden und Einssein mit sich selbst. Von einer unbändigen Freunde auf das bevorstehende Leben mit allen zu erwartenden Höhen und Tiefen, Schwierigkeiten und Herausforderungen, der bewussten Entscheidung für die Familie, in die man hineingeboren wird und einer bewussten Annahme etwaiger körperlicher, mentaler oder sozialer Unannehmlichkeiten und Unzulänglichkeiten.

Besonders eindringlich sind die immer wiederkehrenden Erzählungen und die tiefgehende Erkenntnis meiner Klienten in Trance (unabhängig von den jeweiligen philosophischen oder religiösen Weltanschauungen), warum sie sich selbst für das bevorstehende Leben entschieden haben und dass sie alleine deshalb schon die bevorstehenden Lektionen aktiv anzunehmen bereit sind. Diese in sich selbst wahrgenommene Klarheit und Rückverbindung mit sich selbst wird von meinen Klienten als besonders wohltuend empfunden und hilft ihnen, ihr Leben fortan aktiver zu gestalten und vor allem bewusster anzunehmen.

Resümee

Nach den ganzen Erfahrungen aus meiner Praxisarbeit kann ich allen werdenden Eltern nur raten, sich noch viel intensiver mit der Zeugung, der langen Zeit von neun Monaten Schwangerschaft, allen Umständen vor und während der Geburt auseinanderzusetzen und sich vor allem entsprechend emotional vorzubereiten.

Werdende Eltern können nicht alles Unheil von ihren ungeborenen Kindern fernhalten, da diese die auf sie einwirkenden Eindrücke selbst bewerten – teilweise unabhängig von der Stimmungslage der Mutter und der Situation, in der sich die Eltern befi nden. Aber wenn Eltern sich der immensen Auswirkungen ihrer eigenen Lebenssituation, Lebensweise und ihres Verhaltens auf das noch ungeborene Kind bewusst sind, wären schon viele belastende Prägungen bereits vor ihrem Entstehen abwendbar.

Markus Lehnert Markus Lehnert
Hypnosetherapeut, Rückführungscoach und ganzheitlicher Life-Coach, Buchautor, Referent, Seminarleiter und Trainer

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