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Mein Weg zur Heilpraktikerin für Psychotherapie

2016 02 Hppsy1

Meinen Entschluss, ein Studium zur Psychologischen Beraterin/Heilpraktikerin für Psychotherapie zu absolvieren, habe ich aus einer einschneidenden Lebenskrise heraus im April 2013 getroffen. Dieser Schritt löste in mir große Glücksgefühle aus und ich hatte keine Zweifel daran, das Richtige zu tun. Über die finanziellen und zusätzlichen zeitlichen Belastungen neben einem Vollzeitjob hatte ich keine Sekunde lang nachgedacht. Ich war fest entschlossen, meinen Herzenswunsch zu erfüllen und einen neuen Weg zu gehen.

fotolia©fotogestoeberDie Ausbildung zur Heilpraktikerin für Psychotherapie zeigte mir, wie tief gehend und vielschichtig die Psyche des Menschen ist. Zuvor hatte ich nur eine vage Vorstellung von der Komplexität des Menschen. Ich entdeckte meine Faszination für dieses weite Feld. Das Studium war für mich eine sehr wertvolle Zeit der Selbsterfahrung, der Selbstreflexion und des Erkennens vieler Zusammenhänge in meinem Leben. Es war aber auch eine sehr intensive Episode des Lernens und Lesens.

Es gab zwischenzeitlich Phasen, in denen ich erschöpft war und dachte, es würde mir alles zu viel. Aber meine innere Überzeugung und meine Vision, einen neuen Weg einzuschlagen, etwas Eigenes für mich aufzubauen, künftig mit Menschen zusammenzuarbeiten und ihnen auf ihrem Weg zu helfen, haben mich dabei immer wieder motiviert.

Heute weiß ich, dass diese Ausbildung die beste Entscheidung meiner bisherigen beruflichen Laufbahn war und der Schlüssel für meinen weiteren Lebensweg ist.

Ablauf und Lernen

Ich wählte die Variante des berufsbegleitenden Abendstudiums an zwei Wochentagen von 19.00 bis 21.30 Uhr sowie alle vier Wochen samstags, über eine Dauer von ca. zweieinhalb Jahren – eine optimale Lösung.

Ist man, so wie ich, bereits viele Jahre in einem kaufmännischen Job tätig, so stellt es anfangs eine große Herausforderung dar. Es bedeutet, den Geist wieder neu auf den Modus „Lernen“ auszurichten und das Gehirn entsprechend neu zu programmieren. Fest eingefahrene Gewohnheiten und der Tagesablauf müssen komplett neu strukturiert werden.

Das rollierende System der Paracelsus Schulen ermöglicht einen zeitlich flexiblen Einstieg in das Studium. Durch einen festgelegten Zyklus werden die einzelnen Themengebiete immer wieder durchlaufen. Dies ermöglicht auch, versäumte Stunden nachzuholen. Gerade im Job oder durch Krankheit sind Ausfallzeiten vorab leider nicht planbar.

Der Zyklus des Abendstudiums beginnt mit einem Präsenztag in der Woche und nach dem ersten absolvierten Themenblock folgt ein zweiter Präsenztag sowie alle vier Wochen ein Samstag von 09.00 bis 14.00 Uhr. Die ganztägigen Workshops an den Wochenenden bieten eine Plattform für Gespräche, Reflexionen, Selbsterfahrungen und einen intensiven Austausch in der Gruppe. Aus meiner Wahrnehmung heraus sind diese Tage die wertvollsten während der ganzen Ausbildungszeit.

Als alleinige Quereinsteigerin im Juni 2013 in das Studiensystem fehlten mir praktisch die „direkten Verbündeten“ – die „Beginner“. In diesem Fall kann ich nur empfehlen, mutig und aktiv auf die anderen Studenten zuzugehen und den Austausch zu suchen. So habe ich mir viel Zeit für aufwendige Recherchen erspart.

Unsere Studiengruppe hatte sich gut organisiert, sodass ein Student die E-Mail-Verteilung der Schülerskripte von den Dozenten an die Gruppe übernommen hatte. Auf diese Weise war eine zeitnahe Übermittlung der Unterlagen an alle Studenten sichergestellt. Durch den Verteiler existierte gleichzeitig eine Plattform für einen Austausch von Informationen untereinander.

Unterschiedliche pädagogische Fertigkeiten der Dozenten, deren verschiedene Ansätze einer praxisnahen Wissensvermittlung und sehr eng bemessene Zeitfenster für die jeweiligen Stoffgebiete erfordern ein hohes Maß an Eigeninitiative, um das gewaltige Pensum an theoretischem Wissen zu verinnerlichen.

Für mich bedeutete das, feste Gewohnheiten zu durchbrechen und in meinem privaten Umfeld neben der Arbeit neue Abläufe in einen bestehenden Tagesablauf zu integrieren. Es ist sehr von Vorteil, den Tag gut zu organisieren und nach Möglichkeit einen Tagesablaufplan festzulegen, um feste Lernzeiten in der Woche zu planen. Ich empfehle täglich mind. 30 Minuten, um am Ball bleiben zu können. Der Wochenplan sollte gut sichtbar in der Wohnung angebracht werden. Das hilft, sich selbst immer wieder an die festgelegten Lernzeiten zu erinnern.

Durch den straffen Zeitplan passiert es ganz automatisch, dass im privaten Umfeld andere Dinge in den Hintergrund treten müssen. Das erfordert Verständnis und Rücksichtnahme in der Partnerschaft und innerhalb der Familie. Eine offene und ehrliche Kommunikation sowie das Vertreten der eigenen Interessen sind hier ganz wichtig. Ich musste mich selbst oft dazu zwingen, das Leben und den Spaß mit Freunden nicht zu sehr in den Hintergrund zu stellen. Sport, ausgiebige Spaziergänge, aber auch der Kaffeeklatsch zwischendurch helfen, den Kopf frei zu bekommen und frisch motiviert wieder ans Lernen zu gehen. Durch das Studium bildeten sich neue Kontakte, die für den fachlichen Austausch neben den Schultagen sehr wertvoll waren.

Die intensive Lernphase begann für mich erst nach der Regelstudienzeit. Die bisher belegten Präsenztage konnte ich jetzt gut zu Hause für das Selbststudium und meine Ausarbeitungen nutzen.

Etwa im letzten Drittel des Studiums hatte ich mir zudem auch morgens vor der Arbeit feste Zeiten von mind. 30 Minuten zum Lernen eingerichtet, die ich für das Ankreuzen von Fragen vergangener Prüfungen nutzte. Das vertiefte mein Wissen enorm.

In meiner Begeisterung hatte ich selbst meine Urlaubstage sowie jegliche freie Zeit dem Studium gewidmet. In den Abendstunden war es mir unter der Woche oftmals nicht mehr möglich, Fachliteratur zu lesen und Fach-DVDs anzuschauen.

Für die Motivation und den Lernerfolg ist es wichtig, sich im Geist zu 100% auf das Gebiet der Psychotherapie einzulassen. Mein Interesse an immer neuem Wissen hat mich stets motiviert und angetrieben. Da Fachbücher in der Regel sehr kostenintensiv sind, ist eine Mitgliedschaft in einer Stadtbibliothek eine lukrative Möglichkeit, sich gute Literatur auszuleihen. Auch Antiquariate bieten in ihrem Fundus gute Fachbücher für wenig Geld an. Weiterhin übermittelt das Internet eine Vielzahl an wertvollen Informationen. Als Mitglied des VFP hatte ich Zugang zu den Fachartikeln des Magazins Freie Psychotherapie.

Eine Abwechslung zur Theorie waren die Paracelsus-Lern-DVD sowie Fachvorträge und Lesungen. In Leipzig bietet z. B. Lehmanns Buchhandlung in den Abendstunden Lesungen mit Fragerunden an.

Empfehlen kann ich auch das Paracelsus-Hörbuch zum Heilpraktiker für Psychotherapie. Teilt man den Kaufbetrag mit mehreren Studenten, ist es eine erschwingliche Sache. Die Texte des Hörbuchs hörte ich bei langen Autofahrten oder vor dem Einschlafen. So habe ich auditiv gelernt und konnte den Stoff aus den Lehrbüchern festigen.

Unbedingt rate ich zu Lerngruppen. Es ist sehr effektiv, sich mit zwei bis drei Studenten außerhalb der Kurse zu treffen und gemeinsam zu lernen. Das macht zum einen sehr viel mehr Spaß und der Effekt, das Wissen durch gegenseitiges Abfragen auch abrufen zu können, wird sehr gut trainiert.

Meine Lerngruppe hatte sich im letzten Drittel des Studiums einmal wöchentlich getroffen und Praxisfälle besprochen, Störungsbilder sowie deren Diagnosen gelernt und Prüfungssituationen simuliert. So lernten wir, das vernetzte und komplexe Denken zu trainieren und entsprechend auch Differenzialdiagnosen zu stellen. Allein nur die Leitsymptome einer Störung zu lernen, reicht nicht aus, um die Prüfung erfolgreich zu bestehen. Für jeden Lernabend haben wir in der Gruppe ein konkretes Thema vereinbart und jeder hat eigenständig das theoretische Wissen bis zum nächsten Treffen für sich aufgearbeitet und gelernt.

Meine Lernstruktur

  • Lesen von Fachbüchern, -artikeln und Studienbriefen
  • Anlegen von Lernordnern mit einer Gliederung nach den ICD-10-Kapitel F0 bis F9, Zuordnung der Schülerskripte
  • Ausarbeitung von Mindmaps zu einzelnen Störungsbildern F0 bis F9
  • Erstellen eigener Lernkarten, Gliederung F0 bis F9, Berufsrecht, Gesetzeskunde
  • Systematisches Erarbeiten der einzelnen Stoffgebiete anhand von Mindmaps
  • Lernen mit Paracelsus-Lern-DVD, Lernvideos und dem Paracelsus-Hörbuch

Ich habe mir praktisch eine gehirngerechte Lernstruktur aufgebaut. Das heißt: Lehrstoff lesen, in eigenen Worten stichpunktartig notieren, visualisieren, skizzieren, anschauen, hören und wiedergeben.

Das stumpfe Auswendiglernen von Definitionen, Störungsbildern und Diagnosen ist sehr mühselig und trägt meiner Meinung nach nicht dazu bei, das Wissen langfristig im Kopf zu verankern. Vorteilhafter ist es, mit kleinen Grafiken, Karikaturen, Skizzen mit farblicher Gestaltung, Formen, Pfeilen zu arbeiten und zu visualisieren. Lern-DVD und Videos runden das theoretische Wissen ab und vermitteln einen guten Praxisbezug.

Mittels Mindmaps kann wunderbar das vernetzte Denken trainiert werden. Diese Visualisierungs- und Kreativtechnik dient der einfachen Informationsaufnahme, steigert die Erinnerungsfähigkeit und ist eine sehr gute Methode des Brainstormings. Zur Diagnosestellung kann ich die Struktur aus dem Lehrbuch von Christopher Ofenstein empfehlen. Damit lässt sich hervorragend jeder Schritt anhand eines Diagnosefilters und des psychopathologischen Befunds sehr genau abfragen.

Die Karten zu den Störungsbildern waren wie eine Handy-App mit dem Paracelsus-Prüfungstrainer meine Wegbegleiter in der Straßenbahn, auf Ämtern, in Wartezimmern. Auch Abkürzungen und „Eselsbrücken“ sind eine gute Möglichkeit, um sehr umfangreiche Themen für das Kartenformat zu kürzen und einprägsam darzustellen.

Für mich war es ganz wichtig, ohne Zwang, inneren Widerstand oder Pflichtgefühl zu lernen, mit Spaß, Lust und Freude.

Nachdem ich das Zertifikat „Psychologische Beraterin“ erhalten hatte, begann ich sofort, meinem Herzenswunsch nachzugehen, und habe eine Beraterpraxis eröffnet. Dies war die beste Möglichkeit, Praxiserfahrung im Umgang mit Klienten zu sammeln und das theoretische Wissen praktisch anzuwenden.

Ein halbes Jahr vor der Prüfung begann ich mit dem effizienten Lernen und nutzte dazu den Prüfungsvorbereitungskurs von Paracelsus. Dieser Kurs war für mich eine optimale Möglichkeit, meine Aufzeichnungen zu ergänzen, zu überarbeiten und zu kürzen. Meine eigenen Ausarbeitungen waren das beste Lerntraining.

Nach drei Monaten erstellte ich einen strukturierten Wochenplan mit Wiederholungs- und Lernzeiten, um die ICD-10-Kapitel praktisch mithilfe des Diagnosefilters und des psychopathologischen Befunds zu erarbeiten. Anhand dieser Vorgehensweise konnte ich die Differenzialdiagnosen sehr gut ableiten.

Die regelmäßigen Treffen mit der Lerngruppe waren weiterhin sehr wertvoll, um meinen eigenen Wissensstand zu prüfen.

Die letzte Woche vor der Prüfung war der Höhepunkt meiner Lernphase. Für diese Zeit hatte ich Urlaub genommen, da Lernen und Job sowie die ansteigende Nervosität nicht vereinbar waren. Mithilfe eines Stundenplans für jeden Tag nutzte ich die Zeit ganz intensiv, um morgens im Lehrbuch Wissensfragen zu bearbeiten und Stoff zu wiederholen sowie nachmittags Praxisfälle zu bearbeiten und am Abend Lernvideos zum Thema anzuschauen.

Ich habe mir gedanklich Klienten mit verschiedenen Störungsbildern vorgestellt und festgelegt, welche Differenzialdiagnose ich stellen würde. Meine Vorgehensweise habe ich dann für mich selbst laut formuliert. Für die Bearbeitung der Praxisfälle empfehle ich unterstützende Fachbücher, die ich in der Literatur nenne.

Ich rate zu kleinen Lernschritten während der gesamten Studienzeit statt chaotischer Lernaktionen. Wichtig ist es, kontinuierlich jeden Tag etwas Neues zu lernen und erworbenes Wissen zu wiederholen.

Mein Erfolgsrezept: Ich hatte ein konkretes Ziel, eine Vision!

Zu wissen, was man wirklich will, dies auch zu leben, nicht davon abzuweichen und keine Zweifel aufkommen zu lassen – das war für mich das Wichtigste auf dem Weg zum Erfolg. Sich selbst ausreichend motivieren zu können, Disziplin und der feste Glaube daran, es zu schaffen, helfen auch schwierige Phasen zu überstehen und das Abendstudium neben einem Vollzeitjob erfolgreich zu absolvieren.

In der Leidenschaft für eine Sache liegt das Geheimnis für die Freude am Lernen.

Eine strukturierte Vorbereitung und feste Lernvereinbarungen mit sich selbst sind sprichwörtlich schon die halbe Miete. Die klare Ausrichtung der eigenen Gedanken auf den persönlichen Erfolg verbunden mit dem Gefühl, sein Bestes gegeben zu haben, stärken den Rücken und sorgen für ein sicheres Auftreten in der Prüfung.

Um Nervosität und Prüfungsangst abzubauen, helfen eine tiefe Bauchatmung, ein Lächeln im Gesicht und die Formulierung in Gedanken, in einen konstruktiven Dialog statt in einen Prüfungstermin zu gehen.

Im Januar 2016 habe ich meine Überprüfung zur Heilpraktikerin für Psychotherapie erfolgreich bestanden und damit meinen Traum verwirklicht. Ich arbeite jetzt nebenberuflich in eigener psychotherapeutischer Praxis nach dem Heilpraktikergesetz. Meine Schwerpunktgebiete sind: Lösungsorientierte Kurzzeittherapie, Traumatherapie, EMDR, Entspannungsverfahren.

Literatur

  • Dilling, Horst, Freyberger ,Harald J.: Taschenführer zur ICD-10-Klassifikation psychischer Störungen, Verlag Hans Huber
  • Psychische Störungen in der Praxis. Leitfaden zur Diagnostik und Therapie in der Primärversorgung nach dem Kapitel V(F) der ICD-10, Verlag Hans Huber
  • Ofenstein, Christopher: Mündliche Prüfung Heilpraktiker für Psychotherapie. Prüfungscoach mit Lernstrategien, Urban & Fischer Verlag
  • Kaindl, Brigitte: Prüfungsfragen Psychotherapie für Heilpraktiker, Haug Verlag
  • Schneider, Rudolf: Heilpraktiker für Psychotherapie. Sicher durch die mündliche Prüfung mit 350 Fallgeschichten und 50 Prüfungsprotokollen, Urban & Fischer Verlag
  • Ofenstein, Christopher: Lehrbuch Heilpraktiker für Psychotherapie, Urban & Fischer Verlag
  • Becker-Pfaff, Johannes, Engel, Stefan: Fallbuch Psychiatrie, Thieme Verlag
  • Hörbuch: Paracelsus-Prüfungstrainer
  • Paracelsus-Lerntrainer, App für das Handy
  • Luschas, Franziska - heilpraktikererfolg
  • Birke-Trummer, Barbara: YouTube-Videos

Daniela H.