Hypnotherapie ohne Hypnose?
Hypnose gibt es wohl schon so lange, wie es mehr als einen Menschen auf der Erde gibt: suggestive Beeinflussung durch Worte und/oder nonverbale Gesten mit entsprechenden Reaktionen beim Gegenüber, die von subtilsten Veränderungen (Hautfärbung und -tonus, Relaxation der Muskulatur und des willkürlichen Nervensystems etc.) über eine Umschaltung auf das vegetative Nervensystem (wie auch im AT) bis hin zu den klassischen, oft frappierend offensichtlichen Hypnose- Phänomenen (Katalepsie, Paralyse, Regression, Halluzination etc.) reichen können. Nicht nur Schamanen und Medizinmänner sind und waren dazu in der Lage, sondern ganz besonders – meist intuitiv – auch Eltern, Partner, Arbeitskollegen und wir selbst!
Was aber ist das Besondere an moderner, professionell gesteuerter, hypnotherapeutischer Intervention?
Früher dominierte die klassische direkte Suggestion; heute herrscht eher die indirekte permissive Form vor, kombiniert mit ausgeklügelten Sprachmustern, die selbst Widerstände beim Patienten nutzen können, und, dies ist das Besondere seit dem Aufkommen des NLP: Die (langwierig zu eruierenden) Inhalte der Patientenprobleme spielen eine immer kleinere Rolle! Erst dadurch wurde die moderne Kurzzeittherapie möglich.
Wie lautet nun die Antwort auf die eigenartige Frage in der Überschrift des Artikels? Ja, Hypnotherapie ist durchaus ohne Hypnose möglich, und zwar viel leichter, als Sie denken und ahnen!
Anmerkung: Die Bezeichnung „Trance“ wird in diesem Artikel für den psychischen Zustand der typisch reduzierten rationalen Wachheit und der erhöhten Suggestibilität bei gesteigerter Reaktivität des „Unbewussten“ verwendet; das Wort „Hypnose“ steht hier für den Vorgang, die Methode, diesen Zustand zu erzeugen oder einzuleiten.
Standortbestimmung und Methode
Die nicht nur in den Köpfen der Patienten dominierende Form der Psychotherapie ist wohl diejenige, die über viele Sitzungen und lange Zeiträume entweder „verschüttete“ Probleme aus der Vergangenheit eruiert und bewusst macht, oder diejenige, die durch Verhaltenstraining oder kognitive Umstrukturierung zu neuen Skills und Sichtweisen führen kann. Auch die meist schwereren Formen, wie Psychosen oder endogene Depressionen (alte Bezeichnungen), genießen einen gewissen Bekanntheitsgrad, zumal sie oftmals von Fachärzten (Psychiatern) mit Psychopharmaka behandelt werden (müssen?).
Allen diesen psychotherapeutischen Formen ist eines gemeinsam: Sie erfordern ein hohes Maß an Aufmerksamkeit und vor allem Zeitinvestition vonseiten der Behandler als natürlich auch der Patienten. Ich möchte Ihnen hier die Möglichkeit vorstellen, sehr viele psychische Leidensformen auch in sehr kurzer Zeit behandeln zu können, und zwar nicht als Konkurrenz zu o. g., sondern als Ergänzung und versuchsweise, bevor mit längeren Therapien begonnen wird.
Dabei bezeichne ich eine Behandlungsdauer von einer bis zu einigen wenigen Sitzungen als „Kurzzeit-Therapie“ und Heilungen oder deutliche Besserungen des subjektiven Leidensdrucks in der Zeit von 15 Minuten (Dauer der reinen therapeutischen Intervention ohne Anamnese etc.) als „Ultrakurzzeit-Therapie“.
Das Außergewöhnliche an der Therapieform mit 18 einfachen Modulen aus meinem Buch „Magie der Hypnose“ ist, dass es hierfür gar keiner expliziten Hypnoseeinleitung bedarf, weil diese modernen Module ganz von selbst und praktisch automatisch zu einer Tranceumschaltung führen!
Nun ist der Titel des Buchs keineswegs irreführend, weil im ersten Teil etliche – klassische und moderne – Hypnoinduktionen besprochen und geübt werden. Der Schwerpunkt liegt aber auf dem zweiten, modularen Teil, in dem durch einen klaren Diagnoseschlüssel den meisten psychotherapeutischen Diagnosen entsprechende einfache und effektive Handlungsoptionen zugeordnet werden.
Indirekte permissive Hypnose – ganz von selbst
In jüngerer Zeit hat sich diese nichtbefehlende Form, Suggestionen zu erteilen, immer mehr durchgesetzt, weil sie dem modernen, aufgeklärten und kritischen Patienten wenig Raum für Widerstände lässt und weil sie ein viel weiteres Feld an variablen Möglichkeiten der Intervention eröffnet.
Hierbei werden dem Patienten keine direkten Befehle mehr erteilt, sondern es werden Veränderungen in Aussicht gestellt und angestoßen: „Es wird interessant sein, zu beobachten, welche Gefühlsveränderungen sich in Ihrer Kopfregion ergeben werden und in welcher Zeitspanne die Heilung ablaufen wird; vielleicht benötigt Ihr Unbewusstes nur wenige Minuten hierfür, vielleicht wird es aber auch bis zu 15 Minuten dauern …“
Wie Sie sehen, wird wie selbstverständlich von einer Veränderung, ja sogar Heilung ausgegangen, ohne dass der Patient konkret innerlich dagegen widersprechen könnte; auch wird geschickt eine maximale Heilungsdauer von 15 Minuten suggeriert, indem man dem Patienten bzw. seinem „Unbewussten“ (= Ressource) eine scheinbare Wahl lässt.
Eine Methode, man könnte sie fast schon den „Königsweg zur Trance“ nennen, ist die, dass man den Patienten gesprächsweise ganz beiläufig von der äußeren Wahrnehmung zur inneren führt. Wenn man dieses nun noch damit kombiniert, ihn von der visuellen Ebene (dominiert meist im Wachzustand) zur kinästhetischen (= das Fühlen) oder manchmal zur auditiven Ebene zu führen, die beide im Wachzustand selten genutzt werden, dann ist eine Umschaltung auf veränderte Bewusstseinszustände hin zu einer großen Empfänglichkeit des Unbewussten fast schon garantiert!
Und genau mit dieser Technik arbeiten die meisten Module des vorgestellten Praxiskonzepts der (Ultra-)Kurzzeit-Therapie. Eine spezielle Hypnoseeinleitung spart sich der Therapeut in vielen Fällen und investiert seine Energie in die reine Therapie, die zudem noch durch den folgenden Effekt besonders zeitsparend verläuft.
Inhaltsfreie Therapie und Strukturveränderung des Denkens
Patienten leiden, weil sie in gewissen Situationen in immer wieder gleiche Denkund damit Verhaltensmuster verfallen; sobald man die Struktur dieses programmierten Ablaufs unterbricht oder verändert, wird dem Patienten sein altes Verhalten (inklusive des Denkens und Fühlens) unmöglich gemacht!
Daraus ergibt sich aber auch, dass der Behandler sich nicht notgedrungen und unbedingt die gesamte Leidensgeschichte des Patienten – wie sonst üblich – anhören muss, um dann eine inhaltsspezifische Lösung zu finden. Es genügt völlig, den Patienten dazu anzuleiten, in der konkreten Situation neue Denkmuster und -wege auszuprobieren. Diese Veränderungen der Struktur können bedeuten, dass der Patient durch Sie instruiert wird, z. B. in anderen Sinnesbereichen zu denken und zu fühlen (nicht nur visuell, sondern vielleicht auch auditiv oder kinästhetisch), einen anderen Standpunkt einzunehmen (nicht nur identifiziert oder assoziiert, sondern distanziert bzw. dissoziiert) oder intern einen anderen Ablauf des Verhaltens und/oder des Denkens einzuleiten.
In allen diesen Fällen genügt es, den Patienten aufzufordern, sich die Problemsituation (die Sie nicht kennen müssen!) imaginativ vorzustellen und ihn dazu anzuleiten, eine der genannten Parameter zu verändern. Und genau dies führt hier ganz automatisch, wie angedeutet (außen -> innen/visuell -> Fühlen), zur Tranceumschaltung, ohne dass der Behandler speziell in Hypnosetechnik ausgebildet sein muss!
Da Sie es sich – in vielen Fällen – nun ersparen, sich haarklein mit dem konkreten Inhalt der Probleme des Patienten auseinanderzusetzen und zudem eine Hypnoseinduktion durchzuführen, sind Sie in der Lage, nun sehr schnelle Veränderungen zu bewirken. Auch die Ressourcen des Patienten, also alle die Fähigkeiten, die er bereits in sich hat, werden genutzt und lösungsorientiert auf die Problemsituation gelenkt (Anker u. a.).
Mit einem manchmal faszinierenden modularen Baukastensystem können Diagnosen einfachen strukturverändernden Therapieoptionen zugeordnet werden. Therapie wird dadurch spielerisch und effektiv, überschaubar und verständlich – und sehr schnell („Ultrakurzzeit“) möglich! Ein hochwirksames Beispiel ist der „Swish“ von Richard Bandler: Hier wird das imaginierte Bild oder die Filmszene einer Auslösesituation (z. B. das Öffnen der Tür des Chefbüros) durch eine in der Zukunft bereits erreichte Zielvorstellung (z. B. Angstfreiheit) inklusive der Bedeutung (Stolz, Freiheit, Glück) mehrmals und in mehreren Sinneskanälen in kurzer Zeit überlagert. Oder der „NBG“ (New Behavior Generator), der den Patienten anleitet, sich schrittweise mit einem Vorbild zu identifizieren (Modelllernen), ist ein weiteres Beispiel dieser Therapieoptionen. Auch das Modul „Alt-Hist“, das gedanklich-imaginativ Abläufe in der regredierten Vergangenheit verändert, ist oft frappierend wirksam (dies sind 3 der 18 Module im Buch „Magie der Hypnose“.
Gleichzeitig arbeitet man mit Amnesie des rationalen Verstands, um dessen kritikbehaftete Einmischung in unbewusste Prozesse zu vermeiden. In naher Zukunft wird der Patient in der typischen Auslösesituation nun automatisch auf seine inneren Ressourcen zurückgreifen können und ganz von selbst viel selbstbewusster und freier handeln und fühlen! Dabei lässt man das Unbewusste selbst Handlungsalternativen finden, falls ein gewisser Zweck ersetzt werden muss (wie z. B. der beruhigende Effekt beim Rauchen oder Essen durch Meditation, Kaugummikauen oder Musikhören), wie beim Modul „Reframing“. Aber auch andere transpersonale Module kommen zum Einsatz, die dem Patienten helfen, sich von allzu starker Identifikation mit Körper und Geist zu lösen (z. B. Modul „Accept“). „Pre-Set“ holt die Ressourcen von der Zeit vor dem Problem hervor; „Add“ heilt Phobien manchmal in Minuten!
Allerdings werden Sie nicht umhinkommen, zu einem Weltmeister der sensitiven Wahrnehmung aller körperlichen und psychischen Minimalanzeichen Ihres Patienten zu werden: Über dessen Gestik und Mimik, über Hauttonus und -farbe, Pupillenreaktionen, Körperbewegungen, Atmung, Herzschlag und vieles mehr erhalten Sie umgehende Rückmeldung darüber, wo sich der Patient mental gerade befindet. Letztlich stellen Sie für den gerade therapierten Menschen lediglich eine Art biologische Biofeedback- Maschine dar, die zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Impulse für internes Lernen und Veränderungen gibt, um (Selbst-)Heilung in oft frappierend kurzer Zeit zu induzieren!
Natürlich können nicht alle Krankheitsbilder derart schnell und einfach gelöst werden. Aber gerade die dem Heilpraktiker und spirituellen Berater zugänglichen Bereiche werden fast vollständig davon abgedeckt. Geben Sie sich und Ihren Patienten diese Chance zur Veränderung:
professionelle Hypnotherapie ohne Hypnose!
Dr. Michael Weh
Zahnarzt, Heilpraktiker, fundierte Ausbildung in Hypnose/Meditation, Buchautor