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AAAttackeee... ich habe Panik!

2012-03-Panik1

Ich sterbe nicht dabei! Sie bringt mich nicht um! In der Klassifikation der Angststörungen wird zwischen der Realangst und der übertriebenen, und damit krankhaft veränderten, Angst unterschieden. Diese Trennung ist überflüssig, da es eine übertriebene Angst nicht gibt! Panikattacken sind psychische Reaktionen, individuell zu betrachten und niemals grundlos. Dem Betroffenen und den Außenstehenden erscheinen sie meist dennoch wie aus dem Nichts. Sie überwältigen aus dem Kontext gerissen. Beeinträchtigen, unverstanden und ihnen hilflos ausgeliefert, deutlich die Lebensqualität.

Fotos: Laura Barrientos LoweyScheinbar ohne Anlass sind wir plötzlich einer Todesangst ausgesetzt: aufsteigende Hitze – Kälte. Es wird uns übel, das Herz beginnt zu rasen, die Wahrnehmung verengt sich, Seh- und Hörstörungen belasten uns. Wir bangen, verrückt zu werden, wir bekommen schlecht Luft, die Angst überwältigt uns immer mehr und wir wollen flüchten. Magenkrämpfe machen sich breit, manche erbrechen, klagen über Enge im Brustraum, andere befürchten, sie hätten einen Herzinfarkt. Von Kreislaufproblemen und einer nahenden Ohnmacht wird berichtet. Viele beängstigende Symptome mehr sind möglich.

Eine Angstattacke ist eine überhöhte Reaktion des Körpers auf Furcht oder Stress. Wird der Mensch mit einer potenziell gefährlichen Situation konfrontiert, schüttet der Körper Adrenalin aus, um dadurch den „Flucht- oder Kampfinstinkt“ auslösen zu können. Wird allerdings zu viel Adrenalin produziert, kann dieser Überschuss dem Menschen Gefühle des absoluten Terrors bescheren. Als ersten Lösungsansatz hier mit der Ursachenforschung zu beginnen, stellt sich eher als kontraproduktiv dar. Denn ich setzte mich damit noch mehr unter Angst fördernden Druck. Als erstes Gebot bei einer Panikattacke sehe ich, die Realität zu erkennen: Ich sterbe nicht dabei! Sie bringt mich nicht um! Ich habe die Chance, eine Attacke so zu gestalten, dass ich sie aushalten kann. Es stehen uns dazu mehrere Möglichkeiten zur Verfügung.

Fotos: Laura Barrientos LoweyNicht zu vergessen ist, dass hormonelle Umbrüche/Entwicklungen, sowohl bei Männern als bei Frauen, oftmals mit gleichen Symptomen eine Panikattacke herausfordern. Ebenso ist ein Drogenmissbrauch auszuschließen. Nachdem ich ärztlich abgeklärt habe, dass somatisch keine Erkrankung vorliegt, fange ich an mitzuarbeiten:

Vielen ist eine Ablenkung willkommen. Ich kann bewusst im Anfall z. B. mich verstärkt sportlich betätigen. Ich hüpfe/tanze/renne sie weg, diese Panik. Oder ich gehe bewusst meiner gerade ausgeübten Tätigkeit weiter nach. Ich lasse mir meine Panik nicht anmerken. Ich schiebe z. B. bewusst, wenn auch mit Höllenqualen, den Einkaufswagen weiter und bleibe in der Schlange vor der Kasse stehen. Vorsorglich lege ich mir ein Gedankenmuster zurecht, welches mir hilft, auszuhalten. Denn es passiert mir nichts! Ich werde nicht dabei sterben! Habe ich diesen bedrohlichen Zustand einmal bewusst ausgehalten, bin ich hier gefeit vor der noch dazukommenden Angst, wie halte ich eine weitere Panikattacken aus? Sie sind auszuhalten und ich gehe lebend aus ihnen hervor – sogar gestärkt!

Fotos: Laura Barrientos LoweyDann sind einige Notfallmedikamente naturheilkundlich, homöopathisch und schulmedizinisch auf dem Markt. Ich darf mich damit ausstatten, um immer einen sicheren Notfallhelfer beiseite zu haben. Ein Benutzen dieser Medikamente wird immer weniger nötig, denn allein die Sicherheit, die sie mir geben, zählt. Entspannungspraktiken sind zusätzlich hilfreich.

Es gibt Personen, denen ich mich im Notfall anvertrauen kann. Allein schon durch ein Gespräch gelange ich wieder zur emotionalen und körperlichen Fassung. Wichtig hierbei ist, diese Strategie nur als „Notfallmedikament“ zu benutzen.

Wir können also einen schweren vegetativen Angstanfall, auch wenn wir ihn einfach nur annehmen, und das ohne große Aufmerksamkeitserregung, aushalten. Und genau darum geht es hauptsächlich bei dem Grad einer psychischen „Verirrung“. Wie viel halte ich aus und wie wichtig nehme ich mich in solch psychisch schwierigen Situationen und Zeiten.

Fotos: Laura Barrientos LoweyDie Ursache unserer Panik finden wir heraus, wenn wir uns dem öffnen, was unser Körper anzeigt. Mannigfaltige Gründe gibt es dafür. Allein, wenn wir uns immer wieder Situationen aussetzen, die wider unsere Natur und unser Wollen sind, sind wir anfällig. Es muss nicht zwingend ein einschneidendes Erlebnis in der Kindheit, Jugend oder im Erwachsensein als Wurzel gesucht werden. Mitunter fühlen wir „etwas“ und können dieses Gefühl aber nicht annehmen, geschweige denn, einordnen. Wir unterdrücken es und verdrängen. Eine Panikattacke weist uns auf dieses Unterdrücken/Verdrängen hin. Wir verlangen zu viel von uns! Unsere Erwartungen, Ansprüche, Leistungen, Wünsche sind zu hoch aber zuweilen auch zu niedrig gesteckt. Es bleibt dem Körper nichts anderes, als überzureagieren, denn er wird hier stetig überfordert, dies gleichsam bei einer „Unterforderung“.

In diesen meist nur wenigen Minuten (schlimmstenfalls Stunden) eines Panikzustandes spüren wir uns intensivst. Dies ist vielen vor und nach der Attacke in diesem Ausmaß meist gar nicht möglich. Unsere Gefühle entstehen immer als Folge unserer Gedanken, Wünsche, Erwartungen und unseres Erlebten. Eine Panikattacke ist hier ein extrem gebündeltes verkanntes Gefühl. Deshalb hilft auch bei diesem Syndrom ein Umdenken. Die Richtung entdecken wir.

Vorerst trösten wir uns ein wenig damit: Panikattacken sind heilbar. Es besteht KEINE Gefahr! Wir passieren diesen Weg! Und sehen ihn als Herausforderung zur Erkenntnis und Stärkung unseres Selbst.

Stefanie Füßner
Stefanie Füßner
Psychologische Beratung „Hilfe zur Selbsthilfe“ Hauptstraße 28, 86438 Kissing
Beratung via Chat:
www.steffis-chat.de