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„ich“

2012-03-Ich1

Erfahrungsbericht über den Kurs zum (Selbst-)Verständnis ... oder eine philosophische und psychologische Reise zum „Ich“

Hintergründe

Die Hiobsbotschaften über die sich epidemieartig verbreitenden psychischen Probleme und Krankheiten – Stress, Burnout, Depression – sind allgegenwärtig.

Es dauert oft mehrere Monate, bis die Betroffenen einen Therapieplatz bekommen. Wie viele Menschen zwar – noch – nicht erkrankt sind, jedoch mit großen seelischen, psychischen Problemen kämpfen, ist nicht ermittelbar. Diese Dunkelziffer dürfte auf jeden Fall sehr hoch sein. Die Reihe der verursachenden äußeren Umstände ist lang und auch bekannt. Einige Beispiele sind – unter anderem – Reizüberflutung, Unsicherheit der Arbeitsplätze, Spannungen in der Familie durch veränderte Rollenverhältnisse, Zeitmangel, Überforderung.

Die inneren Umstände, wie z. B. geringe Selbstkenntnis und -akzeptanz, überhöhte Erwartungen an sich, chronische Unzufriedenheit, bleiben jedoch bis zur Diagnosestellung einer „handfesten“ Erkrankung im Schatten des Schweigens. Bewertungen wie „gut – böse“, „schön – hässlich“, „richtig – falsch“, „erfolgreich – erfolglos“ sind im Sprachgebrauch und auch in den Köpfen allgegenwärtig.

Jeder Mensch bewertet sich auch selbst: seine Eigenschaften, Fähigkeiten, sein Aussehen. Das Ergebnis dieser inneren Revision fällt meistens wenig schmeichelhaft aus, da das Augenmerk überwiegend auf die vermeintlich negativen Eigenschaften gerichtet wird. Daraus entwickeln sich unter anderem selbstverschmähende Gedankenschleifen und Überzeugungen: „Ich bin nicht hübsch – fähig – genug“ etc. Diese – oft unbewusste – negative Selbsteinschätzung führt zu inneren Spannungen, die häufige Fehlschläge und Konflikte verursachen. Der Kreis schließt sich, indem diese Ereignisse wiederum als Bestätigung der abwertenden Meinung über sich angesehen werden. Psychische und – nur auf den zweiten Blick als psychosomatisch erkennbare – körperliche Krankheiten sind oft die Folgen der so entstandenen Negativspirale.

Meine Motivation und Intention

In unserem Schulsystem werden alle(?) wichtigen Fachrichtungen unterrichtet, um die Jugendlichen auf das anspruchsvolle Berufsleben adäquat vorzubereiten und ihnen auch ein gutes Allgemeinwissen zu vermitteln. Es gibt jedoch keine Schulung – abgesehen von einigen Pilotprojekten – in Fächern wie „soziale und emotionale Kompetenzen“ oder gar Lebensfreude, obwohl solche Kenntnisse im täglichen Leben grundlegend wichtig sind (wären).

Unter dem Begriff Lebensfreude verstehe ich in diesem Fall die bewusste Akzeptanz des inneren „Selbst“ und das „Ja-Sagen“ zu sich, zu den eigenen Gefühlen sowie zu den verschiedenen Aufgaben, Ereignissen des Lebens. Es geht nicht um die kurzfristige Euphorie und auch nicht um das „ewige Glück“, sondern um eine wache, lebhafte Aufmerksamkeit und bewusste (Selbst-)Wahrnehmung des Lebens, Stunde für Stunde, Tag für Tag.

Mit dieser inneren Grundhaltung erscheinen die Hürden des Alltags in einem ganz anderen Licht. Die Probleme heißen dann Aufgaben, die gelöst werden und so dem persönlichen Wachstum dienen. Das Leben ist dann von der wohltuenden Kraft der Eigenverantwortung erfüllt und getragen. Auch die nutzlosen, zeitraubenden Schuldzuweisungen können dadurch fast gänzlich der Vergangenheit angehören.

Warum klingt es nach einem utopischen Traum, obwohl die Möglichkeiten dazu in jedem von uns vorhanden sind?

Da ich meine Träume und Vorstellungen sehr gerne in die Tat umsetze, entstand bei mir die Idee einer „ganzheitlichen emotionalen Grundschule für Erwachsene“. Der Unterricht sollte sich mit der bewussten Wahrnehmung und dem Kennenlernen des eigenen Selbst, mit den dynamischen Zusammenhängen zwischen Gedanken, Emotionen und Körpergefühlen beschäftigen. Das so erworbene Wissen würde bei den „Schülern“ u. a. Selbstkenntnis und -akzeptanz, wachsende Eigenverantwortung und die daraus resultierende natürliche Lebensfreude bewirken.

Ich gründete zwar natürlich keine Schule, entwarf aber für einen interessierten und ratsuchenden Kreis einen speziellen Kurs, der sich mit der oben genannten Thematik befasste. Für den umfangreichen Inhalt hielt ich mindestens 14 Stunden für notwendig, die ich auf 7 x 2 Stunden aufteilte. Der Kurs fand 1 x wöchentlich statt.

Der Kurs

Das Grundgerüst des Kurses bildete das Kennenlernen des – aus der Transaktionsanalyse bekannten – inneren Teams, also Eltern-Ich („gelerntes Weltbild“), Kindheits- Ich („gefühltes Weltbild“) und Erwachsenen- Ich („gedachtes Weltbild“).

Diese drei „Seins-Zustände“ sind psychische Realitäten, die bei jedem Menschen hervorgerufen werden können (Thomas A. Harris). Schon die Aufzeichnung einer schematischen Ahnenreihe mit jeweils drei Team- Mitgliedern pro Person brachte erstaunliche Erkenntnisse zum Vorschein und ermöglichte den Teilnehmerinnen einen neuen Blickwinkel, z. B. auch auf das elterliche Verhalten.

Dazu kam als eine wichtige Säule des „Unterrichts“ das Training emotionaler Kompetenzen, verknüpft mit dem Bild des Kreislaufs zwischen Gedanken, Emotionen und körperlichen Gefühlen. Mit der Hilfe von verschiedenen NLP-Techniken – z. B. Moment of Excellence, WP – wurde dieses Wissen durch bewusstes Fühlen, Spüren, Riechen, Schmecken, Sehen und Erleben zu einer ganzheitlichen Erfahrung, die eine positive und nachhaltige Veränderung ermöglichte.

Ich hielt jeden Abend ein bis zwei Impulsvorträge zu dem jeweils aktuellen Thema, dazu kamen die passenden Übungen und Spiele. Der anschließende Austausch in unserem „geschützten Raum“ wurde von großem Interesse und Vertrauen getragen. Die Momente der vielen Aha-Erlebnisse, der andächtigen Stille, der Dankbarkeit und die des befreiten Lachens gingen ineinander über und machten die gemeinsamen Stunden sehr lebendig. Die Zeit verging wie im Fluge, und ehe wir uns versahen, waren die sieben Wochen vorbei.

Fazit

Die Ergebnisse des „Unterrichts“ kann ich nur mit den Aussagen der Teilnehmerinnen über ihre wahrgenommenen individuellen Erfahrungen/Veränderungen wiedergeben. „Ich lebe viel bewusster und so nehme ich auch meine Gefühle wahr. Dadurch bin ich auch in der Lage, meine belastenden Gedankenschleifen zu stoppen.“

„Ich komme täglich öfter ins Hier und Jetzt zurück. Ich kann mir selbst und auch anderen verzeihen oder das Geschehene zumindest loslassen. Ich erkenne und akzeptiere meine Eigenverantwortung.“

„Ich erkenne in für mich schwierigen Situationen meine Wahlmöglichkeiten und handele auch danach. Meine Lebensqualität ist gestiegen. Ich erlebe mehr bewusste Lebensfreude. Meine Beziehungen privat und beruflich sind deutlich ausgeglichener geworden.“

Und das Schönste zum Schluss: Alle Teilnehmerinnen äußerten eine tiefe Dankbarkeit dem eigenen Leben gegenüber.

Die Entwicklung und Emanzipierung ihres Erwachsenen-Ich sowie die Erweiterung ihres Bewusstseins ist und bleibt ein kontinuierlicher Prozess, der ständig fortschreitet. Ich hoffe, dass die positive Wirkung dieser „Grundschule“ sowohl in Ihrem Leben als auch in Ihrem Umfeld weitere, größere Kreise ziehen wird ...

PS: An dem Nachfolgekurs nahmen freiwillig und sehr neugierig die Ehemänner teil.

Literaturempfehlungen

  • Thomas A. Harris: Ich bin o. k. Du bist o. k.
  • John E. Sarno: Frei von Schmerz (Psychosomatische Beschwerden verstehen)
  • Joachim Bauer: Warum ich fühle, was du fühlst

Gertrud M. Ringe Gertrud M. Ringe
Heilpraktikerin, NLP-Master, Seminarleiterin für Stressprävention und Stressbewältigung
Ferdinand-Wallbrecht-Straße 57
30163 Hannover
www.harmonisch-gesund.de
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