Burnout: Wie gut Entspannung hilft!
Das Burnout-Syndrom („Ausgebranntsein“) ist ein Zustand ausgesprochener geistiger und körperlicher Erschöpfung mit reduzierter Leistungsfähigkeit. Ursachen sind in der Regel berufliche Überlastung und Stress, der nicht bewältigt werden kann. Millionen Deutsche leiden an Burnout, besonders anfällig sind Berufsgruppen wie Lehrer, Sportler, Politiker, Forschungsmitarbeiter, Langzeitpflegende kranker Angehöriger sowie Verkäufer.
Typische Burnout-Symptome
- Emotionale Erschöpfung: Die Betroffenen fühlen sich schwach, kraftlos, müde und matt, sie leiden unter Antriebsschwäche und sind leicht reizbar.
- Depersonalisierung: Es wird eine Distanz zwischen sich selbst und anderen hergestellt; zunehmende Gleichgültigkeit sowie zynische Einstellung gegenüber Arbeitskollegen, Freunden und Familie sind charakteristisch.
- Erleben von Misserfolg: Die Betroffenen haben das Gefühl, dass sie nicht viel erreichen oder bewirken, es fehlen Erfolgserlebnisse. Minderwertigkeitsgefühle entstehen.
Burnout-Phasen – Entwicklung
- vermehrter Drang, etwas beweisen zu wollen
- extremes Leistungsstreben
- Vernachlässigung persönlicher Bedürfnisse, Hobbys und sozialer Kontakte
- Überspielen der inneren Probleme • Zweifel am eigenen Wertesystem
- Verleugnung der entstehenden Probleme
- zunehmende Geringschätzung anderer Menschen
- Rückzug bis hin zur Vermeidung sozialer Kontakte
- deutliche Verhaltensänderungen, fortschreitendes Gefühl der Wertlosigkeit, zunehmende Ängstlichkeit
- Depersonalisierung durch Kontaktverlust zu sich selbst und zu anderen
- innere Leere und verzweifelte Versuche, diese durch Ausflüchte zu überspielen (Sexualität, Essgewohnheiten, Alkohol, Drogen)
- Depression mit Gleichgültigkeit, Hoffnungslosigkeit, Erschöpfung, Perspektivlosigkeit
- erste Selbstmordgedanken; akute Gefahr eines mentalen und physischen Zusammenbruchs
Burnout-Ursachen
Berufliche Aspekte
ERI steht für effort-reward imbalance model, d. h., dass ein Ungleichgewicht zwischen Anforderungen und Ressourcen besteht. Die beiden Waagschalen lassen sich wie folgt beschreiben:
Effort
„Ich habe ständig Zeitdruck!“
„Auf meinen Schultern lastet viel Verantwortung!“
„Ich werde bei der Arbeit häufig gestört!“ „In den letzten Jahren wurde mein Tätigkeitsbereich immer anspruchsvoller!“
Reward
„Ich werde von meinem Chef nicht mit dem nötigen Respekt behandelt!“
„Bei Problemen bekomme ich keine richtige Unterstützung!“
„Ich werde oft unfair behandelt!“
„Meine berufliche Zukunft ist nicht sicher!“
Das Ungleichgewicht zwischen Effort und Reward ist häufig begleitet von einem übermäßigen Commitment (over-commitment), bei dem die Betroffenen sich regelrecht aufopfern (typischer Gedanke: „Schon beim Aufwachen denke ich an die Probleme, die mich tagsüber erwarten.“). Hinzu kommen häufig Schlafstörungen.
Persönliche Aspekte
Der Belastung des Menschen durch seine Umwelt steht seine persönliche Widerstandsfähigkeit gegenüber. Folgende persönliche Problemaspekte begünstigen Burnout:
- Ängstlichkeit, mangelnde Selbstachtung, Neigung zu Irritationen, Sorgen, Depressionen, Zwanghaftigkeit, Schuldanfälligkeit, labiles Selbstwertgefühl
- Die Betroffenen setzen sich zu hohe Ziele und tun sich schwer, Kompromisse einzugehen
- Es wird versucht, Versagenserlebnisse und versagte Zuwendung in der Kindheit nun durch die eigene soziale Tätigkeit zu kompensieren; der Helfer gibt die Zuwendung, die er empfangen möchte; krankhafter Ehrgeiz: Sucht nach Erfolg
Wege aus dem Burnout
Ein wichtiger Weg raus aus dem Burnout ist Entspannung und zur Ruhe kommen. Aus meiner Erfahrung und täglichen Praxis hat sich hier das autogene Training hervorragend bewährt.
Autogenes Training (AT) ist eine weltweit anerkannte Entspannungsform. Mit AT können Ausgeglichenheit, Kraft und Konzentration gefördert, Stress und Spannungen abgebaut, Probleme bearbeitet, Weichen für eine positive Zukunft gestellt werden.
1926–1932 entwickelte der Psychiater Johannes H. Schultz das autogene Training, seitdem ist AT bewährte und weltweit eingesetzte Methode im Arbeitsspektrum vieler Heilpraktiker, Heilpraktiker für Psychotherapie, Psychologischen Berater, Ärzte, Psychologen, Entspannungstrainer und Coaches, um Stress, Burnout, psychosomatische und viele andere Störungen ihrer Patienten und Klienten zu behandeln.
Das autogene Training ist eine auf Autosuggestion basierende Entspannungstechnik, die beruhigend, lösend und regenerierend auf Körper, Seele und Geist wirkt. Schon im Vorgang der Konzentration auf die Ruhe beginnt die erste Erholung: Der gestresste Mensch erkennt, was die Ursachen seiner Unruhe sind.
AT ist eine Therapieform ohne Medikamente und zur Selbstdurchführung hervorragend geeignet. Der Übende ist dabei hellwach, befindet sich aber in einem Zustand vertiefter Konzentration.
Wir sprechen das vegetative Nervensystem an, das aus Sympathikus (Aktivität, Anspannung, Stress) und Parasympathikus (Ruhe, Entspannung, Erholung) besteht. Im AT wird eine Umprogrammierung vorgenommen, eine Umschaltung von Sympathikus auf Parasympathikus. Dadurch gelingt es, ständig auftretende Reize (z. B. Ärger, Konflikte, Stress) vom empfindlichsten Organ fernzuhalten. Organe und Organsysteme können positiv beeinflusst werden. Wir verlassen den nervösen, hektischen Alltag und gelangen zu Ruhe und Entspannung, es findet eine Harmonisierung des gestörten vegetativen Gleichgewichtes statt.
Indikationen für autogenes Training
- Ängste
- Allergien
- Asthma bronchiale
- Burnout
- Hautkrankheiten
- Herzrhythmusstörungen
- Hypertonie
- Konzentrationsstörungen
- Kopfschmerzen
- Magen-/Darm-Beschwerden
- Muskelverspannungen
- Nervosität
- Prüfungsangst
- Psychosomatische Erkrankungen
- Schlafstörungen
- Schmerzen
- Sexualstörungen
- Stress
- Tinnitus
- Zähneknirschen u. v. m.
Die 7 AT-Übungen in Kürze
- Ruheübung: „Ich bin vollkommen ruhig und entspannt.“ (6 x)
- Schwereübung: „Mein Körper ist angenehm schwer.“ (6 x)
- Wärmeübung: „Mein Körper ist angenehm warm, strömend warm.“ (6 x)
- Atemübung: „Ich atme ganz ruhig und gleichmäßig, es atmet mich.“ (6 x)
- Herzübung: „Mein Herz schlägt ganz ruhig und regelmäßig.“ (6 x)
- Sonnengeflechtsübung: „Mein Sonnengeflecht ist strömend warm, angenehm warm.“ (6 x)
- Kopfübung: „Meine Stirn ist angenehm kühl.“ (3 x)
Beendet wird die Entspannungshaltung mit folgendem Ritual:
- Hände zu Fäusten ballen
- Arme beugen und strecken
- Tief ein- und ausatmen, Augen auf, recken und strecken, zurück im Hier und Jetzt.
Fallstudie
Herr F. Müller, 46, Geschäftsführer einer großen Autofirma, erlitt im September 2011 stressbedingt einen Zusammenbruch und kam mit der Diagnose „Burnout“ zu mir. Sein Arbeitspensum bestand die Monate zuvor aus 12 bis 14 Stunden pro Tag, freie Wochenenden kannte er nicht mehr. Im Urlaub klappte er dann zusammen und musste vom Notarzt behandelt werden. Weitere Checks im Krankenhaus ergaben keine körperlichen Befunde.
Herr Müller sieht überarbeitet aus, seine Hände zittern, ebenso seine Augenlider. Er erzählt von unglaublichem Stress als Geschäftsführer der Firma, von Problemen mit der Mitarbeiterschaft und mit den Finanzen. Schlafstörungen lassen ihn kaum noch schlafen, Albträume einer Insolvenz jagen ihn, abends fühlt er sich laut eigener Aussage „lust- und kraftlos“. Der Zusammenbruch im Urlaub habe ihm gezeigt, dass es so nicht mehr weitergehen kann. Nun ersucht er mich um Hilfe.
Mit der klientenzentrierten Gesprächsführung stelle ich schnell gewisse negative Muster in seinem Denken fest, die wir innerhalb der Therapiesitzungen besprechen und korrigieren.
Als Entspannungsmethode der Wahl schlage ich ihm autogenes Training vor. Herr Müller tut sich aber schwer mit dem Entspannen und meint, er könne das nicht. Ich erkläre ihm, dass AT trainiert werden muss und er sich diese Zeit geben soll. Eine erste Entspannungsübung endet für ihn unbefriedigend, da er einfach nicht abschalten kann. Ich gebe ihm als Hausaufgabe auf den Weg, täglich für ein paar Minuten abschalten zu lernen und die AT-Ruheübung durchzuführen.
In der zweiten Sitzung berichtet Herr Müller, dass es beim vierten Versuch wirklich geklappt hat und er die letzten Abende tatsächlich Ruhe und Entspannung finden konnte. Das sei sehr befreiend, erzählt er glücklich, so ein schönes Gefühl hatte er schon Jahre nicht mehr. Wir gehen weiter und üben die Schwere- und Wärmeformeln ein, die er täglich anwenden soll.
Zum nächsten Termin erscheint Herr Müller deutlich entspannter und erholter. Er lacht sogar wieder. Die dunklen Augenränder sind verschwunden, seine Körperhaltung ist eine ganz andere, er wirkt dynamischer und kraftvoller, auch stimmlich.
In den nächsten Sitzungen bringe ich ihm die weiteren AT-Übungen bei – Atem, Herz, Sonnengeflecht und Stirn. Er kommt nun super mit der Methode klar und entspannt täglich, jeden Abend 15 bis 20 Minuten.
Nach zehn Terminen ist Herr Müller ein neuer Mensch. Er hat bereits einige Umstellungen in der Firma vorgenommen, einige seiner Arbeits- und Verantwortungsbereiche auf fähige Kollegen aufgeteilt, er nimmt sich nun jedes zweite Wochenende frei, „komme, was wolle“. Ich empfehle ihm, als Ausgleich zur Arbeit auch etwas Sport zu treiben, eine Leidenschaft von ihm, die er die letzten Jahre aus den Augen verloren hat.
Im Mai 2012 kommt Herr Müller zum Kontrollbesuch zu mir. Strahlend und glücklich berichtet er, dass es ihm sehr gut gehe und er bis heute täglich AT praktiziere. Vom Burnout ist keine Spur mehr zu erkennen, vor mir steht ein lebenslustiger, fröhlicher, dynamischer Mann, der sein Arbeitsleben nun im Griff hat und mit der Methode des AT seinen Stress jederzeit besiegen kann.
Abbas Schirmohammadi
Heilpraktiker für Psychotherapie, er zählt zu den führenden Entspannungstherapeuten Deutschlands. Seine Lieblingsmethode ist das autogene Training (AT), mit dem er Menschen seit über 15 Jahren zu Stressabbau und Entspannung verhilft. Er unterrichtet AT und bildet Seminarleiter aus. Der gefragte Personality Coach ist Chefredakteur des naturheilkundlichen Fachmagazins „Paracelsus“ und Autor der Autogenes- Training-CD „In der Ruhe liegt die Kraft“.