Stress, Körperreaktionen und Akupressur
Die Körperakupressur ist eines der hilfreichsten therapeutischen Konzepte, um stressbedingte Anspannungszustände zu behandeln. Einige Anhänger der Naturheilkunde behaupten, dass sich der Körper von den meisten Erkrankungen durch eigene Kraft regenerieren oder Kompensationsmuster entwickeln könne. Wir unterstützen diesen Prozess und begleiten den Patienten, indem wir ihn anleiten, mittels gezielter Akupressur wieder in Balance zu kommen.
Gerade Patienten mit Burnout-Syndrom profitieren von dieser Form der Akupressur. Unser Nervensystem hat sich in den vergangenen 4 000 Jahren nicht wesentlich verändert – unsere Umwelt aber umso mehr. Diese rasante Veränderung fordert unser Gehirn immer stärker – das Nervensystem ist mit der Verarbeitung und der Anpassung an die äußere Entwicklung oft überfordert.
Auf energetischer Ebene, dem Meridiansystem, werden der Gallenblasenmeridian, der Blasen-, Magen-, Dünn- und Dickdarmmeridian bei Stress extrem herausgefordert.
Die Psychoakupressur nach Stephan Heinz nutzt diese Zusammenhänge, um stressbedingte Blockaden sanft zu balancieren und den Energiefluss anzuregen.
Dabei werden wichtige Akupressurpunkte, die mit dem Stressgeschehen zusammenhängen, auf ihre energetische Qualität hin überprüft. Schmerzhafte Punkte zeigen immer eine Überenergie an. Diese müssen sediert werden. Dabei wird mit den Fingern der entsprechende Punkt sediert, indem man den Akupressurpunkt mit konzentrischen Kreisbewegungen von innen nach außen hin akupressiert. Der Impuls sollte dabei langsam anschwellend sein. Dies kann zuweilen extrem schmerzhaft für den Patienten sein – der Schmerz sollte aber immer wohltuend sein. Er sollte nie überwältigend sein, ansonsten besteht die Gefahr, weitere Blockaden zu setzen. Ist der Energiefluss wieder angeregt, lässt der Schmerz nach. Über dieses Vorgehen werden Schlackenstoffe und energetische Blockaden aufgelöst. Es wird immer vom Zentrum des Schmerzes ausgehend gearbeitet und der Radius der Akupressurkreise vergrößert. Dadurch aktivieren Sie den Parasympathikus und führen den Patienten in eine Tiefenentspannung und die Regenerationsphase.
Energieleere Punkte, die sich schlaff und kühl anfühlen, werden angeregt, indem Sie Kreisbewegungen von außen nach innen ausführen. Der Impuls ist leicht, sanft und eher oberflächlich und rasch. Dadurch wird der Sympathikus stimuliert und es kommt mehr Spannkraft ins Gewebe. Es wird sozusagen mehr Energie an die Oberfläche gezogen. Zusätzlich kann das Gewebe über den Akupressurpunkt gedehnt werden.
Zusätzlich sollten Sie mit Ihrem Patienten über die zugeordneten Affirmationen während der Akupressur sprechen und einen Kontext zu seiner jetzigen Lebenssituation herstellen. Auch die Bachblütentherapie kann sinnvolle Impulse geben, das autonome Nervensystem in Balance zu bringen.
Einerseits gilt Stress als wesentlicher Auslöser negativer Emotionen und physischer Erkrankungen; andererseits führen erfolgreich bewältigte Stresssituationen zu positiven Emotionen. Diese stärken das Selbstvertrauen und das Immunsystem. Stress versetzt uns in die Lage, selbst in unsicheren Momenten Höchstleistungen zu erbringen. Die Stressreaktion wird vom vegetativen Nervensystem gesteuert. Dieses System ist nur bedingt willentlich steuerbar.
Das vegetative Nervensystem wird auch viszerales oder autonomes Nervensystem genannt. Autonom bedeutet, dass die vermittelten nervalen Impulse nicht willentlich vom Menschen steuerbar und beeinflussbar sind. Über dieses System werden lebenswichtige Vitalfunktionen wie Atmung, Blutdruck, Verdauung, Herzschlag, Stoffwechsel, Schutzreflexe und innere Temperatur gesteuert. Außerdem beeinflusst es sowohl die Hormondrüsen als auch die Funktion innerer Organbereiche wie Magen, Darm und Sexualorgane. Das vegetative Nervensystem wird aufgegliedert in
– Sympathikus, Stressnerv
– Parasympathikus, Entspannungsnerv
– Enterisches Nervensystem, Verdauungsnerv
Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die Aufgaben der einzelnen Systeme und vermittelt die zugeordneten Akupressurpunkte und Bachblüten.
Der Sympathikus
Er baut Spannung auf und ermöglicht, einer Situation kämpferisch zu begegnen, oder löst Fluchtverhalten aus. Er wird mobilisiert in Phasen der Aktivität. | Akupressur & Affirmation Akupressur des 3E5 – Ich darf mich abgrenzen Akupressur des GG 26 – Voller Vertrauen gehe ich neuen Erfahrungen entgegen |
Auf der Körperebene – verhindert er Tiefenentspannung – verhindert er die Absonderung von Verdauungssekreten – beeinflusst er die Hormonfunktion – aktiviert er den Kreislauf – erhöht er die Herzfrequenz – beschleunigt er die Atmung – bewirkt er eine Minderdurchblutung der Haut – stimuliert er die Schweißabsonderung |
Hinderliche Glaubensmuster – Das Leben ist ein Kampf – Ich darf nicht loslassen – Ich muss die Kontrolle behalten – Ich muss die Verantwortung übernehmen – Ich muss mich sorgen – Ich muss perfekt sein – Ich darf keine Fehler machen |
Auf der Seelenebene |
Bachblüte Indikationsschlüssel |
Der Parasympathikus
Er ermöglicht Entspannung. Dadurch ist die Anpassung an Reize und Impulse möglich und Erlebtes kann integriert (sozusagen verdaut) werden. Er wird mobilisiert in Phasen der Entspannung, Ruhe und Erholung. | Akupressur & Affirmation Akupressur von ZG 6 – Ich atme durch und bin handlungsfähig |
Auf der Körperebene – fördert er die Tiefenentspannung – regt er die Absonderung von Verdauungssekreten an – regt er die Ausscheidung an – stabilisiert er den Kreislauf – harmonisiert er die Herzfrequenz – vertieft er die Atmung – fördert er die Durchblutung der Haut – fördert er die Entspannung der Bauchorgane |
Hinderliche Glaubensmuster – Ich darf nicht loslassen – Ich darf keine Schwäche zeigen – Erst die anderen, dann ich – Ich kann mich nicht entscheiden – Ich verliere immer den Überblick – Meine Angst hindert mich, die nächsten Schritte zu gehen – Ich darf keine Pausen machen |
Auf der Seelenebene |
Bachblüte Indikationsschlüssel |
Enterisches Nervensystem
Das enterische Nervensystem unterliegt dem Einfluss von Sympathikus und Parasympathikus. Es durchzieht den gesamten Verdauungstrakt. | Akupressur & Affirmation Gallenblase 41 – Entschlossen gehe ich meinen Weg Magen 43 – Ich spüre meine Wurzeln und Bedürfnisse |
Auf der Körperebene – aktiviert es die Beweglichkeit des Darms – reguliert es den Ionentransport – aktiviert es Abwehrmechanismen |
Hinderliche Glaubensmuster – Ich muss nur noch kurz die Welt retten – Ich kann mir selbst nicht vertrauen – Ich fühle mich von allem überwältigt – Ich darf mich nicht abgrenzen |
Auf der Seelenebene – unser Bauchhirn – ermöglicht intuitive Entscheidungen – Bauchgefühl Die Folgen sind – zentriert sein – hohe Intuition – geistige & körperliche Flexibilität |
Bachblüte Indikationsschlüssel |
Auf der körperlichen Ebene werden zwei parallel verlaufende Reaktionen beobachtet. Diese sind im zentralen Nervensystem (vor allem in der Großhirnrinde – bewusstes und assoziatives Denken – und im limbischen System – emotionales Erleben) zu messen:
a) Der Hypothalamus
schüttet das „Corticotropin-releasing Hormone“ aus, dadurch wird in der Hypophyse ACTH freigesetzt. Dieses Hormon bewirkt den Eiweißabbau in der Muskulatur sowie im Haut- und Fettgewebe. Es steigert die Glukoneogenese (Zuckeraufbau) aus den Aminosäuren in der Leber. Die Folgen sind: Erhöhung der Glukosekonzentration im Blut, Freisetzung von Fettsäuren im Blut, Ausdünnung der Knochen, Entzündungshemmung.
b) Der Sympathikus
stimuliert das Nebennierenmark, Adrenalin und Noradrenalin auszuschütten. Dadurch werden kurzfristig alle überlebenswichtigen Organe aktiviert: Herzschlagfrequenz und Kontraktionsfähigkeit steigen, die Durchblutung aller inneren Organe und der Haut wird gedrosselt, die Muskeldurchblutung steigt, die Bronchien weiten sich, Glukose wird freigesetzt, das Denken wird erschwert.
Durch diese Reaktionskette sind wir in der Lage, selbst in aufreibenden Situationen, hohe Leistungen zu erbringen. Der Organismus speichert diese Reaktion ab. Kommt der Mensch erneut in diese Situation, reagiert er auf die Anforderung wesentlich gelassener. Tritt nach der Stressreaktion aber keine Ruhepause ein, bleibt der Organismus ständig „unter Strom“. Es werden permanent Stresshormone ausgeschüttet. Langfristig kann das zu folgenden gesundheitlichen Auffälligkeiten kommen
- Schlafstörungen
- Konzentrationsstörungen
- Infektanfälligkeit
- Spannungskopfschmerz
- Lernstörungen
Fazit
Die Akupressur kann ein wertvoller Baustein in einem multimodalen Therapiesystem sein, um das autonome Nervensystem zu balancieren und den Patienten in seiner Selbstwahrnehmung und Handlungskompetenz zu stärken.
Literaturhinweise
- Stephan Heinz: Energielehre, BOD-Verlag
- Stephan Heinz: Die Psychosomatik der Schädel und Gesichtsakupressur, BOD-Verlag
Stephan Heinz
Jahrgang 1972, staatl. exam. Ergotherapeut, Heilpraktiker für Psychotherapie, Fachbuchautor „Lehrbuch Fußreflexzonentherapie – Kommunikation mit den Füßen“, Begründer der sensorisch integrativen Kinesiologie. Hauptschwerpunkte sind die Förderung entwicklungsverzögerter Kinder und die Begleitung von Patienten in der Psychiatrie.
Ergotherapeutische und psychotherapeutische Praxis Stephan Heinz
Marktstraße 21, 36037 Fulda