Der Körper als Marionette der Psyche Teil 1
Alle Körperreaktionen, alles, was bei uns im Körper geschieht, welche Hormone ausgeschüttet werden etc., werden von der Psyche (lat. Seele) gesteuert. Die Psyche steuert das Unterbewusste. Wir können sie nur bis zu einem bestimmten Punkt beeinflussen. Die Psyche gibt uns sogar vor, wie wir etwas wahrnehmen. Unsere Umwelt oder auch uns selbst. Was fühlen wir? Was sehen, hören, schmecken und riechen wir? Und vor allem, was denken wir dabei?
„Nasruddin kam eines Tages spät abends nach Hause. Die Straßenlaternen brannten bereits. Da sah er von Weitem den Nachbarn im Lichtkegel der Laterne etwas am Boden suchen. Als er näher kam, fragte Nasruddin den Mann, was er denn suche. Der Mann antwortete, dass er seinen Schlüssel verloren hat. Sofort half ihm Nasruddin und beide suchten im Schein der Laterne. Doch blieben die beiden Männer ergebnislos.
Für Nasruddin war es aber kein Wunder. Denn sie suchten nur in der Helligkeit und nicht auch im Schatten. Als Nasruddin dem Nachbarn den Vorschlag machte, doch auch den Schatten abzusuchen, entdeckten die beiden Männer sehr bald den verlorenen Schlüssel. Der Nachbar bedankte sich für Nasruddins Hilfe und beide Männer gingen in ihre Häuser.“
Es gibt einen sehr guten kanadischen Arzt, Dr. Gabor Matè, der sich genau mit dieser Thematik befasst und sehr anschaulich beschreibt, dass Menschen mit einer Erkrankung, egal welcher, gewisse Ähnlichkeiten in ihrem Verhalten aufweisen. Damit können auch Verhaltensweisen für gesunde Menschen aufgezeigt werden.
Ich möchte mich hauptsächlich auf die MS (Multiple Sklerose) beschränken, da ich selbst davon betroffen bin. Und das schon seit fast 18 Jahren. Außerdem kann ich dann immer wieder meine persönlichen Erfahrungen miteinfließen lassen.
Akzeptanz
Akzeptanz ist ein sehr schwieriges Thema. Zumindest bin ich dieser Meinung. Die Schwierigkeiten, die dieses Thema mit sich bringt, sind bei mehr oder weniger allen Menschen vorhanden.
Es geht „einfach“ nur um die Anerkennung einer vermeintlich unangenehmen Situation, wie einer Krankheit oder den Tod eines geliebten Menschen. Das heißt aber nicht, dass mich dieser Schicksalsschlag vom Leben abhalten sollte oder ich diese Situation ewig leidend und jammernd ertragen muss. Niemand von uns!
Das „Grundgerüst des Schicksalsschlages“ sieht meiner Meinung nach so aus, wie es eben aussieht. Wir können dieses nicht verändern. Und das müssen wir akzeptieren! Ob es uns passt oder nicht. Dennoch kann jeder von uns eine Situation dem Leben so anpassen, dass diese erträglicher wird. Wenn jemand z. B. viel Angst hat, sei es vor einer erneuten Krankheit oder gar vor dem Tod selbst, dann ist der erste Schritt immer das Anerkennen der jeweiligen Situation, der daraus resultierenden Folgen und somit auch der Angst vor diesem (möglichen) Schicksalsschlag. Danach kann sich der betroffene Mensch an die Arbeit machen und mit gezielten Übungen versuchen, die Angst kleinzuhalten.
Dazu gibt es die verschiedensten Übungen. Ich möchte nur eine vorstellen, die mir persönlich sehr viel Erfolge beschert hat. Doch zuvor möchte ich zwei Beispiele für eine daraus resultierende Folge nennen: Das Leben kann leichter werden! Und: Jeder Mensch sollte sich akzeptieren, wie er oder sie eben ist! Vor beiden Situationen besteht keine Notwendigkeit, Angst zu haben! Auch dann nicht, wenn das neue Unbekannte dieses Gefühl möglicherweise erweckt. Mit der nächsten Übung kann ich Abhilfe schaffen.
Übung 1
Zuvor möchte ich kurz erwähnen, warum ich diese Übung gewählt habe. Erstens, weil die Übung zu einer meiner Lieblings-Übungen zählt, und zweitens, weil das Akzeptieren einer Situation Angst machen kann. Stellen Sie sich ganz einfach vor, dass Sie an einem tiefen Abgrund stehen. Auf der anderen Seite der Schlucht steht die Angst vor einer Brücke ohne Bretter. Jedes Brett repräsentiert eine Ziffer auf einer Zahlenskala von 0 bis 10. Die 0 bedeutet keine Angst und die 10 bedeutet totale Angst. Und je nachdem, wo Sie sich auf der Skala zu dieser Zeit aufhalten, befinden sich verschieden viele Bretter auf der Brücke. Somit kann auch die Angst in Form eines furchteinflößenden Monsters als Stellvertreter für eine zu akzeptierende Situation über den Abgrund zu Ihnen herübergehen. Umso mehr Angst Sie also haben, desto näher kommt das Monster. Wenn die Angst die Brücke überquert, dann übermannt sie Sie und wirft Sie in den Abgrund hinab.
Um die ganze Situation ein wenig zu entmachten, können Sie sich Hilfe dazuholen. Und zwar das Gegenstück zur Angst: den Mut. Und einen weiteren sehr starken Begleiter: das Vertrauen. Mit diesen beiden Helfern an Ihrer Seite besitzt das Monster Angst wesentlich weniger Macht.
Die zweite Möglichkeit, die es auch gibt, ist das Wegdrehen. Allerdings ist diese nur sehr bedingt effektiv. Wenn Sie die Angst nicht sehen, verliert diese ebenfalls an Macht.
Aber: Das sollten Sie nicht zu oft machen, denn dann „laufen“ Sie nur vor Angst machenden Situationen weg.
Achtung: Diese Übung ist nur bei leichten Ängsten hilfreich! Bei stärkeren sollte ein Psychologe oder Psychiater hinzugezogen werden! Diese Übung hat den Sinn, die Angst zu lindern und vor allem zu akzeptieren. Die Angst ist immer anwesend und gehört zu unserem Leben. Aber die wichtigste Frage ist: „Was macht das Gefühl Angst in unserem Körper, wenn sie nicht akzeptiert wird? Und geht es nur um die Angst? Nur um ein Gefühl? Und warum ist mir dieses Gefühl so wichtig?“ Um diese Fragen zu beantworten, fange ich in der Mitte an. Es geht genau genommen um drei weitere Gefühle, das Vertrauen, die Wut und last, but not least die Freude. Diese vier Gefühle sind nicht wahllos von mir gewählt, sondern sind die passenden Gegensätze zueinander. Somit kann die Angst, wie auch die Wut, sehr gut kontrolliert werden. Das ist sehr wichtig, denn beide Gefühle können im menschlichen Körper viel Schaden anrichten. Zum Beispiel treiben sie die Wärme aus den Extremitäten heraus.
Das kann, jetzt nur wieder auf die Angst bezogen, zu verschiedenen Symptomen führen wie Blutarmut, Mundtrockenheit, erektiler Dysfunktion, Scheidentrockenheit, Herzrasen, Zittern, Übelkeit, unkontrollierbarer Harn- und Stuhlverlust, Schmerzen an allen erdenklichen Körperstellen, Einsamkeit und logischerweise dem Kältegefühl. Diese Symptome treten trotz Akzeptieren der Angst auf. Aber durch die Akzeptanz werden die Symptome erstens erträglicher und zweitens werden sie dann nicht chronisch. Wenn wir also etwas nicht akzeptieren, können aus den „einfachsten“ Symptomen die schwersten Erkrankungen entstehen. Das ist vom Arzt Dr. Matè eine sehr gewagte These. Doch auch ich bin davon zu 100 % überzeugt.
Ein Beispiel aus meinem Leben
In meiner Kindheit gab es viele unschöne Dinge, wie häusliche Gewalt durch meinen alkoholkranken Vater. Dennoch konnte sich mein Verhalten sehen lassen. Ich war stets ruhig, zurückhaltend und freundlich. Es gab keine Probleme mit mir. Keine Auffälligkeiten oder etwas Ähnliches. Jedoch bröckelte die Beziehung zu meinem Vater und verschlechterte sich immer weiter. Bis meine Mutter für mich einen Therapeuten holte, weil sie von der Situation zu Hause selbstverständlich wusste, aber eine Zeit lang ihrer eigenen Hilflosigkeit unterlag. Denn auch sie litt schwer unter dem Alkoholismus meines Vaters.
Der konsultierte Kinderpsychologe beschrieb das Verhältnis zwischen meinem Vater und mir mit diesem Bild: „Das Verhältnis hängt an einem seidenen Faden. Wenn dieser reißt, kann alles Mögliche passieren!“ – ein bekanntes und doch sehr passendes Bild. Durch diese „angeschlagene“ Beziehung zog ich mich auch im Umgang mit anderen Menschen immer weiter zurück. Damit verlor ich den Anschluss und wurde sehr einsam. Mein Vertrauen schied dahin. Ich konnte in meinen 33 Jahren keine lang anhaltende Beziehung (Freundschaft, Partnerschaft) auf bauen und halten. Durch diese Einsamkeit entwickelte sich eine schwere Erkrankung (MS) bei mir, zumindest wird dieses Krankheitsbild durch die Einsamkeit mitbegünstigt. (Das gilt für jede Krankheit, zumindest glaube ich das!)
Leider werden bei dem Heilungsprozess nur die körperlichen Probleme gesehen. Aber zur Heilung gehört mehr!
Eine passende und funktionierende Methode und das Wissen, dass die Ursache einer Erkrankung in der Psyche liegt. Und der erste Schritt auf dem Weg zur Heilung ist das Akzeptieren!
Andreas Sturz Heilpraktiker für Psychotherapie und Hypnosetherapeut