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Dein Mindset ist dein Schlüssel zum Erfolg! Exklusiv-Interview mit Monika Sattler

Die zweifache Radrekordhalterin und Transformation and Performance Coach für Führungskräfte Monika Sattler hat ihr drittes Buch veröffentlicht. In: „Weil Erfolg nicht das ist, was du denkst“ beschreibt sie die sechs Schlüsselfaktoren für Mut, Mindset und Motivation. Der Freien Psychotherapie stand sie für ein Exklusiv-Interview zur Verfügung.

 

Freie Psychotherapie: Liebe Frau Sattler, Sie sind als erster Mensch alle 124 Schweizer Pässe mit dem Rad in 26 Tagen gefahren. Wie kamen Sie auf diese bahnbrechende Idee?

Monika Sattler: Die Challenge reifte während der Coronazeit. Ich sehnte mich danach, wieder nach draußen zu gehen, Neues zu lernen, daran zu wachsen und das Gefühl von echtem Leben und Erleben zu spüren. Dieses findet man am intensivsten außerhalb der Komfortzone. So suchte ich nach einer Herausforderung, die meine Leidenschaft für Radfahren und Abenteuer kombiniert.

FP: Wie bereiteten Sie sich auf den Rekordversuch vor und welche Probleme tauchten während der Fahrten auf?
MS: Das physische Training war tatsächlich der einfachste Teil – ein klarer Trainingsplan, dem man folgt. Die wahren Herausforderungen lagen in der Organisation, der Teambildung und den Interessenkonflikten aller beteiligten Parteien. Viele Nächte habe ich damit verbracht, mir die Frage zu stellen, warum ich das überhaupt mache. Doch die Antwort war eindeutig: Jede dieser Erfahrungen ist unbezahlbar.

Vor allem das Thema Führung gewann für mich eine neue Dimension. Zu erleben, was es bedeutet, ein Team von fünf Personen über 26 Tage rund um die Uhr zu leiten und dabei ein starkes Teamgefühl zu schaffen, ist ein wertvolles Erlebnis, das ich heute als Coach weitergebe. Während des Rekords gab es immer wieder unvorhersehbare Situationen, wie Baustellen, die uns zwangen, umzukehren und alternative Routen zu suchen, oder die Herausforderung, Pässe zu finden, da nicht alle 124 gekennzeichnet waren.

FP: Ihr anderer Rekord ist bekannt als der Vuelta Ride. Was hat es damit auf sich?
MS: 2018 absolvierte ich als erste Frau die Spanienrundfahrt, die Vuelta a España, am selben Tag wie die Männer, nur wenige Stunden vor ihnen. Es war ein harter Kampf, die Akkreditierung zu erhalten, um die Strecke fahren zu dürfen. Doch all die Mühe hat sich ausgezahlt: Die mediale Aufmerksamkeit hat mit dazu beigetragen, dass es heute auch ein offizielles Frauenrennen gibt.

FP: Sportlich waren Sie schon immer. Als 19-Jährige erhielten Sie nach dem Abitur ein Stipendium in den USA und spielten dort Volleyball für die Bryant University. Wieso wechselten Sie dann später aufs Bike?

MS: Sport hat an amerikanischen Universitäten einen hohen Stellenwert. Als Athletin trainierte ich täglich drei Stunden und nahm an zwei Spielen pro Woche teil – zusätzlich zu einem vollen Studium. Das war extrem anspruchsvoll, doch nach vier intensiven Jahren suchte ich eine neue Herausforderung. Ein Freund drückte mir ein Fahrrad in die Hand und lud mich zu einer 50-km-Gruppenfahrt ein. Da ich durch Volleyball und Adventure Racing fit war, dachte ich, das wäre kein Problem. Doch schon nach 5 km war ich am Ende und fiel aus der Gruppe zurück. Das ließ mir keine Ruhe. Ich beschloss, so lange an den Fahrten teilzunehmen, bis ich mithalten konnte.

FP: Ihr Traumberuf war Geheimagentin. Sie studierten Sicherheitswissenschaften an der Georgetown University. Wollten Sie wirklich ein weiblicher James Bond werden?

MS: Nein, ich glaube, es war eher das Gefühl von Abenteuer, das mich gereizt hatte. Lange Tage auf einem Bürostuhl zu verbringen, war nicht mein Ding, und ich suchte nach Wegen, dieser Routine zu entkommen. Zwar war mein Studium interessant, aber als ich einen Einblick bekam, wie in der Politik zum Teil lebenswichtige Entscheidungen getroffen werden, wollte ich mich etwas anderem widmen.

FP: Sie arbeiteten für den Internationalen Währungsfonds und die Weltbank. Was genau waren Ihre Aufgaben?
MS: Dieser Job war meine erste richtige Berufserfahrung. Als Assistentin unterstützte ich vier verschiedene Länderteams, die Prognosen zur wirtschaftlichen Entwicklung der kommenden Jahre erstellten. Bei der Weltbank war ich zudem als Beraterin und im HR-Bereich tätig.

FP: Zu dieser Zeit wurden Sie Radprofi und gaben die steuerfreie Karriere bei der Weltbank dafür auf. Warum?
MS: Diese Jobs waren spannend und haben mir wertvolle Erfahrungen vermittelt. Dennoch blieb mein Verlangen nach Abenteuer unerfüllt. Es fiel mir schwer, acht Stunden am Tag an einem Schreibtisch zu sitzen. Meine wahre Leidenschaft galt dem Radsport, in dem ich das Gefühl hatte, mein volles Potential auszuschöpfen. Familie, Freunde und Bekannte versuchten mich davon zu überzeugen, dass der richtige Weg die Karriere bei der Weltbank sei, und nicht als mittelloser Radprofiohne klare Zukunftsperspektive Rennen zu bestreiten. Es war eine schwierige Entscheidung, mich gegen die Meinung aller und gegen gesellschaftliche Erwartungen für die Profikarriere zu entscheiden.

FP: Was sind Ihre größten Erfolge als Radprofi?

MS: Als lizenzierte Radsportlerin hatte ich die Ehre, beim Amstel Gold Race, einem der prestigeträchtigsten Klassiker, an den Start

zu gehen. Doch meine größten persönlichen Erfolge erlebte ich erst später, als ich meine Radrekorde aufstellte.

FP: Nachdem Sie dann als Unternehmensberaterin bei IBM arbeiteten, fielen Sie mit 30 Jahren in eine Midlife-Crisis. Wie äußerte sich diese und was unternahmen Sie dagegen?
MS: Ich wurde Unternehmensberaterin, um mich nach dem Scheitern meiner Sportkarriere wieder dem traditionellen Karriereweg anzupassen. Doch mit jedem Tag in einem Job, für den ich keine Leidenschaft empfand, verlor ich ein Stück meiner Lebensfreude. Selbst das Radfahren ließ mich kalt. Mein Alltag wurde zur Routine, ohne Begeisterung für das, was ich tat. Dennoch wagte ich nicht zu kündigen. Ich dachte, ich müsse mich einfach fügen und so sähe das Leben für die nächsten 35 Jahre aus. Dann wurde ich gekündigt. Die Software, für die ich arbeitete, wurde eingestellt. Was sich im ersten Moment wie ein weiterer Rückschlag anfühlte, erwies sich als mein größtes Glück. Es zwang mich, ehrlich zu mir selbst zu sein und einzusehen, dass ich nicht aufgeben darf, das zu finden, was mich erfüllt. Da draußen musste es etwas geben, das zu mir passt, etwas, worin ich aufgehen und meine Leidenschaft leben konnte.

Mit 30 Jahren und ohne Job drückte ich den Reset-Knopf und begann von vorne. Ich stellte mir die Frage, die man angeblich schon nach der Schule beantworten sollte: Was will ich wirklich beruflich tun? Entschlossen, eine Antwort zu finden, zog ich mit nichts außer meinem Fahrrad nach Spanien. Dieser Schritt ins Ungewisse, begleitet von der Angst, die Antwort vielleicht nicht zu finden, war die wichtigste Mutprobe meines Lebens. Aber die Alternative, in einem unerfüllten Job zu bleiben, war noch beängstigender.

FP: Glücklicherweise fanden Sie in Spanien zu sich und entdeckten sich neu. Nach Ihrem Umzug in die Schweiz gründeten Sie Ihr eigenes Unternehmen, die Sattler Consulting GmbH, und helfen seitdem Führungskräften, Unternehmern und Topathleten dabei, ihre Ziele zu erreichen. Wie läuft ein Coaching bei Ihnen ab?

MS: Im Erstgespräch möchte ich die andere Person besser kennenlernen. Was sind ihre aktuellen Herausforderungen und Ziele? Was erwarten sie von einem Coach? Und wie kann ich konkret helfen?

Gemeinsam entscheiden wir, ob die Chemie stimmt und ich die richtige Unterstützung bieten kann. Ist das der Fall, beginnt das Coaching – individuell und zu 100 % auf den Klienten zugeschnitten. Dabei greife ich auch auf unkonventionelle Ansätze zurück, z. B. auf Mindset-Trainingspläne, ähnlich wie beim Sport, um nachhaltige Veränderungen zu bewirken. Meine Klienten sind motivierte Persönlichkeiten, häufig Unternehmer, Führungskräfte oder Athleten, die eine vertrauensvolle Unterstützung suchen, um ihre Ziele erfolgreich und langfristig zu erreichen.

FP: Sie entwickelten das 6P-Erfolgs-Mindset-Modell. Wofür stehen die sechs P und wie werden diese einund umgesetzt?

MS: In der Arbeit mit meinen Klienten habe ich sechs Trends erkannt, worauf es ankommt, um sich erfüllende Ziele zu setzen und diese erfolgreich und nachhaltig zu verfolgen. Diese Schlüsselfaktoren beginnen alle mit P und sind:
Purpose: Was ist dein Warum hinter deinem Ziel? Was motiviert dich, es zu verfolgen? Dies ist der wichtigste Faktor, denn je stärker du dich mit deinem Ziel identifizierst, desto weniger wird dich etwas davon abhalten, es zu erreichen.
Potential: Kennst du deine Stärken und setzt du sie ein? Wann hast du dich das letzte Mal gefragt, wer du bist und wofür du stehst? In der heutigen Zeit, in der uns konstant externe Faktoren erzählen, wie wir uns fühlen und denken sollen, vergessen wir oft, uns selbst zu fragen, wer wir wirklich sind.
Power: Treffen wir wirklich die Entscheidung für unsere Ziele oder lassen wir uns unbewusst treiben? Haben wir vielleicht sogar Angst, diese Entscheidung für uns selbst zu übernehmen, weil wir dann die volle Verantwortung für mögliche Fehler 

oder Misserfolge tragen müssten? Wir können unsere Ziele nur dann erfolgreich verfolgen, wenn wir die Verantwortung dafür übernehmen.
Perspective: Wie behältst du den Fokus auf deine Ziele? In einer Welt voller Ablenkungen, wie können wir da den Fokus, die Zeit und die Energie bewahren, um große Ziele erfolgreich zu verfolgen? Und welchen Einfluss haben Perfektionismus und der Drang, es anderen recht zu machen, auf unser Zeit- und Energiemanagement?
People: Wer unterstützt dich wirklich? Hast du die richtigen Menschen um dich herum? Wie sieht ein Unterstützungsnetzwerk aus und wie kann man eine Win-win-Situation erzeugen?
Path: Jetzt wissen wir, was zählt, um erfolgreich unser Ziel zu verfolgen. Aber wie geht man den ersten Schritt Richtung Ziel? Wie kann man den Mut aufbringen, um aus der Komfortzone ins Ungewisse zu treten sowie motiviert dranzubleiben?

Die sechs P bieten eine solide Grundlage, um sowohl Stärken als auch Hindernisse auf dem Weg zur Zielverwirklichung zu identifizieren. Mit gezieltem Mindset-Training lassen sich diese Herausforderungen effektiv angehen. In meinem Buch „Weil Erfolg nicht das ist, was du denkst“ erhalten Sie umfassende Einblicke in das Training und die praktischen Übungen, die Sie auf diesem Weg unterstützen können.

FP: Sie sagen, dass Menschen durch regelmäßige Reflexion und Anpassung ihres Mindsets effektiver auf Lebensveränderungen reagieren und neue Herausforderungen meistern können. Es gibt aber viele Individuen, die sich mit Reflexion, Anpassung und Veränderung schwertun. Wie motivieren Sie diese?

MS: Es ist verständlich, dass es schwierig sein kann, sich intensiv mit sich selbst auseinanderzusetzen, besonders in einem Alltag, der von ständigen externen Anforderungen geprägt ist. Wenn Sie eine Veränderung, Anpassung oder Reflexion anstreben, empfehle ich Ihnen, klein anzufangen, aber konsequent dranzubleiben. Veränderungen geschehen nicht über Nacht, sie erfordern kontinuierliches Training. In meinem Mindset-Training verfolgen wir genau diesen Ansatz: Täglich gibt es, ähnlich wie bei einem Fitnessprogramm, gezielte Übungen, die helfen, Veränderungen nachhaltig und auf realistische Weise umzusetzen.

FP: Es gibt zahlreiche Studien zum Thema Erfolgsdenken. Welche Erkenntnisse halten Sie für die wichtigsten?
MS: 1.) Erfolg ist eine persönliche Definition. Für manche bedeutet Erfolg, finanziellen Reichtum zu erreichen, während andere ihn darin sehen, für ihre Familie da zu sein. In einer Zeit, in der man das Gefühl hat, alles bewältigen zu müssen, ist es besonders wichtig, sich von unrealistischen Erfolgskonzepten zu lösen und eine eigene, individuelle Definition von Erfolg zu entwickeln. 2.) Um eine persönliche Definition von Erfolg zu finden, ist es entscheidend, sich selbst gut zu kennen – die Stärken, Motivationen und Werte. Das bedeutet, sich intensiv mit sich selbst auseinanderzusetzen und sich so zu akzeptieren, wie man ist. Nur wenn du verstehst, was du wirklich willst, kannst du Erfolg für dich definieren. Oft suchen Menschen Antworten im Außen, dabei liegt die wahre Erkenntnis in einem selbst.

FP: Sie sind als Keynote-Speakerin auf den Bühnen der Welt unterwegs. In Ihren Vorträgen geht es darum, Grenzen zu überwinden, aus der Komfortzone zu gehen und den Mut zu packen, um neue Herausforderungen anzunehmen. Ist dieser Mut angeboren oder für jeden erlernbar?

MS: Mut ist erlernbar und kann trainiert werden. Mein eigener Mut, die 124 Schweizer-Pässe-Challenge anzutreten, begann mit einer bescheidenen 50-km-Gruppenfahrt. Es sind die kleinen Schritte, die uns aus der Komfortzone herausführen und den Mut für die nächste Etappe stärken. Mit konsequentem Training und kontinuierlichen, kleinen Fortschritten werden schließlich große, mutige Schritte möglich, die vorher undenkbar schienen.

FP: Haben Sie vor, weitere Radrekorde aufzustellen? Aller guten Dinge sind bekanntlich drei.

MS: Ob ein weiterer Radrekord in der Zukunft liegt, kann ich nicht sagen. Seit über 15 Jahren fahre ich Rad, oft auf höchstem Niveau, und habe alle Grenzen, die ich testen wollte, ausgereizt. Daher suche ich die Herausforderung derzeit in einer neuen Sportart: Hyrox – eine Kombination aus Laufen und Fitness, die nicht nur körperlich, sondern auch mental absolut fordernd ist. Genau richtig für mich. Dort habe ich mir ein äußerst ambitioniertes Ziel gesetzt, das ich noch nicht preisgeben möchte. Momentan genieße ich den Weg dorthin in vollen Zügen und nutze jede Gelegenheit, um meine Fähigkeiten weiterzuentwickeln.

FP: Welcher Leitsatz prägt Sie bis heute?
MS: Sei einfach du selbst. Viele Probleme klären sich von allein, wenn du dir darüber im Klaren bist, wer du bist, was du willst, und wenn du zu dir stehst.

FP: Welche Botschaft möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?
MS: Alles ist möglich – es kommt nur auf das Training an. Wenn du etwas erreichen willst, starte klein und mache jeden Tag Fortschritte.

FP: Vielen Dank für das spannende Gespräch!

Das Interview wurde geführt von Abbas Schirmohammadi.