Kausalitäten und Zusammenhänge: Schlafstörungen, Ängste, Depressionen
„In meinem Leben habe
ich unvorstellbar viele
Katastrophen erlitten.
Die meisten davon sind
nie eingetreten ...“
Mark Twain
Bei allem, was wir therapeutisch oder im Rahmen einer Beratung tun: Unser Erfolg hängt sehr vom Umfang unseres Grundlagenwissens ab und davon, ob und in welchem Umfang wir Kausalitäten und Zusammenhänge zu Schlafstörungen, Ängsten und Depressionen erkennen und somit über den Tellerrand unserer jeweiligen medizinischen und therapeutischen Aus- und Fortbildungen schauen können. Unlängst hielt ich am Infotag des Vereins Lübecker Heilpraktiker e. V. einen Vortrag zu den Themen.
Ich war mir überhaupt nicht sicher, ob sich dazu Zuhörer finden würden, und so stellte ich mich vorsichtshalber auf eine herbe Enttäuschung ein. Doch dann füllte sich der Vortragsraum und am Ende gab es nicht einmal genügend Reservehocker. Ich hatte augenscheinlich all die Menschen angesprochen, die entweder unter Schlafstörungen leiden oder/und unter einer depressiven Verstimmung.
Ein Zuhörer erzählte mir nach dem Vortrag, dass er nun verstünde, warum er sich aufgrund seiner Schlafstörungen zunehmend niedergedrückt fühlen würde, und eine Frau berichtete, dass sie aufgrund einer Angststörung nicht mehr gut schlafen könne, sich in ihrem Lebensgefühl beeinträchtigt fühle und überhaupt einmal herausfinden wolle, was denn nun wovon käme. Sie sprach die Kausalität an und die gute alte Frage: Was war zuerst da, Huhn oder Ei?
Was haben Schlafstörungen, Ängste und Depressionen gemeinsam? Gibt es Zusammenhänge, wenn ja, welche? Es ist nun nicht so, dass uns allein das Befassen mit diesen Begriffen zu Therapeuten für diese Themen macht. Aber wie mir ein erfahrener Kollege sagte: Alles, was wir wollen und können, steckt doch schon im Wort Heilpraktiker – heilen und praktisch sein. Wenn wir Zusammenhänge erkennen können und Verbindungen sehen, die aufzeigen, woher ein Leiden stammen könnte, welche wechselseitigen Kausalbeziehungen bestehen, was uns eine Symptomatik sagen kann, welche Konsequenzen das unter Umständen für eine Behandlung, eine Beratung, ein Coaching haben kann oder sollte, sind wir auf dem richtigen Weg.
Schlafstörungen – was ist das?
Wer schläft immer „perfekt“? Schläft also ein, sobald der Kopf das Kissen berührt, und vor allem durch, so die üblichen sechs bis acht Stunden, steht dann auf, springt quasi erholt, erfrischt und fit für den Tag aus dem Bett?
Welche Frau jenseits der vierzig hat nicht schon einmal davon berichtet, dass sie letzte Woche nicht so gut hat schlafen können, nur, um den verständnisvollen Kommentar zu erhalten: Das sind halt die Wechseljahre! So, als sei ab einem bestimmten Alter guter Schlaf nicht nur nicht selbstverständlich, sondern die Ausnahme?
Tatsache ist, Schlaf ist gemäß Definition ein überwiegend nachts regelmäßig wiederkehrender physiologischer Erholungszustand. Es verändert sich die Bewusstseinslage (stark verminderte Spontanaktivität und Reaktion auf äußere Reize). Jedoch im Gegensatz zur Narkose ist der Mensch jederzeit weckbar. Ebenfalls verändern sich die Körperfunktionen: Der Schlaf-WachRhythmus beruht auf endogenen Aktivitätsschwankungen mit Schrittmachern im Zentralnervensystem. Im Schlaf überwiegt der Parasympathikus.
Der Schlaf unterscheidet zwischen dem orthodoxen, dem klassischen Schlaf, in dem geschlafen wird, und dem paradoxen Schlaf, der sog. REM-Phase. Paradox deswegen, weil in dieser Phase des Schlafs rasche Augenbewegungen, erhöhte Atemund Herzfrequenz mit verminderter Muskelaktivität und verringerter Weckbarkeit Hand in Hand die Traumphase begleiten, die uns Menschen diese Zeit als eigentlich recht aktive erleben lässt: „Mensch, letzte Nacht war bei mir was los. Was ich wieder geträumt habe!“
Träume treten bei Erwachsenen drei- bis sechsmal pro Nacht auf und umfassen rund 25 % der gesamten Schlafphase.
Es gibt Menschen, die kommen mit wenigen Stunden Schlaf je Nacht aus. Ich benötige meine sieben bis acht Stunden, um mich fit zu fühlen. Dann gibt es Menschen, denen macht Schichtarbeit überhaupt nichts aus. Wenn sie müde sind, legen sie sich hin, machen die Augen zu und schlafen – beneidenswert, nicht wahr? Es gibt auch Menschen, die, wenn sie nachts doch einmal länger wach sind, dann einfach aufstehen, die Wohnung renovieren oder ein ganzes Buch schreiben. Ich hingegen liege dann wach und wach und wach ...
Jede Störung des Schlafs ist eine qualitative und quantitative Abweichung vom normalen Schlaf. Es gibt viele Gründe, warum wir nicht gut und/oder ausreichend schlafen oder warum wir den Schlaf nicht als regenerierend empfinden. Oft entspricht das subjektive Empfinden nicht den Tatsachen. Hier gibt es unter Umständen andere emotionale Hintergründe, die uns unseren Schlaf als nicht erholsam erscheinen lassen.
Schlafstörungen können viele Gründe haben
Schlafapnoe, Narkolepsie, exogene Einwirkungen durch Toxine, Schichtarbeit (besonders bei wechselnden Schichten), eine schlechte Schlafumgebung, Jetlag, Albträume, verstärkte Schlafneigung tagsüber, teilweise aufgrund gestörten nächtlichen Schlafs (Kreislauf), einen nicht physiologischen Lebenswandel, hormonelle Schwankungen, Probleme, Ängste, Angststörungen, Sorgen, „Gedanken“ lassen einen nicht schlafen, Medikamente, depressive Verstimmungen, körperliche und psychiatrische Erkrankungen, die ganze Palette privaten und beruflichen Stressgeschehens ...
Mehr als die Hälfte aller Schlafstörungen ist Vorbote oder Begleitsymptom psychiatrischer Erkrankungen. Bei fast allen schweren Formen können Ein- und Durchschlafstörungen oder das Gefühl, tagsüber nicht erholt zu sein, auftreten. Ganz besonders häufig betroffen sind Patienten mit Depressionen, bei denen neben Ein- und Durchschlafstörungen ganz typisch ein Erwachen in den frühen Morgenstunden ist, nach welchem sie nicht wieder einschlafen können. Bei Angststörungen ist besonders das Einschlafen stark gestört, bei Patienten mit Demenz verändert sich häufig die Verteilung des Schlafs über den Tag hinweg massiv, sodass sie im Extremfall tagsüber fast nur müde sind. Viele neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose, die Parkinsonkrankheit, Epilepsien, Gehirntumore und der Schlaganfall führen zu erheblichen Schlafstörungen und zum Teil auch zu erhöhter Tagesmüdigkeit.
Zu den neurologischen Erkrankungen gehören auch nächtliche Bewegungsstörungen, von denen die wichtigste das Restless-Legs-Syndrom ist, bei dem es zu unangenehmen Missempfindungen in den unteren Extremitäten kommt, die das Einschlafen behindern und zu unwillkürlichen nächtlichen Beinbewegungen führen, die wiederum die Schlafkontinuität stören. Eine Vielzahl weiterer nächtlicher Bewegungsstörungen, z. B. Schlafwandeln, kann den Schlaf beeinträchtigen.
Missbrauch und Abhängigkeit von Alkohol und Drogen führen zu unterschiedlichsten Schlafstörungen, ganz häufig kommt es aber zu schweren Durchschlafstörungen, die auch nach Weglassen der auslösenden Substanz über Jahre weiterbestehen können. Eine Vielzahl von Erkrankungen, die nicht primär das Gehirn betreffen, kann indirekt erhebliche negative Wirkung auf den Schlaf haben. Hierzu gehören hormonelle Erkrankungen (betroffen sind oft Schilddrüse, Hypophyse oder Nebennieren), aber auch chronisch-entzündliche Prozesse, wie sie die rheumatoide Arthritis im Gepäck hat, und Krebserkrankungen. Alle Erkrankungen, die mit Schmerzen einhergehen, können den Schlaf ganz erheblich stören. Umgekehrt scheinen chronische Schlafstörungen die Schmerzempfindlichkeit zu erhöhen.
... was verstehen wir unter Angst? Was bedeutet sie für uns?
Laut Pschrembel: „... unangenehm empfundener, eine Bedrohung oder Gefahr signalisierender emotionaler Gefühlszustand“. Angst ist ein Grundgefühl im Menschen. Manche Wissenschaftler sagen, es sei weniger ein Gefühl denn ein Instinkt, der uns reagieren ließe.
Fakt ist, die Angst ist uralt. Evolutionsgeschichtlich betrachtet, ermöglicht uns Angst das Überleben. Ohne Angst und ihre körperlichen und emotionalen Symptome würde es den Menschen in seiner jetzigen Form nicht geben. Wir würden keine Gefahr als solche erkennen und könnten nicht adäquat reagieren oder im Vorfeld schützend agieren. Angst lässt uns wach werden, aufmerksam und wachsam sein. Angst kann uns starr sein lassen oder verleiht uns Flügel ...
In der Psychologie wird zwischen Angst als Zustand und Angst als Eigenschaft unterschieden. Während die Zustandsangst eine vorübergehende Emotion infolge einer realen Gefahr ist, führt die Eigenschaftsangst dazu, dass Situationen auch ohne akute Bedrohung als gefährlich eingeschätzt werden. Angst äußert sich körperlich z. B. durch Pulsbeschleunigung und Erweiterung der Pupillen. In riskanten oder als riskant empfundenen Situationen schütten die Nebennieren Adrenalin und Noradrenalin aus. Das Herz schlägt dann schneller und das Blut bindet mehr Sauerstoff. Der Körper ist damit besser in der Lage, sich zu verteidigen oder zu fliehen.
Jeder Mensch hat seine individuellen Ängste und eine individuelle Ausprägung dieser Ängste. Das kann von einem mulmigen Gefühl bis hin zu heftigen Angstwellen mit deutlichen körperlichen Beschwerden reichen. Der eine steigt gelassen ins Flugzeug und freut sich sogar, wenn die Maschine in den blauen Himmel abhebt. Der Nächste mag das Fliegen nicht, kann sich aber immer irgendwie überwinden. Wieder andere Menschen überstehen einen Flug nur mit Beruhigungstabletten oder vermeiden die Reise über den Wolken nach Möglichkeit ganz. Ähnliches gilt für den Zahnarztbesuch oder eben die Angst davor.
Wo liegt die Grenze zwischen normaler, hinnehmbarer und krankhafter Angst?
Angst kann auch Menschen ergreifen, die sonst recht mutig und selbstbewusst durchs Leben gehen. Ängste sind dann zwar lästig und für manche Lebensbereiche auch überaus hinderlich, aber sie lassen sich mit gezielten Maßnahmen oft recht gut in den Griff bekommen. Einige Menschen wiederum reagieren insgesamt ängstlicher auf die unterschiedlichsten Stresssituationen und Herausforderungen. Sie können aber immer noch damit umgehen, sich selbst beruhigen oder sich Mut machen.
Lebenskrisen und schwere Krankheiten lösen oft Ängste aus, die kurzfristig überhandnehmen und den Betroffenen lähmen, dann aber meist zu Bewältigungshandlungen führen. Manche Menschen brauchen dazu therapeutische Hilfe; danach verschwinden die Ängste jedoch in der Regel wieder.
Sobald Ängste aber die Gefühlswelt dauerhaft belasten, den Alltag beherrschen und die eigene Handlungsfähigkeit einschränken, ist es Zeit, ihnen auf den Grund zu gehen. Diese Ängste können Anzeichen ernster physischer und psychischer Erkrankungen sein!
Wie äußern sich krankhafte Ängste?
Menschen, die an einer Panikstörung leiden, erleben regelrechte Angstanfälle. Diese können immer wieder in bestimmten Situationen (Menschenansammlungen, Einladungen), an bestimmten Orten (freien Plätzen, Brücken, Aufzügen), bei bestimmten Begegnungen (Spinnen, Hunden) ausbrechen. Sie sind dann mit einer Phobie (z. B. übermäßiger Angst vor objektiv nicht gefährlichen Objekten) verbunden.
Panikattacken können die Betroffenen ohne Grund, wie aus heiterem Himmel, überfallen. Panikanfälle lösen teilweise sehr heftige körperliche Symptome aus. Nicht selten stehen diese so im Vordergrund, dass die Betroffenen fürchten, ernsthaft erkrankt zu sein. Sie fangen an zu zittern, verspüren Schmerzen und Druck in der Brust, haben starkes Herzklopfen, Atemnot und Schwindelgefühle. Manche hyperventilieren, sie atmen übererregt schnell ein und aus, was zu Krämpfen und Schwindel bis hin zu Ohnmachten führen kann, was die Angst noch weiter steigert. Panikanfälle dauern oft nur wenige Minuten, können aber auch Stunden anhalten. Die Beschwerden gehen zurück, sobald die Attacke ihren Höhepunkt erreicht hat und dann allmählich verebbt. Solche körperlichen Symptome können allerdings auch bei einer akuten Angina Pectoris, einem Herzinfarkt oder anderen körperlichen Erkrankungen auftreten. Deshalb ist es wichtig, dass zunächst ein Arzt mögliche körperliche Ursachen abklärt.
Wer einmal eine heftige Panikattacke erlebt hat, entwickelt häufig eine zusätzliche tief sitzende Angst vor einem möglichen neuen Anfall und meidet deshalb Situationen, die der ähneln, in der die Panik aufgetreten ist. Er zieht sich zurück und gerät dadurch häufig immer weiter in einen Teufelskreis von Angst. Die Angst vor der Angst beherrscht sein alltägliches Handeln.
Welche Ursachen können hinter starken Angstgefühlen stecken?
Herzerkrankungen mit Herzbeschwerden, Brustenge, Atemnot können auch mit Angstgefühlen einhergehen.
Atemwegserkrankungen wie Asthma oder chronische Lungenerkrankungen lösen neben Atemproblemen oder Hustenanfällen häufig Ängste aus.
Erkrankungen des Nervensystems: Angstzustände treten z. B. bei Multipler Sklerose, Parkinson oder Demenz wie der Alzheimer Krankheit auf.
Hormonelle Störungen: z. B. Schilddrüsenüberfunktion mit den entsprechenden angstmachenden Symptomen.
Medikamente: Einige Arzneimittel können Angstgefühle auslösen oder verstärken. Möglich ist das etwa bei Medikamenten gegen psychische Erkrankungen (Neuroleptika), Parkinson, Hirnleistungsstörungen oder bakterielle Infektionen (Antibiotika).
Alkohol und Drogen: Suchterzeugende Substanzen greifen in den Gehirnstoffwechsel ein und verändern Wahrnehmung, Denken und Psyche. Ängste, Wahnideen oder tiefe Depressionen gehören mit zu den Folgen von Alkoholmissbrauch und Drogensucht. Ebenso können heftige Angstgefühle bei Entzug der Droge auftreten. Andererseits führen gerade Angststörungen selbst nicht selten zu einem Suchtverhalten, weil der Konsum der jeweiligen Droge die Angst für den Moment verschwinden lässt, um dann mit aller Macht beim Nachlassen der Wirkung zurückzukehren – ein Teufelskreis.
Stress, Burnout, starke seelische Belastungen können anhaltende Angstgefühle oder Panikanfälle nach sich ziehen.
Angststörungen: Die Hauptursachen für ausgeprägte Ängste sind Angsterkrankungen. Sie zeigen sich in unterschiedlichen Formen, meist als Phobien, Panikstörungen, generalisierte Angststörungen oder gemischte Angststörungen (mit z. B. Depressionen).
Depressionen, Zwangsstörungen, Belastungsstörungen: Sehr häufig sind krankhafte Ängste mit Depressionen, Zwangsstörungen oder anderen psychischen Erkrankungen verbunden. Tief sitzende dauerhafte Ängste können auch Folge traumatischer Erlebnisse sein und zu den Symptomen einer posttraumatischen Belastungsstörung gehören, also einem traumatischen Ereignis, das nahezu bei jedem ansonsten gesunden Menschen krankhafte Reaktionen auslöst.
Diese Erkrankungen können wiederum aufgrund organischer, hirnorganischer oder psychischer Erkrankungen auftreten. Sie können Folgen traumatischer Ereignisse sein, manche können Generationen zurückliegen. Diese Aspekte erforscht die Epigenetik, die davon ausgeht, dass bestimmte Erlebnisse Abdrücke auf den Genen hinterlassen, die sich dann quasi vererben. Ängste können sich aber auch aus Erziehung, Konditionierung und der eigenen Biologie heraus entwickeln.
Depressionen: „Mit geht es nicht gut, ich fühle mich in letzter Zeit nicht gut. Ich kann mich zu nichts mehr aufraffen, es freut mich auch irgendwie nichts.“ Zwar erlebt jeder Mensch Phasen im Leben, in denen er traurig oder lustlos ist. Meist ist das jedoch eine normale Reaktion auf psychische Belastungen und keine Depression. Anders sieht es aus, wenn gravierende negative Gefühle über längere Zeit bestehen bleiben, sie nicht „irgendwann“ wieder weggehen, wenn es gar zu kompletter Antriebslosigkeit kommt und der Alltag nicht mehr aktiv gelebt werden kann.
„Komm, nun reiß dich mal zusammen. Ist doch alles nur halb so schlimm. Komm, wir gehen heute mal aus und hauen so ordentlich auf die Pauke, du wirst schon sehen, dann geht es dir besser.“ Diese gut gemeinten, aber unter Umständen fatalen Ratschläge helfen nicht nur nicht, sie können alles noch viel schlimmer machen. Der unter einer Depression leidende Mensch wird seine Situation nur als noch auswegloser betrachten, als er es ohnehin schon tut.
Appetitlosigkeit, Schlafstörungen, Angststörungen: Depressive Menschen verlieren oft den Willen zu leben; die Suizidgefahr ist groß. Rund 10 bis 15 % aller an einer Depression erkrankten Menschen nehmen sich das Leben. Bis zu 20 % aller Menschen erleiden in ihrem Leben eine depressive Phase. 75 % aller bereits einmal an einer Depression erkrankten Menschen erleiden weitere depressive Schübe. Es gibt leichte, mittlere und schwere Formen depressiver Verstimmungen. Bei der schweren Form ist der Mensch nicht mehr zur Freude, auch nicht zur kurzfristigen, fähig.
Leichtere oder mittelschwere Depressionen werden oft als depressive Verstimmung bezeichnet. Als depressives Syndrom wird eine Ansammlung von Symptomen benannt, die typisch für eine Depression sind. Kernsymptome sind: depressive Stimmung, Verlust von Interesse und Freude, erhöhte Ermüdbarkeit.
Von einer depressiven Episode spricht man, wenn ein depressives Syndrom über mindestens zwei Wochen besteht.
Mögliche Ursachen oder auch Verstärker für Depressionen
Unausgeglichene Lebensweise, Bewegungsmangel, einseitige Ernährung, Lichtmangel, körperliche Erkrankungen, hirnorganische Schäden, psychische Erkrankungen wie Demenz, Parkinson, posttraumatische Belastungsstörung, Suchterkrankung, Angststörungen, Schizophrenie, Hormon- und Stoffwechselerkrankungen, z. B. Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose, Diabetes), weitere Ursachen wie Herz-KreislaufErkrankungen, Krebs, einige Medikamente, genetische Veranlagung, Persönlichkeit, soziale Faktoren, Stress, schwierige Lebensumstände (finanzielle Probleme, Arbeitslosigkeit, berufliche Überlastung, Trauer, Pflege eines Angehörigen).
Ein gestörtes Schlafverhalten, Ängste, die das Leben negativ beinträchtigen, Depressionen haben die unterschiedlichsten Ursachen und treten in den unterschiedlichsten Formen und Graden auf. Oft gibt es jedoch Querverbindungen und sich bedingende Kausalitäten. Alle Erkrankungen mit Krankheitswert gehören deshalb zunächst in medizinische Hände. Es muss abgeklärt werden, was genau vorliegt und inwieweit medikamentös oder/und therapeutisch weiter vorgegangen werden kann. Jeder Mensch, der unter plötzlichen Panikattacken leidet, an ausgeprägten Schlafstörungen oder depressiven Verstimmungen, sollte sich unbedingt in eine ärztliche Abklärung begeben.
Und wo stehen wir, die wir therapeutisch als Heilpraktiker/-innen oder Berater/-innen tätig werden? Es gibt Studien, die belegen, dass sich z. B. rund zwei Drittel aller Schlafstörungen mit nicht medikamentösen Maßnahmen beheben lassen. Es gibt eine Vielzahl verhaltens- und gesprächstherapeutischer Konzepte, psychosoziale Betreuung, Psychohygiene, Seelsorge. Inwieweit wir mit unseren beratenden und/oder therapeutischen Ansätzen und Verfahren erfolgreich sein können, hängt eben in erheblichem Maße auch davon ab, inwiefern wir zur richtigen Zeit mit den richtigen Maßnahmen den einen richtigen Ton treffen, der positiven Einfluss nehmen kann.
Carola Seeler
Heilpraktikerin für Psychotherapie, zertifizierte Psychologische Beraterin (VFP), Trainerin, Coach, Buchautorin
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