Wenn der Lebensfluss stockt – einfach aufstellen!
Im Frühjahr 2016 nahmen mein Mann und ich gemeinsam an der Fachfortbildung „systemische Aufstellungsarbeit“ an der Paracelsus Schule bei Birgit Sinn teil. Diesen Kurs bietet sie jedes Jahr in den Paracelsus Schulen Heilbronn, Frankfurt, Nürnberg, Freiburg, Villingen-Schwenningen und Tübingen an. Da wir in Nürtingen wohnen, entschieden wir uns für Tübingen.
Diesen Sommer nun musste unser Urlaub aufgrund einer komplizierten Sprunggelenksfraktur meines Mannes komplett ausfallen und wir nutzten die Zeit, uns noch intensiver mit der Aufstellungsarbeit zu beschäftigen und sie ganz praktisch zu üben. Wir begaben uns also doch auch auf eine Reise, jedoch zu ganz anderen Regionen: nämlich nach innen, denn auch dort gibt es unbekannte Welten zu entdecken.
Zuerst sammelten wir Themen, die wir näher erforschen wollten: Fragen zur Persönlichkeitsreifung und zum beruflichen Weiterkommen, Streitpunkte in unserer Beziehung, hinderliche Glaubenssätze, verborgene Persönlichkeitsanteile, schmerzende Körpersymptome und auch eher lustige Themen, wie „Was soll es mir sagen, dass ich bei Spaziergängen ständig Rehe sehe?“
Dann laminierte mein Mann Klaus eine Menge bunter Fühlfelder ein und wir machten uns voller Eifer an unsere erste Aufstellung zu zweit. Früher dachte ich, dass man für Aufstellungen eine Menge Leute braucht, die sich als Stellvertreter zur Verfügung stellen. Es funktioniert jedoch auch ganz einfach mit nur einem Stellvertreter, der sich bereit erklärt, in mehrere Fühlfelder zu treten.
Konkret machten wir es so, dass Klaus bei all meinen Themen die Aufstellungsleitung übernahm und die verschiedenen Rollen als Stellvertreter, während ich zuschaute und Wort für Wort den kompletten Verlauf der Aufstellung mitschrieb. Am Schluss der Aufstellung stand ich dann noch in meinem eigenen Fühlfeld, um das Lösungsbild emotional zu verinnerlichen.
Bei den Themen meines Mannes drehten wir die Aufteilung um.
Das detaillierte Mitschreiben war uns wichtig, damit wir später alles genau nachvollziehen und gegebenenfalls daran weiterarbeiten konnten. Auf diese Weise bearbeiteten wir innerhalb von sechs Wochen 30 Themen von Klaus und 26 Themen von mir! Dabei hingen natürlich einige Themen zusammen oder wir stiegen noch tiefer ein oder beleuchteten weitere Aspekte. Oder es waren kurze Entscheidungsfragen, wie z. B. „Soll ich das Spektrum meiner Therapieangebote verändern?“
Es war eigentlich nicht weiter verwunderlich, dass es meinen Stellvertreter eindeutig zum Fühlfeld „systemische Aufstellungstherapie“ hinzog und all meine anderen Therapieangebote gerade gar nicht sein Interesse weckten.
Die Themen von Klaus bezogen sich meist auf (überholte) Glaubenssätze und ich stellte etliche meiner Körpersymptome auf.
Bei der Aufstellung „Klaus und seine Vorbehalte gegen Auslandsreisen“ zeigte sich sofort das Bild seiner Mutter, die bei ihrer ersten Auslandsreise eine Nierenentzündung bekam. Durch die Besorgnis der Mutter und ihre häufigen Erzählungen darüber, entstand bei Klaus der Glaubenssatz, dass weite Reisen zu ernsten Erkrankungen führen. Klar, dass ihn dann ferne Länder nicht wirklich locken.
Nach einiger Zeit stellten wir fest, dass die Aufstellungen viel intensivere Eindrücke hinterließen als all die selbstreflektierenden Gespräche, die wir davor regelmäßig geführt hatten. Außerdem gab es manchmal überraschende Wendungen und Erkenntnisse, zu denen wir durch Gespräche nie vorgedrungen wären.
Besonders interessant war für mich die Aufstellung „Beate und die hängende linke Schulter“, bei der sich schnell zeigte, dass ich gerne mehr Unterstützung von meinem Mann hätte, weil ich dem Irrtum unterlag, die Verantwortung für meine jetzige Lebenssituation nicht allein tragen zu können. Im Schlussbild bekam mein Stellvertreter ein Fühlfeld mit dem Namen „Frauenpower“ auf die linke Schulter gelegt und ganz langsam veränderte sich seine Haltung und schließlich waren beide Schultern in Balance. Dass ich mir mehr Unterstützung erhoffte, verblüffte mich zuerst sehr. Doch dann wurde mir klar, dass ich es mir bisher nur nicht so deutlich und offen eingestehen wollte.
Eines Tages kamen wir auf die Idee, „Klaus und sein negatives Denken“ aufzustellen, und diesmal ging es gründlich schief. Die machtvolle Negativität von Klaus’ Ego überschwemmte mich als Stellvertreterin geradezu und ich war in meiner zusätzlichen Rolle als Aufstellungsleiterin und nicht zuletzt als seine Ehefrau im realen Leben total überfordert und verlor den (positiven) Überblick. Ich meinte plötzlich, ich müsse Klaus, der ja außerhalb des Feldes zuschaute, mit Argumenten davon überzeugen, dass negatives Denken nichts bringt. Ich fing also eine Diskussion mit ihm an und es war nicht mehr klar, ob ich noch Stellvertreterin war oder Aufstellungsleiterin, nein eigentlich war ich nur noch die verletzte kleine Beate. Ich schaffte es nicht mehr, die verschiedenen Rollen auseinanderzuhalten und wir mussten die Aufstellung wohl oder übel abbrechen.
Zu unserem Glück haben wir einen guten Bekannten, der auch die Fachfortbildung „systemische Aufstellungsarbeit“ bei Frau Sinn absolviert hatte und mit dem wir uns ab und zu zum gemeinsamen Aufstellen treffen. Gerne erklärte er sich bereit, uns zu helfen.
In einer Aufstellung zu dritt zeigten sich sofort unsere Schwierigkeiten und auch die Lösung dazu: Ab diesem Zeitpunkt gingen wir ganz bewusst und in einer Achtsamkeitshaltung in unseren „Aufstellungsraum“ und machten zur Einstimmung erst einmal eine Meditation. Dann wurden die Rollen geklärt und entschieden, ob bei der jeweiligen Aufstellung überhaupt ein Stellvertreter notwendig ist oder ob wir uns selbst vertreten und wer die Aufstellungsleitung übernimmt. Und vor allem das Anliegen musste punktgenau formuliert werden, um die Erkenntnisse unzweifelhaft zu deuten. Das alles hat uns sehr geholfen. Die folgenden Aufstellungen brachten wieder positive Ergebnisse und vor allem blieben wir in einer zuversichtlichen Schwingung.
Wir erlebten also auf dieser Sommerreise der besonderen Art auch spannende Abenteuer, die uns sehr viel Spaß gemacht haben und uns vor allem zu vielen, teilweise unverhofften Aha-Erlebnissen verholfen haben! Durch diese intensive Übungszeit sind wir nun offenen Herzens bereit für Klienten, die unsere Unterstützung in Form von Aufstellungen annehmen wollen.
Es ist uns ein Anliegen, dass unsere Klienten zufrieden und erleichtert aus einer Aufstellung gehen, was bei der klassischen Hellinger-Methode nicht unbedingt gewährleistet ist. Ebenso finden wir es sehr wichtig, die psychisch oft aufgewühlten Klienten nicht einfach alleine zu lassen, sondern bieten ihnen als Unterstützung eine Bach-Blüten-Mischung an sowie einen Nachbetreuungstermin innerhalb der nächsten zwei Wochen.
„Vielen Dank, liebe Birgit Sinn,
dass wir diese wundervolle
Therapie bei dir lernen durften!
Beate Walz-Baldzer
Heilpraktikerin, Schwerpunkte Dorn-Breuss-Therapie, Mentaltraining, systemische Aufstellungstherapie