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So was von ... kreativ

fotolia©denisismagilov„Kreativität“ ist das magische Zauberwort unserer Zeit. Wir verbinden damit die Vorstellung von künstlerischer Freiheit, Lebendigkeit, Originalität und Gipfelstürmerei. Im Zeitalter der Digitalisierung, des Multitaskings, der künstlichen Intelligenz und Fremdbestimmung zeigt sich die Sehnsucht nach Selbstgestaltung und neuen Kreativtrends u. a. in kollektiven Bastel- und Experimentierwerkstätten, genannt „Fab Labs“, im Social Design, in Bewegungen wie den „Urban Sketchers“ oder dem „Design Thinking“ (Brainstorming von heute). Es wird gemalt, gebastelt, gehäkelt, getüftelt, gedichtet, musiziert, gegärtnert, gekocht ...

Der Begriff „Kreativität“ wurzelt auf dem lateinischen Wort „creare“, was so viel bedeutet wie „etwas neu schöpfen“, „etwas erfinden“, „etwas gestalten“. Die Rede ist von dem Bedürfnis des Menschen, schöpferisch oder gestalterisch tätig zu sein. Hierbei ist es wichtig, eigenständig und eigenhändig Initiative zu entwickeln. Wir erschaffen etwas, das neu, originell, nützlich – jedenfalls etwas Besonderes – ist.

Jahrhundertelang wurde Kreativität auf die Zündung eines Geistesblitzes reduziert. Einen Wendepunkt in der Kreativitätsforschung markierte der Psychologe Joy Paul Guilford. Seine „Erweckungsrede“ im Jahr 1950 gipfelte in der Behauptung: „Jeder Mensch ist kreativ!“ Zuvor noch ein vernachlässigtes Randthema, nahm die systematische Kreativitätsforschung rasant Fahrt auf. Nach unzähligen missglückten Versuchen zahlreicher Wissenschaftler, den Begriff schärfer einzugrenzen, kamen die Kreativitätsforscher Ende des 20. Jahrhunderts einvernehmlich zu dem Schluss, dass sich Kreativität nicht „ein-eindeutig“ definieren lässt und vor allem: nicht „totgekocht“ werden sollte!

Kennzeichnend für Kreativität ist die „Freude am schöpferischen Gestalten“ (Joseph Schumpeter, „Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung“, 1911).

Wir erleben uns als schöpferisch und selbst wirksam in einem Bereich, der unser leidenschaftliches Interesse weckt, uns herausfordert und fesselt. Ein Indiz für Kreativität ist, dass wir uns im „work in process“ pudelwohl fühlen. Kreativ zu sein, erfüllt uns. Es ist das Vermögen, in den Augenblick einzutauchen und dabei alles um sich herum zu vergessen.

Der Glücksforscher Mihály Csíkszentmihályi („Chicks send me high“ – eine Eselsbrücke, die der kreative Ungar selbst gebaut hat) prägte für diesen besonderen tranceartigen Bewusstseinszustand den Begriff „Flow“ (Fließen). Wir sind entspannt und konzentriert, wir kommen runter oder besser noch: Wir kommen in jeder Beziehung an (nicht nur bei uns selbst!).

Die Kreativsphäre ist ein Raum, in dem wir das Gefühl haben, etwas Sinnvolles zu tun und uns selbst verwirklichen zu können. Kreativität geschieht oft aus dem Antrieb heraus, die Welt ein bisschen schöner zu machen. Sie ist die Kraft der Veränderung. Dieser intrinsischen, von innen her kommenden Motivation folgten wohl auch die Google-Gründer Larry Page und Sergey Brin mit ihrem weitsichtigen Ziel ihres (allgemein und kostenlos nutzbaren) Suchmaschinen-Coups: „Die Informationen der Welt zu organisieren und für alle zu jeder Zeit zugänglich und nutzbar zu machen.“

Das klingt ja erst einmal ziemlich Glück verheißend. Aber woher stammt die Kreativität? Hat sie einen Sinn? Und wenn ja, welchen? Neben der persönlichen Entfaltung ist Kreativität ein – wenn nicht sogar der – Motor der Menschheitsgeschichte. Ohne sie wäre die gesamte Menschheit entweder längst ausgerottet oder sie würde auf der Stelle treten. Doch beides ist eben nicht der Fall, da z. B. unsere Vorfahren aus urigen Zeiten auf den Einfall gekommen sind, mittels Waffen wilde Tiere zu jagen, um sie anschließend zu verstoffwechseln, und die Mesopotamier vor fast 6 000 Jahren als wesentliche Errungenschaft zur menschlichen Fortbewegung das Rad erfunden haben.

Kreativität erweist sich also als Überlebensvorteil, der auf unserer evolutionär erworbenen Fähigkeit basiert, uns die verheißungsvolle Zukunft auszumalen. Nur wenn wir überhaupt in der Lage sind, uns vorstellen zu können, welche fantastischen Dinge auf uns warten könnten, machen wir uns auf, um danach zu suchen. Oftmals finden wir dann etwas ganz anderes, z. B. Amerika statt Indien. Aber das ist total egal. Hauptsache, wir entdecken etwas Neues!

Kurzum: Kreativität gehört zur Natur des Menschen. Es liegt in unseren Genen, Grenzen zu überwinden, Neues zu wagen, das Unmögliche auszuloten. Unsere Entwicklungsgeschichte ist die Geschichte des kreativen Fortschritts.

Welche Menschen haben eine besondere Kreativneigung?

„Jeder Mensch ist ein Künstler“, behauptete einst der Aktionskünstler Joseph Beuys. Das hören wir gerne und pimpert ein klein wenig unser zauderndes Ego. Nichtsdestotrotz sind wir „Normalsterblichen“ allzu oft in unserer Betriebsblindheit verfangen. Der Blick über den eigenen Tellerrand ist uns vor lauter Überanpassung und Konformität abhandengekommen. Gemeinhin gelten die Menschen als kreativ, die neugierig und offen gegenüber ihrer Umwelt sind und auf dieser Grundlage imstande sind, gewohnte Denkwege zu verlassen. Stichwort: divergentes Denken.

Kreative Menschen sind unaufhörlich auf der Suche nach Neuem und Unbekanntem. Angestachelt durch ihren Mut zur Veränderung wollen sie erkennen, verstehen, weiterspinnen, Überraschendes neu verknüpfen und ausprobieren. Oftmals ernten sie für ihren Normbruch und Paradigmenwechsel von ihrer Umwelt zunächst keinen Applaus, sondern totales Unverständnis bis hin zur sozialen Ausgrenzung.

Prominente Beispiele sind Albert Einstein mit seiner Relativitätstheorie, Galileo Galilei mit seiner Lehre der Erdbewegung oder Pablo Picasso mit seiner Stilrichtung des Kubismus. Was als „kreativ“ erachtet wird, hängt also auch vom Zeitgeist, vom „kreativen Milieu“, ab.

Apropos Milieu: Irgendwie scheint uns in unseren Breitengraden ja die Vorstellung vom halb verrückten Künstlertypen zu faszinieren, der sich – getrieben von innerem Chaos, Wahnvorstellungen, Drogen und Exzessen – künstlerisch bis auf den letzten Blutstropfen verausgabt. Vincent van Gogh reloaded. Aber sind Genies zwangsläufig psychisch angeknackst?

Der vermeintliche Zusammenhang von Kreativität mit psychischer Labilität existiert seit der Antike. Plato spricht von „poetischer Verrücktheit“. „Warum erweisen sich alle außergewöhnlichen Männer in Philosophie oder Politik oder Dichtung oder in den Künsten als Melancholiker?“, stellte einst der Aristoteles-Schüler Theophrast in den Raum. Deren Bewältigungsstrategie besteht wohl darin, ihren seelischen Schmerz in Kunst umzuwandeln. „Sublimierung“ lautet der Freud´sche Fachbegriff.

Unter ihnen befinden sich namhafte Persönlichkeiten wie Johann Arthur Schopenhauer (neurotisch periodisch depressiv), Charles Darwin (depressiv), Charles Dickens (manisch-depressiv), Wilhelm Busch (depressiv), Robert Schumann (depressiv) ... Die Liste ist endlos. „Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern zu gebären“, heißt es in Nietzsches „Also sprach Zarathustra“ (1891). Wer mit einem Hauch Verrücktheit unterwegs ist und die bestehende Ordnung gedanklich sprengt, frohlockt eine neue.

Doch es gibt durchaus „cleane“ Kreative, die in der Abgeschiedenheit, Ruhe und Besonnenheit ihre schöpferische Kraft finden – getreu den Worten: Wenn die Gedanken zum Schweigen kommen, entsteht Raum für Kreativität. Zu nennen seien der Maler Henri Matisse oder der Aufklärungsphilosoph Immanuel Kant.

Im asiatischen Kulturraum existiert die Idee des chaotischen Künstlers gar nicht. Hier dominiert die Vorstellung, dass der künstlerische Geist idealerweise gelassen und konzentriert ist. Die Rede ist von „Achtsamkeit“ – eine grundsätzliche Geisteshaltung, die alltagsbezogen und jederzeit abrufbar ist. Willkommen im Zustand der Gegenwärtigkeit!

Wir halten fest!

Die Gestimmtheit einer schwebenden Konzentration, eines „geistigen Leerlaufs“, kann durchaus ein fruchtbares Hirnklima in Gang setzen. Um kreativ zu sein, entklinken wir uns (vorzugsweise mit körpereigenen Drogen) ein Stück weit aus der Alltagswirklichkeit, lösen uns von eingefahrenen Denkgewohnheiten und lassen kognitiv los. Hierfür bietet sich als Ideenspringbrunnen ein Spaziergang an der frischen Luft ebenso an wie eine berieselnde Dusche, eine längere Zugfahrt, das Abschleifen eines Esstisches oder ein befreiender Frühjahrsputz ...

Mit welchen Tricks bringen die genialen Hochkreativen ihre Ideenquellen zum Sprudeln? Und was können wir Alltagskreativen uns von ihnen abgucken?

Leider lässt sich Kreativität nicht auf Knopfdruck abrufen, im Gegenteil: Ihr kapriziös-spontaner Charakter ist ihr typisches Wesensmerkmal. Persönlichkeiten, die einen herausragenden Output an Kreativität für ihr künstlerisches Wirken benötigen, haben ihre individuellen Tricks, um die unberechenbare „Diva“ herbeizulocken.

Von Ludwig van Beethoven ist überliefert, dass er spazieren ging, um seinen Kreativmotor ebenso zum Laufen zu bringen, und während des Flanierens komponierte. Seine musischen Kopfgeburten hat er noch an Ort und Stelle in ein kleines Notizbüchlein verewigt. Feingeist Roger Willemsen trug stets eine kleine Schreibkladde im Jackett, in der er seine flüchtigen Impulse sofort festhielt. Der Schriftstellerin Joanne K. Rowling überkam die Story zu Harry Potter beim Zugfahren.

All diesen schlauen Köpfen ist der sogenannte „catch modus“ gemein. Nach dem Grundsatz: Wenn mich der mentale Juckreiz packt und eine Idee feuert, dann fange ich diese sofort ein!

Was passiert beim Kreativsein eigentlich in unserem Kopf?

Untersuchungen zeigen, dass die erhofften Geistesblitze dann am glanzvollsten sprühen, wenn unser Kontrollbereich des Gehirns, der präfrontale Cortex (Frontallappen), ein Stück weit ausgeknipst ist und der logisch-analytisch denkende Teil unseres Gehirns etwas runtergefahren wird. Auf diese Weise können Ideen ungefiltert sprießen, ohne dass sie zugleich bewertet bzw. direkt wieder verworfen werden.

„Ent-Kontrolle“ lautet das Schlagwort

Insofern ist Kreativität ein Balanceakt zwischen aktivem Tun (Geistesaktivität) bei gleichzeitigem Geschehenlassen (Geistesruhe). Ein optimales Kopfklima ist dann erreicht, wenn unser Gehirn zwischen logisch-analytischem Denken und assoziativem, neu kreierendem Denken hin- und herspringt (Zusammenspiel zwischen beiden Gehirnhälften).

Wo können wir ansetzen, um unseren Einfallsreichtum generell zu fördern?

Dass uns eine unbändige Entdeckerfreude und Gestaltungslust mit in die Wiege gelegt wird, können wir auf wunderbare Weise an Kindern beobachten. Der Neurobiologe Gerald Hüther hat erforscht, wie Spielen uns kreativer und glücklicher macht. Kinder denken sich fortwährend neue Spiele und fantastische Welten aus und schlüpfen kinderleicht in andere Rollen hinein. Tja, bis zu dem Zeitpunkt, an dem unsere Kreativität beginnt, durch einseitige Orientierung auf Wissenserwerb in Nischen zu verkümmern. Denn bereits in der Regelschule werden wir (souverän am Hirn vorbei) darauf konditioniert, in vorgefertigten Bahnen – anstatt kreuz und quer – zu denken. Unser derzeitiges Bildungssystem ist starr auf logisch-analytische Strukturen ausgelegt.

Das widerspricht jedoch der Tatsache, dass in unserer hochkomplexen Gesellschaft zwangsläufig immer verzwicktere Probleme auftreten, deren Lösung eine Riesenportion Kreativität verlangt. Wie können wir also unser unbedarftes Schöpfungspotenzial ins Erwachsenenalter retten?

„Jedes Kind ist ein Künstler – die Schwierigkeit besteht darin, Künstler zu bleiben, wenn man erwachsen wird.“

Damit hat Pablo Picasso das erstaunliche Resümee eines Langzeittests aus den Jahren 1968 ff. vorweggenommen, den der Wissenschaftler George Land zuvor für die NASA entwickelt hatte. Diese Studie hat gezeigt, dass 98 % der 5-Jährigen „hochgradig kreativ“ seien, aber nur 2 % der über 25-Jährigen. Ein Dilemma: Wir befinden uns – trotz systematischer Durchregulierung – in einer Gesellschaft mit vielen Freiräumen und Nischen für Eigenständigkeit, nutzen aber diese Handlungsspielräume aufgrund unserer antrainierten Unkreativität gar nicht aus!

Wir sind dringend dazu aufgefordert, eine höhere Wertschätzung für den kreativen Zugang (anstatt für den „geistigen Mief“) zu entwickeln.

„Krealeben“ – darauf setzt das Kreativitätsschulzentrum Berlin. Hier ist kein starrer Frontalunterricht an der Tagesordnung, sondern facettenreiche anregende Lernvarianten. Die Schüler werden nach dem Konzept der Kreativitätspädagogik mit genügend Lehrkräften (mit Fachausbildung und kreativitätspädagogischer Zusatzausbildung), neuen Konzepten, Kreativfächern, hoher Individualisierung des Unterrichts, „behutsamer Benotung“ und entsprechendem Equipment unterrichtet. Der Ranzen bleibt hier nach dem Unterricht in der Schule!

In den vergangenen Jahren öffnete eine breite Palette alternativer Schulkonzepte ihre Pforten, die darauf setzen, Kinder zu leistungsstarken, aber auch zu kreativen Persönlichkeiten zu ermutigen, die neue Ideen mit „Hurra“ umarmen.

Der Philosoph und Bildungskritiker Richard David Precht plädiert dringlich für eine „Bildungsrevolution“ und wird nicht müde zu betonen, dass die Regelschulen „sogar gezielt jene Potenziale an Neugier, Begeisterungsfähigkeit und Kreativität (zerstören), die später für ein erfülltes Leben gebraucht werden“ – eben weil „unser Bildungssystem selbst in hohem Maße unkreativ ist“ (Onlinedienst Cicero, „Wir brauchen eine Bildungsrevolution“). Es ist an der Zeit, dass sich die Regelschulen davon eine dicke Scheibe abschneiden und sich neu ausrichten, indem auch hier Lust auf Entdeckungen und Risiko gemacht wird!

Damit Kinder zu kreativen Erwachsenen heranreifen können, sind vor allem aber die Eltern in der Pflicht. Die psychologische Forschung setzt hier insbesondere auf die Prinzipien der humanistischen Psychologie von Carl Rogers, nämlich dass die Eltern die Neugier ihrer Kinder fördern, für eine anregende Umgebung sorgen, sie eigene Entscheidungen treffen lassen und sie dafür sensibilisieren, Probleme als solche überhaupt zu erkennen, Sachverhalte mal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten und offen gegenüber Mehrdeutigkeiten zu sein. Auf diese Weise haben unsere Nachkommen die Chance, dieser Welt mit viel Selbstvertrauen und Zuversicht so zu begegnen, wie sie ist: als ein Feld voller Hemmklötze, die sie mithilfe kreativer Lösungsansätze souverän und spielerisch überwinden können.

Auch die Innovationskraft von Firmen hängt vom Erfindergeist ihrer Mitarbeiter ab. Um neue Technologien auf den Markt bringen zu können, werden händeringend frische Denkansätze gesucht. Ein entsprechend ausgestattetes Ambiente soll den Ideenfluss der kreativen Köpfe stimulieren. Der Trend zahlreicher Unternehmen geht dahin, spezielle Kreativetagen einzurichten – hoch exklusive Gebäudetrakte, in denen z. B. „schräge“ Möbel zu Inspiration einladen bzw. skurrile Räumlichkeiten unseren auf Autopilot geschalteten Menschenverstand auf Trab bringen sollen oder jeglicher anderer Erlösungsbimbam.

Keine Frage: Bei Windstille im Kopf muss ein Sturm her!

Denn die Erfahrung zeigt: Ist der äußere Rahmen gesprengt, werden auch gewohnte Denkmuster leichter aufgebrochen. Unser Geist wird empfänglich für eine neue Ideenkultur. Willkommen im Zeitalter der Nonkonformisten!

Fazit

Kreativität – so viel steht fest – bringt den „Swing“ in unser Dasein. Sie eröffnet ungeahnte Chancen, unser Leben virtuoser und damit erfüllter zu gestalten. Die frohe Botschaft an all jene, die ihr verschüttgegangenes kreatives Potenzial wieder ausbuddeln wollen, lautet: Kreativität lässt sich trainieren! Jeder von uns kann die Welt kreativer machen!

Einerseits empfiehlt sich ein „kognitives Loslassen“, d. h. sich selbst in einen meditativen tranceähnlichen Alpha-Zustand zu versetzen, in dem sich unser Geist frei entfalten kann und keinen Regieanweisungen ausgesetzt wird. Ein Spaziergang bietet sich hier ebenso an wie das Umgestalten eines Gartenbeets. Andererseits können wir unseren Forschergeist ganz offensiv trainieren, indem wir unsere Alltagsroutine bewusst durchbrechen.

Mein Tipp für den Anfang:

Öfter mal etwas Neues ausprobieren! Ob einen total abgefahrenen Weg zur Arbeit zu nehmen, Kühlschrankrestposten zu einer schmackhaften Mahlzeit zu verarbeiten, die persönliche Kreativseite beim Kalligrafieren zu bedienen, Initiative beim Urban Gardening oder Rudelsingen zu entwickeln, sich an einem Flashmob zu beteiligen oder sich ein leeres Blatt schnappen und ungebremst etwas zu Papier bringen ...

Es gibt unzählige Möglichkeiten, den eigenen Geist zu beflügeln. Spinnerei macht Spaß! Die Muse küsst bevorzugt diejenigen, die sich trauen, irgendwie ein bisschen anders im Kopf zu sein und konventionelle Denkbahnen zu verlassen. Doch allzu oft hindert uns im Kreativprozess unsere (German-)Angst daran, ein Risiko einzugehen und etwas Neues zu denken – es könnte sich ja als Irrtum erweisen! Deshalb: Mut zum Risiko! Einmal mehr von der Perfektion loslassen und sich selbst sagen:

Denk anders! Denk neu! Denk groß, wild und frei!

Im Alltag sollten wir dahin kommen, dass wir mit Lust und Freude unsere eigene Kreativität entfalten können. Wir brauchen weniger Kontrollfunktion, sondern mehr offene Plätze. Und zwar nicht nur in unseren Hirnen, sondern ganz konkret im realen Leben: Orte der Begegnung und des Wohlbefindens in den Innenstädten, Sitzbänke, Plätze und Bürgerhäuser, an denen wir Menschen uns wieder leibhaftig zusammenfinden und uns gegenseitig inspirieren können. Damit uns beseelte Menschen, Gedanken und Empfindungen erreichen, von denen wir sonst nie erfahren würden. Im Austausch mit anderen entsteht ein Pingpong-Spiel, in dem Gedanken wie ein Feuerwerk zünden. Viele Köpfe haben eben vielseitige Ideen.

All jenen, die gefühlt noch nicht in den Genuss des göttlichen Kreativfunkens gekommen sind, mögen Joseph Beuys anspornende Worte Trost spenden: „Wenn man eine Kartoffel schält, ist man schon ein Bildhauer.“

So weit, so gut. Ich für meine Person hinterlasse lieber – wie einst Beuys` – einen dicken Fettfleck an der Wand und nenne mich ebenfalls „Aktionskünstlerin“. Ob Kartoffelschale oder Fettfleck: Lasst uns die Kreativität (wieder) in unser Leben holen!

Conny ThalerConny Thaler
Heilpraktikerin für Psychotherapie, Yogatherapeutin, Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin (M. A.), Buchautorin
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Foto: fotolia©denisismagilov