Eigene Werte als Leuchtfeuer im Leben
Boxweltmeister Firat Arslan zeigt: Wer sich selbst kennt, kann Großes erreichen
Firat Arslan, Volker Siegle:
Box! Was wehtut, macht dich stärker.
HOWTO mit Firat Arslan,
deutsch-türkischer WBA-Boxweltmeister im Cruisergewicht,
Verlag Molino, 2022
Die jüngste Studie der Bepanthen-Kinderförderung in Zusammenarbeit mit der Uni Bielefeld („Vertrauensstudie“) belegt eine besorgniserregende Entwicklung: Das Vertrauen der Kinder und Jugendlichen in sich selbst, in andere und in die Zukunft geht zunehmend verloren. Firat Arslan gibt – vor allem jungen – Menschen Hilfestellung. Seine Überzeugung: Es gilt, eigene Werte zu erarbeiten und eigene Ziele zu definieren. Einmal erkannt, sind sie das Maß, an dem sich das Leben orientieren soll.
Firat Arslan ist kein Pädagoge oder Therapeut; der ehemalige Boxweltmeister zieht ganz ohne theoretischen Überbau seinen eigenen Werdegang als Beispiel für seine Überzeugung heran. Gerade diese persönliche, praktische Erfahrung macht sein Buch „Box! Was wehtut, macht dich stärker“ wertvoll für Menschen, denen angesichts von Krieg und Inflation, schwindenden gesellschaftlichen Normen, Klimakrise und Coronafolgen der Boden unter den Füßen wegrutscht.
Arslans Geschichte ist filmreif!
Er wurde vor 52 Jahren als Kind türkischer Einwanderer geboren und wuchs in einem Umfeld auf, in dem ausschließlich türkisch gesprochen wurde. Der Besuch des Kindergartens war für ihn, sagt Co-Autor Volker Siegle, ein Schock: „Es war dem Jungen überhaupt nicht klar, dass er in einem Land lebte, in dem Deutsch gesprochen wurde.“ Zwar können Kinder sich sehr schnell in neuen Situationen zurechtfinden, doch die deutschen Alterskollegen ließen das in seinem Fall nicht zu. Allein der für deutsche Ohren ungewohnte Vorname Firat bot viele Möglichkeiten, den kleinen Jungen zu verspotten.
Die menschliche Sehnsucht nach Anerkennung und Dazugehören blieb unerfüllt. Zwar fand Firat Arslan in dieser Lage quasi automatisch heraus, dass er sich mit seiner Körperlichkeit Anerkennung verschaffen konnte. Doch Gewalt auszuüben und damit Angst zu erzeugen war nicht das, was er wollte, sagt Volker Siegle: „Diese Erkenntnis war ein schleichender Prozess. Gewalt sät Hass und erzeugt Gegengewalt. Er wollte aber eine echte, tiefere Anerkennung.“
In einem tendenziell ablehnenden Umfeld, in dem ihm auch die Familie nur bedingt helfen konnte, schien dieses Ziel kaum erreichbar. Als in der Rückschau entscheidend erwies sich ein Zufall: Firat brachte einen Freund zum Boxtraining. Der Sparringspartner war überraschend ausgefallen. Ohne je zuvor im Ring gestanden zu haben, sprang der 18-Jährige ein – und bezwang als absoluter Neuling den württembergischen Meister.
Doch Anerkennung gab es dafür wieder nicht: Die Trainer sprachen dem jungen Mann zwar eine gewisse Schlagkraft zu, aber er habe kein Talent. Und mit 18 Jahren sei er eh zu alt, um mit dem Boxen zu beginnen.
Das hat Firat Arslan nicht akzeptiert. Anhand der seinerzeit ausgesprochen populären „Rocky“-Filme konzipierte der junge Mann ein eigenes Training – ohne Betreuer, ohne Trainer, ohne Team.
Sein Ziel: Boxweltmeister werden
Co-Autor Volker Siegle ist von dem WBA-Champion beeindruckt: „Firat Arslan ist ein sehr werteorientierter Mensch. Er hat seinen eigenen Wertekanon entwickelt und bleibt dem treu.“ Erst als er diese Wertekultur für sich geschaffen hatte, erlebte er den Respekt und die Achtung, die er sich wünschte. 19 Jahre lang arbeitete der Profi auf sein Ziel, den Weltmeistertitel im Cruisergewicht, hin, ohne sich je irre machen zu lassen. Dass er es am Ende schaffen würde, hielt kaum jemand für möglich – außer ihm selbst. Wichtig war und blieb für ihn, nicht das Außen, sondern sich selbst als moralische Instanz und entscheidende Größe für die eigene Leistungsfähigkeit anzunehmen.
Heute betreibt Firat Arslan eine Boxschule in Göppingen. Ihm geht es nicht darum, dort den nächsten Europa- oder Weltmeister heranzubilden. Sein Ziel ist vielmehr, das, was ihm selbst Halt und Anerkennung gab, an junge Menschen weiterzugeben: Wenn tradierte Werte und Normen zunehmend erodieren, wenn die Zukunft nicht mehr klar und erreichbar vor dem einzelnen jungen Menschen steht – worauf beruft man sich dann? Die Kinder und Jugendlichen sollen einen Ort haben, an dem sie in einer Gemeinschaft Orientierung finden und Aggressionen abbauen können, ohne dass jemand zu Schaden kommt. Mit seinem Buch will Arslan dabei vermitteln, dass der Glaube an die eigene Wertekultur und die eigenen Ziele unabhängig von der Außenwelt und letztlich entscheidend für das Gelingen des Lebens sind.
Co-Autor Volker Siegle
Kommunikationstrainer, Moderator,
Speaker und Buchautor
Jens Heckmann
Experte für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit,
Mitglied im Service-Team des VFP