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Logosynthese®, schon mal gehört?

Eine neue Methode für Heilung und Entwicklung

fotolia©lassedesignenSeit nunmehr zwei Jahren arbeite ich mit Logosynthese®. Dabei handelt es sich um ein Modell, dessen Philosophie, Theorie und Methoden der niederländische Psychologe und Psychotherapeut Dr. Willem Lammers 2005 in der Schweiz erfunden und seitdem beständig weiterentwickelt hat. Darin lässt er seine über 40-jährigen Erfahrungen aus Psychoanalyse, Transaktionsanalyse, Bioenergetik, Hypnotherapie und energetischer Psychologie einfließen.

Während dieser zwei Jahre ist die aus dem Dornröschenschlaf erwachte Logosynthese® in meinen Augen zur weisen Frau geworden. Es gibt weltweit immer mehr Teilnehmer an Seminaren zur Logosynthese® und mehr und mehr Bücher und Aufsätze erscheinen in Fachzeitschriften.

Aber was ist Logosynthese® denn nun?

Die Logosynthese® ist ein neues umfassendes System für Heilung und Entwicklung. Sie bietet ein einfaches und verständliches Modell und konkrete, effektive Methoden. Schon der Name ist Konzept. Das Wort Logos kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Sinn, Geist, Wort oder Lehre“. Im Kontext der Logosynthese® steht Logos für Sinn wie auch für Wort. Synthese bedeutet zusammenführen und verweist auf die Integration von abgespaltenen Teilen des Selbst. Und nicht ganz zufällig erinnert Logosynthese® an das Modell der Logotherapie von Viktor Frankl. Der Mensch ist ein Wesen auf der Suche nach Sinn und es ist Frankls Verdienst, die Psychotherapie um die Dimension des Spirituellen erweitert zu haben. Nach Frankl sind die Menschen Körper, Geist und Seele – biologische, psychologische und spirituelle Wesen.

Die Logosynthese® geht von vier Grundprinzipien aus:

  1. Menschen, Tiere und Objekte sind Energie-Essenz.
  2. Diese Energie kann frei fließen oder gebunden sein.
  3. Die Energie gehört entweder zur Person oder zum Objekt – oder nicht.
  4. Worte bewegen Energie.

Diese Prinzipien ermöglichen es, psychische und körperliche Störungen als Hindernisse im Fluss der Lebensenergie zu verstehen und entsprechende Blockaden mithilfe dreier klarer Sätze aufzulösen. Das Aussprechen dieser Sätze löst unangemessene Glaubenssätze auf, heilt psychologische Wunden, neutralisiert einschränkende Vorstellungen und reduziert psychisches Leiden. Die Arbeit mit Logosynthese® setzt erstarrte Energie frei und stellt sie im Hier und Jetzt zur Verfügung.

Im Modell der Logosynthese® werden Probleme durch erstarrte Abbilder der äußeren Realität ausgelöst. Die Methode hilft, solche Problemauslöser zu finden und aufzulösen, anstatt Probleme umzuformulieren oder anders zu bewerten. Sie basiert auf dem Aussprechen von drei Sätzen, d. h. auf dem Konzept, mit Worten zu heilen und sich zu entwickeln.

Die Wirkung der Logosynthese® hängt direkt von der schöpferischen Macht des Wortes ab, ohne dass dabei eine bewusste Anstrengung nötig wäre. In spirituellen Traditionen gibt es viele Beziehungen zwischen Worten und Entstehung; das Wort drückt ein Konzept aus, das über jedes Verstehen hinausgeht. Worte besitzen eine intrinsische Fähigkeit, um aktiv den schöpferischen Willen des Sprechers zu bündeln und ohne jegliche Kraftanstrengung oder rationale Anwendung zu verwirklichen.

Im Alten Testament, Genesis (1,3) heißt es: „Gott sprach: Es werde Licht. Und es ward Licht.“ Auch der Koran äußert sich diesbezüglich explizit (6,73): „Wenn Allah etwas entscheidet, spricht er nur ‚So sei es‘, und es ist so“.

An dieser Stelle will ich deutlich hervorheben, dass es sich bei Logosynthese® um wesentlich mehr als das Aussprechen von Worten handelt. Es geht nach Schaffung einer tragfähigen Arbeitsbeziehung um die Kunst, den Auslöser für Reaktionen zu finden.

In der Logosynthese® untersucht der Therapeut/Coach (immer m/w) die Welt des Klienten mithilfe zweier Kategorien von Klärungsfragen, der Metafragen A und B.

Metafrage A: Wie leidest du? Sie sucht nach Körperempfindungen und Emotionen.

Metafrage B sucht nach Sinneswahrnehmungen: visuell, auditiv, kognitiv, olfaktorisch oder gustatorisch. Dies sind Antworten auf die Frage: Was löst das Leiden aus?

Die Anwendung und die Macht der drei Sätze ist niemals der erste Schritt im Gebrauch der Methode, sondern ist Teil eines Prozesses, der im Rahmen eines Bündnisses mit dem Klienten erarbeitet wird; erst in diesem Bezugsrahmen werden die Sätze angeboten, wenn klar herauskristallisiert wurde, wer oder was den Klienten in seiner Entwicklung blockiert. Meist handelt es sich um Erinnerungen, Glaubenssätze oder Fantasien, die in der Logosynthese® als erstarrte energetische Strukturen aufgefasst werden, die in Raum und Zeit des Klienten gebunden sind. Gebundene Energie führt zu Mustern, während freie Energie Menschen ihrer Bestimmung zuführt.

Freie Energie, in der Logosynthese® „Essenz“ genannt, heißt bei den Indern z. B. „Prana“, im Taoismus „Qi“ oder „Chi“. Alle Zustände des Lebens werden hier als zeitweilige Chi-Manifestationen verstanden.

Ein Therapeut ist faul, dumm und langsam

In der Logosynthese® nimmt das professionelle Handeln in der Beziehung zwischen Klient und Therapeut von Beginn an gro- ßen Raum ein. Es gibt drei einfache, aber umso fundamentalere Aspekte, die beim Gebrauch der Logosynthese® vom professionellen Anwender berücksichtigt werden müssen. Dr. Willem Lammers führt sie in seinen Seminaren selbst immer leicht ironisch ein:

1. Der Therapeut muss „faul“ sein: Er darf sich nicht zu sehr in den Prozess einbringen, den er mit dem Klienten entwickelt. Der Klient selbst bringt alles notwendige Material ein, das später mithilfe der Sätze behandelt wird. Der Therapeut suggeriert keinerlei Lösungsmöglichkeiten, es reicht, wenn er den Prozess mit vollkommener Präsenz begleitet.

2. Der Therapeut muss „dumm“ sein: Diese Aussage bezieht sich auf die natürliche Haltung des empathischen Zuhörens, um dem Klienten ernsthaft zur Seite zu stehen, ohne dabei etwas unter den Tisch fallen zu lassen, ohne etwas hinzuzufügen, ohne etwas ab- oder einzuleiten, sondern nur aktiv und mitfühlend zuzuhören.

3. Der Therapeut muss „langsam“ sein: Diese Haltung fördert langsames, bedächtiges Arbeiten. Ein Schritt sollte nach dem anderen bearbeitet werden, wie man eine Salami schneidet und auch isst, sagt Willem Lammers anschaulich. Diese wird auch nicht im ganzen Stück heruntergewürgt. Durch diesen langsamen Prozess wird erstarrte Energie, die die beste Manifestation des Selbst verhindert, nach und nach zurückgeholt.

Der Leitsatz „Don’t work harder than the client“ ist bekannt, und auch Eric Berne steuert hierzu ein schönes Zitat bei: „Stay three steps behind the client“. Die drei Aspekte der Logosynthese® gehen jedoch noch weiter. Zudem bedeuten sie eine Entlastung für den Anwender: Als Therapeut muss ich jetzt nicht mehr „gut“ sein, sondern kann mich ganz dem Prozess der Logosynthese® hingeben, ohne zu interpretieren, ohne zu eilen – im vollen Vertrauen, dass der Klient alles zu seiner Lösung mitbringt und die Methode funktioniert.

fotolia©lassedesignenFallstudie: Kai wurde von seinem Umfeld immer übersehen

Von Beginn meiner Ausbildung zum Practitioner in Logosynthese® an hatte ich wunderbare Erlebnisse mit Klienten, die mich immer mehr von der Wirksamkeit der Methode überzeugten. Anfangs schien es mir wissenschaftlich wenig plausibel, durch das reine Aussprechen dreier Sätze so viel verändern zu können. Aber Logosynthese® ist viel mehr.

Ein Klient, den ich hier Kai nenne, hat mir seine ausdrückliche Erlaubnis gegeben, über ihn berichten zu dürfen, um die Wirksamkeit der Methode zu veranschaulichen.

Kai hatte immer das quälende Gefühl, nicht gesehen zu werden. Seine Kollegen im öffentlichen Dienst wurden befördert, er nicht. In seinem Ehrenamt bemühte er sich um Weiterbildungen, aber niemand reagierte auf seine wiederholten Anfragen, bis er sich schließlich durchrang, seine Freizeit anders zu verbringen und die zusätzliche Arbeit an den Nagel zu hängen.

Auch im Freundeskreis wurde Kai immer wieder übersehen. Erwartete Glückwünsche zum Geburtstag und Einladungen blieben aus. Wegen Depressionen war er vor einiger Zeit bereits in stationärer Behandlung gewesen.

Die Evaluationsphase der vorzustellenden Sitzung mit Kai dauerte relativ lange. Ich ließ mir Zeit, den richtigen Auslöser zu finden, ohne weit in die Vergangenheit zurückzugehen. In vielen Geschichten war zunächst wenig Energie gebunden. Erst gegen Ende der Sitzung fanden wir einen Auslöser, der Kai extrem belastete:

Er sieht sich vor einer U-Bahn in Berlin stehen, die gerade eingefahren ist, als er noch fast allein auf dem Bahnsteig steht. In der Zwischenzeit strömen Menschen von überall her in den leeren U-Bahn-Wagon direkt vor ihm. Alle laufen an ihm vorbei, überholen ihn gleichsam. Als deutliches Bild vor seinem inneren Auge sieht Kai sich letztendlich selbst hinter der überfüllten Bahn stehen und zurückbleiben. Dieses Bild belastete ihn mit einem Wert von 9 auf der Skala von 0 bis 10. Als wir dies festgestellt hatten, ließ ich ihn die Sätze der Logosynthese® nachsprechen:

1. Ich nehme alle meine Energie, die gebunden ist, in dem Bild von mir und der U-Bahn an den richtigen Ort in mir selbst zurück.

Kai hat den Satz mit geschlossenen Augen wirken lassen. Als er die Augen nach geraumer Zeit wieder öffnete, ließ ich ihn den zweiten Satz nachsprechen:

2. Ich entferne alle Fremdenergie, die gebunden ist, in dem Bild von mir und der U-Bahn aus allen meinen Zellen, aus meinem Körper und aus meinem persönlichen Raum und schicke sie dorthin, wo sie hingehört.

Nach dem erneuten Wirken mit geschlossenen Augen kam der dritte Satz:

3. Ich nehme alle meine Energie, die gebunden ist, in allen meinen Reaktionen auf das Bild von mir und der U-Bahn, an den richtigen Ort in mir selbst zurück.

Auch dieser Satz sollte in Ruhe wirken. Kai ließ sich dafür Zeit. Als er seine Augen wieder öffnete, fragte ich: „Und was ist nun?“ (anstatt: „Wie geht es Ihnen?“). Ich wollte ihn nicht gleich wieder ins Frontalhirn bringen, sondern ihn im Fühlen lassen. Die Logosynthese® wirkt im limbischen System und nicht im Frontalhirn. Oft sagen Klienten auch, dass sie sich die Sätze gar nicht merken konnten bzw. gar nicht wirklich verstanden haben, was sie gesagt haben. Das ist auch nicht notwendig. Was zählt, ist die innerliche Befreiung, die darauf folgt. Und was einmal mit Logosynthese® aufgelöst wurde, präsentiert sich hinterher nicht wieder in anderem Gewand, sondern ist endgültig bearbeitet.

Kai berichtete nach dem letzten Satz von einem Gefühl der Öffnung des gesamten Brustraums und der gleichzeitigen tiefen Entspannung des Bauchs. Auf meine Frage, wie es nun mit der Belastung aussehe, die von dem Bild ausgehe, sagte er, dass er das Bild gar nicht mehr sehe. Die Belastung sei bei dem Wert 0.

Aus diesem Grund habe ich dann zum ersten Mal den vierten Satz der Logosynthese® angewandt, bei dem ich zuvor immer sehr vorsichtig gewesen war, auch wenn die Belastung sehr gesunken war. Normalerweise sinkt sie nicht sofort von 9 auf 0, sondern es gibt mehr Zwischenschritte in der Bearbeitung von Themen.

4. Ich stimme alle meine Systeme auf diesen neuen Bewusstseinszustand ab.

Da unsere Sitzungszeit abgelaufen war und Kai einen sehr gelösten Eindruck machte, verschoben wir alles Weitere auf unsere nächste Sitzung.

Drei Wochen später berichtete er mit gro- ßem Erstaunen, wie gut es ihm seit der Behandlung gehe. An das Bild in der Berliner U-Bahn denke er nun überhaupt nicht mehr. Vorher hätte er mir jedes Detail in seiner zugehörigen Farbe schildern können. Er habe ursprünglich das gesamte Bild in einem großen Fernsehformat gesehen, jetzt sei es jedoch auf Briefmarkengröße in Schwarz-Weiß geschrumpft. Es interessiere ihn überhaupt nicht mehr. Er verstehe nicht, wie es dazu gekommen sei, aber es gehe ihm jedenfalls seitdem deutlich besser. Dann erzählte er, wie er in seinem Ehrenamt jetzt inzwischen besonders gute Fortbildungen bekommen habe. Obwohl er sich von dieser Tätigkeit eigentlich bereits verabschiedet hatte, kam es dann nach unserer letzten Sitzung doch alles anders.

Meine anfänglichen Bedenken bezüglich der Wirksamkeit von Logosynthese® haben sich nicht nur durch wunderbare Sitzungen mit Klienten in Luft aufgelöst, sondern durch die Beschäftigung mit Theorie und Philosophie der Logosynthese® hat sich mir sogar eine völlig neue Weltanschauung eröffnet. Diese jetzt anzureißen, wäre zu viel. Dazu gibt es bald einen Extrabeitrag. Verraten sei nur, dass sie kompatibel ist mit Bereichen neuster Gehirnforschung, Erkenntnissen aus Physik, aber auch spirituellen Strömungen. Logosynthese® setzt dabei immer auf das Hier und Jetzt als erwachsener Mensch mit der damit verbundenen Verantwortung.

Logosynthese® kann bereits ohne großes Fachwissen in Coaching oder Selbstcoaching angewendet werden. Das neue Buch der US-amerikanischen Psychotherapeutin Laurie Weiss, die dafür bekannt ist, umfassendes Wissen kurz und einfach darzustellen, gibt eine exzellente Einführung dazu. Auch von Dr. Willem Lammers gibt es Literatur zum Selbstcoaching. Schwierige Themen allerdings sollte man immer besser mit professioneller Unterstützung angehen.

Literatur

  • Lammers, Willem: Selbstcoaching mit Logosynthese®. Blockaden auflösen, Krisen bewältigen. Kösel, 2014
  • Lammers, Willem: Logosynthese®. Mit Worten heilen. Praxisbuch für Beratung, Coaching und Psychotherapie. Kösel, 2014
  • Scheuermann, Ulrike: Innerlich frei. Was wir gewinnen, wenn wir unsere ungeliebten Seiten annehmen. Knaur, 2016
  • Weiss, Laurie: Angst lass nach! Weniger Stress mit wenigen Worten. Schnelle Linderung mit Logosynthese®. CreateSpace, 2018

Dr. phil. Susanne MahlstedtDr. phil. Susanne Mahlstedt
Heilpraktikerin für Psychotherapie, Autorin, Dozentin an den Paracelsus Schulen, Praxis für integrative Psychotherapie und Coaching, Lübeck
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Fotos: fotolia©lassedesignen