Kommunikation als Basis für ein gutes Miteinander!
Das Thema Kommunikation ist facettenreich, vielschichtig und ein ständiger Begleiter unseres Lebens. Doch was ist Kommunikation? Communicatio (lat.) bedeutet Mitteilung. Ein Informationsaustausch von Geben und Nehmen, um miteinander in Verbindung zu treten, sich auszutauschen, und ein Bemühen, sich gegenseitig zu verstehen bzw. verstehen zu wollen. Kommunikation funktioniert nicht als Einbahnstraße. Nicht einmal dann, wenn Sie Selbstgespräche in Ihrem Kopf führen. Es gibt immer eine Antwort zurück.
Egal, ob Babys, die noch nicht sprechen können, Kinder, die es gerade lernen, oder Erwachsene: Kommunikation läuft auf vielen Ebenen ab und hat nicht immer etwas mit der Welt der Wörter zu tun.
„Man kann nicht nicht kommunizieren“, ist eines der bekannten Axiome von Paul Watzlawick. „Denn jede Kommunikation, sowohl verbal als auch nonverbal, ist ein Verhalten. Und man kann sich auch nicht nicht verhalten.“
Nonverbale Kommunikation – also ohne Worte – wird auch als Körpersprache bezeichnet. Im Gegensatz zur gesprochenen Sprache unterliegen diese Signale nur begrenzt einer bewussten Kontrolle. Will man also Informationen über die „tatsächliche“ Befindlichkeit oder die emotionale Verfassung seines Gegenübers erhalten, ist es sinnvoll, die Körpersprache zu beobachten und miteinzubeziehen. Vielleicht haben Sie das auch schon einmal erlebt?
Sie fragen jemanden, der gestresst und müde auf Sie wirkt, wie es ihm oder ihr geht, und bekommen ein „Prima!“ als Antwort. Hier werden einander widersprechende Botschaften ausgesandt.
Nonverbale Kommunikation erfolgt auf unterschiedliche Art und Weise: sichtbar – hörbar – riechbar – fühlbar
Konkret bedeutet das: Wie schaue ich mein Gegenüber (immer m/w/d) mit Blick und Mimik an und was sehe ich an ihm? Wie sind meine Körperhaltung und meine Bewegungen und wie die meines Gegen- übers? Mit welchem Ton und mit welcher Stimme spreche ich und welche Stimme oder Tonlage nehme ich bei meinem Gegenüber wahr? Auf welche Weise findet Kommunikation über Berührung statt?
Kommunikation beginnt nicht erst dann, wenn wir auf die Welt kommen, sondern schon im Mutterleib, wo neben der sprachlichen Botschaft auch viele unbewusste körpersprachliche Signale übertragen und verstanden werden.
Nun möchte ich Sie an den Punkt des Lebens mitnehmen, wenn Babys auf die Welt kommen. Eine fremde und unbekannte Welt, an die sie sich zuerst gewöhnen müssen und lernen müssen, darin zurechtzukommen. Sie haben noch nicht gelernt, sich mit Worten auszudrücken, und bringen ihre Gefühle und Bedürfnisse zum Ausdruck, indem sie weinen und schreien, wenn es ihnen nicht gut geht und ihnen etwas fehlt. Sie lächeln wie Engel, brabbeln und glucksen, wenn sie zufrieden sind, sich wohlfühlen und die Aufmerksamkeit erhalten, die sie im Moment brauchen. Darin sind sie große Lehrmeister für uns, denn sie kümmern sich um ihre Bedürfnisse und sind in der Welt der „Gefühlssprache“ unterwegs.
Sprache und Kommunikation spielen in der Interaktion von Eltern und Kind eine große Rolle. Nicht nur Babys und Kinder brauchen das Gefühl von Sicherheit, Verbundenheit, Anerkennung und Geborgenheit. Auch wir „Großen“ fühlen uns wohler und sind zufriedener, wenn diese Bedürfnisse erfüllt werden. Das macht das Menschsein so einzigartig.
Wenn Sie Kinder haben, erinnern Sie sich vielleicht daran. Wie war das am Anfang, gerade beim ersten Kind, wo Sie auf keinen Erfahrungsschatz zurückgreifen konnten? Eine große Herausforderung, Ihr Kind zu verstehen, und zu lernen, was es denn gerade im Moment braucht. Sie haben dies oder das ausprobiert und im Laufe der Zeit gelernt, weinen und schreien zu deuten. Sie waren so meist in der Lage, die Bedürfnisse Ihres Kindes zu stillen. Mit dieser neu erworbenen Sicherheit haben Sie auf einer Ebene mit Ihrem Kind kommuniziert, ohne dass Worte nötig waren. Einfach intuitiv!
Das ist doch ein schöner Beweis und eine große Erfahrung, dass es auch möglich ist, ohne Worte Menschen zu verstehen, mit ihnen in Kontakt zu treten und sich auf der Herzensebene zu verbinden! Im Laufe der ersten Lebensjahre ist zur Ebene der „Gefühlssprache“ die Welt der Wörter dazugekommen. Erinnern Sie sich noch an das erste Wort? Wie haben Sie sich damals gefühlt und was haben Sie an Ihrem Kind wahrgenommen?
Schnell hat Ihr Kind ein Wort nach dem anderen gelernt und seinen Wortschatz erweitert. Manche Wörter hätten Sie sich auch gerne erspart, da diese vielleicht nicht ganz Ihrem Sprachgebrauch entsprachen. Ihr Kind hat diese aber irgendwo aufgeschnappt und mit nach Hause gebracht.
Wenn sich ein Kind mit Worten ausdrücken und mitteilen kann, was es braucht, wie es ihm geht, ist dies eine enorme Kommunikations-Erleichterung. Manches wird aber auch „anstrengender“, wenn ein Kind beginnt, seinen eigenen Kopf zu haben und vielleicht „NEIN“ sagt und die Kommunikation aus Ihrer Perspektive betrachtet nicht so läuft, wie Sie es jetzt gerade gerne hätten!? Auch dieses „NEIN“ ist ein ganzer Satz!
Egal ob in der Familie, mit den Kindern, dem Partner oder im Beruf und Freundeskreis, Kommunikation ist das Bindeglied für ein Miteinander und für einen Austausch. Doch Kommunikation als Basis für ein gutes Miteinander will gelernt sein. Viele Facetten, die eine vollständige Kommunikation auf allen Ebenen beinhaltet, haben wir verlernt oder erst gar nicht gelernt.
Wie sieht es mit der nonverbalen Kommunikation aus? Inwieweit nutzen wir sie im Austausch mit unseren Mitmenschen? Könnten nicht viele Dinge schneller und sachlicher geklärt werden, wenn wir auch „zwischen den Zeilen lesen“ und die nonverbalen Aspekte integrieren würden? Immer dann, wenn zwei Menschen miteinander im Austausch sind, kann man einer Meinung und sich „eins“ sein oder es prallen zwei unterschiedliche Meinungen und Welten aufeinander. Das haben Sie bestimmt auch schon oft erlebt, oder?
„Wollten Sie recht haben oder glücklich sein? Beides geht nicht!“
Oder kennen Sie dieses Gefühl? Sie reden mit jemandem und spüren genau, dass etwas nicht stimmt, wissen aber nicht, woran es liegt. Vielleicht ist Ihr Gesprächspartner reserviert, aufbrausend oder was auch immer. Sie kommen einfach nicht weiter? Vieles bleibt unausgesprochen und in der Schwebe und dann … eines Tages reicht ein Wort oder eine Geste und bringt das Fass zum Überlaufen. Dann wird Ihnen vielleicht klar, was das Problem war und wie viele schlaflose Nächte oder wie viel Energie es Ihnen geraubt hat!
Einerseits schade, wenn es so läuft, andererseits ist nun nach diesem klärenden Gewitter wieder reine Luft. Doch muss es immer so weit kommen oder gibt es auch Möglichkeiten, die Gewitterwolken ohne Blitz und Donner weiterziehen zu lassen? Vielleicht auch konfliktfähig zu sein und keine Angst davor zu haben?
Unzureichende Kommunikation ist ein gro- ßes Thema, das Unternehmen an ihre Grenzen bringt und ein Hauptproblem darstellt. Dabei darf und sollte man Menschen nicht verurteilen, denn vieles haben wir aufgrund unserer Erziehung, Prägungen oder eines anderen Kulturkreises nicht gelernt. Woher sollten wir es dann auch besser wissen oder können? Wie viel haben wir davon im Elternhaus, im Kindergarten, in der Schule gelernt? Es wäre eine wunderbare Bereicherung für ein gutes Miteinander, dieses Thema in der Grundschule neben Mathe und Deutsch als Hauptfach einzuführen. Je früher, desto besser. Wie schwierig ist es, alteingefahrene Muster zu verändern!
Aufgrund unserer Lebenserfahrungen fällt es uns oft schwer, die richtigen Worte zu finden, einen stimmigen Ton anzuschlagen und auch unsere Gefühle zum Ausdruck zu bringen und diese genau zu beschreiben. Auf die Frage „Wie geht´s?“ antworten die meisten mit „Gut!“. Doch was bedeutet denn „Gut“? Es gibt so viele Worte, die unseren Gefühlszustand konkreter und klarer beschreiben können, und der andere genauer erfährt, wie es mir tatsächlich geht.
Das Schöne daran ist, dass wir es (wieder) erlernen können, wenn wir uns ganz bewusst mit uns und diesem Thema beschäftigen. Voraussetzung ist, dass wir die Entscheidung treffen, es zu wollen, und es dann auch tun. In uns hineinspüren und uns Selbsteinfühlung geben, indem wir auf die Signale unseres Körpers achten, unsere Gefühle deuten lernen und auch unsere Gedanken beobachten.
In diesem „sich selbst bewusst wahrnehmen“ bekommen wir einen tieferen Zugang zu uns selbst und auch eine Klarheit darü- ber, wie es uns wirklich geht.
Wenn wir in diesem Zustand der Reflexion unsere Worte und Körpersprache zum Ausdruck bringen, also in die Welt hinausstrahlen, sind wir authentisch und zeigen, wie es in unserer Innenwelt aussieht. Diese Signale wirken bewusst und unbewusst auf unser Gegenüber. „So wie du in den Wald rufst, tönt es zurück“ oder „Der Ton macht die Musik“. Dieses offen miteinander zu kommunizieren, bedeutet aber auch, sich mit und in all seinen Facetten zu zeigen, und dazu gehören auch unsere Schwächen.
Diese zuzugeben, auch einmal über seinen Schatten zu springen und zu sagen: „Ich bedaure meine Worte oder mein Verhalten, das war nicht o. k. von mir ist eine Form von Demut, die ehrlich ist und die wiederum eine Verbindung zu meinem Gegenüber herstellt. Und wenn Verbindung da ist, egal zu wem, dann kann gute Kommunikation stattfinden, da Wertschätzung, Anerkennung, Dankbarkeit und Liebe im Spiel sind. Diese unterbewussten Signale, die dadurch mitschwingen, kann jeder Mensch spüren. Probieren Sie es aus!
Denn wie oft schaden wir uns selbst mehr mit unseren Worten und Verhaltensweisen als dem anderen? Eine empfehlenswerte und wirkungsvolle Art der Kommunikation beschreibt die Gewaltfreie Kommunikation (GfK) nach Marshall B. Rosenberg. Dabei geht es um Klarheit für sich selbst, um mit dieser auf wertschätzende Art und Weise mit seinem Gegenüber zu kommunizieren.
In vier Schritten zu mehr Klarheit und Selbsteinfühlung
1. Beobachten – was war der Auslöser für meine Reaktion. Was ist geschehen, wer hat was gesagt oder getan, dass ich so reagiert habe? Zuerst an und mit sich selbst arbeiten.
2. Gefühle benennen – ohne zu bewerten. Alles darf sein (ist es ja auch in diesem Moment) und ist genau so o. k., wie es ist. Je ehrlicher man sich selbst gegenüber ist, umso schneller kommt man weiter.
3. Bedürfnisse möchten erfüllt werden. Was steckt denn hinter meinen Gefühlen? Welche Bedürfnisse möchten gestillt werden? Worum geht es mir eigentlich?
4. Welche Bitte kann ein konkreter Weg oder eine gute Lösung sein, mit der ich meine Bedürfnisse stillen kann? Zuerst einmal für sich persönlich und allgemein suchen – unabhängig von anderen Menschen und Situationen. Danach kann man dann auch seine Bitte an andere Menschen richten, mit der jeder einverstanden ist.
Tipp
Wenn Sie während eines Gespräches in eine Situation geraten sollten, in der Sie spüren, dass es jetzt gleich krachen könnte, dann atmen Sie einmal tief durch, nehmen sich einen Augenblick Zeit, um mit sich selbst in Kontakt zu treten, und versuchen Sie, sachlich zu bleiben, ohne sich emotional durch Vorwürfe Luft zu verschaffen. Klingt leichter gesagt als getan. Doch wenn man immer wieder auf die gleiche Art und Weise reagiert, geschieht eben immer das Gleiche. Nur im stetigen und bewussten Tun entsteht Veränderung und die wirkt proaktiv.
Sie haben immer, in jedem Moment, die Möglichkeit, sich neu zu entscheiden. Egal, ob Sie jetzt eine Stunde sauer waren. Das ist vorbei. Und jetzt können Sie neu wählen und entscheiden. Ist das nicht wundervoll? Und vielleicht hilft diese Sichtweise auch Ihnen: Alles, was Menschen jemals tun, ist ein Versuch, sich allgemein menschliche Bedürfnisse zu erfüllen.
Nun wünsche ich Ihnen viel Spaß, Mut und Freude beim kommunikativen Experimentieren – und vielleicht auch einmal nonverbal mit jemandem zu kommunizieren. Leben Sie im Hier und Jetzt! Nehmen Sie Erfahrungen dankbar an. Denn in den Reaktionen haben Sie ein Barometer zur Hand, das Ihnen zeigt, wo Sie gerade stehen.
Simone Hauswald
Dipl.-Mentalcoach (CH), Biathlon-Weltmeisterin und -Medaillengewinnerin bei Olympischen Spielen
Fotos: ©Pixel-Shot, © Ivan Traimak, ©fizkes