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TRAUERPERLE®. . . . Das Symbol für Trauer, Trost und Anteilnahme

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Die Entstehung eines neuen Trauersymbols

„Wir müssen uns von dem, was nicht mehr ist, lösen, um weitergehen und etwas Neues beginnen zu können. Dafür benötigen wir Kraft, und diese Kraft fließt uns zu aus der Trauer.“
Jorgos Canacakis

2011-04-Trauerperle2Ich arbeite seit vielen Jahren in meiner eigenen Praxis für heilkundliche Psychotherapie, Paarberatung und Coaching. Meine Klienten kommen wegen der unterschiedlichsten Belastungen in ihrem Leben. Und so benötigt auch das Thema Tod und Trauer immer wieder seinen Platz.

Trauer braucht seine Zeit und der Begriff Trauerarbeit beschreibt sehr gut, wie schwer, anstrengend, einsam, schmerzhaft und belastend dieser psychische Ausnahmezustand ist.

Wir alle kennen das Gefühl der Trauer seit unserer Geburt. Verlust, Abschied und Trennung gehören zum Leben. Die Trauer hilft uns mit diesen schmerzlichen Erlebnissen umzugehen. Sie ist es, die uns einlädt, uns auf den schwierigen Prozess des Abschiednehmens einzulassen.

Unsere Seele trägt in sich die Fähigkeit, Verlust und die damit verbundenen Veränderungen wahrzunehmen, zu verarbeiten und sich darauf einzustellen. Allerdings lässt sich dieser vielschichtige Prozess des seelischen Heilens nicht steuern. Heilung ist nur möglich, wenn man der Seele einen Raum und den eigenen Rhythmus zum Trauern gibt und sich eingesteht, dass eben diese Trauer für einen nicht vorhersehbaren Zeitpunkt das Leben komplett und nicht kalkulierbar verändert.

In einer Trauersituation ist das eigene Leben plötzlich ver-rückt. Nichts ist mehr so wie es einmal war. Das macht Angst und erst mit Abstand lässt sich verstehen, dass es gar nicht so verrückt ist, auf diese neue ver-rückte Realität auch entsprechend zu reagieren. Das Umfeld hat damit allerdings oft so seine ganz eigenen Probleme und die gesellschaftliche Tabuisierung von Tod und Trauer macht es den Trauernden in vielen Fällen schwer ihre Trauer zu leben.

Aus eigener Hilflosigkeit wird signalisiert das Trauernde doch so „normal“ wie die Nicht-Trauernden sein sollen. Gleichzeitig wird dem Trauernden aber nahegelegt, seine Trauer zu leben, sie zu bewältigen und ihr nicht auszuweichen. Und so macht es ja für viele auch Sinn, Trauernde dahingehend zu trösten, dass die Zeit alle Wunden heilt, und ihnen zu empfehlen doch nach vorne zu sehen.

Ablenken statt Innehalten, weg- statt hinsehen. Den Schmerz verdrängen statt ihn zu leben. Das lässt erahnen, wie Menschen ihre Trauer erschwert wird und dass manchen dann tatsächlich nach einem schweren Verlust die Möglichkeit fehlt, wieder gesund zu werden.

So sind im Laufe der Zeit, in der vieles schneller, höher, weiter sein muss, auch die so wichtigen Trauerrituale von früher aus unserer Gesellschaft fast verschwunden. Der Tod macht Angst, er zwingt uns unsere eigene Endlichkeit anzuerkennen. Kaum jemand lebt noch das Trauerjahr, kaum jemand zeigt durch z. B. schwarze Kleidung, nach außen, dass er trauert. Jeder sieht zu, schnell wieder zur Normalität überzugehen und nicht einmal am Grab darf getröstet werden, weil darum gebeten wird, von Beileidsbekundungen abzusehen. Der Tod findet nur noch begrenzt in der Öffentlichkeit statt und spätestens nach der Trauerfeier heißt es, wieder zur Normalität überzugehen. Dabei ist die Trauer doch das Einzige, was uns in unserer Trauer zu Verfügung steht, und sie will mit all ihren Facetten angesehen und verarbeitet werden. Und zwar so, wie es für jeden Einzelnen möglich ist. Auf seine Art, zu seiner Zeit und in seinem eigenen Rhythmus.

Als ich im Dezember 2010 in eine Trauersituation geradezu katapultiert wurde, war auch für mich plötzlich alles anders und ich musste mich selber mit diesem schweren Thema auf eine ganz besondere und ganz eigene Weise auseinander setzen.

Und in dieser so ganz persönlichen, schweren Situation habe ich mir irgendwann die Frage gestellt, wie und woran man heutzutage eigentlich noch erkennen kann, dass jemand in Trauer ist, wenn Trauer doch nicht mehr wirklich sichtbar gemacht wird?

Mich hat das Thema sehr beschäftigt und ich erinnerte mich an meine langjährige ehrenamtliche Arbeit für die AIDS-Hilfe und daran, dass ich viele Jahre den „Red Ribbon“, die AIDS-Schleife getragen habe und sie auch heute noch zu bestimmten Anlässen trage. Ich erinnerte mich an einige Momente des Erkennens und der Verbundenheit, wenn ich jemandem mit der Schleife begegnet bin, ohne genau zu wissen, warum derjenige sie trug. Und ich erinnerte mich daran, dass es sich gut anfühlte.

Mir kam dann die Idee ein Symbol der Trauer zu kreieren, ein Zeichen dafür, dass man sich in einer schweren Situation befindet.

Aus dieser Idee ist die TRAUERPERLE® entstanden, die ich in einem längeren Prozess entwickelt und durch eine Schmuckproduzentin nach meinen Ideen und Vorstellungen habe anfertigen lassen. Es ist eine schwarze Onyxperle auf einem silbernen Pin, die man sich ans Revers stecken kann und die sagen soll: Ich trauere, ich brauche Trost, ich bin in einer Ausnahmesituation, in der ich vielleicht ganz anders bin, als du mich sonst kennst. Zieh dich nicht zurück, sprich mich an. Aber auch für Angehörige und Freunde, die zeigen möchten: Ich trauere mit dir, ich bin bei dir.

Mein Anliegen ist es, den Menschen zu vermitteln, dass Trauerarbeit wichtig ist, um „heil“ zu bleiben und weiter leben zu können. Dass Trauer viele Gesichter hat und für jeden ihre eigene Zeit. Dass man sich in seiner Trauer zumuten und dass alles seinen Platz haben darf. Dass Trauernde ihre Trauer nach außen zeigen dürfen und dass Trost und Unterstützung bei der Trauerarbeit hilft. Mein Wunsch ist es, dass die Trauerperle irgendwann einmal ein etabliertes Symbol der Trauer werden darf. Dass Trauer und Verlust wieder sichtbar gemacht werden darf und dass erlebt wird, dass es wohl tun kann, zur eigenen Trauer zu stehen, und dass Trost und Mitgefühl bei der Trauerbewältigung Kraft geben kann.

Aber auch dass es ein Gefühl der Verbundenheit geben kann, wenn man die Perle am Revers anderer Menschen sieht, die sich in einer ähnlichen Situation befinden.

Angelika Kaddik Angelika Kaddik
geb. 1956 in Hamburg, lebt in Potsdam und arbeit als Heilpraktikerin für Psychotherapie, Paartherapeutin und Coach in eigener Praxis. Das Thema Tod und Trauer ist Bestandteil ihrer therapeutischen Arbeit.
Im Dezember 2010 befand sie sich plötzlich selber in einer Situation, in der sie merkte, dass Tod und Trauer nur bedingt gesellschaftsfähig sind. Um Trauer nach außen zeigen zu können, kreierte sie ein neues Symbol der Trauer: die TRAUERPERLE®. Aktuell schreibt sie an einem Trostbuch.
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