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Wert-volle Werte

Was ist für Sie wertvoll?
Was bedeuten Ihnen (Ihre) Werte?
Die Frage nach dem Sinn? Wertvolle Gedanken zu Werten von A wie Achtsamkeit, Akzeptanz und Authentizität bis Z wie Zielstrebigkeit, Zuverlässigkeit und Zuversicht …

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fotolia©luismolineroNeulich saß ich am Wochenende bei mir im Arbeitszimmer und bereitete ein in zwei Wochen anstehendes Seminar vor. Es sollte am Samstag, an dem „Selbsterfahrung, Gruppenarbeit und Supervision“ auf dem Plan standen, um den Oberbegriff „Werte“ gehen. Welche Assoziationen haben Sie zu dem Stichwort „Werte“? Es sollte im Seminar um das Potenzial von Werten gehen, um die Abklärung der eigenen Werte und das Erkennen der Bedeutung bei der beratenden Tätigkeit. Es sollte sozusagen um das Bewusstmachen des Wertes der Werte gehen.

Auf eine Karte schrieb ich in großen, schwarzen Lettern: „Welcher Wert sagt mir nicht zu? Sagt mir nichts? Spricht im Moment nicht zu meinem persönlichen Ich?“ Dann fügte ich eine zweite Karte hinzu. Dort stand: „Was ist mir wichtig im Leben? Welche Werte sind mir wichtig?“

Die dritte Frage, die auch als Überschrift auf dem Blatt der Teilnehmer landen sollte, lautete: „Was möchte ich bzw. welche Werte möchte ich noch stärker in meinem Leben integrieren?“ So wollte ich ins Hineinfühlen bringen und Kategorien setzen. Ich hatte über 130 Werte auf Moderationskarten geschrieben. Zur Vorbereitung sortierte ich diese noch einmal und machte quasi einen Selbsttest, indem ich jeden Wert laut vorlas und für mich in Ruhe kategorisierte.

Ich ging alles durch: Von A wie Achtsamkeit, Akzeptanz und Authentizität bis Z wie Zielstrebigkeit, Zuverlässigkeit und Zuversicht.

Wo würden Sie z. B. die Werte Unabhängigkeit, Ehrlichkeit und Fleiß einordnen? Haben Sie da Prinzipien?

Wie sehen Sie sich in puncto Gelassenheit, Großzügigkeit und Hilfsbereitschaft? Spielen Pünktlichkeit und Pflichtbewusstsein eine große Rolle in Ihrem Leben? Sind Sie besonders tapfer, tolerant oder verlässlich? Fehlt es Ihnen Ihrer Meinung oder Ihrem Gefühl nach an Geduld, Flexibilität oder Selbstdisziplin?

Auf Seminaren erzähle ich immer gern, dass ich es spannend finde und es wichtig ist, sich als Mensch (gerade in unterstützender oder beratender Tätigkeit oder in Zusammenarbeit mit anderen Menschen) abzuklären. Erst neulich ertappte ich mich mit einem Schmunzeln wieder dabei, wie sich übertragene Werte zu sehr in mein Entscheidungsbild (ein-)mischten, wie sich durch Erfahrungen geprägtes Denken Raum nahm und sich dann schließlich auch auf mein Handeln auswirkte. Werte sollten ihre Beachtung finden ... Werte beachten. Beobachten. Bemerken. Ein Wertesystem (eventuell) bearbeiten.

Die Seminarteilnehmer sollten also auch im Seminar, jeder für sich, in sich hinein und auf die eigenen Werte schauen. Es gab Raum für wertvollen Austausch.

Wann haben Sie sich zuletzt Gedanken über Ihre Werte gemacht? Welche Werte hatten Ihre Eltern? Welche Werte hat oder sollte Ihre Partnerin oder Ihr Partner haben? Was würden Sie auf die Frage antworten, welche Werte Ihr Leben bestimmen? Die Frage nach den eigenen Werten ist auch verbunden mit der Frage nach dem (eigenen) Sinn.

Ein Wert, der im Seminar dann häufig genannt worden ist, war Dankbarkeit. Dankbarkeit. Ich finde das schön und bin ... ja, sehr dankbar, wenn Menschen ein Gespür für sich selbst entwickeln und damit ein Gespür für ganzheitliches Denken und ihren eigenen Weg in beruflicher sowie privater Hinsicht finden.

So sollten sich psychologische Berater bewusst machen, dass unterschiedliche Kulturen auch verschiederartige Werte haben. Gerade auch der Bereich Migration und Integration beschäftigt sich mit den mitgebrachten und anzutreffenden Werten einschließlich daraus resultierender Probleme. Aber es geht nicht nur um unterschiedliche Kulturen. Die Seminarteilnehmer konnten sich erfahren und feststellen, dass man sich über manche Werte noch nie so richtig fokussierte Gedanken gemacht hat.

Ich fordere Sie als Leser auf: Blicken Sie auf Ihre Muster. Achten Sie auf Ihre Grundsätze. Seien Sie ehrlich mit sich selbst und fragen sich: „Ist das wirklich meins?“ Wir denken ständig über allen möglichen „Mist“ nach. Denken wir doch einmal an uns und über unsere Werte nach. Denken wir an unsere Klienten und daran, dass sie mitunter vielleicht ganz andere Werte im Fokus haben und diese anderen Werte ihre gelebte Realität beeinflussen.

Woher kommt z. B. der Glaube bei einigen Klienten, nicht gut genug zu sein? Warum haben Menschen Probleme, den Partner zu verstehen, der z. B. Abenteuer(lust), Offenheit und Mut als Werte angibt, wenn sie dabei selbst ein starkes Sicherheitsbedürfnis haben und Familie sowie den damit verbundenen Wert Fürsorglichkeit als „lebenswert“ erachten. Da spielen Werte eine entscheidende Rolle. Alles hat seinen Grund. Und jeder Lebensbereich ist ein Spielfeld voller Werte. Kein System ohne Werte. Doch sollten Werte auch gelebt und vor allem verstanden und hinterfragt werden.

Ähnliche oder sogar gleiche Werte verbinden Menschen z. B. in einem Unternehmen. Unterschiedliche, sich mitunter gegen- überstehende Werte tragen ein gewisses Konfliktpotenzial in sich. Wir sollten lernen, mehr (Werte) zu akzeptieren; uns für die Erfahrung von (neuen) Werten zu öffnen. Dies sollte jeder Mensch als Chance sehen und sich hinterfragen in seinen Werten und auch Ansichten – in seiner (Welt-)Anschauung. Was ist richtig? Was ist wichtig?

Ihre Klienten können sich fragen: Warum bin ich der Mensch, der ich bin? Sind das meine Werte oder immer noch „nur“ die meiner Erziehung? Welche Werte schätze ich an meinen Freunden, an meinem Chef und an meinen Kollegen? Das sind einige Fragen mit Mehrwert.

Eine andere Frage stelle ich Ihnen: Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass auf Ihrer Computertastatur die Buchstaben W, E, R, und T das längste sinnvolle Wort bilden? Vielleicht ein wert-volles Zeichen? Ich fordere Sie mit einem Schmunzeln auf den Lippen auf: Schauen Sie mal eben kurz oder gerne auch etwas länger auf Ihre Werte und auf sich.

Vielleicht schauen Sie ja mal auf Ihre Tastatur und schreiben mir dann, welche Werte Ihnen wichtig sind und wie Sie sie in der Beraterpraxis leben und erleben.

Ihnen heute noch
eine wert-volle Zeit.

Jenny MiosgaJenny Miosga
Geprüfte Psychologische Beraterin, Heilpraktikerin für Psychotherapie, Dozentin an der Paracelsus Schule Essen
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Foto: fotolia©luismolinero