Die Ehekrise als Chance!
Benötigen wir eine Paartherapie?
Selbst über Kleinigkeiten streiten wir!
Du hast mich verletzt!
Hast du eine Außenbeziehung?
Glück und Zufriedenheit in der Partnerschaft sind keine Selbstverständlichkeit, denn sie müssen aktiv miteinander gestaltet werden. Paare stehen immer wieder vor neuen Herausforderungen, häufig sind es Themen, die zunächst harmlos erscheinen, die mit der Zeit aber ein Paar schwer belasten können wie:
- die Organisation des Alltags
- der Umgang mit Geld
- Kommunikationsprobleme, andauernder Streit
- Außenbeziehung/Seitensprung
- emotionale Distanz/Gefühlsverflachung
- unterschiedliche Wahrnehmungen
- Streitigkeiten und Vorwürfe
- seelische Verletzungen/Kränkungen
- Uneinigkeit in der Kindererziehung
Bei diesen Konflikten empfehle ich gerne, eine Eheberatung in Anspruch zu nehmen, um gemeinsam nach einer Lösung zu suchen. Dazu gibt es ganz unterschiedliche Arten der Paartherapie, die Studien zufolge gleich wirkungsvoll sind.
Die Verhaltenstherapie versucht, im Hier und Jetzt Handlungsmuster in der Beziehung aufzudecken, um nach Alternativen zu suchen und neue Verhaltensweisen gemeinsam zu erarbeiten.
In der Systemischen Therapie werden festgefahrene Beziehungsgefüge aufgerüttelt und verschüttete Ressourcen wieder belebt.
Der tiefenpsychologische Ansatz versucht, die Verstrickung der Partner zu lösen, indem unbewusste Gefühlsmuster aus der Kindheit angeschaut und interaktiv gelöst werden.
Hat sich das Paar für eine Paartherapie entschlossen?
Wenn ja, gibt es meist zuerst eine Kennenlernstunde mit einem Therapeuten (immer m/w). Dann entscheidet sich das Paar mehr oder weniger spontan, ob die Chemie mit dem Paartherapeuten stimmt. Wichtig ist, dass beide Parteien in dieser Einschätzung gut übereinstimmen.
Ob eine Partnerschaft Hilfe benötigt, sieht man vor allem daran, wie sich die Paare miteinander auseinandersetzen, wenn es Probleme gab oder gibt. Dabei spielt die Kommunikation eine wesentliche Rolle – zu diesem Thema komme ich gleich noch.
Vorab möchte ich gerne erklären, dass jede Beziehung von ganz individuellen Charakteristika geprägt ist: Jeder bringt seine ganz eigenen Interaktionen mit hinein in die Verbindung, ob das alte Muster aus der Kindheit sind oder negative Erfahrungen aus früheren Beziehungen, die nicht immer nur von Vorteil waren. Deshalb empfehle ich meinen Klienten, dass sie sich gegenseitig ihre Gefühle erklären dürfen, ihre eigene innere Landkarte aufzeigen, wie sie empfinden. Das hat den Vorteil, dass sich das Gegenüber nicht angegriffen fühlt. Die Partner beginnen zu verstehen und können ehrlich und ruhig antworten.
Oft höre ich in der Paartherapie, manchmal sogar mehr von Frauen als von Männern: „Das macht mein Partner bestimmt mit Absicht, mich so zu ärgern, damit es mir schlecht geht.“
Fakt ist, dass es oft auch nur Übertragungen sind oder Gegenübertragungen stattfinden. Bei solchen Streitthemen korrigiere ich die Fehlannahmen und räume den Dissens aus, denn wir wollen letztendlich keine schmutzige Wäsche waschen, sondern lösungsorientiert arbeiten.
Bei Streitpaaren stelle ich oft diese Fragen:
- Was passiert in einem Jahr, wenn es mit Ihnen so weitergeht?
- Gibt es Zeiten, in denen Sie sich nicht streiten?
- Wenn ja, was machen Sie da anders, sodass Sie nicht in Streit kommen?
Ein paar Mal habe ich sogar Paare erlebt, die mich aufsuchten, um sich möglichst friedlich zu trennen. In der Sitzung ist so mancher mutiger und traut sich, letztendlich das Schlusswort auszusprechen.
Übrigens, haben Sie gewusst, dass 95 % der Paare aus Liebe geheiratet haben? (Focus Meinungsinstitut 2017)
Was macht eine gute Beziehung aus?
Die sieben Säulen der guten Beziehung
1. Miteinander kommunizieren. Das ist der erste Meilenstein in der Beziehung. Offen und ehrlich die Dinge ansprechen, die einem am Herzen liegen, ob es belastende Themen sind oder auch die Freuden des Alltags. Es können interaktive Probleme sein oder äußere, wie zum Beispiel das Arbeitsleben. Wichtig ist, dass sich die Paare gegenseitig die erlebten Gefühle beschreiben, also die innere Landkarte und Sichtweise. Somit können sie verstehen, dass und wie der Partner tickt.
2. Akzeptanz und Toleranz. In einer Beziehung können bestimmte Eigenschaften der Partner akzeptiert werden. Wenn ein Partner gerade mal Zeit für sich benötigt, sollte das akzeptiert werden, denn jeder von uns braucht auch mal seinen Freiraum. Toleranz in der Partnerschaft heißt so viel wie dulden, also annehmen und zulassen. Es sind meist Dinge, die uns zwar stören, aber dennoch geduldet werden.
3. Sexualität. Beim Thema Sex gibt es kein normal oder unnormal. Wer sich verliebt, möchte den anderen auch körperlich nah sein. Dadurch ist es Fakt, dass Paare dann öfters Sex haben und das ist gesund für Körper, Geist und Seele. Es ist bekannt, dass es beim sexuellen Akt eine Überflutung mit Glückshormonen gibt, der Bodenstoff Oxytocin und körpereigene Opioide ausgeschüttet werden. Sigmund Freud sagte schon: „Verliebtheit ist die schönste Form der Psychose“. Ganz ehrlich gesagt ist es aber auch in einer guten Beziehung normal, dass der Sex über die Jahre weniger wird. Dieses Thema darf also ebenso offen kommuniziert werden. Vielleicht gibt es dann andere Möglichkeiten?
4. Zuverlässigkeit. Bereits in der Kindheit sind wir darauf angewiesen, dass unsere Eltern oder Bezugspersonen zuverlässig da und uns nahe sind. Dadurch können wir Sicherheit und Vertrauen entwickeln. Dies gehört zur Selbstverständlichkeit. Stellen Sie sich vor, Ihnen passiert etwas und Ihr Partner wäre nicht zur Stelle – nicht auszudenken! Sich aufeinander verlassen zu können, vertieft jede Liebe. Vertrauen und Zuverlässigkeit sind der Grundstein für Ihre Beziehung.
5. Organisation des Alltags. Ihr Berufsleben ist genau strukturiert, es gibt wöchentliche Besprechungen im Team und die Abläufe sind wiederkehrend. Dann kommen Sie abends nach Hause und sehen den unordentlichen Haushalt: dreckiges Geschirr, ein nicht eingehaltener Putzplan, eine unzufriedene Familie und die Kinder müssen auch noch ins Bett gebracht werden. Zeit, den Haushalt nachhaltiger zu organisieren. Ein paar Tipps zu diesem Thema:
- Finden Sie heraus, wie Sie Ihren Haushaltsplan verbessern können.
- Schreiben Sie To-do-Listen.
- Bringen Sie eine Routine in den Haushalt hinein.
Wenn es sich um diese organisatorischen Themen dreht, setze ich gerne als Tool das „Zeitmanagement“ ein, so kommt relativ schnell Ordnung in das Leben.
6. Individualität. Wie viel lässt eine Beziehung überhaupt zu? Die anfängliche Partnerschaft besteht fast nur aus Gemeinsamkeiten, man ist schließlich unzertrennlich. Oft ist es so, dass eine gewisse Zeit das Eigenleben zugunsten der Verschmelzung auf der Strecke bleibt. Erst nach dem Wegfall der rosaroten Brille zeigt sich, wie tolerant der Einzelne den Bedürfnissen seines Partners gegenübersteht. Wenn das Eigenleben des Partners wieder beginnt, bereitet es einem gesunden, psychisch stabilen Menschen kaum Schwierigkeiten, wenn manchmal ein gewisser Abstand der beiden entsteht. Denn schließlich haben wir ganz unterschiedliche Bedürfnisse. Jeder Partner sollte berechtigt sein, seine Hobbys, Bedürfnisse ganz individuell auszuleben, selbstverständlich nicht in übertriebenen Maßen, sonst gibt es wieder Beziehungsstress.
„Der Regentropfen im Ozean,
ist wie das Individuum
in der Weltenseele“.
Maselkowski
7. Humor und Lachen. Ist das Nonplusultra in einer erfüllten Partnerschaft, dadurch können die Paare sogar oft einen Streit vermeiden. Häufig sage ich zu meinen Klienten: „Nehmen Sie doch ein Stück weit eine Humorschleife in Ihre Beziehung mit hinein, dann gelingt das Miteinander viel harmonischer“.
Am idealsten wäre natürlich ein ähnlicher Humor, manchmal reicht da nur ein Blick und schon gibt es was zu schmunzeln oder ein herzhaftes Lachen. Ganz ehrlich: Nehmen wir nicht alle das Leben viel zu ernst? Denken Sie daran, dass Erwachsene nur 15-mal am Tag lachen und Kinder 400-mal.
Vielfach kann Humor sogar eine angespannte Situation deutlich auflockern, die Paare können sich auch gegenseitig an alte Begebenheiten erinnern, bei denen sie einen großen Spaß hatten, und gedanklich dabeibleiben. Außerdem fördern Humor und ein herzhaftes Lachen auch unsere Endorphine: Serotonin wird ausgeschüttet und senkt unseren Stresslevel.
„Nichts in der Welt wirkt
so ansteckend
wie lachen und gute Laune.“
Charles Dickens
Ich würde mich freuen, wenn ich Ihnen die sieben Säulen einer guten Beziehung näherbringen konnte, und Sie nun verstehen, welche die wichtigsten Bestandteile einer gesunden Beziehung sind.
Zum Schluss möchte ich Ihnen sagen, dass es in der Paartherapie auch ganz rührende Momente gibt, die mich sehr beflügeln, wenn das Paar sich versöhnt, sich dabei tief in die Augen schaut, sich die Hände reicht und sich seine Liebe gesteht.
Dies ist mein Wunsch als Therapeutin, dass das Paar zu liebevollen Gefühlen zurückfindet und so Konflikte besser gemeinsam durchstehen, aushalten und lösen kann.
Literatur
Retzer, Arnold: Systemische Paartherapie, Verlag Klett-Cotta
Regina Koch
Heilpraktikerin für Psychotherapie, Psychoanalytische Paartherapeutin, Coach, Stressmanagement-Trainerin, Autorin