Coachingraum Natur
In meiner Arbeitswelt als Heilpraktikerin für Psychotherapie habe ich im Laufe vieler Jahre festgestellt, dass es nicht die eine Methode gibt, die für alle Klienten gleichermaßen hilfreich ist. Insofern war es für mich wichtig, den eigenen Methodenkoffer möglichst immer wieder zu erweitern, um in der Lage zu sein, auf meine Klienten individuell eingehen zu können.
Die Grundausstattung jedes Therapeuten/ Coachs sind an dieser Stelle zunächst einmal die eigenen Erfahrungen. Dank verschiedener Ausbildungen und eigener Therapien wurde mir bewusst, dass eine wirkliche Veränderung in meinem Leben nicht die Gesprächsebene bewirkt hat, sondern darüber hinaus neue Erlebnisse und körperliche Eindrücke notwendig waren.
Als ich dann zum ersten Mal den Coachingraum Natur erlebte, wurde mir bewusst, wie natürlich und eindrücklich die Natur den Coachingprozess unterstützt. Um diese Besonderheiten der Natur zu verstehen, habe ich mich damit auseinandergesetzt, sowohl mit dem Naturcoaching im Allgemeinen als auch mit den verschiedenen Naturräumen und den Heilkräften der Natur. Diese Erfahrungen möchte ich gerne mit anderen Menschen teilen, um aufzuzeigen, wie heilsam und besonders der Coachingraum Natur ist.
Naturcoaching – arbeiten in und mit der Natur
Naturcoaching unterscheidet sich von anderen Coachingmethoden im Wesentlichen dadurch, dass das Coaching in der Natur stattfi ndet. Durch das Eintauchen in die Natur wird diese automatisch Teil des Prozesses. Der Klient erlebt sich in der Natur und nimmt Kontakt mit dieser auf, während der Coach ihn begleitet. Dabei ist es vor allen Dingen wichtig, dass der Coach genug Zeit und Raum gibt, um den Erlebnisprozess nicht zu stören, denn oft ergeben sich Antworten durch dieses Erleben und Eintauchen. Die Natur ist demnach genauso Unterstützer wie der Coach. Der Coach kann durch sein individuelles Methodenspektrum Impulse setzen. Dabei lassen sich die herkömmlichen Methoden eines Coachings in die Natur übertragen, während diese mit all ihren positiven Einfl üssen eine große Unterstützung ist. Der Mensch wird in der Natur in der Regel ruhiger und ausgeglichener, da die Natur Stress mindert. Bewegung fördert zusätzlich die Gesundheit. Die Sinne werden aktiviert und die Achtsamkeit nimmt zu. Der Aufenthalt in der Natur fördert das Gefühl von Zugehörigkeit und Selbstwirksamkeit.
Allein dadurch kommt dem Naturraum eine hohe Bedeutung zu, sodass der Coach auf jeden Fall den Kontakt zur Natur stärken und nicht unterbrechen sollte. Somit ist Naturcoaching ein individueller, kreativer Ansatz, der um den Naturraum erweitert wird. Der Naturcoach ist Vermittler zwischen dem Naturraum und dem Klienten. Je mehr er über die Natur weiß, umso eher kann er situativ sinnvolle Impulse geben.
Positive Aspekte des Naturraums
Durch wissenschaftliche Studien hat man festgestellt, dass der Aufenthalt von einem Tag im Wald die Anzahl unserer Killerzellen um 40% steigen lässt und deren Aktivität um 50% erhöht.
Diese Killerzellen können veränderte Körperzellen erkennen und zerstören. Dabei versteht man unter veränderten Körperzellen Krebszellen oder Zellen, die von Krankheitserregern befallen sind. Dieser Effekt hält ca. sieben Tage lang an. Der Aufenthalt von zwei bis drei Tagen im Wald erhöht die Anzahl und Aktivität dieser Killerzellen bis zu 30 Tagen. Außerdem werden bei einem Aufenthalt im Wald vermehrt Anti-Krebs-Proteine produziert.
So konnte Professor Qing Li von der Nippon Medical School in Tokio nachweisen, dass die Menschen, die in bewaldeten Gebieten wohnen, seltener an Krebs sterben als in Regionen ohne Wald.
Diese Effekte entstehen durch sog. Terpene (Botenstoffe), die den Pflanzen als Kommunikationsmittel dienen und die zum Teil mit unserem Immunsystem kommunizieren. Die Terpene sind vermutlich für die immunstärkende Wirkung der Waldluft verantwortlich. Um diese Wirkung optimal zu nutzen, empfiehlt Professor Qing Li, zwei Stunden im Wald zu bleiben und dabei ca. 2,5 km zurückzulegen, ohne sich dabei anzustrengen. Sobald man müde ist, empfiehlt er eine Pause an einem Ort, an dem man sich wohlfühlt. In der Pause kann man lesen, meditieren oder einfach entspannen.
Durch Atemübungen aus dem Yoga und Qi Gong kann die Aufnahme der heilsamen Stoffe unterstützt werden. Um die Killerzellen dauerhaft zu vermehren, sollte man im Monat zwei bis drei Tage im Wald verbringen.
Professor Li konnte außerdem mithilfe von Urinproben belegen, dass die Stresshormone Cortisol und Adrenalin bei einem Tag im Wald reduziert werden.
Darüber hinaus wird durch die Waldatmosphäre der Vagus aktiviert, der Nerv der Ruhe und Regeneration. Naturerlebnisse und Waldwanderungen senken laut koreanischer und japanischer Wissenschaftler erhöhten Blutdruck und beruhigen die Herzfrequenz.
Wie wirkt sich die Natur auf unsere Psyche aus?
Seit Jahrzenten gehen vor allen Dingen Wissenschaftler aus den USA dieser Frage nach, mit dem Ergebnis, das die Natur uns guttut. Dabei konnte das Ergebnis durch folgende Wirkungen bestätigt werden:
- Blutdruck, Puls und Cortisol-Gehalt im Blut sinken.
- Der Herzrhythmus reagiert flexibler auf Belastungen und schlägt ruhiger.
- Die Muskeln entspannen sich.
- Die Konzentration verbessert sich.
- Positive Gefühle nehmen zu und erscheinen wichtiger als zermürbende Gedanken.
- Naturerlebnisse machen uns sozialer, toleranter und steigern die Frustrationstoleranz.
Diese Effekte sind laut einer Analyse durch Jo Barton von der University of Essex bereits nach kurzer Zeit vorhanden. Nur fünf Minuten Spazierengehen hebt die Stimmung und das Selbstwertgefühl erhöht sich.
Die Bedeutung verschiedener Naturräume
Die Umweltpsychologie befasst sich mit der Wirkung verschiedener Landschaftstypen auf den Menschen. Dabei spielen Farben, Düfte, Geräusche und auch das Licht eine Rolle, deren Wirkung jedoch noch wenig erforscht ist.
Ein US-Forscherteam von der University of Virginia fand heraus, dass introvertierte Menschen sich in den Bergen am wohlsten fühlen und extrovertierte das Meer lieben. Fest steht, dass wir intuitiv Plätze in der Natur aufsuchen, die uns etwas spiegeln können. Orte, an denen wir uns wohlfühlen und wo wir mit unseren Themen in Kontakt treten. Dabei zeigen sich viele Themen in der Natur, die auch in unseren Leben auftauchen, d.h. Landschaften spiegeln unsere Stimmungen und Wünsche. So finden wir Licht und Schatten, Berg und Tal, Verletzung und Vitalität – um nur einige Analogien zu nennen. An einem Fluss zu sitzen und das Fließen des Wassers oder aber auch Stauungen zu beobachten, hat eine andere Qualität, als in einer Höhle zu sein. Allgemein streben wir eher nach Weite und befreienden Horizonten, wenn wir uns in unserem Leben beengt fühlen. In Momenten von Innenschau würde uns die Weite irritieren. In diesen Zeiten ziehen wir eher einen geborgenen Raum vor wie eine Höhle, einen Wald oder ein Tal.
In unserem Sprachgebrauch benutzen wir Sprichwörter wie: „Ich sehe den Wald vor lauter Bäumen nicht“, „Das Dickicht der Vorurteile“, „Am Abgrund stehen” oder „Sich einen Weg bahnen”. Das löst bei jedem Menschen ein anderes Gefühl aus und es ist letztendlich entscheidend, wie die Natur individuell auf jeden Menschen wirkt und welche Symbole welche Bedeutungen hervorrufen. Die Landschaften sollen dabei nicht in „besser” oder „schlechter” bewertet werden, sondern eher in „passend” oder „nicht passend” für den jetzigen Moment. Auch ist es nicht nötig, sich nach der Landschaft zu sehnen, die nicht vor Ort ist. Überall in der Natur, egal an welchem Ort, erwarten dich unglaubliche Geschenke. Das eigene Gefühl ist ein guter Gradmesser dafür, wohin die Reise gehen soll. Wenn bestimmte Landschaften tunlichst vermieden werden, dann verbirgt sich dahinter unter Umständen ein Thema, welches angeschaut werden mag.
Der Berg – der Gletscher
Am Berg finden wir die Möglichkeit, von oben auf etwas zu schauen; der Abstand zu den Dingen ist größer und wir haben das Gefühl, uns einen Überblick verschaffen zu können. Wir erhalten eine Übersicht auf unsere Themen und bekommen dadurch mehr Klarheit. Auf dem Berggipfel angekommen, können wir außerdem innerlich stolz auf den erbrachten Aufstieg sein, Glück, Freiheit oder Erhabenheit empfinden. Neue Horizonte werden sichtbar und eine Rückschau kann mit Abstand erfolgen.
In Berglandschaften treten wir aus der Ebene hinaus und können dadurch noch leichter in eine höhere Etage unseres eigenen Bewusstseins treten und näher an unserer eigenen Spiritualität sein.
Ein Gletscher bietet einen besonderen Anblick, der nicht oft zu fi nden ist. Wir wissen nicht, was sich unter dem Gletscher verbirgt, insofern ist er wie eine Schatzkammer der Vergangenheit. Im Eis können viele Dinge bewahrt und konserviert werden. Am Gletscher zu sein kann unterstützen, seine eigenen, tief verborgenen Geheimnisse zu erkennen bzw. sich damit auseinanderzusetzen. Bei einer Gletscherwanderung sollte jedoch immer ein erfahrener Führer dabei sein, da Gletscherspalten durch tiefe Einschnitte gefährlich sein können.
Der Fluss und seine Landschaften – das Moor
Flüsse strahlen Bewegung und Lebendigkeit aus. Sie stehen für Veränderungen und stellen gewissermaßen die Lebensadern unseres Planeten dar. Dabei ist die Kraft des Wassers in der Lage, alles zu gestalten und zu verändern. Sie kann ganze Landschaften formen oder Materialien wie Glas verändern. Das Element Wasser bringt uns mit unseren Gefühlen in Kontakt und kann dadurch auch hier etwas ins Fließen bringen.
Da Wasser lebensnotwendig ist, fühlen wir uns in Landschaften mit Wasser am wohlsten. Flüsse und Bäche können durch ihre Bewegungen die spielerische Seite in uns anrühren. Diese Landschaftsform kann jedoch sehr unterschiedlich sein und so verschiedene Gefühle in uns auslösen. Wenn wir uns am reißenden Fluss wohlfühlen, dann hat das auch mit unserem inneren Gemütszustand zu tun. Sehnen wir uns eher nach einem ruhigen Fluss, dann sind wir innerlich auch eher ausgeglichener.
Das Moor wurde in früheren Zeiten gefürchtet, da es ein Ort böser Geister und bedrohlich bis tödlich war, wenn man sich hier verirrte. Heutzutage nutzt man die Heilkraft des Moores in Form von Naturbädern und Moorpackungen.
Ein Gang durch Moorlandschaften kann unterschiedliche Gefühle auslösen. Während dem einen die Moorlandschaft nach wie vor geheimnisvoll bis gefährlich erscheint, wird bei anderen Menschen ein Gefühl von Frieden und Stille eintreten.
Der Wald - die Wiesen und Felder
Die Heilkraft des Waldes wurde bereits beschrieben. Welches Gefühl löst darüber hinaus der Wald beim Menschen aus? In einem Wald fühlen sich viele Menschen geborgen und kommen zur Ruhe. Stress wird gelindert und das Selbstwertgefühl wird angehoben. Die Bäume stehen symbolisch für Fruchtbarkeit, Wachstum und Leben. Darüber hinaus kann der Wald jedoch auch sehr ambivalente Gefühle auslösen. Neben dem Gefühl von Geborgenheit kann er etwas Geheimnisvolles, Wildes oder gar Beängstigendes darstellen. Andererseits konzentrieren wir uns hier auf das Wesentliche und können Kräfte sammeln.
Gerade im Frühling sind Wiesen mit ihren Blumen ein besonderer Anblick. Wir sehen, wie das Leben wieder in seiner ganzen Kraft erwacht und können unter Umständen daran andocken. Sie spiegeln uns Erneuerung, Frische und das Leben in all seinen Farben. Wiesen und Felder vermitteln ein Gefühl der Weite und Freiheit. Sie sind frei, großzügig und offen. Verschneite Wiesen im Winter bringen uns ganz viel Helligkeit, verdecken dabei aber gleichzeitig alle Pfl anzen, Tiere oder Gegenstände.
Das Meer – die Insel
Weltweit entscheiden sich zwei von drei Urlaubsreisenden für das Meer, das somit die größte Anziehungskraft der Landschaften ausübt. Mit dem Meer verbinden wir Urlaub, Entspannung, Regeneration und Heilung. Wenn wir uns am Meer befinden und den weiten Blick genießen, dann stellt sich automatisch ein Gefühl der Weite und Freiheit ein. Unendlichkeit, Zugehörigkeit und ein Gefühl von Ewigkeit kann entstehen.
Wir hören das Meer rauschen und das ist in der Regel sehr beruhigend, ähnlich wie Meditationsmusik. Die Wellen haben dabei einen ähnlichen Rhythmus wie unser Atem. Die blau-grün-türkisen Farben wirken ebenfalls beruhigend sowie entkrampfend und stressmindernd. Die vielen Sinneseindrücke machen uns glücklich und das küstennahe Klima stärkt das Immunsystem.
Eine Insel kann sehr unterschiedliche Gefühle und Bedürfnisse auslösen. Oft steht sie für Urlaub, Freiheit und Unabhängigkeit. Wir fühlen uns wohl, geborgen und vielleicht gerettet. Andererseits kann eine Insel ein Gefühl von Begrenzung bis zur Isoliertheit vermitteln. Da wir jedoch in der Regel keine Insel vor der Haustür haben, empfiehlt es sich, Inseln zu schaffen oder zu suchen – wie z.B. auf einer Waldlichtung, einem Hochsitz oder an einer Flussschleife.
Stimmen zum Naturcoaching
Ich bin immer wieder überrascht, was die Natur in der Lage ist zu spiegeln. Ich finde mich in ihr wieder. Sie zeigt mir die Kostbarkeit meines Lebens und jedes einzelnen Individuums. Dieser Schatz hat über das Erkennen des persönlichen Selbstwerts hinaus wiederum Auswirkungen auf die Natur. Da ich ihren Wert sehe, gehe ich bewusster mit ihr um.
Rita: Coaching in Verbindung mit meiner Natur war ein bodenständiges Wundern mit einem Ergebnis, dass sich leicht anfühlt.
Stephan: Die Natur ist ein wundervoller und sanfter Coach und ein sehr klarer und liebevoller Spiegel!
Jan: Mit einer Leichtigkeit vom Kopf in die Natur eintauchen, um festzustellen, es ist alles da!
Birte: An Themen zu arbeiten, Wege und Richtungen zu finden, das geschieht in der Natur mit einer ganz eigenen Leichtigkeit.
Dieter: Das Arbeiten mit anderen und an mir in der Natur nährte meine Seele auf ganz besondere Weise. Es ruft in mir immer wieder Dankbarkeit für die Fülle dessen, was immer da ist, hervor!
Kerstin Peter
Heilpraktikerin für Psychotherapie, Naturcoach, Körperpsychotherapeutin, Entspannungstrainerin, Core Dynamik Therapeutin