Buchbesprechungen
Ein Kompetenztraining – aber was für eins! Dort ansetzend, wo es am sinnvollsten ist – an der Basis, in Kindertagesstätten und Grundschulen. Zu einer Zeit, wo die Entwicklung einen großen und entscheidenden Schritt macht, in der Vorschul- und Grundschulzeit. In dieser Zeit ist es enorm wichtig, eigene Bedürfnisse und die der anderen wahrzunehmen, zu erkennen und sich diesbezüglich sozial kompetent zu verhalten bzw. verhalten zu können. Wichtige Voraussetzungen also, um in der Schule und im späteren Leben und Berufsleben klarzukommen. Es steigert das Selbstwertgefühl und somit die Widerstandsfähigkeit der teilnehmenden Kinder, was sich auf das soziale Umfeld dieser ebenso positiv auswirkt. Genau hier setzt die Autorin an. In einem zehnwöchigen Gruppentrainingskurs, in dem alle fünf Sinne einbezogen werden. Liebevoll eingebettet in das Leben und die Geschichten der Herzwesen. Die Herzwesen sind Wesen, konzipiert aus der Lehre der Archetypen nach C. G. Jung und zudem in Handarbeit individuell gefertigte Handpuppen, die die Kinder durch diesen Kurs begleiten, sie unterstützen und animieren. Ihnen Mut geben, ihre Gefühle ernst zu nehmen und offen zu äußern.
Dieses Manual ist bereits positiv evaluiert und begeistert von Kindern, ihren Eltern, den Kindertagesstätten und Grundschulen angenommen worden. Es läuft mittlerweile mehr als sechs Jahre erfolgreich, und die Nachfrage nach diesem Training wächst. Neben den vorgestellten einzelnen Manualbausteinen sind alle Arbeitsblätter in Kopiervorlagen, Fragebögen und zudem wichtige Informationen für damit Arbeitende in diesem Fachbuch enthalten. Die Ausbildung zur/zum Herzwesen-Trainer/in werden von der Autorin angeboten und durchgeführt. Ohne viel vorwegzunehmen sei es jedem Interessenten zum Lesen empfohlen. Es bringt jede Menge Fachwissen und Vorfreude auf die Arbeit mit diesem Manual, welches auch als Einzelsetting und in anderen Settings, individuell abgewandelt, angewandt werden kann. Es ist der Autorin gelungen, mit viel Herz und Feinfühligkeit ein Trainingsprogramm zu entwickeln, welches wie selbstverständlich und mit großer Begeisterung von den Kindern angenommen wird. Besonders positiv ist hervorzuheben, dass die Autorin die Leser in Beispielen daran teilnehmen lässt.
Rezension: Petra Assert,
Heilpraktikerin für Psychotherapie
Herzwesen – Lernen mit allen Sinnen, Marie-Anne Raithel, Shaker-Media, ISBN 978-3-8440-1054-1
„Vom Umgang mit der Liebe“ ist, wie der Titel erahnen lässt, Ratgeber mit Praxisorientierung. In kurzen Einleitungen behandelt der Autor jeweils die verschiedenen Facetten klassischer Partnerschaftsspannungsfelder wie Kommunikation und Interaktion sowie auch Konfliktthemen, die jeder Partner mit sich selbst hat, wie z. B. Alltagsstress oder Beziehungsmuster, die aus früheren Partnerschaften oder Erfahrungen mit den Eltern in die aktuelle Beziehung eingebracht werden.
Das Buch ist in übersichtliche kleine Kapitel eingeteilt, bei denen der Leser im Einstieg mit einer kurzen Konfliktbeschreibung abgeholt wird, dann aber sehr schnell durch sogenannte Experimente mit Übungen in einen Selbsterfahrungsteil oder in eine Partnerübung geführt wird. Hierbei werden Stressabbautechniken vermittelt, selbstreflexive Fragen erörtert. Der Fokus liegt überwiegend auf Selbstverständnis, Selbstakzeptanz und Lösungsorientierung. Es ist ein hilfreiches Praxisbuch zur Arbeit mit sich selbst oder für Paare, die wechselseitig zur Reflexion und Veränderung bereit sind. Paaren, die gefühlt schon in der Sackgasse stecken, empfiehlt sich, sich einem Berater oder Therapeuten anzuvertrauen, der zum Beispiel mithilfe der Übungen und Fragestellungen in dem Buch sie durch den Prozess begleitet und diesen moderiert. So kann sich das Paar ganz auf sich konzentrieren und muss nicht gleichzeitig metaperspektivischtherapeutisch den Übungsleitfaden im Blick behalten. Berater und Therapeuten erhalten mit dem Buch hilfreiche Anregungen und Fragestellungen für Interventionen im Beratungsprozess. Das Inhaltsverzeichnis gibt einen guten Überblick über Techniken aus den Bereichen Veränderung, Krise, Kommunikation, Selbsterfahrungsübungen (z. B. Selbstwert, innere Anteile, Lebenswünsche) und Übungen zur Begegnung mit dem Partner, die in der Praxis durchgeführt oder mit den Klienten zur Selbsthilfe trainiert oder als Hausaufgabe zur Erarbeitung mitgegeben werden können.
Rezension: Melanie Weishaupt,
Heilpraktikerin für Psychotherapie, Betriebswirtin
Fabian Lenné, Vom Umgang mit der Liebe Eigenverlag, ISBN 978-1-4818-3158-1
Aus anderen Büchern des Autors trifft man eine Menge alter Bekannter wieder. Nicht nur in den Fallbeispielen begegnen sie uns wieder, sondern auch in den unterschiedlichen Erläuterungsansätzen der therapeutischen Vorgehensweise. Die Beispiele selbst sind außerordentlich breit gefächert, 14 verschiedene Typen werden hier vorgestellt, von daher haben sehr viele Menschen die Chance, sich in z. B. in „Herrn Schüchti“ oder „Frau Ojehmineh“ wiederzufinden.
Somit ist dieses Buch ungeheuer kurzweilig und amüsant geschrieben, witzige Cartoons tragen zur Auflockerung ebenso bei wie originelle Anmerkungen des Autors. Der Leser ist ständig zur Überprüfung des Gelernten aufgefordert, wenn er möchte kann er anhand von Übungsmaterialien seine eigenen Denkfallen aufspüren und sie mithilfe seiner neuen Erkenntnisse bearbeiten. Auch gehören zu den Aufgabenstellungen und Arbeitsblättern an dieser Stelle wieder Online-Materialien, die man sich von der Seite des Verlages herunterladen kann.
Auch wenn dieser Band so locker flockig daherkommt geht der genauso in die Tiefe wie die Einführung in die KVT. Es ist eine sehr sinnvolle Ergänzung
Rezension: Heidi Kolboske,
Heilpraktikerin für Psychotherapie
Harlich H. Stavemann, Im Gefühlsdschungel, Emotionale Krisen verstehen und bewältigen, Beltz-Verlag, ISBN 978-3-6212-7630-6
Nein, dieses Buch ist weder von einem Pädagogen, Therapeuten oder Mediziner geschrieben, sondern von einem leidenschaftlichen Großvater, der seinen Enkelsohn über alle Maßen liebt.
Der Autor, Hans Moll, lässt keinen Zweifel daran, dass er sich mit der Diagnose ADHS, die ja eigentlich keine Diagnose, weil keine Krankheit ist, nicht abspeisen lassen will. Sein Enkelsohn Tom ist nun einmal anders als die anderen, zugegebenermaßen nervig, anstrengend, laut und chaotisch, aber ist er deshalb weniger liebenswert oder förderungswürdig? Mit aller Entschlossenheit geht der Opa an das Thema heran, packt den Stier quasi bei den Hörnern und nimmt sich seines Enkelsohnes an, den ihm seine völlig überforderte Tochter zur Erziehung anvertraut. Er informiert sich mit aller Sorgfalt über dieses Persönlichkeitsbild, indem er Studien liest und Abhandlungen mehrerer Kinder- und Jugendpsychotherapeuten durcharbeitet. Allein das Verständnis von ADHS genügt aber nicht, um gelegentlich auch den Rand von Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung zu streifen.
Aber so sehr der Junge auch eine Plage sein kann, so ist er auch kreativ, ideenreich und witzig. So respektlos er sein kann, so liebevoll ist er auch. Der Großvater würdigt in erster Linie die positiven Eigenschaften des Jungen und verwahrt sich bewusst vor Stigmatisierung und Vorurteilen. Und ganz ohne Ritalin geht es dann eben doch nicht, wenngleich im ersten Drittel des Buches ein frenetisches Plädoyer dagegen zu lesen ist: „Der Stempel ADHS, der den Kindern zunehmend aufgedrückt wird, und die damit einhergehende Verabreichung von Psychopharmaka ist ein Seelenmord an unseren Kindern. Wir rauben ihnen damit eine lebenswerte Zukunft, machen sie zu körperlichen und geistigen Krüppeln und Abhängigen der Pharmaindustrie! Anstatt die Ursachen anzugehen, werden Kindern wesenszerstörende Drogen verabreicht – um sie leichter lenkbar zu machen.“ Na, das ist doch mal eine Ansage!
Da in vielen betroffenen Familien die Hilflosigkeit überwiegt, werden den Kindern mehr Tabletten verabreicht, als es nötig wäre, wenn man stattdessen den Kindern eine angemessene Führung oder Lenkung angedeihen ließe.
Der Protagonist dieses Buches hat nun das unverschämte Glück, dass seine Großeltern, wenngleich berufstätig, immer noch über genügend Zeit verfügen, um sich angemessen mit ihm und seiner Besonderheit zu beschäftigen.
Dabei verschweigt der Autor nicht, dass gerade auch die Großmutter häufig am Ende ihrer Kräfte angekommen ist.
Und die Begriffe, die der Autor sehr häufig verwendet, erweckten den sicherlich falschen Eindruck, dass er ein wahrer Feldwebel sein muss, der den Jungen mehr drillt, als ihn liebevoll ins Leben zu führen. Erziehung, Bestrafung, Konsequenz, Regeln sind diese häufig verwendeten Vokabeln, die manchmal schon befremdlich wirken.
Auf der anderen Seite stehen die anrührenden Liebeserklärungen des Enkelsohnes an den Großvater.
Hans Moll erhebt nicht den Anspruch, einen Erziehungsratgeber für von ADHS betroffene Familien geschrieben zu haben. Es soll „Mut machen, dass Liebe und Zuwendung, Geduld und Nachsicht am Ende zu einem unverhofften, guten Ergebnis führen können“. Und eine These sollte den Angehörigen von ADHS-Kindern unbedingt zu denken geben: „Ritalin ohne Liebe und Zuwendung bleibt ohne nachhaltige Wirkung!“
Rezension: Heidi Kolboske,
Heilpraktikerin für Psychotherapie
Hans Moll, Ritalin und die Liebe, Verlag Traugott Bautz, 149 Seiten, ISBN 978-3-8830-9775-6
Was braucht es, um ein wirklich guter Mensch zu sein? Mit dieser Frage beginnt der bekannte kalifornische Psychotherapeut, Lehrer und Autor David Richo sein neuestes Buch und regt damit bereits im Titel an, über unser Leben nachzudenken. Und noch vielmehr: Aus seiner langjährigen therapeutischen Erfahrung heraus hat er ein Programm entwickelt, das uns unterstützt, unsere besten Seiten zu kultivieren. Die These des Therapeuten: Das Gute wohnt in uns. Wir müssen nur lernen, es zu leben und unser Potenzial von Liebe, Güte und Mitgefühl zu aktivieren.
Das heißt z. B. Irrtümer als Erfahrungen zu sehen, Fehler als wertvolle Pforte zur Demut zu betrachten, Ja sagen zu lernen, zu dem wie es ist, neidlos zu akzeptieren, wenn andere in der Warteschlange des Lebens vor uns dran sind. Der Autor zeigt immer wieder Grenzen auf zwischen Begehren und Unersättlichsein, Kooperation und Unterwürfigkeit, intelligentem Urteilsvermögen und abwertender Beurteilung. Die positive Einstellung zum Leben sieht Richo als spirituelle Übung, mit der die Menschen zur inneren Ganzheit gelangen können.
In seiner Arbeit verbindet David Richo die Psychologie C. G. Jungs mit spirituellen Ansätzen aus Hinduismus und tibetischem Buddhismus. Als Buddhist gibt er uns zugleich eine kleine Anleitung zur Achtsamkeit, die dabei hilft, unsere Authentizität zu stärken, denn nur dann sind wir für andere vertrauenswürdig und können gelassen und freundlich bleiben.
Die unterschiedlichen Lehren verbindet der Autor in 36 praktischen Übungen und hilfreichen Affirmationen, die einen Zugang zu unserem Innersten schaffen und dabei unterstützen, die Herausforderung des Lebens anzunehmen, die Realität zu akzeptieren, in achtsamer Präsenz zu sein – kurz in Einklang mit uns und der Welt zu leben und sukzessive zu einer spirituellen Transformation zu gelangen.
Das Buch ist eine wertvolle Gebrauchsanweisung für ein Leben als aufrechtes und liebevolles Menschenwesen und eine wunderbare Einladung zu einem spirituellen Abenteuer.
Allerdings erfordert es ein gewisses Maß an Selbstreflexion, die Fragen sich selbst gegenüber ehrlich zu beantworten und daraus auch praktische Schlüsse zu ziehen; das Gerüst unserer bisherigen Überzeugungen und Glaubensmuster zu überwinden, die in unserer Persönlichkeit verankert sind und uns wider allen intellektuellen Verstehens dennoch allzu oft blockieren. Unterm Strich bleibt aber die zentrale Erkenntnis: Mit Integrität und liebender Güte gelangen wir zu innerem Wachstum.
Mut und Demut. Güte und Begabung. Verantwortung und Verbundenheit – alles große Wörter. Richo scheut nicht, sie zu nennen. Seine Sprache ist klar, sanftmütig, fast poetisch. Er will nicht bekehren, vielmehr ermuntern. Er fordert nicht, sondern lädt ein. Seine Überzeugung vom guten Kern in uns liest man zwischen jeder Zeile. Genau daraus erschließt sich diese enorme Kraft des Buches, das ein ständiger Begleiter in der Handtasche sein sollte: „Ich werde niemals aufgeben, daran zu glauben, dass in jedem Menschen Gutsein innewohnt und das es durch Liebe hervorgerufen werden kann.”
Rezension: Ela Windels
Heilpraktikerin für Psychotherapie
David Richo: Der gute Kern in uns. Mit Achtsamkeit und liebender Güte zu innerem Wachstum. Windpferd Verlag, 168 Seiten, ISBN 978-3-8641-0042-0
Das Buch geht schon gut los: Eine Weltbühne wird vorgestellt, und indem sie privat besetzt wird, ist der Leser gleich gefangen. Dann entfaltet der Autor die Bühne, und schon bald möchte ich einfach immer weiterlesen.
Obwohl wir diese Bühne kennen, finden wir in ihrer Beschreibung doch überraschende Momente und Blickwinkel. Innere Weltbühne, erster und zweiter Teil, mit allen zeitlichen, bewussten, unbewussten, räumlichen und körperlichen Dimensionen: der Autor hat das intelligent und anschaulich beschrieben. Und indem er alle Dimensionen gleichzeitig betrachtet, hebt er die leidige Dreiteilung des Menschen in Körper, Seele und Geist auf und zeigt uns ein ganz- und einheitliches Menschenbild, wobei es ihm auch noch gelingt, den imaginierten Weg in die reale Gegenwart hinein zu führen. Zugleich beschreibt er kenntnisreich, was bei der Begegnung mit einem Menschen in uns geschieht.
Ich gestehe, die Neurobiologie ist eines meiner Lieblingsfächer, und so fand ich mich in diesem Buch reich belohnt für den Mut, mich in meiner Vorlesungszeit einem 430-Seiten-Buch zu nähern. Die Neurobiologie, so, wie sie uns der Autor vorstellt, ist ein Instrument der Aufklärung im Sinne Immanuel Kants: als ein weiterer Schritt des Ausgangs aus der selbstgewählten Abhängigkeit hin zu einem tieferen Verständnis der eigenen Person. Der Autor beschreibt uns z. B. Wahrnehmungsprozesse, die uns auf eine angenehme Art bei der Hand nehmen und durch die eigene Erfahrung, während des Lesens (!) führen: „... wobei jeder sich prüfen möge, ob ihm Bewusstseinserfahrungen dieser Art selbst geläufig sind“. Ich finde, das ist eine ausgesprochen anschauliche Art, Wissen und Verständnis zu vermitteln. Indem wir auf eigene Erfahrungen verwiesen werden, lernen wir zuverlässiger uns selbst in der Welt kennen. Der Zusammenhang zwischen Lernen, Weltbild und Ereignissen wird um ein überraschendes Stück deutlicher. Zwischendurch gibt es immer wieder Fallbeispiele aus der psychotherapeutischen Arbeit mit Behandlungsverläufen, die einerseits dem Geist des Lesers eine Pause vergönnen, andererseits veranschaulichen, was er bisher gelernt hat.
Der Autor stellt uns sein Thema, die Komplexität des Menschen in seinen vielen Dimensionen, gut strukturiert vor, mit einer klaren, wenn auch anspruchsvollen Sprache, was das Lesen für mich zu einem Genuss gemacht hat. Er beschreibt uns Identität, Erinnerung, Phantasie, neuronale Mechanismen und Wunscherfüllung. Dazu nutzt er einerseits die Möglichkeiten der Positronen-Emissions-Tomografie, verweist aber im nächsten Kapitel gleich auf die Unersetzbarkeit der Psychotherapie gegenüber den Psychopharmaka. Das Literaturverzeichnis umfasst 10 eng bedruckte Seiten mit Philosophen, Psychologen, Biologen, Psychiatern und James Joyce, und das merkt mandem Buch an.
Das Buch beschreibt den Status quo der Neurobiologie, und man könnte denken: Was schert mich das! Aber es ist ja nicht so, sondern indem wir erkennen, wie wir selbst funktionieren, lernen wir etwas auch über die Menschen, die hilfesuchend zu uns Psychologischen Beratern und HP für Psychotherapie kommen. Und so vermittelt dieses Buch etwas, was in der alltäglichen Praxis enorm wichtig ist: Bildung, Selbstverständnis und damit: Souveränität. Ich versichere Ihnen, in unserer Arbeit ist das sehr hilfreich. Mir hat das Buch sehr gut gefallen. 4,9 von 5 Punkten. Und der fehlende 0,1-Punkt? Ich hätte mir statt 26 Abbildungen 52 gewünscht.
Rezension: Thomas Schnura,
Heilpraktiker, Psychologe M. A.
Friedrich-Wilhelm Deneke, Psychodynamik und Neurobiologie, Schattauer, 2013 ISBN 978-3-7945-2949-0
Coaching wird immer beliebter, ob in der Psychotherapie oder als Vorgesetzter und Führungskraft: Viele Berufstätige können von den Methoden profitieren. Gerade wenn Sie mit Menschen arbeiten, ist es wichtig eine emphatische Kommunikation zu beherrschen, um das bestmögliche Potenzial aus dem Kunden und sich selber zu schöpfen.
In „How to coach“ fasst Ina Hullmann viele Methoden aus der kunterbunten Welt der alternativen und herkömmlichen Wissenschaften zusammen, um dem Leser auf humorvolle Weise ihre Sicht zu vermitteln. Das gesamte Werk ist ähnlich einer sehr ausführlichen Menükarte aufgebaut. Es beginnt mit einem Aperitif, in dem sieben Grundsätze des Denkens und Handelns vorgestellt werden. In den vier Hauptgängen werden unter anderem die Ordnung in der emotionalen und mentalen Welt, der Zielsetzung auf allen Ebenen des Lebens, das Freisetzen von Ressourcen sowie die Lösung vorhandener innerer Blockaden behandelt.
Dabei bedient sich die Autorin des Grundsatzes: zuerst sich selbst kennen und lieben zu lernen, bevor man sich an anderen versucht. Ihr witziger, anschaulicher und motivierender Schreibstil lässt den Inhalt wie Butter ins Gehirn schmelzen. Mit den vielen Übungen, farbigen Darstellungen und den immer wieder auftauchenden „Spickzetteln“, in denen die wichtigsten Fragen bestimmter Themenbereiche zusammengefasst sind, bekommt man das Gefühl, wirklich professionell beraten zu werden.
Zum Schluss gibt es noch ein Dessert, in dem ein Ausblick in die Zukunft und weitere Andeutungen eines neuen Paradigmas gegeben werden. Wer den komplizierten wissenschaftlichen Methoden nichts abgewinnen kann, wird hier sicher eine passende Ergänzung für sein Weltbild finden, vage gestützt durch Quantentheorie, Psychologie sowie buddhistische, taoistische und anderer mystische Philosophie. Als Fazit spreche ich eine Kaufempfehlung für Interessierte aus, da die vorgestellten Methoden sehr zur Verbesserung der Selbst- und Fremderkenntnis beitragen können.
Rezension: Christian Teipel
Ina Hullmann, Dipl.-Psych., How to coach, Schattauer Verlag, 182 Seiten, ISBN 978-3-7945-2860-8
Als ich mich mit Anfang der 1990er-Jahre vermehrt mit den Ursachen „meiner“ Neurodermitis zu beschäftigen begann, gab es nur wenig ansprechende Literatur – und schon gar kein Audio-Material zur Unterstützung der Selbsthilfe bei Juckreiz und Neurodermitis. Selbsthilfe wurde nicht großgeschrieben, stattdessen bekamen die Betroffenen häufig standardisierte Therapieprogramme „übergestülpt“ – und wenn diese nicht fruchteten, galt der „nervenschwache Neuro“ schnell als therapieresistent oder gar als psychisch labil. Es hat einiges an Kraft und Mühe gekostet, in dieser Zeit, ein „mündiger Patient“ zu werden. Heute sehe ich aktive Selbsthilfe als einen der wichtigsten Grundpfeiler auf dem Weg zur körperlichen und seelischen Gesundheit.
Ziel des Hypnose-Hörbuchs „Neurodermitis – Schluss mit dem Juckreiz“ ist es, die Selbsthilfekompetenz von Menschen mit Neurodermitis zu fördern. Der gezielte Umgang mit der Erkrankung ist ein Prozess. Ein gutes Selbstmanagement gibt Betroffenen die Möglichkeit, mit den Symptomen zu leben. Den Juckreiz effektiv zu lindern, Gelassenheit, Entspannung, Selbstbewusstsein und Kraft für die Seele sind die Schwerpunkte der von Bettina Beck selbst gesprochenen Wirkungshypnose.
Bettina Beck hat eine angenehme Stimme. Die die Hypnose begleitende Musik ist unaufdringlich und spielt auch tatsächlich im Hintergrund, was ein absoluter Pluspunkt ist. Die Hypnose selbst ist nach den Regeln der Kunst geführt. Allerdings sollten Neurodermitiker mit Gräseroder Pollenallergie vor dem Kauf der CD innerlich prüfen, ob sie in der Hypnose auf eine „saftige Wiese“ und in den „Wald“ geführt werden wollen. Wenn es schon beim Gedanken daran auf der Haut kribbelt, sollten Sie gegebenenfalls zu einer andere Hypnose-CD greifen.
Bewährt hat sich die Hypnose bei Neurodermitis auf jeden Fall, dass hat auch jüngst die Arbeitsgruppe Hypnotherapie um Prof. Dr. Dirk Revenstorf, Universität Tübingen, wieder bestätigt. In vorliegender Untersuchung wurden in einem randomisierten Kontrollgruppendesign 33 Patienten mit atopischer Dermatitis entweder mit Hypnotherapie behandelt oder einer Kontrollgruppe zugewiesen. Nach zwölf einstündigen individuellen Therapiesitzungen ergab die Auswertung: Während sich die Patienten der Hypnosegruppe hinsichtlich sämtlicher erhobener Variablen hoch signifikant (p<0.01) verbessern konnten, wiesen die Patienten der Wartelisten- Kontrollgruppe eine jahreszeitbedingte ebenfalls signifikante Verschlechterung in etwa derselben Größenordnung auf (p<0.01).
Das Hypnose-Hörbuch gliedert sich in zwei Teile, den theoretischen und die geführte Hypnose. Statt allgemein bekannter Empfehlungen zur Lebensweise, der Reduktion von Provokationsfaktoren sowie der Ernährung und Hautpflege, hätte ich mir im Theorieteil einen tieferen Einblick in die Wirkweise der Hypnose gewünscht, warum sie bei Neurodermitis hilfreich ist, wie sie konkret wirkt, was Hypnose mit unserem Unterbewusstsein macht und wie oft und über welchen Zeitraum sie angewendet werden soll.
Die an den Zuhörer gestellten Fragen zum möglichen psychosomatischen Anteil der Neurodermitis, haben bei mir eher ein beklemmendes Gefühl auf der Brust hinterlassen, zumindest die nach der Mutter-Kind-Beziehung. Denn „auffällige Mutter-Kind-Beziehungen“ konnten laut der Leitlinie „Psychosomatische Dermatologie“ bei allen Neurodermitis-Eltern entgegen den bisherigen Darstellungen nicht aufrechterhalten werden.
Der Hypnoseteil selbst ist, mit der kleinen genannten Einschränkung, empfehlenswert. Eine sehr schön geführte Hypnose.
Rezension: Sonja Kohn,
Heilpraktikerin, Dozentin, freie Redakteurin
Bettina Beck, Neurodermitis - Schluss mit dem Juckreiz, (Hypnose-Hörbuch)