Skip to main content

Die Liebe – der Weg des Kriegers

2017 04 Liebe1Vor etwas über 10 Jahren kam mein erstes Buch mit dem provokanten Titel „LIEBE IST TOT“ auf den Markt, das Lyrik und Texte meiner musikalischen Schaffensphase der Jahre 1979 bis 1997 in Deutschland, England und Frankreich beinhaltet (inzwischen vergriffen, nur im Antiquariat erhältlich).

Mit der Herausgabe dieses Buches legte ich den Grundstein, mit meiner Vergangenheit aufzuräumen und meinen Weg in die Zukunft zu schaffen. Das erforderte zunächst einmal, Tabula rasa zu machen mit tiefsitzenden, auferlegten Glaubensmustern und gesellschaftlich heuchlerischen Normen, die gut verpackt unter dem neurotischen Deckmäntelchen vermeintlicher Liebe und dem Urteil von „Gut und Böse“ ihr Unwesen treiben.

Ich wollte wieder lernen, zu vertrauen, mein Herz zu öffnen und meine wahre innere Liebe zum Leben zu erwecken.

Das war alles andere als ein einfacher Weg und nicht selten hätte ich ihn am liebsten wieder verlassen. Der Schmerz, in den Spiegel zu sehen und die eigene Wahrheit zu erkennen, war beinahe unerträglich groß. Oft hätte ich mich am liebsten in ein Loch verkrochen, mich dem Wachsen verweigert, Veränderungen ignoriert, Selbstverantwortung abgegeben und mir ein problemfreies Leben gewünscht. Doch all die Strapazen und Anstrengungen – all das Hinfallen und Wiederaufstehen haben sich letztlich gelohnt und sich tausendfach ausgezahlt.

Im Laufe der Jahre durfte ich zahlreiche Menschen unterstützen, ihre Ängste zu besiegen, ihre Zwänge, Essstörungen, traumatischen Erfahrungen und Beziehungsproblematiken zu verstehen, aufzuarbeiten und aufzulösen und so gestärkt und selbstbewusst ihren Weg fortzusetzen. Dies ist „der Weg des Kriegers“ – der Weg, dem ich mich kompromisslos verpflichtet habe.

Der Weg des Kriegers ist der Weg der Liebe. Es ist der nobelste und gleichzeitig der schwierigste von allen. Er kommt gepaart mit dem eigenen inneren Schmerz – dem Schmerz über unsere Unvollkommenheit und Einsamkeit – dem Schmerz bei der Vorstellung, den Herausforderungen des Lebens möglicherweise nicht gewachsen zu sein und nicht zu genügen.

Doch genau hier liegt die große Chance. Wir leben in dem Glauben, dass Schmerz etwas Schlechtes ist, sodass wir alles daran setzen, ihm nicht zu begegnen. Daher flüchten wir nicht selten in alles, was uns Schmerzlinderung, Betäubung und Zerstreuung verspricht – zumindest für einen kurzen Moment: Verleugnung, Projektion, Verdrängung sowie sinnloser Konsum von Medien, TV, Alkohol, Drogen, Sex ... die Unterhaltungsindustrie weiß es zu schätzen und nutzt diese Angst gnadenlos aus. Sie verspricht den „leichten“ Weg und wir leben in dem Glauben, dass der leichte, schmerzfreie Weg stets der richtige Weg ist, der Weg zum ewigen Glück.

Was aber, wenn dieser leichte Weg uns in Wahrheit weg von uns führt?

Könnte das der Grund sein, warum sich so viele Menschen zunehmend innerlich leer und einsam fühlen? Könnte das mit einer der Gründe sein, warum so viele Menschen depressiv, traurig und angstgesteuert sind?

Was wäre aber, wenn Angst, Wut, Ärger, Depression, Frust und Einsamkeit niemals Abweisungen sind, sondern Einladungen ins Leben? Was ist, wenn wir durch das ständige Betäuben unserer negativen Gefühle die eigentliche Lektion verpassen?

Vielleicht sollten wir also, anstatt innerlich zuzumachen und uns abzuschotten, lieber Tür und Tor öffnen, um unseren Schmerz zuzulassen, und lernen, ihn auszuhalten? Vielleicht sollten wir ihn einladen und sagen: „Setz dich zu mir! Bleib bei mir, bis ich dich verstanden habe.”

Nicht der Schmerz ist das Gift, sondern die Lügen, die wir uns über ihn erzählen.

Die Liebe lebt, doch man muss fest im Sattel sitzen, um sie aushalten zu können – sehr fest. Man muss die inneren Mauern abreißen, hinter denen man sie gefangen hält. Man muss bereit sein, sich auf sie einzulassen und sich ihr ergeben wollen – ebenso wie man lernen muss, den eigenen Schmerz anzunehmen und auszuhalten, denn Schmerz und Liebe gehen Hand in Hand.

Wenn wir uns vor Schmerz schützen wollen, erlauben wir auch der Liebe keinen Einlass.

Schmerz und Liebe sind Orte, die nur mutigen Menschen zuteil werden. Indem wir aufhören, unseren Kindern, Freunden und Mitmenschen zu erzählen, dass Schmerz etwas Schlechtes ist, und ständig versuchen, sie davor zu bewahren, geben wir ihnen die Wertschätzung, ihre wahre Liebe zu entdecken und zu leben. Indem wir lernen, den Schmerz eines anderen auszuhalten, ihm die Hand zu reichen, zu begleiten und zu vertrauen, dass er die Kraft hat, daran zu wachsen, geben wir ihm die Möglichkeit, sein Herz zu öffnen – und seine Liebe zu entfalten.

Das ist der Weg des Kriegers!

2017 04 Liebe2Literatur

  • Pikula, Boris: Aufbruch zum Durchbruch. Die 10 Prinzipien ganzheitlicher Lebensgestaltung. Verlag Via Nova, 2015, ISBN 978-3-86616-314-0

Boris PikulaBoris Pikula
Heilpraktiker für Psychotherapie, Mental & Life Coach, Fitnesstrainer, Personal Trainer, Krav Maga Practitioner, Autor, Praxis in München
https://www.borispikula.de

http://www.praxis-pikula.de