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Wie der schreibende Blick in den Rückspiegel neue Lebendigkeit schafft

Ein kleines Café unweit eines Seniorencenters. Zwei hochbetagte Männer trinken friedlich ihren Kaffee. „Aaaalbert Jakooooby“ hallt die durchdringende Stimme der Bedienung durch den Raum. Beglückt nimmt Albert einen warmen Apfelstrudel in Empfang. Zwei Tische weiter wird eine Dame aufmerksam. Unruhig nestelt sie an ihrer Serviette. Sie ringt ein paar Sekunden mit sich, bevor sie aufsteht und sich Albert und seinem Apfelstrudel zögernd nähert. Ihre Blicke treffen sich. In Zeitlupe lässt er seine Gabel sinken. Albert erhebt sich und schiebt seinen Stuhl unsanft zurück. Die Luft ist zum Zerreißen gespannt. „Emma“, flüstert Albert und urplötzlich ist alles wieder da.

70 Jahre sind vergangen seit Emma und Alberts letztem Treffen. Sie waren ein Liebespaar, bevor die Umstände der damaligen Zeit sie schmerzhaft trennten. Wie eine Welle brechen sie in diesem Augenblick über beide hinein: schöne, traurige und längst vergessene Erinnerungen.

„Das erinnernde Selbst komponiert
Geschichten und bewahrt sie auf,
um in Zukunft darauf
zurückgreifen zu können.“
Daniel Kahneman

Unsere Erinnerung ist das mentale Wiedererleben früherer Erlebnisse und Erfahrungen. Sie prägen, wer wir sind und wie wir handeln. Dank unserer Erinnerungen sind wir in der Lage, eine mentale Zeitreise zu erleben. Faktisch lässt sich die Zeit nicht zurückdrehen. In unseren Erinnerungen können wir es dennoch. Denn unsere Vergangenheit lebt in unserem Kopf und unserem Herzen weiter. Eine Gabe, die uns hilft, unsere Stimmung positiv zu beeinflussen und unsere Träume für die Zukunft zu gestalten.

Glückliche Erinnerungen, wie das Kennenlernen des Partners (immer m/w/d), schaffen Lebendigkeit und wecken Emotionen. Besonders dann, wenn diese Erinnerungen mit anderen Menschen geteilt werden können.

Eine wirksame Strategie, um Erinnerungen zu wecken und sich lebendig zu fühlen …

Schreiben Sie über Ihr Leben. Über einzelne Lebensphasen, prägende Erinnerungen, schicksalhafte Erlebnisse oder großartige Reisen. Eine wundervolle Möglichkeit, Ihre Lebensgeschichte festzuhalten.

Der renommierte Wissenschaftler Prof. Gene D. Cohen stellte außerdem unter Beweis: Die Betrachtung des eigenen Lebensweges und das Mitteilen schöner Erinnerungen haben einen starken Einfluss auf die Gedächtnisleistung älterer Menschen. Das Gehirn wird sozusagen auf Trab gebracht.

Spüren Sie noch die geladene Atmosphäre, als Sie Ihren Eltern sagten, dass Sie Ihr Studium abbrechen, um eine Ausbildung zu machen? Sich klopfenden Herzens von Ihrem ersten Freund getrennt haben? Die Traurigkeit, als Sie sich auf der Beerdigung Ihrer Großmutter von ihr verabschiedet haben?

Manche Situationen sind von so intensiven Gefühlen bestimmt, dass es einfach ist, sie ins Gedächtnis zurückzuholen. Reicht die Erinnerung nicht aus, sind Fotos, Tagebücher oder Briefe eine wertvolle Stütze.

Jeder Mensch hat (s)eine Geschichte zu erzählen. Sie steckt in ihm und wartet darauf, gehört zu werden. Eine Geschichte voller prägender Momente und Erlebnisse, die Spuren hinterlassen haben. Ihn zu dem Menschen gemacht haben, der er heute ist.

Sechs überzeugende Gründe, warum Sie Ihre Erinnerungen unbedingt schriftlich festhalten sollten!

1. Teilen Sie Ihre persönlichen Erfahrungen mit anderen

Im Laufe unseres Lebens durchleben wir schlimme und großartige Augenblicke. Wir wachsen an ihnen, entwickeln uns weiter, fallen und stehen wieder auf. Erlebnisse prägen uns auf individuelle Weise. Etwas, das unser Leben einzigartig macht: Denn keiner lebt es auf dieselbe Weise wie Sie.

Diese wertvollen Erfahrungen zu verewigen, bedeutet, sie für sich selbst festzuhalten. Gleichzeitig teilen Sie diese mit der Welt. Erschaffen etwas Bleibendes, das anderen Mut verleiht oder Hoffnung schenkt. Ihnen zeigt, dass sie nicht alleine sind.

2. Rückblick auf Ihren Lebensweg – Verständnis entwickeln

Über Ihre Erinnerungen zu schreiben, lässt Sie tief in Ihre eigene Lebensgeschichte eintauchen. Beim Schreiben schreiten Sie durch prägende Augenblicke, verweben diese miteinander und erhalten einen Querschnitt Ihres bisherigen Lebens.

Im Rückblick durchleuchten Sie Entscheidungen und Meilensteine, entschlüsseln ihren Stellenwert und fügen so lose Puzzleteile zu einem Gesamtbild zusammen. Sie bekommen die Chance, sich mit verpassten Chancen auszusöhnen, zu verzeihen oder eine neue Perspektive einzunehmen. Ein besonderes Verständnis für alles, was hinter Ihnen liegt, ist die Folge.

3. Heilen Sie Ihre Vergangenheit und schaffen Sie Platz für die Zukunft

Schmerzhafte Momente und tragische Erlebnisse prägen uns. Sie beeinflussen unsere Vergangenheit und damit auch unsere Zukunft. Beim Schreiben beleuchten Sie diese traurigen Stellen erneut. Sie setzen sie in einen Kontext und integrieren sie so als Teil Ihres bisherigen Lebens. Ihre persönliche Geschichte aufzuschreiben, unterstützt Sie also dabei, zu verarbeiten. Ein Abschluss wird möglich und so schaffen Sie Platz für Ihre Zukunft.

4. Halten Sie Ihre Familiengeschichte für nachfolgende Generationen fest

„Es war eine klirrend kalte Nacht am Kriegsende, als er schwankend vor unserer Haustür stand: ein feindlicher Soldat. Alleine, halb verhungert und verletzt. Meine Mutter zögerte keinen Moment. Sie ließ ihn in unser Haus und versorgte ihn. Ein Nachbar wurde aufmerksam und drohte ihr damit, sie zu melden. Meine Mutter ließ sich nicht einschüchtern: ‚Mein Mann ist auch irgendwo da draußen und ich hoffe, dass es dort jemanden gibt, der für ihn da ist und ihm etwas zu essen gibt.‘“

Dies ist ein kleiner Auszug aus der Lebensgeschichte meiner 96-jährigen Großmutter. Ich habe das riesige Glück, die Lebenswege meiner Familie weit zurückverfolgen zu können. Es existieren Tagebücher über drei Generationen, Briefe, Stammbücher und zahlreiche Fotos.

Fakt ist: Unser Leben beginnt nicht erst mit unserer Geburt. Wir betreten die Welt in der Mitte des Lebens anderer Menschen. Und so, wie ihr Leben uns beeinflusst, so beeinflusst unser Leben ihres. Wir alle sind auf die ein oder andere Weise miteinander verbunden. Alles, was wir durchleben, erfahren oder entscheiden, hat Einfluss auf die Menschen, die uns folgen werden.

Die eigene Geschichte festzuhalten, hilft deshalb anderen, die Ereignisse Ihres Lebens nachvollziehen zu können, wenn Sie nicht mehr da sind. Es schenkt Ihren Nachfahren die Möglichkeit, einen Blick in Ihren Kopf zu werfen, Ihre Gefühls- und Gedankenwelt zu erfassen und so nicht nur Puzzleteile Ihrer Geschichte zu verstehen, sondern auch die eigene Rolle im System.

5. Brechen Sie Ihr Schweigen

Täglich passieren dramatische Dinge auf dieser Welt. Schlimme Schicksale erzeugen Leid, brechen Menschen und hinterlassen einen Scherbenhaufen. Traumatische Erlebnisse rauben vielen Menschen ihre Stimme und lassen sie erstarrt zurück.

Ihre eigene Geschichte auf Papier bricht das Schweigen und gibt Ihnen Ihre Stimme zurück.

6. Gegen das Vergessen

In Deutschland leben 1,6 Mio. Menschen mit Demenz und pro Jahr kommen mehr als 300 000 Menschen dazu. Die Vergangenheit ist häufig der Schlüssel zum Verständnis der Erkrankten.

Es ist ein wichtiger Aspekt in der Biografiearbeit: Die Beschäftigung mit der Lebensgeschichte hilft dabei, Pflegebedürftige besser zu verstehen. Zum anderen können Pflegekräfte mit diesem Wissen vorhandene Ressourcen aktivieren. Sie entdecken vielleicht neue Beschäftigungsmöglichkeiten oder können das Vertrauensverhältnis vertiefen.

Menschen möchten gesehen werden. Anerkennung und Wertschätzung haben Einfluss darauf, ob Pflegebedürftige essen, sich bewegen und therapeutische oder pflegerische Maßnahmen akzeptieren. Durch Erinnerungsarbeit blicken sie optimistischer in die Zukunft. Herausforderndes Verhalten tritt seltener auf. Das erleichtert die Pflege und Betreuung.

Ein wertvoller Schlüssel im Vorfeld: das Schreiben Ihrer persönlichen Geschichte.

Die folgenden Schreibimpulse können den Start erleichtern

Das Leben ist wie eine Zugreise. Wenn wir in den Zug einsteigen, treffen wir zuerst auf die Menschen, von denen wir glauben, dass sie uns unser ganzes Leben begleiten werden: unsere Eltern. Irgendwann steigen sie aus und lassen uns zurück. Dauernd steigen neue Passagiere ein. Manche von ihnen begleiten uns eine lange Zeit. Wir sind traurig, wenn sie den Zug verlassen und uns vom Bahnsteig aus zuwinken. Einige von ihnen werden wir wiedersehen, andere verschwinden für immer aus unserem Leben. Manche hinterlassen eine lebenslange Sehnsucht. Bei anderen Passagieren sind wir froh, wenn sie ihren Rucksack nehmen und das Abteil verlassen.

Dann gibt es noch die Passagiere, die ein- oder aussteigen, ohne bemerkt zu werden. Bei anderen wünschen wir uns deren Aufmerksamkeit, aber sie nehmen uns nicht wahr oder der Platz an ihrer Seite ist bereits besetzt.

Das große Mysterium der Reise ist, dass wir nicht wissen, wann wir endgültig aussteigen. Ebenso wissen wir nicht, wann unsere Mitreisenden aussteigen.

Was können wir tun?

Ganz bewusst darauf achten, dass wir eine intensive Reise voller Freude, Wachstum und besondere Mitreisende haben. Sodass wir am Ende einen Sitz hinterlassen, der bei den Weiterreisenden Sehnsucht und schöne Erinnerungen hinterlässt.

Lassen Sie sich bevorzugt handschriftlich auf folgenden Impuls ein: Das Leben ist wie eine Zugreise … Schreiben Sie 10 oder 15 Minuten darüber. Ohne nachzudenken, ohne zu reflektieren und ohne abzusetzen.

Das alte Foto

Jedes Mal, wenn wir ein Foto anschauen, werden Erinnerungen in uns wach. Fotos halten zuverlässig fest, was wir nicht vergessen wollen. Schöne und schmerzhafte Momente. Menschen, die wir lieben oder verloren haben. Besondere Orte, traumhafte Urlaube und harte Jahre, die hinter uns liegen.

Lassen Sie ein Foto lebendig werden: Wählen Sie ein altes Foto und schreiben Sie darüber.

Wann war dieser Moment? Was geschah vor dem Foto? Wer hat es gemacht und wo? Welche Gefühle löst diese Erinnerung in Ihnen aus? Nehmen Sie sich Zeit, es genau zu betrachten und alle Einzelheiten aufzunehmen. Dann schreiben Sie eine Geschichte dazu auf.

„Das einzige Wichtige im Leben
sind die Spuren von Liebe,
die wir hinterlassen,
wenn wir weggehen.“
Albert Schweitzer

Die eigene Biografie zu erforschen, ist nur ein Teil dessen, wofür das magische Werkzeug Schreiben genutzt werden kann.

Aus der Psychoneuroimmunologie wissen wir, dass unser Denken, Fühlen und Handeln einen großen Einfluss auf unser (Immun-)System haben. Bei der Erstellung von Schreibimpulsen lässt sich dieses Wissen hervorragend nutzen. Regelmäßiges, gezieltes Schreiben trägt dazu bei, neuronale Strukturen im Gehirn zu verändern oder neue neuronale Bahnen anzulegen. Das erleichtert das spätere Erinnern, fördert unser Wohlbefinden und unsere Resilienzfähigkeit. Schreiben ist also ebenso eine geniale Hilfe zur Selbsthilfe.

Was ist effektiver: handschriftlich oder am Computer?

Das Schreiben mit der Hand ist eine komplexe motorische Bewegung. Unser Gehirn legt eine Gedächtnisspur an, die das spätere Abrufen erleichtert. Aus diesem Grund können wir uns Dinge besser merken, wenn wir sie handschriftlich notieren. Darüber hinaus aktiviert diese Bewegung verschiedene Hirnareale, was unsere Kreativität fördert.

Was bewirkt regelmäßiges Schreiben? Grenzen wahrnehmen!

Häufig ignorieren wir unsere körperlichen und mentalen Grenzen. Wir sind der Auffassung, bestimmte Aufgaben unbedingt erledigen zu müssen. Haben ein Ideal im Kopf, was wir schaffen müssen. Haben Angst, Nein zu sagen, weil wir dann weniger gemocht werden. Erst viel zu spät bemerken wir, wenn wir gnadenlos überfordert sind. Um gesund zu bleiben, müssen wir herausfinden, was uns besonders stresst, und uns von alten Idealen verabschieden.

Kennen Sie das unangenehme Gefühl, wenn sich die unerledigten Aufgaben türmen? Sie funktionieren müssen und nicht wissen, wo Sie anfangen sollen? Unter Druck passieren Fehler, sogar Unglücke. Zudem können wir nicht klar denken und sind demzufolge wenig effektiv. Unter Dauerdruck werden wir krank, sodass wir zunehmend weniger leisten können.

Schreckensszenario Hamsterrad

Die Anforderungen von außen lassen sich oft nicht reduzieren. Die gute Nachricht: Ein gesunder Umgang damit liegt alleine in unserer Macht! Durch die Art und Weise, in der wir Dinge erledigen, haben wir Einfluss auf die Intensität des Stresses.

Eine bewährte Methode, um Stress abzubauen: Schreiben Sie ihn sich von der Seele und finden Sie Ihre Prioritäten. Dabei kann ein Listengedicht helfen. Bevor alles über Ihnen zusammenbricht, nehmen Sie sich einen Moment des Rückzugs und beenden Sie handschriftlich folgende Sätze, jeweils 5 x:

Ich bin gestresst, wenn …
Wenn ich unter Stress gerate, dann …
Den Stress unterbreche ich, indem …

Erfahrungsbericht einer Klientin

„Nachdem ich mir in einer riesigen Stresssituation auf diese Weise alles von der Seele geschrieben hatte, erkannte ich, was meine eigentliche Stressursache ist. Und wie ich ihn unterbrechen kann. Außerdem realisierte ich, welche Aufgaben in diesem Moment unwichtig sind. Was für eine Erleichterung!“

Ein Gegenpol zum Stress ist Freude. Das Lachen eines Kindes, ein Schmetterling oder ein intensiver Sonnenuntergang können reichen, um Glückshormone auszuschütten. Diese wirken dem gesundheitsschädlichen Cortisol entgegen und halten gesund. Damit lässt sich ein kraftvolles Gegengewicht zum (Alltags-)Stress schaffen.

Haben Sie schon einmal versucht, in oder nach Stresssituationen zu schreiben?

Sie schreiben gerne und haben eine Schwäche für Rituale? Jedoch, es mangelt Ihnen oft an der nötigen Zeit?

Kleine Anregung: Schreiben Sie täglich bis maximal zehn Minuten, etwa zur gleichen Zeit. Bauen Sie Schreibimpulse in Ihren Alltag ein. Bleiben Sie dran und machen Sie das Schreiben zur Routine.

Erfahrungsgemäß starten viele Menschen nicht mit dem Schreiben, weil ihnen die Zeit fehlt. Oder ihnen das erwartete Kreativsein beim Schreiben auf die Nerven geht. Schade, denn kreatives Schreiben hält „nur“ fest, was an täglichen schrägen, lustigen und tiefgründigen Gedanken oder Gefühlen da ist.

Erlauben Sie sich einfach loszulegen!

Tipps: Schreiben Sie regelmäßig, denn das beruhigt und stärkt.
Schreiben Sie eilig, denn das offenbart die Essenz Ihrer Gedanken.

Prioritäten klären

Schreibend können Sie lernen, sich von Zwängen zu befreien und Ihr Leben so zu gestalten, dass Sie Schritt für Schritt im Einklang mit sich selbst sind.

Folgende Schreibimpulse helfen, Ihre Prioritäten zu klären: Stellen Sie sich vor, Sie hätten nur noch ein Jahr zu leben. Wie nutzen Sie diese Zeit? Diese Frage führt zu den Punkten, die in Ihrem Leben Bedeutung haben.

Im zweiten Schritt stellen Sie sich vor, Sie wären sechs Wochen lang von allen Ihren Verpflichtungen befreit und Geld spielt keine Rolle. Was werden Sie tun?

Die Fragen klären auf simple Weise, was Ihnen am Herzen liegt. Nehmen Sie Ihre Antworten als Vorlage, was Sie in Ihrem Leben ändern und in Angriff nehmen wollen.

Grübeleien und Gedankenschleifen unterbrechen

60 000 Gedanken haben wir pro Tag. Davon sind, bedingt durch negative Erfahrungen und Erlebnisse, 50 % nicht dienlich. Kreiseln Sie gelegentlich im Gedanken-Karussell? Ihr Gehirn malt wahre Horrorszenarien für bevorstehende Situationen? Adrenalin pur angesichts einer selbst kreierten Angst-Prophezeiung?

Stoppen Sie das Gedanken-Karussell und nutzen Sie das Zeitfenster zwischen Panik und Aktion für folgende handschriftliche Angst-Übung: Was ist das Schlimmste, was passieren kann? Was tun, wenn es passieren sollte?

Beispiel Worst-Case-Szenario: Sie landen obdachlos und ohne alles auf der Straße. Was können Sie jetzt tun?

Spielen Sie die schlimmsten Ängste, die Ihr Gehirn kreiert, detailliert schreibend durch. Das entlastet Ihr Gehirn und befreit. Der Blick richtet sich auf positive Lebensinhalte. Zwischen alltäglichem Stress und Spannungen können kleine Kraftquellen Wunder bewirken. Nutzen Sie die Macht des Schreibens als Ihre persönliche Ressource. Dazu lade ich Sie zu folgendem Impuls ein:

Notieren Sie handschriftlich 30 Dinge, Tätigkeiten, Orte oder Menschen, die Ihnen guttun. Gehen Sie anschließend Ihre Liste bewusst durch.

Gab es Aha-Effekte? Wie können Sie diese Punkte stärker in Ihr Leben einfließen lassen? Wer oder was kann Ihnen dabei helfen?

Diese Methode mag simpel klingen, zeitgleich ist sie wirkungsvoll. Das Schreiben hilft nachweislich dabei, wieder ein Gefühl der Selbstwirksamkeit zu gewinnen und das Denken zu ordnen.

„Da ist eine Wunde geblieben,
die durch das
Schreiben geheilt werden will.“
Adolf Muschg

Kennen Sie die Geschichte von Morris Goodmann? Der amerikanische Autor brach sich mit 35 Jahren bei einem Flugzeugunfall zwei Halswirbel. Die Ärzte gingen davon aus, dass er sein Leben im Rollstuhl verbringen würde. Morris hingegen war überzeugt, gesund zu werden. Und er wurde gesund. Heute reist er um die Welt und motiviert Menschen, an die Macht ihrer Psyche zu glauben.

Ein medizinisches „Wunder“, das eindrucksvoll zeigt, welche Kräfte ein Mensch in der Lage ist zu mobilisieren, wenn er seiner inneren Kraft vertraut und an seine Genesung glaubt.

In einem Experiment der Ohio University baten Forscher ihre Testpersonen, sich täglich 15 Minuten lang vorzustellen, wie sie ihre Muskeln anspannen und dadurch trainieren. Allein die Vorstellung reichte, um die für die Muskeln zuständigen Gehirnregionen so anzuregen, dass die Muskeln nach zwölf Wochen an Kraft zugenommen hatten. Ohne dass die Testpersonen sich tatsächlich bewegt hatten.

Was hat die Kunst des Visualisierens mit intuitivem Schreiben gemeinsam? Ähnlich wie die Kunst des Visualisierens kann auch regelmäßig-gezieltes Schreiben viel Gutes bewirken.

Eine der populärsten Studien zu diesem Thema kommt von dem Psychologen James Pennebaker aus den USA. Er ließ seine Studienteilnehmer über mehrere Wochen täglich 15 Minuten über ihre belastenden Erlebnisse schreiben.

Die Folge: Die Mehrzahl der Teilnehmer fühlte sich nach dem Schreiben körperlich besser. Sie waren optimistischer gestimmt und hoffnungsvoller. Hatten neuen Mut gefasst und waren dadurch in der Lage, ihr Leben in die Hand zu nehmen und aktiv zu ihrer Gesundheit beizutragen.

Eine bewährte Technik, um sich Sorgen und Ängsten zu stellen, ist die Freewriting-Methode. Der Begriff „Freewriting“ wurde in den 1970er-Jahren von Peter Elbow (USA) geprägt. Es ist eine der besten Methoden, um Schreibwiderstände zu lösen und den Schreibfluss zu fördern. Sie hilft, Druck abzubauen, Ängste mutig anzugehen und Klarheit zu gewinnen.

Setzen Sie sich hin und legen Sie einfach los!

Schreiben Sie in 10 bis 15 Minuten auf, was Ihnen gerade in den Sinn kommt. Das kann die Angst vor dem morgigen Arzttermin sein, ein krankes Kind, das überzogene Bankkonto oder die nervige Schwiegermutter.

Schreiben, ohne Nachdenken, ohne Reflektieren und vor allem ohne Absetzen, ist wie Mini-Detox fürs Gehirn. Alles, was Sie beschäftigt, alle Sorgen, Zweifel, Pläne und Hoffnungen fließen durch die Hand und den Stift auf das Papier. Verlieren Sie die Kontrolle und folgen Sie Ihren Gedanken. Wenn Sie nicht weiterwissen, schreiben Sie so lange „mir fällt nichts ein“, bis wieder ein neuer Gedanke kommt. Wenn die Zeit um ist, beenden Sie schriftlich Ihre Gedanken und stoppen Sie.

Schreiben in allen Facetten

Unabhängig davon, ob Sie das biografische, kreative oder heilsame Schreiben für sich nutzen: Halten Sie Ihre Gedanken und Gefühle, die Sie vielleicht nie ausgesprochen oder mühsam verdrängt haben, schriftlich fest, können Sie Ihre Emotionen anschließend besser steuern. Ihr gesamtes Denken wird buchstäblich befreit, weil Ihr Gedächtnis nicht mehr ständig um die gleichen Probleme kreist.

Die schreibende Auseinandersetzung mit Ihrem Lebensweg kann Sie mit Herausforderungen aus der Vergangenheit versöhnen und Sie erfüllt und befreit zurücklassen.

Meine Empfehlung zum Abschluss

Eine regelmäßige Schreibgruppe kann eine zauberhafte Erfahrung sein. Sie eignet sich großartig, um in den Schreibfluss zu kommen und eine gesundheitsfördernde Routine zu entwickeln. Ob für Senioren, Jugendliche oder Menschen, die durch eine bestimmte Krankheit oder Situation verbunden sind. Geselliges Schreiben stärkt und verbindet. Glückshormone entstehen und Stress fällt ab.

„Verstehen kann man das Leben
nur rückwärts.
Leben muss man es vorwärts.“
Søren Kierkegaard

Anja Lamprecht-Löwe
Psychologische Beraterin, Coach,
Profiling-Trainerin, Biografische Schreibmentorin

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