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Achtsamkeit in Gedanken und Sprache

Der Mensch an sich geht viel zu achtlos mit seinen Worten um. Und da meine ich nicht nur die zwischenmenschliche Kommunikation, sondern auch die introspektive Wortwahl. Ich möchte im Folgenden verdeutlichen, welche Wirkungen das gesprochene und das gedachte Wort auf uns haben.

In vielen Redewendungen wird dies deutlich, leider viel zu oft auf martialische Weise.

Wortgewaltig

fotolia©hosphotosWir fühlen uns schon durch diese paar wenigen Silben bedrängt. Jemand hält wortgewaltig eine Ansprache – nicht unbedingt ein Kompliment. Fast vermeint man ein Donnergrollen in der Ferne zu hören. Der Wortteil „Gewalt“ bewirkt negative Schwingungen. Man assoziiert eine Machtrede, fühlt sich bedrängt, mit Worten in die Ecke gestellt.

Die Macht des Wortes

Auch diese Redewendung erzeugt innerlich eher negative Schwingungen. Sie wird nicht selten im Zusammenhang mit der Motivation benutzt. Da kann man durchaus mit der „Macht des Wortes“ den Kampfgeist der betreffenden Personen erwecken. Ich bezweifle aber die langfristig anhaltende positive Reaktion.

Worte können Schwerter sein

Ein unbedachtes Wort kann das Band, welches zwei Menschen in Freundschaft verbindet, oft mühelos zerschneiden. Worte zerstören gezielt Karrieren, ja ganze Leben. Rufmord – dies ist auch wieder so ein mächtiger Ausdruck.

Worte sind mächtig

Wer mit Worten spielt, kann Macht erlangen. Ein „Machtspiel“ ist entstanden. Und was macht dieses Spiel mit uns?

An vielen Universitäten und Bildungseinrichtungen wird gelehrt, wie man die Macht des Wortes spielerisch einsetzen kann, um andere Menschen zu manipulieren. Das nennt man heutzutage Werbung. Dabei verwende ich bewusst ausschließlich den Begriff Werbung und nicht den der Propaganda. Dieses Thema erfordert eine eigene Betrachtung. Doch nicht nur in der Werbung findet dieses Machtspiel Anwendung. Nein, auch in unserem täglichen Leben finden wir es wieder: in unseren Gedanken, in unserer Umgangssprache mit unseren Mitmenschen, mit unserem Partner, unserer Familie. Kaum einer beschäftigt sich mit dem achtsamen Gebrauch der Wörter.

„Ich kann, weil ich will, was ich muss“

Wenn es denn nun so leicht wäre! Deshalb möchte ich mir diese Aussage von Immanuel Kant etwas genauer ansehen und beginne dabei mit dem letzten Teil.

Ich muss

ist nicht gerade motivierend. Das, was ich muss, wird zur Last. Das, was ich muss, ruft bei fast allen Menschen eine Protesthaltung hervor (im Besonderen bei Teenagern – bitte denken Sie zurück an Ihre eigene Jugend oder an Ihre Kinder). Was ich muss, empfinde ich als Belastung, als Verlust an Freiheit und Selbstbestimmung. Ich lehne es ab. Es dennoch zu tun, kostet übermäßig viel Kraft.

Doch was ist die Folge, wenn ich immer und immer wieder etwas gegen meinen Willen, gegen mein Inneres tue?

Es macht mich wütend! Es frustriert mich! Es macht mich nicht selten krank!

Ich will

Will ist ein doppelt belegtes Wort. Einerseits zeigt es Stärke und Durchsetzungskraft, auf der anderen Seite ist es verbunden mit Verzicht oder Verlust. Wer kennt nicht den trotzigen Ausruf eines kleinen Kindes: „Ich will! Ich will!“ In diesen Momenten ist das Wort eingebettet in Wut und Aggression.

Aber im Allgemeinen fühlt es sich doch schon viel besser an, wenn ich etwas will, also das Müssen als notwendig erkannt habe und die Vorteile darin entdeckt habe. Will steht hier als Friedensangebot, denn ich kann, wenn ich will, was ich tue, fast alles erreichen. Aus dem Will entsteht neue Kraft und aus dem Kann entsteht Hoffnung und Glaube!

Ich resümiere noch einmal den vorausstehenden Text: Muss stößt auf Ablehnung, erzeugt Unbehagen und Widerwillen. Will und kann empfinden wir als besser, doch bleibt auch bei diesen Wörtern ein etwas bitterer Beigeschmack.

Aber wie wirken die Wörter mögen und dürfen?!

Zwei von Grund auf positiv besetzte Wörter. Schon als Kind war es doch etwas Besonderes, wenn man durfte, was man mochte! Spüren Sie in sich hinein, welche Gefühle die Wörter mögen und dürfen in Ihrem Innersten erzeugen: Freude, Wohlbefinden, Liebe, Glück, Wärme!

Dürfen ist wie Zuckerwatte und gebrannte Mandeln auf dem Volksfest. Wie Schwimmen im See an einem warmen Sommertag. Dürfen ist wie eine Schachtel Pralinen. Glücksmomente für die Seele!

Und diese wunderbaren Gefühle verwehren wir uns so oft selbst durch den unachtsamen Gebrauch der Sprache.

Worte verändern die Welt, angefangen im Kopf (Manfred Hinrich)

Und so ist es wichtig, wie man auch schon in Gedanken die Wörter benutzt. Es erfordert sicherlich etwas Training und immer wieder eine Sensibilisierung, um das negativ belastete Wort müssen zu ersetzen. Übrigens denke ich, dass das Wort sollen auch ein Ausdruck ist, der innerliche Ablehnung erzeugen kann und deshalb mit Bedacht zu verwenden ist. Ganz besonders im Zwiegespräch mit Kindern oder dem Partner.

Mit Achtsamkeit auf seine eigenen Gedanken hat also der Mensch die Möglichkeit, sein psychisches und damit sein körperliches Empfinden zu beeinflussen. Probieren Sie es aus, aber seien Sie versöhnlich mit sich selbst, denn es erfordert, wie schon gesagt, ein gewisses Maß an Training, das Wörtchen müssen zu ersetzen.

Aber noch interessanter wird es, wenn wir dieses Unwort auch in der Kommunikation mit unseren Mitmenschen streichen.

Von dem Zeitpunkt an, an dem Sie aufhören Forderungen mit müssen an Ihr Umfeld zu stellen, werden Sie über die Reaktionen staunen. Was früher mit einem negativen Muss-Ausdruck gefordert und daher nicht selten abgelehnt wurde, wird nun als Wunsch oder Bitte gerne erfüllt. Auch der bockigste Teenager fühlt sich so respektierter und ist bereit auf diese Bitte oder diesen Wunsch mit der entsprechenden Handlung zu reagieren.

Und so können Sie zu mehr Lebensqualität für sich selber gelangen. Machen Sie etwas, weil Sie es möchten und nicht weil Sie es müssen. Meist wird durch den achtlosen Gebrauch des falschen Wortes eine Sache, die wir eigentlich möchten, negativ belegt und fällt uns somit unnötig schwer.

Ich muss doch noch dieses oder jenes tun, Rasen mähen oder kochen oder so vieles anderes.

Muss der Rasen gemäht werden oder möchten Sie es nicht viel mehr: weil es Ihnen dann besser gefällt? Weil Sie dann besser in der Sonne liegen können? Weil Sie dann besser mit Ihren Kindern Fußball spielen können? Es gibt der guten Gründe viele!

Genauso ist es mit den meisten Dingen des Alltags. Schauen Sie in Zukunft genauer hin. Was ist das wirkliche Ziel und entschärfen Sie Ihre Gedanken.

Hinfort mit dem Müssen und Sollen!
Her mit dem Mögen und Dürfen!

Seien Sie kreativ und lassen Sie sich überraschen, denn „Das Glück deines Lebens wird bestimmt von der Beschaffenheit deiner Gedanken“. Marc Aurel

Gabriele Keller Gabriele Keller
Heilpraktikerin für Psychotherapie Psychisches Gleichgewicht
Lessingstraße 7, 93049 Regensburg
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