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Liebevolle Zwiesprache - schmerzhafte Emotionen heilen und in Liebe verwandeln

Unsere Emotionen sind energetische Ereignisse in unserem Nervensystem, sie haben jeweils eine spezifische Frequenz. So wie es verschiedene Radiosender auf unterschiedlichen Frequenzen gibt, so hat jedes Gefühl eine eigene Frequenz, die wir im Körper unterschiedlich wahrnehmen können. Freude, Vertrauen und Dankbarkeit sind angenehme Gefühle, die mit angenehmen Körperempfindungen einhergehen. Angst, Wut, Trauer und Scham empfinden wir psychisch und körperlich als äußerst unangenehm. Immer wieder versuchen wir zu verstehen, warum wir gerade dieses bestimmte Schmerzgefühl erleben und glauben, dass es dadurch geheilt wird.

Doch die Frage nach dem Warum ist unfruchtbar. Sobald wir uns mit dem Warum beschäftigen, wenn wir eine schmerzhafte Emotion erleben, ziehen wir unsere Aufmerksamkeit vom emotionalen Geschehen in unserem Körper ab und landen im Verstand. Dabei lassen wir den Teil in uns, dem es gerade nicht gut geht, komplett alleine. Dann ist niemand mehr fühlend da, der sich um den Schmerz kümmern kann. Die Gedanken in unserem Kopf kreisen dabei wie Hubschrauber, die nicht landen können. Wenn wir versuchen, über intensives Nachdenken und Analysieren einen akuten Schmerz wegzubekommen, agieren wir auf der falschen Ebene, dort können wir diesen nicht auflösen. Eine tiefgreifende Lösung von emotionalem Leid ist über die Kognition nicht möglich. Der Schmerz ist nicht im Ereignis, nicht in der Geschichte, sondern in unserem Nervensystem, das heißt, in unserem Körper gespeichert.

Dass unangenehme Gefühle in uns auftauchen, liegt nicht in unserem Freiraum. Doch wie wir mit ihnen umgehen, ist unsere Entscheidung. Sie wollen nicht ergründet, sondern umfassend gefühlt werden. Dadurch kann sich die gegenwärtige Gefühlswelle vollständig durch unser Nervensystem hindurchbewegen. Die Heilung von emotionalem Schmerz ist ein intensiver körperlicher Vorgang verbunden mit einem präsenten emotionalen Erleben.

Ziel ist eine Regulierung und Entlastung unseres Nervensystems
Wenn wir uns eine akute Angst wie kochendes Wasser in einem Topf vorstellen, dann ist der Versuch, über das Denken die Angst loszuwerden, so, als ob wir mit Anstrengung einen Deckel auf den Topf drücken in der Hoffnung, dass wir von dem kochenden Wasser nichts mehr mitbekommen. Den Dampf, der dennoch entweicht, versuchen wir zu ignorieren und zu unterdrücken. Das ist anstrengend und funktioniert nicht. Wir müssen weder mit dem Dampf noch mit dem kochenden Wasser etwas anstellen, sondern den Herd abstellen, das heißt, die antreibende Energie der Angst auflösen, sodass das Wasser zu kochen aufhört. Um unseren gegenwärtigen Schmerz heilsam zu lösen, müssen wir die schmerzhaften Geschichten unseres Lebens nicht alle erinnern und hervorholen. Doch das, was in der Gegenwart in unserem Nervensystem geschieht, braucht unsere ganze Aufmerksamkeit. In unseren gegenwärtigen Gefühlen sind häufig Gefühlsinhalte unserer Vergangenheit mit enthalten. Kümmern wir uns um unseren augenblicklichen Schmerz, hat dies heilsame Effekte in unsere Vergangenheit und ebenso in unsere Zukunft hinein.

In der körperorientierten Methode der Liebevollen Zwiesprache wird die Wahrnehmung sehr bewusst in den eigenen Körper gelenkt. Die Aufmerksamkeit wird vom ständigen inneren Gedankenstrom konsequent abgezogen. Es ist keine mentale, sondern eine zutiefst physische Erfahrung.

Beachten wir dabei: Sich eines Gefühls bewusst zu sein, ist nicht dasselbe, wie dieses Gefühl tatsächlich im Körper zu spüren. Unsere Selbstheilungskräfte können nur wirken, wo wir wirklich spürend anwesend sind. Was nicht wahrgenommen und gespürt wird, kann auch nicht reguliert werden. Wenn wir gut bei uns sind, spüren wir zwar deutlich die unangenehmen Gefühle, doch dann ist auch jemand zu Hause, der sich darum kümmern kann.

Die Methode Liebevolle Zwiesprache hat eine Regulierung und Entlastung unseres Nervensystems zum Ziel. Sie ist ein innerer Prozess, durch den wir mit Gefühlen, die uns schmerzen und belasten, umfassend präsent bleiben können. Dadurch ist es möglich, selbstständig durch einen emotionalen Schmerz hindurchzugehen und ihn vollständig zu lösen. Doch dieser Prozess bleibt hier nicht stehen, sondern führt uns zu der Erfahrung zutiefst lebensfördernder Gefühle und Qualitäten.

Grundprinzipien

Bei der Liebevollen Zwiesprache geht es als Grundprinzip um die Wahrnehmung dessen, was jetzt da ist, und um unsere gefühlte Zuwendung zu dem, was jetzt ist. Ziel ist die Wiederherstellung der ursprünglichen Bewegung in unserem Nervensystem. Während des Prozesses verzichten wir auf einen inneren Dialog, auf alle Fragen wie: „Wo kommt dieses Gefühl her? Was will mir der Schmerz sagen?“

Die Fragen nach dem Warum und Woher machen den Lösungsprozess unmöglich. Wir bleiben weich und durchlässig, lassen alle Gefühlswellen durch unseren Körper hindurchfließen und bleiben beobachtend. Die Liebevolle Zwiesprache ist ein Sichhingeben an den Augenblick, auch wenn dieser vielleicht gerade sehr unangenehm ist. Wir haben immer versucht, die Kontrolle über unsere Gefühle zu behalten, darüber, wie sehr sie überhaupt spürbar werden dürfen. Diese Kontrolle geben wir auf und heißen alle Emotionswellen willkommen. Mit dem Aufgeben der Kontrolle übernehmen wir gleichzeitig die Steuerung, sozusagen das Ruder, das uns durch den Schmerz hindurchsteuert. Unser bewusster Verstand beobachtet den Prozess und steuert uns mitten durch jede Gefühlswelle hindurch.

Wir sitzen still, atmen bewusst vertieft aus und beobachten, wie die Gefühle durch uns hindurchziehen, ohne irgendetwas damit machen zu müssen. Wir erfahren einfach die Urenergie dieses Gefühls, wo und wie immer es sich in unserem Körper ausdrückt. Es ist die physiologische Erfahrung von Wut und Angst, ohne sie im Außen ausdrücken zu müssen.

Alles, was wir dabei tun, ist, neugierig das momentane Geschehen in unserem Körper und unserer Psyche zu erforschen. Ein aufkommender Schmerz will nicht ergründet und nicht bewertet werden. Er möchte mit mitfühlender Aufmerksamkeit umarmt und gefühlt werden.

Wir können in praktisch umsetzbaren Schritten lernen, durch einen Liebevollen-Zwiesprache-Prozess, das heißt, durch ein konkretes unangenehmes Gefühl vollständig hindurchzugehen.
Kurzfassung: der Prozess Liebevolle Zwiesprache
– Wir spüren und fühlen die augenblicklichen Körperempfindungen und Gefühle.

– Wir praktizieren kontinuierlich eine vertiefte Ausatmung und behalten diese während des gesamten Prozesses bei.

– Wir entspannen uns in die unangenehme Körperempfindung und in den Schmerz hinein.

– Wir beobachten das körperliche und emotionale Geschehen ohne einzu- greifen und lassen alle auftretenden Entladungsreaktionen zu.

– Wir ziehen unsere Aufmerksamkeit immer wieder von den Gedanken ab und lenken sie in unseren Körper.

– Wir bleiben im Spüren, Fühlen, Beobachten und Ausatmen, bis sich der Schmerz vollständig gelöst hat.

– Wir spüren bewusst die lebensfördernden Qualitäten, die sich unter dem Schmerz zeigen.

– Wir spüren und fühlen intensiv alle angenehmen Körperempfindungen und Gefühle, um diese in unser Körperbewusstsein zu integrieren.

– Wir schauen noch einmal auf die auslösende Situation: Wie haben sich die Gefühle verändert? Welche Einstellung zeigt sich nun?

Energetischer Vorgang auf der Ebene des Nervensystems: Raum, Zeit und Rhythmus

Im Bauch eines Menschen ist eine starke Emotion aktiv. Abb. 1

Die Pfeile zeigen die Bewegungsrichtung unserer Abwehrreaktion, eine Anspannung, die sich nach innen richtet. So versuchen wir, ein Gefühl wegzudrücken, und kontrahieren uns. Gleichzeitig zieht es uns in unserer Wahrnehmung nach oben. Wir nehmen den Boden unter unseren Füßen nicht mehr gut wahr. Das fühlt sich an wie: „Mir hat es den Boden unter den Füßen weggezogen.“ Der Schmerz an sich würde kommen und gehen. Das Problem ist unsere physische und psychische Abwehrreaktion. Abb. 2

Um aus der Abwehrspannung herauszukommen, entspannen wir uns in die gegenwärtige Erfahrung hinein, spüren, fühlen und beobachten und schaffen damit einen präsenten Raum.

Eine Schmerzemotion braucht drei Komponenten, um sich zu lösen: Raum, Zeit und Rhythmus.

Den Raum bekommt sie, indem wir unsere Muskulatur entspannen und aus der Kontraktion in mehr innere Weite gehen.

Zeit bekommt sie, indem wir den verletzten Anteil willkommen heißen und ihn solange da sein lassen, wie er unsere Aufmerksamkeit braucht.

Dadurch bewegt sich der Schmerz in seinem eigenen Rhythmus weiter und durch unseren Körper, unser Nervensystem hindurch. Wir weiten unser inneres Gefäß für einen neuen energetischen Zustand. Wir füllen den Raum in uns mit präsenter Aufmerksamkeit. Abb. 3

Die Schmerzemotion hat sich vollständig aufgelöst und fließt als Lebendigkeit und Kraft durch unseren Körper. Abb. 4

Durch diesen Prozess haben wir einen dreifachen Energiegewinn. Die Schmerzemotion ist gelöst und ihre vorher eingefrorene Lebensenergie ist freigesetzt (Kreise). Wir brauchen weniger Energie für die Abwehrspannung (Pfeile nach außen) und wir sind offener und ein Stück freier zu empfangen (Pfeile nach innen). Abb. 5

Die Liebevolle Zwiesprache

– beinhaltet die Grundüberzeugung, dass alle schmerzhaften Gefühle nicht aus- gelöst werden, um immer wieder daran zu leiden, sondern damit sie endlich geheilt werden.

– bezieht alle drei menschlichen Seins- Ebenen Körper, Psyche und Geist vollständig mit ein.

– verzichtet während des Prozesses auf alle auftauchenden Bilder, Gedanken und Interpretationen. Sie konzentriert sich auf reines Spüren, Fühlen und Beobachten unter Einbeziehung des bewussten Atems.

– ist ein schlichter, schnörkelloser und praktischer Prozess, welcher klar aufzeigt, wie es möglich ist, durch einen emotionalen Schmerz hin- durchzugehen und ihn vollständig zu lösen.

– ist eine Hilfe zur Selbsthilfe: Sie ist an jedem Ort, zu jeder Zeit und in jeder Situation anwendbar.

– eröffnet einen Raum, in dem sich der emotionale Schmerz selbstständig löst und die vorher blockierte Lebensenergie wieder ins Fließen kommt.

– verzichtet auf Suggestion und Manipulation.

– führt uns zu der Erfahrung dessen, was wir in unserer Tiefe wirklich sind. Sie öffnet die Türen zu unserem heilen Wesenskern und lässt unsere essenziellen Wesensqualitäten an die Oberfläche unseres Bewusstseins kommen.

– ist ein Weg zu einer angstfreien, lebensfördernden und authentischen Spiritualität.

– ist persönliche Friedensarbeit – Friedensarbeit von der Basis her.

Heilsame Erfahrungen, die uns aus der Tiefe verändern

Eine Lösung von emotionalem Schmerz ist spürbar entlastend. Doch bei der Liebevollen Zwiesprache geht es um mehr als um reine Schmerzlösung. Es geht darüber hinaus um die Entdeckung unserer essenziellen Wesensqualitäten. Diese kommen an die Oberfläche unseres Bewusstseins, sobald sich der darüberliegende Schmerz gelöst hat. All diese kraft- und liebevollen Qualitäten sind in unserer Tiefe immer präsent. Solange unser emotionaler Schmerz aktiv ist, können wir sie jedoch nicht spüren.

Unser Körper hat die Fähigkeit, eine bestimmte Art von Energie in eine andere umzuwandeln. Jedes Mal, wenn wir uns um unseren gegenwärtigen Schmerz kümmern, öffnen wir die Tür in Richtung unserer Essenz für ein kleines Wunder. Schmerz und Leid verwandeln sich in Kraft, Freude, Frieden und in Liebe.

Diese bewusst gefühlten Wesensqualitäten wirken aus unserer Tiefe lebensverändernd, sie zeigen uns, wie wir wirklich sind. Diese Erfahrungen können sehr intensiv sein: Liebe, die uns und unser Leben ganz durchdringt, Kraft, die uns aufrichtet und neuen Mut gibt, oder tiefer Frieden, der uns ganz in die Akzeptanz führt.

Bei der Liebevollen Zwiesprache können wir solch heilsame Erfahrungen immer wieder erleben. Deshalb bezeichne ich diesen Weg zur Heilung unserer Emotionen als einen Königsweg zur Quelle unseres Seins.

Anwendungsbereiche

Die Liebevolle Zwiesprache als inneres Handwerkszeug steht für alle alltäglichen belastenden Emotionen zur Verfügung. In der Therapiearbeit ist sie eine unverzichtbare und transformierende Methode für alle schmerzhaften Gefühle, die durch vergangene Traumata entstanden sind wie Schock, chronischer traumatischer Stress und Bindungsverletzungen.

Was wir gewinnen können

– ein positiveres Lebensgrundgefühl

– die Fähigkeit, unsere Gefühle bewusster und deutlicher in unserem Körper und Nervensystem wahrzunehmen

– eine bessere Selbstregulation und eine höhere Selbstwirksamkeit

– mehr im Hier und Jetzt und in unserem Körper anwesend zu sein

– mehr innere Freiheit, Lebendigkeit und eine wachsende Unabhängigkeit

– angenehme Gefühle intensiver spüren zu können

– eine positive Veränderung unserer Denk- und Verhaltensmuster

– eine sich vertiefende Versöhnung mit uns selbst

– mehr Mitgefühl und Empathie für unsere Mitmenschen

– eine verstärkte Intuition und erhöhte Kreativität

Kontraindikationen

Kontraindikationen bei der Anwendung der Liebevollen Zwiesprache sind akute oder chronische psychiatrische Erkrankungen und schwere Persönlichkeitsstörungen. Das sind Erkrankungen, bei denen die geistige Person und deren Fähigkeit zur Einsicht und Stellungnahme eingeschränkt sind. Weitere Einschränkungen ergeben sich bei psychischen Erkrankungen, bei denen der Zugang zum eigenen Körper und die Konzentrationsfähigkeit schwer gestört sind. Bei einer komplexen posttraumatischen Belastungsstörung können am Anfang einer Therapie vor allem stabilisierende Maßnahmen erforderlich sein.

Die Liebevolle Zwiesprache sollte hier unter Anleitung erlernt werden.

Alles ist nützlich, um tiefer zu gehen
Den Prozess der Liebevollen Zwiesprache können wir uns so vorstellen, als wenn wir in unsere Unterwelt hinabsteigen (unseren verdrängten Gefühlen begegnen) und auf dem Weg durch unser Schattenreich beherzt weitergehen (mit unserer Wahrnehmung tiefer sinken).

Dabei dürfen wir nicht nach rechts und nicht nach links schauen (über keine anderen Probleme nachdenken) und uns von keinen Wesen, die plötzlich erscheinen (Gedanken und Bilder), ablenken lassen. Am Ende des Weges kommt uns dann ein strahlendes Licht entgegen (unsere essenziellen Wesensqualitäten).

Der Schlüssel für emotionale Heilung ist, mitten im Feuer der Erfahrung zu bleiben. Das, was gerade in uns geschieht, können wir voll und ganz erfahren und unmittelbar in unserem Körper spüren.

Bei der Liebevollen Zwiesprache beobachten wir unsere körperlichen Empfindungen und unsere emotionalen Regungen, ohne etwas wissen und ohne etwas daran verändern zu müssen.


Unser Körper weiß, was er zu tun hat. Er folgt einer tief in ihm angelegten Weisheit. Alles, was wir tun müssen, ist, ganz bei ihm zu sein und uns seiner Weisheit hinzugeben. Wenn wir lernen, unseren Körper wieder umfassend wahrzunehmen, dann öffnen wir einen inneren Raum, in dem eine in uns angelegte heilsame Selbstregulationskraft wirken kann.

Es geht nicht darum, Emotionen zu neutralisieren oder einfach loszuwerden, sondern sie zu verwandeln, sie als Katalysatoren für unsere persönliche Entwicklung zu nutzen. Alles ist nützlich, um tiefer zu gehen! Einerseits befreien wir uns mit der Liebevollen Zwiesprache von Leid erzeugenden Emotionen, andererseits nutzen wir ihre Kraft, um Zugang zu den Qualitäten unseres heilen Wesenskerns zu bekommen.

Diese Qualitäten, wie Liebe, Güte, Mitgefühl und Dankbarkeit, die spürbar werden, wenn der emotionale Schmerz sich gelöst hat, stärken und verwandeln uns aus unserer Tiefe.

Statt eine schmerzhafte Erfahrung zu hinterfragen, können wir sie hinterfühlen, so kann sie ihre tiefere Weisheit offenbaren.

Peggy Paquet Heilpraktikerin für Psychotherapie, Logotherapeutin, Gesprächs- und Traumatherapie „Liebevolle Zwiesprache“, Supervisorin, Autorin Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.