Zum Hauptinhalt springen

Mediation

Mediation ist eine Beratungsmethodik, Konflikte in konstruktiver Art und Weise zu vermitteln und zu lösen. In den USA hat Mediation eine lange Tradition und historische Wurzeln. Sie hat zunehmend als außergerichtliche Vermittlungsform an Bedeutung gewonnen. In ihren Inhalten vermittelt sie Maßnahmen der Krisenintervention, Konflikte aller Art und Gewaltprävention. Für den psychologischen Berater ergibt sich auf der Grundlage seiner erworbenen Fähigkeiten und Kenntnissen ein breites Anwendungsfeld in der Praxis. Lernen Sie Konflikte anzusprechen und Schritt für Schritt mit Ihrem Klientel zu regeln, anstatt ihnen aus dem Weg zu gehen. Die wichtigsten Techniken der Mediation sind:

1. Das Gespräch

In ihm wird aus der Sicht der jeweiligen Partei der Konflikt angesprochen. Jeder darf eine vom Mediator festgelegte Zeit reden, es darf nicht unterbrochen werden und es sollten keine Vorwürfe gegenüber dem anderen erhoben werden. Nur das Problem wird besprochen. Sätze die mit einem Vorwurf beginnen werden vermieden (Du hast ...). Der Mediator verfolgt das Gespräch, macht Notizen und fragt bei Unklarheiten, bzw. zum Richtigstellen nach (Habe ich Sie richtig verstanden ...?).

2. Die Partnerberatung

In dieser haben beide Streit - Parteien die Möglichkeit aus ihrer Sicht Wünsche aber auch Forderungen an den Partner zur Konfliktbewältigung zu richten. Diese Wünsche können auch als „Wunschliste" an den Partner schriftlich formuliert werden. Der andere Partner hat so die Möglichkeit an sich zu „arbeiten" und sich gemachte Fortschritte bestätigen zu lassen. Der Mediator achtet auf ein Gleichgewicht der Wünsche und auf eine faire Bewertung des anderen (keine Unterstellungen zulassen „Du machst das nur, weil ...").

3. Schweigen lassen (und auch lernen)

Schweigen bedeutet auch Nachdenken. Die Argumente des anderen sollen zum Nachdenken anregen, nicht gleich reagieren und aus der spontanen Erwiderung möglicherweise neues Konfliktmaterial produzieren. Jeder soll für sich überlegen, was besser zu machen ist. Der Mediator achtet auf das Schweigen und fasst das besser zu machende später für jeden einzeln zusammen.

4. Lösungen anstreben

Jetzt geht es um konkretere Maßnahmen. Nun hat jede der Konfliktparteien die Möglichkeit Vorschläge zur Verbesserung des eigenen Verhaltens vorzutragen. Alles sollte auf den konkreten Inhalt hin benannt werden. Formulierungen wie „man könnte ja ..." oder „du musst..." werden vom Mediator umformuliert in „ich werde ..." oder „es wäre gut wenn du ...':

Grundsätzlich erfolgt Mediation auf zwei Ebenen:

Das Austauschen und die Konfliktbewältigung der persönlichen Ebene, der Aufarbeitung des Konfliktes oder der Krise durch Reden und Bewältigen, durch Lösungen anbieten, durch reifen lassen, sowie auf der sachlichen Ebene der Regelung des Streites durch persönliche aber auch rechtliche Festlegungen. Als Mediator übernehme ich Verantwortung für die Einhaltung folgender Verhaltensweisen und Regeln:

1. Qualität
Ich trage zur Gewährleistung eines konstruktiven Prozesses bei durch Ermutigung zu
· offenem, direkten Austausch
· aktiver Teilnahme der Parteien
· Toleranz und Kooperation
· Flexibilität

2. Unparteilichkeit (Wertfrei)
Ich nehme die Bedürfnisse und Interessen aller Parteien mit gleichem Respekt, ohne Diskriminierung und ohne Einseitigkeit wahr.
Ich unterstütze die Parteien und ermutige sie, die Verantwortung für das Gespräch zu übernehmen.


3. Vertraulichkeit
Ich vereinbare mit den Parteien, die Vertraulichkeit des Mediationsgespräches zu wahren und weise sie darauf hin, dass die Äußerungen im Mediationsgespräch nicht vor Gericht zitiert werden dürfen noch zum Gegenstand gerichtlicher Beweisantritte gemacht werden dürfen. Der Mediator darf von den Parteien nicht als Zeuge genannt werden.


4. Freiwillige Teilnahme
Ich stelle sicher, dass die Teilnahme freiwillig
ist, indem ich

· den Parteien alle Informationen gebe, die sie brauchen, um den Mediationsprozess zu verstehen und auch seine möglichen Folgen und Grenzen
· den Parteien völlige Freiheit belasse, den Prozess der Mediation zu verlassen ohne Gesichtsverlust und sie auch nicht unter Druck setze im Hinblick auf  das Erreichen einer Vereinbarung
· ich setze mich für die Bedingungen ein, die ein konstruktives Gespräch fördern und Gewalt, Drohungen oder Provokationen ausschließen.

5. Gleichberechtigung beider Parteien
Ich nehme gegebenenfalls Machtunterschiede zwischen den Parteien wahr, und

· stelle sicher, dass jede Partei Zeit erhält, ihre Sache vollständig darzustellen

· ermutige zu vollständigen Informationsaustausch · stelle sicher, dass jede Partei über ihre eigenen Interessen und Rechte voll unterrichtet ist

· stelle klar, dass Konfliktlösungen, die unter Druck zustande kommen, wahrscheinlich nicht von Dauer und daher nicht im wirklichen Interesse der Beteiligten sind.

Der Ablauf von Mediation:

· Phase I

- Abklärung, ob Mediation das geeignete Verfahren ist. Wenn ja: Festlegung eines Arbeitsbündnisses, das die Voraussetzungen und „Grundregeln" der Mediation enthält.

· Phase II

- Erarbeitung der jeweils unterschiedlichen Zukunftsinteressen und Bedürfnisse hinter den Positionen. Ausgehend von der Akzeptanz unterschiedlicher Sichtweisen: Zielsetzungen, die die jeweiligen Interessen einschließen und sich an der Ausschöpfung möglicher Ressourcen ausrichten.

- Durchdenken aller Lösungsmöglichkeiten, Entscheidungsfindung unter Einbeziehung der jeweiligen Interessen und Nutzung aller Erfahrungswerte, unter Abwägung aller Vorund Nachteile.

- Hat jeder seine eigenen Interessen formuliert, kann der Blick in die Zukunft gerichtet und die Tür für kooperative Verhandlungen geöffnet werden.

Was kann demnach Mediation?

· Konflikte in einer konstruktiven Art und Weise besänftigen und lösen

· Es ist eine Alternative zur direkten Konfliktaustragung (dem Streit/einer gerichtlichen Auseinandersetzung) mit einer Lösungsalternative durch eine dritte Person.

· Ausgehend von einem zunehmenden persönlichen Verstehen des anderen wird eine gewaltfreie und sanfte Kommunikation angestrebt (um auch zukünftige Konflikte durch erlernen einer konstruktiven Streitkultur zu vermeiden).

· Streitende lernen sich zu achten und zu akzeptieren, sie suchen nach Lösungen für beide, nicht nach dem „Recht" oder dem „Durchsetzungsvermögen" des einzelnen.

· Es kann Gewalt vorgebeugt werden, Misstrauen beseitigt, Rache und Vergeltungswünsche die zum Hass führen können unterdrückt.

· Konflikte sind stets ein zentrales Thema im sozialen Zusammenleben von Menschen, ihre Vermittlung und wertungsfreie Lösung ist Anliegen von Mediation.

Für den Leser ist es wichtig zu verstehen, dass Mediation und die Techniken ihrer Umsetzung erlernt werden müssen. Es ist daher unbedingt notwendig zu studieren, zu probieren und danach zu reflektieren. Zuschlag und Thielke bemerkten dazu treffend:

„gedacht bedeutet nicht gesagt, gesagt bedeutet nicht gedacht gehört bedeutet nicht verstanden verstanden bedeutet nicht einverstanden einverstanden bedeutet nicht realisierbar realisierbar bedeutet nicht angewendet angewendet bedeutet nicht gekonnt gekonnt bedeutet noch nicht lange beibehalten"

(Zuschlag/Thielke. Konflikt-Situationen im Alltag.
Göttingen/Stuttgart: Psychologie, 1992: S. 272)

 

Dr. H. Gutsche
Psychotherapeut/Mediator