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Für ein gutes Bauchgefühl – Mikronährstoffe bei Darmerkrankungen

Die Darmflora spielt eine entscheidende Rolle bei der Verdauung, beeinflusst den Stoffwechsel und das Immunsystem. Sie ist also immens wichtig für die Gesundheit1). Aktuelle Forschungsarbeiten zeigen, welche Effekte insbesondere Omega-3-Fettsäuren, Vitamin D, Selen und Coenzym Q10 auf die Darmgesundheit haben, weshalb suboptimale Werte unbedingt ausgeglichen werden sollten.

Die Darmflora bildet eine schützende Barriere für Krankheitsauslöser und produziert kurzkettige Fettsäuren, die Vitamine B1, B2, B6, B12 und K, dient der Energiebeschaffung und ist in ihrer Gesamtheit bei Weitem noch nicht vollständig untersucht und verstanden. Kurzkettige Fettsäuren tragen zu normalen Fett- und Zuckerwerten sowie zu einem ausbalancierten Immunsystem bei. Zudem schützen sie vor Darmkrebs und wirken entzündungshemmend2) sowie antioxidativ3).

Undichte Darmbarriere

Wird die Schleimhautbarriere des Darms durch Eindringlinge wie Bakterien, Viren, Umweltgifte, Schadstoffe, Emulgatoren und Allergene geschädigt und dadurch undicht, wandern z. B. Bakterien ins Gewebe ein und führen zu lokalen, meist chronischen Entzündungen. Undichte Schleimhautbarrieren im Darm und eine gestörte Darmflora können zur Entstehung und Verschlimmerung chronischer Autoimmun- und Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes, Fettleibigkeit, rheumatoider Arthritis, Multipler Sklerose oder Morbus Bechterew beitragen. Zudem stehen auch Erkrankungen wie Parkinson und Alzheimer, psychische Erkrankungen (z. B. chronische Depressionen), Autismus und Allergien mit einer durchlässigeren Darmschleimhaut in Verbindung4).

Das Antiseptikum Triclosan (TCS) und entzündliche Darmerkrankungen

TCS, das in den USA wegen der befürchteten Förderung von Antibiotikaresistenzen in Seifen verboten wurde, wird zudem verdächtigt, an der Entstehung entzündlicher Darmerkrankungen beteiligt zu sein. TCS zählt zu den am häufigsten verwendeten antiseptischen Substanzen. Es ist in mehr als 2 000 Verbraucher- und Industrieprodukten enthalten, darunter Seifen, Zahnpasta, Mundwasser, Handdesinfektionsmitteln, Kosmetika und Spielzeug. Die Zunahme entzündlicher Darmerkrankungen ist parallel zur Produktion von TCS zu beobachten.

Bisher gibt es aber noch keine epidemiologischen Studien, die die Erkrankungen mit der vermehrten Nutzung von Antiseptika in Verbindung bringen. Neben TCS stehen noch andere Stoffe wie zahlreiche Emulgatoren in hoch verarbeiteten Nahrungsmitteln im Verdacht, entzündliche Darmerkrankungen zu fördern5).

COVID-19: Veränderungen im Darmmikrobiom nachgewiesen

Eine Forschergruppe der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen (UDE) hat festgestellt, dass die Darmflora bei COVID-19-Patienten weniger vielfältig ist. Bei ihnen häufen sich Mikroorganismen wie Enterobakterien, die mit verschiedenen entzündlichen Erkrankungen in Verbindung stehen, während sich gleichzeitig weniger antientzündliche Keime wie Bifidobakterien fanden. Zudem kamen Bakterien, die eine wichtige kurzkettige Fettsäure produzieren, die positive Effekte auf das Immunsystem hat, bei schweren COVID-Verläufen seltener vor. Die Wissenschaftler vermuten, dass sich Stoffwechselprodukte der Darmbakterien über das Blut auf die Immunantwort in der Lunge auswirken6)7).

Die Qualität der Darmflora wird neben der genetischen Veranlagung besonders durch die Ernährung bestimmt. Vorteilhaft sind ballaststoffreiche Lebensmittel, die viele sekundäre Pflanzenstoffe enthalten, sowie fermentierte Produkte wie Sauerkraut, Kefir etc. Sie versorgen die nützlichen Darmbewohner mit dem nötigen „Futter“, damit diese Fremdbakterien und Krankheitserreger bekämpfen können.

Empfehlenswert ist vor allem die traditionelle Mittelmeerkost, da sie reich an Ballaststoffen, Mineralien, Vitaminen sowie Antioxidantien ist und entzündungshemmend wirkt.

Ernährungsfaktoren können auch die Durchlässigkeit der Darmbarriere beeinflussen. Die Vitamine A und D, Zink, kurzkettige Fettsäuren, bestimmte Eiweißbausteine sowie Probiotika stärken die Darmbarriere, während sie u. a. durch bestimmte Fette, Gallensäuren und Gliadin, einem Bestandteil des Klebereiweißes Gluten, geschwächt wird8).

Als Probiotikum eignet sich z. B. Probielle® Balance von Stada.

Welchen Stellenwert weitere wichtige Mikronährstoffe für die Darmgesundheit haben, zeigen die folgenden Arbeiten.

Omega-3-Fettsäuren

Diesen werden vor allem entzündungshemmende Effekte zugeschrieben. In einer Studie wurde die Wirkung von Omega-3- Fettsäuren (500 mg pro Tag) mit der des Präbiotikums Inulin (20 g täglich) auf die Darmflora verglichen. Durch Inulin, das z. B. in Chicorée enthalten ist, nahmen nützliche Arten wie Bifidobakterien stark zu. Die Omega-3-Fettsäuren erhöhten signifikant mehrere vorteilhafte Bakterien und senkten signifikant mehrere Arten der Gattung Collinsella, die mit einer Fettleber in Verbindung gebracht werden. Durch Inulin kam es zudem zu einem signifikanten Anstieg bestimmter kurzkettiger Fettsäuren. Ähnlich sah es bei den Omega-3-Fettsäuren aus.

Fazit: Auch die Omega-3-Fettsäuren veränderten die Zusammensetzung der Darmflora. Einige ihrer Effekte auf das Herz- und Gefäßsystem scheinen möglicherweise darauf zu beruhen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass sie ebenfalls präbiotische Eigenschaften haben9). Präbiotika fördern das Wachstum und die Aktivität der Bakterien im Dickdarm.

Laut einer systematischen Übersichtsarbeit und Metaanalyse an zehn Studien erhöhten sich durch die Einnahme von Omega- 3-Fettsäuren die Vitamin-D-Konzentrationen und zwar besonders bei Dosierungen von höchstens 1 000 mg pro Tag sowie einer Einnahme von mehr als acht Wochen. Bei Dosierungen von mehr als 1 000 mg täglich war der Effekt weniger deutlich. Die Serum-Vitamin-D-Werte stiegen ferner signifikant an, wenn sie zu Beginn der Studie unter 20 ng/ml lagen10).

Omega-3 naturell Pharma Nord® enthält beispielsweise pro 5 Kapseln (Tagesdosis) 2 500 mg Fischöl, davon 750 mg Omega- 3-Fettsäuren.

Vitamin D

Ein Vitamin-D-Mangel wird mit einer gestörten Darmflora und Entzündungen in Verbindung gebracht. Forscher haben 80 gesunden Frauen mit einem Vitamin D-Defizit Vitamin D über einen Zeitraum von 12 Wochen verabreicht. Dadurch erhöhte sich die Vielfalt der Mikroorganismen im Darm signifikant. Besonders gesundheitsfördernde probiotische Arten wie Bifidobakterien nahmen zu. Andererseits beeinflusste die Zusammensetzung der Darmflora das Ansprechen auf Vitamin D und zwar insbesondere das Bakterium Bacteroides acidifaciens. Studienteilnehmerinnen, deren Vitamin-D-Spiegel sich kaum erhöhte, wiesen nur geringe Konzentrationen dieses Bakteriums auf11).

Vitamin D und Darmkrebs

Laut einer systematischen Übersichtsarbeit mit Studien, die insgesamt qualitativ hochwertig waren, waren höhere zirkulierende Vitamin-D-Werte bei Patienten mit fortgeschrittenem Darmkrebs, die sich einer Chemotherapie unterzogen, mit einer besseren Prognose verbunden12).

Vitamin D und chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED)

Gemäß einer systematischen Übersichtsarbeit und Metaanalyse aus 16 Studien erwies sich die Einnahme von Vitamin D bei Patienten mit CED als effektiv, um die Vitamin-D-Werte zu erhöhen. Zudem sank durch Vitamin D die Konzentration des Entzündungsmarkers hochsensitives C-reaktives Protein (hs-CRP) und die Krankheitsaktivität nahm ab13).

Selen und Darmflora

Selen ist essenziell für die Aufrechterhaltung des Immunsystems, die Umwandlung von Schilddrüsenhormonen, den Schutz vor der schädlichen Wirkung von Schwermetallen etc. sowie für die Risikoreduktion chronischer Erkrankungen. Selen kann die mikrobielle Besiedlung des Darms beeinflussen, was sich wiederum günstig auf die Selenwerte im Blut auswirkt. Ein Selendefizit kann die Darmflora dagegen anfälliger für Krebs, Schilddrüsenstörungen, entzündliche Darmerkrankungen sowie Herzund Gefäßkrankheiten machen14).

Aufgrund seiner antioxidativen und ausgleichenden Funktion auf das Immunsystem kann Selen bei Autoimmunerkrankungen wie chronisch entzündlichen Darmerkrankungen sinnvoll sein15).

Coenzym Q10 und Colitis ulcerosa

Die vitaminähnliche Substanz Coenzym Q10 (CoQ10) besitzt potente antioxidative sowie entzündungshemmende Eigenschaften und hat sich als sicher erwiesen. In einer Studie mit 88 Colitis-ulcerosa-Patienten (leichte bis moderate Form) nahm eine Gruppe täglich, ergänzend zur Standardtherapie, über einen Zeitraum von zwei Monaten 200 mg CoQ10 ein, während die andere Gruppe ein Placebo (Reismehl) bekam. Die Ergebnisse bestätigen, dass CoQ10 die Entzündung, im Vergleich zum Placebo, effizient reduzierte16).

Fazit

Ein gesunder Lebensstil inklusive einer ausreichenden Versorgung mit Mikronährstoffen beeinflusst auch die Darmgesundheit positiv.

Literatur

1) https://www.deutschesgesundheitsportal.de/2019/11/26/zusammenhang-augeninfarkt-und-darmflora-nachgewiesen/, abgerufen am 02.02.2022

2) Campos-Perez, W., Martinez-Lopez, E.: Effects of short chain fatty acids on metabolic and inflammatory processes in human health. Biochim Biophys Acta Mol Cell Biol Lipids. 2021 May;1866(5):158900

3) Moniri, NH., Farah, Q.: Short-chain free-fatty acid G protein-coupled receptors in colon cancer. Biochem Pharmacol. 2021 Feb 23;186:114483

4) https://www.deutschesgesundheitsportal.de/2021/05/06/geschaedigte-epithelbarrieren-sind-fuer-zwei-milliarden-chronische-krankheiten-verantwortlich/, abgerufen am 02.02.2022

5) https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/130763/Studie-Wie-Triclosan-aus-der-Zahnpasta-den-Darm-schaedigen-koennte, abgerufen am 01.02.2022

6) Reinold, J., Farahpour, F., Fehring, C. et al: A pro-inflammatory gut microbiome characterizes SARS-CoV-2 infected patients and a reduction in the connectivity of an anti-inflammatory bacterial network associates with severe COVID-19. Front. Cell. Infect. Microbiol, 17.11.2021. doi: 10.3389/ fcimb.2021.747816

7) https://www.deutschesgesundheitsportal.de/2021/11/18/veraenderungen-im-darmmikrobiom-nachgewiesen/, abgerufen am 02.02.2022

8) Camilleri, M.: What is the leaky gut? Clinical considerations in humans. Curr Opin Clin Nutr Metab Care. 2021 Jun 16. doi: 10.1097/MCO.0000000000000778

9) Vijay, A., Astbury, S., Le Roy, C. et al: The prebiotic effects of omega-3 fatty acid supplementation: A six-week randomised intervention trial. Gut Microbes. Vol. 13, 2021, Issue 1

10) Alhabeeb, H., Kord-Varkaneh, H., Tan, SC. et al: The influence of omega-3 supplementation on vitamin D levels in humans: A systematic review and dose-response meta-analysis of randomized controlled trials. Crit Rev Food Sci Nutr. 2020 Dec 25;1-8

11) Singh, P., Rawat, A., Alwakeel, M. et al: The potential role of vitamin D supplementation as a gut microbiota modifier in healthy individuals. Sci Rep. 2020 Dec 10;10(1):21641

12) Zeng, X., Zhang, L., Jia, S. et al: Effects of circulatiing 25(OH) D status in advanced colorectal cancer patients undergoing chemotherapy: A systematic review. Anticancer Res. 2021 Dec;41(12):5903-5912

13) Guzman-Prado, Y., Samson, O., Segal, JP. et al: Vitamin D therapy in adults with inflammatory bowel disease: A systematic review and meta-analysis. Inflamm Bowel Dis. 2020 Nov 19;26(12):1819-1830

14) Ferreira, RLU., Sena-Evangelista, KCM., Pereira de Azevedao, E. et al: Selenium in human health and gut microflora: Bioavailability of selenocompounds and relationship with diseases. Front Nutr. 2021 Jun 4;8:685317

15) Ye, R., Huang, J., Wang, Z. et al: Trace element selenium effectively alleviates intestinal diseases. Int J Mol Sci. 2021 Oct 28;22(21):11708

16) Farsi, F., Ebrahimi-Daryani, N., Golab, F. et al: A randomized controlled trial on the coloprotective effect of coenzyme Q10 on immune-inflammatory cytokines, oxidative status, antimicrobial peptides, and microRNA-146a expression in patients with mild-to-moderate ulcerative colitis. Eur J Nutr. 2021 Feb 23. doi;: 10.1007/s00394-021-02514-2

 

Heike Lück-Knobloch
Heilpraktikerin/Medizinjournalistin

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