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Genusstraining – Genusscoaching

Wie geht es dir? Die alltägliche Standardfrage im Miteinander. Was antwortet man darauf? Ein kurzes und humoreskes „Muss!“ versehen mit einem Augenzwinkern oder es ist einfach der gängige Auftakt eines Gesprächs, eine Mischung aus Zurückhaltung und gut gemeinter, höflicher Oberflächlichkeit.

Interessant wird es, wenn man sich die Frage selber stellt. Ein „Wie geht es mir?“ geht einher mit dem Versuch eines aktiven und ehrlichen Hinschauens zu sich selbst. „Ich bin zufrieden!“ – diese Aussage kann übersetzt bedeuten: „Anderen geht es noch schlechter!“

Leider bekommen wir am Anfang unseres Lebens keine Gebrauchsanweisung dafür, wie wir funktionieren, wie Leben geht, wer wir sind und was wir brauchen, um glücklich zu sein. Stattdessen haben wir Gedanken und Gefühle. Diese verfügen über eine Automatik, was recht bequem ist. Man muss nicht schalten, „es“ läuft von selber. Bei einem Auto z. B. schüttet man regelmäßig Öl nach, damit der Motor hübsch weitersurrt. Was genau kann also das Öl sein, das wir für uns nachfüllen können, um im übertragenen Sinne „herrlich zu surren“? Ist der Genuss das Öl, das wir brauchen?

Fokussieren wir uns also noch einmal auf die Selbstfrage: Wie geht es mir? Gebückt am Startblock warten wir auf den Schuss, um loslaufen zu können, Ideen zu finden, Bedürfnisse zu beschreiben.

Doch allzu oft laufen wir die Runde des inneren Zwiegesprächs nicht bis zum Ende. Die selbst gestellte Frage: „Was brauche ich für meine Zufriedenheit?“ schaut in der Regel nach außen. Da ist von der einsamen Insel bis hin zum Sportwagen alles dabei.

Es ist der oft stille Schrei nach dem eigenen unerreichten Glück, der bedrohlich leiser werden kann, bis man ihn irgendwann vielleicht nicht mehr hört. Dafür wird die innere Hilflosigkeit lauter, tickt wie eine Schlafzimmeruhr, die einen, einmal gehört, nicht mehr einschlafen lässt.

Was ist Genuss?

Epikur (griech. Philosoph 341 v. Chr.) beschreibt in seiner Ethiklehre Genuss als den Kern der Erhöhung und Verstetigung der Lebensfreude durch den Genuss des Augenblicks.

Das Leben immer zu genießen, macht die Kunst der epikureischen Weisen aus. Beim Genießen wird mindestens ein Sinnesorgan erregt. Oftmals sind es auch mehrere gleichzeitig. „VAKOG“ als Abkürzung für V-visuell, A-auditiv, K-kinästhetisch, O-olfaktorisch, G-gustatorisch beschreibt die einzelnen Sinne, die wir nutzen können, um Genuss zu empfinden. Im Genusscoaching geht es um die Sensibilisierung dieser fünf Sinne (Sehen, Hören, Fühlen, Riechen, Schmecken).

In welchen Lebenssituationen begegnen Sie Genuss? Oftmals sind wir im täglichen To-do derart eingespannt, dass uns die Gabe, Genuss zu erkennen, schwindet bzw. wir keinen Zugang finden.

Was liebe/mag ich? Übung:

Zeichnen Sie einen Stern mit fünf Spitzen. Beschreiben Sie in diesem fünf Dinge, die Sie wirklich genießen (z. B. gutes Essen, Spaziergänge, Schach spielen, lesen ...) bzw. in denen Sie wirklich Genuss erleben. Sie werden feststellen, wie schwer das ist. Manchen fällt dazu gar nichts ein, andere könnten Seiten schreiben.

Hier werden zumeist die Dinge aufgeschrieben, die einem sofort in den Sinn kommen, bzw. Tätigkeiten, die zum eigenen Freizeitangebot gehören. Oftmals werden hier auch Dinge genannt, die in Abhängigkeit von und mit anderen genossen werden bzw. die sich im Gemeinsamen entwickelt haben.

Beispiel: Herr X. geht gerne mit seiner Frau im Wald spazieren

Im Verlauf des Coachings könnte Herr X. aber feststellen, dass er Spaziergänge hasst und den Wald nicht mehr sehen kann. Um das zu erfahren, muss Herr X. aber erst mal seine „Genüsse“ aufschreiben.

Werden Sie sich also darüber bewusst, was Sie wirklich brauchen/mögen, indem Sie erst einmal Ihre Interessen, Hobbys, Wünsche, Ziele aufschreiben. Dann beschreiben Sie, was diese konkret mit Ihnen machen:

– Ich genieße, wenn ...
– Ich genieße durch ...
– Wenn ich genieße, dann ...
– Immer wenn ich XXX mache, dann ...

Genuss braucht Zeit

Spätestens bei der Frage: „Wo würden Sie gerne ein Mehr an Genuss in Ihrem Leben haben?“ stellt sich die Frage des „Wann“.

Achtsamkeit bei gewöhnlichen Handlungen im Alltag:

Genießen Sie das Duschen, Zähneputzen, Spülen, Ankleiden, Gehen, Türöffnen, Autofahren, E-Mail-Schreiben, Kochen, den ersten Morgenkaffee oder Tee ...

Erfahrung innerlich „dokumentieren“:

Was denken, fühlen, empfinden Sie im jeweiligen Moment. Bewerten Sie, wenn ja, auf welche Art und Weise?

Genuss erschafft Ziele

Wer Genuss empfinden kann, ist in der Lage, Ziele zu formulieren. Mark Twain sagte einst: „Kaum verloren wir das Ziel aus den Augen, verdoppelten wir unsere Anstrengungen!“

Wie wichtig es ist, Träume oder Ziele zu haben, verdeutlicht die Frage: Genieße ich mein Leben?

Ziele werden oft zu ambitioniert, schlecht formuliert oder einfach unpassend erschaffen. Oft sind sie die Antwort auf die vorhandene Müdigkeit, Ratlosigkeit, Zerrissenheit. Der innere Wunsch, Entspannung, Ruhe, Glück „irgendwo“ zu finden, lässt jeden Suchenden ohne Kompass im Kreis laufen. Das Genusscoaching beantwortet derlei Fragen einfach, schnell und zuverlässig. Denn nur wenn man weiß, was man liebt, kann man das Glück, den Traum, das eigene Ziel auch erspüren.

Übung

Zeichnen Sie einen Stern mit fünf Spitzen. Beschreiben Sie in diesem fünf Ziele, Träume, die Sie erreichen möchten. Hier werden zumeist die Dinge hingeschrieben, die einem sofort in den Sinn kommen, doch das ist bei Zielen gar nicht so einfach. Ziele bergen etwas Finales, Endliches. Man will sich nicht „falsch“ entscheiden bzw. den falschen Weg gehen.

Ein Tipp: Lassen Sie den Flug zum Mond einfach raus und orientieren Sie sich gemäß Ihrem Genuss.

Beispiel: Sie erinnern sich daran, dass Sie mit Ihrem Opa als Kind immer angeln waren. Da haben Sie sich immer besonders wohlgefühlt. So könnte ein mögliches Ziel sein, den Angelschein zu machen.

Der persönliche Leitfaden/die Umsetzung In der Umsetzung der persönlichen Genussziele braucht es manchmal Ideen zum praktischen Vorgehen. Ziele brauchen Struktur, so verhält es sich auch bei dem Genuss, den man nicht nur zufällig, sondern regelmäßig erleben möchte.

Folgende Fragen sollten Sie sich deshalb hierzu stellen:

– Was sind Ihre nächsten fünf Schritte, um Ihr Ziel/Ihren Genuss zu erreichen?
– Wann, wie, womit?
– Brauchen Sie Hilfe / können Sie das Ziel alleine erreichen?
– Was wird sich für Sie verändern?
– Wer wird die Veränderung bemerken?

Wo wird Genusscoaching angewandt?

Das Genusscoaching/-training findet Anwendung in Bereichen wie der Psychotherapie, psychologischen Beratung, dem Coaching, stationär wie ambulant.

Störungsbilder, bei denen das Genusscoaching positive Resultate erreicht, sind u. a. in den ICD-Gruppen F3, F4 und F5 zu finden.

Das Genusscoaching bietet Unterstützung für Menschen, deren Fähigkeit, Genuss zu erleben, deutlich eingeschränkt ist. Diese Menschen zeigen oftmals Auffälligkeiten, wie tendenzielle soziale Isolation, unzureichende Stressbewältigung und starre Wertesysteme.

Fazit

Genuss braucht Zeit, Konzentration, Aufmerksamkeit, Offenheit und Zuwendung. Alles Dinge, die man nicht im Außen finden kann. Das Genusscoaching ist eine trainierbare und grundsätzliche Haltungsfrage zur Reise ins Innere. Genuss liefert klare Antworten darüber, was wir lieben und was wir sein möchten.

Wenn Sie also bemerken, dass es Ihnen bei einer Sache so richtig gut geht, dann sind Sie auf dem richtigen Weg zu Ihrem persönlichen Genuss.

Thomas Waschat
Studium der Entwicklungs- und Persönlichkeitspsychologie (University of Applied Sciences), „The Work“-Coach und Mindset-Trainer für Gruppen nach Byron Katie, Psychologischer Berater, Dozent, Jobcoach und Autor

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