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Der Fachkräftemangel ... ein Blick dahinter

2016 03 Alles1

Schön ist es, wenn man plötzlich ein Thema glasklar durchschauen kann. Denn es regt zum Lachen an, zum lauthals Herausprusten. Und eine gute Stimmung – das hat sich herumgesprochen – macht das Leben einfach schöner.

fotolia©jokatoonsWovon ich spreche? Vom Fachkräftemangel in Deutschland. Ein viel diskutiertes, ernst zu nehmendes Thema, sagt man, das immer wieder durch die Medien geistert. Der Fachkräftemangel war mit ein Grund dafür, dass unsere Kanzlerin entschieden hat, beliebig viele Menschen in unser Land einwandern zu lassen.

Man fragt sich: Was ist los mit uns Deutschen? Sind wir so schlecht ausgebildet? Ich weiß nun gewiss: Nein, daran liegt es nicht. Der Grund für den Fachkräftemangel in unserem Land ist die eierlegende Wollmilchsau. Diese existiert nicht, das werden Sie auch nach intensivem Googeln herausfinden. Und eben das ist der Punkt.

Zu dieser Erkenntnis kam ich durch einen Fall aus meiner Praxis: Eine Freiberuflerin entschied, eine Initiativbewerbung an eine Institution zu schicken, deren Arbeitsweise sie für sehr innovativ hält, um dort als Angestellte zu arbeiten. Sie bekam auch eine Antwort. Darin erfuhr nun Frau X., dass die Institution gerade jetzt für ein zweijähriges Projekt Mitarbeiter sucht.

Ein Glücksfall könnte man meinen. Dieses Projekt wird aber von der Bundesagentur für Arbeit finanziert.

Und genau diese hat einen Vorgabenkatalog erstellt mit Kriterien, denen die zukünftigen Mitarbeiter entsprechen müssen. Ein sehr dezidiertes Erfahrungs- und Ausbildungsprofil sei das, teilte man ihr mit.

Nun ist es so, dass Frau X. mehr als 20 Jahre Berufserfahrung in mehr als einem Berufsfeld nachweisen kann. Allein durch ihre selbstständige Tätigkeit hat sie Unternehmerfähigkeiten, wie Selbstmanagement, Selbstreflektion, Wirtschaftlichkeit, Marketing, Eigenmotivation etc. gut ausgebildet. Der Punkt ist: Sie ist eben nicht die eierlegende Wollmichsau. Die gibt es ja auch nicht, wie bereits erwähnt. Und schon ist ein Kreislauf in Gang gesetzt, bei dem sich die Katze – im wahrsten Sinne des Wortes – in den Schwanz beißt.

Die Institution kann ihr sehr sinnvolles Projekt „Integration von behinderten Menschen in den Arbeitsmarkt“ nicht zeitnah umsetzen – dem Arbeitsmarkt fehlen Fachkräfte und aufgrund von auferlegten Vorgaben lassen sich nur schwer Mitarbeiter finden. Außerdem zeigt sich: Der Arbeitgeber wird wie ein unmündiges Kind behandelt. Wer, wenn nicht die Institution selbst weiß, wer für eine Mitarbeit im Projekt geeignet ist? Dort arbeiten letztlich die Profis. Hier geht es an der Oberfläche um Machtgerangel: Ich gebe dir Geld und dafür erfüllst du meine Bedingungen.

In der Psychotherapie hat ein solches Verhalten schon einen gewissen Behandlungswert. Denn, was es in der Tiefe zeigt, ist, dass wenn Menschen kein Vertrauen in die Fähigkeiten von anderen haben, haben sie kein Vertrauen in sich selbst. Und dann brauchen sie viele Sicherheiten, die ihnen dieses Vertrauen im Außen vorgaukeln, aber Sicherheit im Außen ist nur eine Illusion. Daraus entstehen wie in diesem Fall völlig überhöhte Anforderungsprofile. Nur, wenn diese erfüllt sind – so glauben diese Menschen – fühlen sie sich sicher. Genau das wird aber nie eintreten, denn Sicherheit kann ein Mensch nur in sich selbst erschaffen.

Bis dahin wird die eierlegende Wollmilchsau gesucht und Prozesse werden blockiert, statt gute Lösungen voranzubringen. Vielleicht wandelt sich schon etwas mit diesem Artikel. Ich bin da aus meiner inneren Sicherheit heraus – Optimistin!

Alexandra DahlenAlexandra Dahlen
Heilpraktikerin für Psychotherapie, Geprüfte Psychologische Beraterin und Coach in eigener Praxis

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