Werbung in eigener Sache: Praxismarketing-Instrumente im Überblick
Heilpraktiker (immer m/w/d) wollen Menschen helfen. Der Gedanke an Marketing für die eigene Praxis stört da viele; er scheint nicht recht zum eigenen Anspruch zu passen. Doch Marketing ist nichts Schlimmes und es muss auch nicht nerven. Und letztlich kommt keine Branche, auch nicht die der Heilenden und Helfenden, ohne Marketing aus.
Ein Überblick über verschiedene Instrumente, was für sie spricht und was man bedenken sollte.
Internet/Social Media
Youtube: Technisch gute Videos lassen sich heutzutage durchaus mit dem Handy erstellen. Beispielsweise können Therapieformen kurz(!) erläutert werden (Wie funktioniert das? Für wen sind sie geeignet?). Werden diese Videos mit den richtigen Suchbegriffen versehen, braucht es auch keinen eigenen Youtube-Kanal. Bevor man jedoch etwas in Netz stellt, sollte man das Video selbst kritisch prüfen: Falsche Beleuchtung, ein ungeeigneter Hintergrund oder ein stockender Vortrag wirken unprofessionell und schrecken eher ab. Eigenwerbung, Heilversprechen etc. sollten vermieden werden.
Facebook & Co.: Das Engagement bei Facebook und ähnlichen Angeboten der sozialen Medien sollte man sich gut überlegen. Damit die Präsenz interessant bleibt und Nutzer bindet, sollte sie fortlaufend aktualisiert sein. Das kostet viel Zeit.
Und: Während man sich einerseits auch hier in puncto Werbung etc. auf dünnem Eis bewegt, öffnet man andererseits Tür und Tor für ungefilterte Shitstorms all jener, die sich persönlich schlecht behandelt fühlen oder Heilpraktiker generell verteufeln. In der Presse gibt es zumindest Hürden, was unbelegte Attacken gegen Menschen oder Berufe betrifft. In den sozialen Medien gibt es solche Hürden kaum.
Google My Business: bietet die Möglichkeit, das Profil der eigenen Praxis kurz und kostenlos (Lage, Öffnungszeiten, Schwerpunkte) zu präsentieren. Außerdem bietet Google weitergehende Angebote, deren Sinn und Aufwand man prüfen sollte.
E-Mail-Newsletter: eine gute Möglichkeit, Klienten und Patienten zu binden. Allerdings ungeeignet, um „auf gut Glück“ neue Klienten zu erreichen, denn ohne Einverständniserklärung personalisierte Newsletter und Ähnliches zu versenden, ist nicht erlaubt. In Verbindung mit regelmäßigen eigenen Texten auf der Homepage und der Einladung, den Newsletter zu abonnieren, aber ein interessantes Instrument. Erfordert allerdings einigen Zeitaufwand: zum einen die Pflege der Adress-Liste; zum anderen die regelmäßige(!) Erstellung der Newsletter.
www.theralupa.de und vergleichbare Portale sind sehr gut geeignet, um die eigene Praxis in einem als seriös empfundenen Umfeld zu präsentieren.
Empfehlungsportale: deren Nutzung sollte man sich gut überlegen. Nicht alle Angebote sind seriös; außerdem ist die Pflege der eigenen Präsentation mit Zeitaufwand verbunden. Und schließlich können auch schlechte Empfehlungen auftauchen.
Suchmaschinen-Optimierung: Diese Optimierung des eigenen Internetauftritts ist auf jeden Fall sinnvoll.
Homepage mit eigenen Beiträgen: Die (suchmaschinen-optimierte) Homepage ist eine gute Möglichkeit, neue Klienten zu gewinnen; insbesondere dann, wenn man sich bei der Programmierung der Seite die Option einräumen lässt, dort selbst eigene Beiträge zu veröffentlichen. Regelmäßige Artikel zu interessanten Themen – gut geschrieben und seriös aufbereitet – sind ein gutes Marketinginstrument. Sie können helfen, Klienten zu binden und neue zu gewinnen, weil sich der wiederkehrende Besuch der Seite „lohnt“. Hier kann man auch Newsletter anbieten. Der Haken: Zeitaufwand für regelmäßige Texte.
Sponsoring: Trikots für die B-Jugend, Schwimmflügel für die Kurse im Freibad, Tretautos für die Kita – die Möglichkeiten, über Sponsoring Werbung zu betreiben, sind vielfältig. Problem: Meist sind sie auch ziemlich teuer und die lokale Presse ist in der Regel wenig geneigt, über solche eindeutigen Werbeaktionen kostenlos zu berichten. Am ehesten besteht eine Chance auf kostenlose Berichterstattung dann, wenn es sich um eine ungewöhnlichere Aktion handelt, z. B. Frischobstkisten für die Grundschule.
Werbeartikel (Give-aways): kommen nicht (mehr) überall gut an. Insbesondere die guten alten Kugelschreiber mit Prägung empfinden viele Menschen inzwischen (oftmals wohl nicht zu Unrecht) als Beitrag zur Plastik-Vermüllung, zumal dann, wenn die Stifte eine minderwertige Mine enthalten. Schreib- und Notizblöcke, Bleistiftanspitzer und Ähnliches werden immer weniger genutzt.
Messen: Die Teilnahme an Messen kostet eine Menge Geld. Lokale Veranstaltungen dieser Art sind zwar günstiger, belasten aber ebenfalls das Budget. Zumal es mit Standmiete, Auf- und Abbau, Ver- und Entsorgung, Give-aways, Verpflegung etc. nicht getan ist: Ohne knackiges Konzept, inklusive Blickfang und idealerweise Mitmach- und Gewinnaktionen ist es schwierig, Besucher an den Stand zu bekommen. Außerdem ist dringend zu empfehlen, den Stand mit mindestens zwei Personen zu besetzen, die noch dazu sozialkompatibel sein sollten, also offen, freundlich und kommunikativ. Viel Geld für die Teilnahme an einer Messe auszugeben und sich dann zwei Tage allein und verlassen die Beine in den Bauch zu stehen, ist nicht schön.
Vorträge: Vorträge und Infoveranstaltungen zu Gesundheitsthemen liegen schon länger im Trend – das macht es schwierig, damit zu punkten. Inzwischen bieten fast alle Kliniken, Ärztehäuser und viele Apotheken regelmäßig solche Veranstaltungen an. Am ehesten wird so etwas in Kooperation mit einer Einrichtung wie z. B. (Volkshoch-)Schulen oder Mütterzentren funktionieren.
Aktionstage/Tage der offenen Tür: Ähnlich wie bei einer Messe sollte es rund um den Tag eine Aktion oder zumindest ein Schwerpunkthema geben. Im Vorfeld empfiehlt sich eine (meist kostenpflichtige) Berichterstattung, um die Praxis und ihre Angebote mehr ins Bewusstsein zu rücken. Je weniger vergleichbare Angebote sich in einer Region etabliert haben, desto eher lohnt sich ein Tag der offenen Tür. Aufwand und Kosten sind geringer als bei der Teilnahme an einer Messe, aber ebenfalls nicht unerheblich.
Radiowerbung: ist teuer und braucht eine Weile, ehe sich Effekte erkennen lassen.
Anzeigen: sind ähnlich einzuschätzen wie Radiowerbung: Sie kosten regelmäßig Geld (je nach Platzierung und Größe durchaus einige Hundert Euro pro Erscheinungstag), und es dauert meist eine Zeit, ehe sich ein Effekt zeigt. Nicht selten ist es aber möglich, eine Anzeige mit einem dann kostenlosen redaktionellen Beitrag zu verbinden.
Redaktionelle Beiträge: Es kann sich lohnen, mit insbesondere kleineren Zeitungen und Wochenblättern zu sprechen, ob dort Interesse an werbefreien(!), fachlich fundierten Beiträgen zu relevanten Gesundheitsthemen besteht. Wenn ja, sollte man auf jeden Fall der Versuchung widerstehen, die eigene Praxis zu nennen und stattdessen lediglich mit seinem Namen und der Berufsbezeichnung arbeiten. Außerdem tut man sich keinen Gefallen, wenn man in der Zeitung mit seinem fundierten Wissen glänzen will: Die Zeitung schreibt für alle Menschen, nicht fürs Fachpublikum, und die Redaktion wird allzu weit gehende Passagen streichen (oder gleich den ganzen Artikel). Weitere Herausforderung: Es ist nicht ganz einfach, journalistisch gute Texte zu verfassen. Aber das liegt nicht jedem.
Promotiontouren: Eine vergleichsweise günstige Werbemöglichkeit sind Visitenkarten-Aufsteller mit Klappkarten, die sich – nach Rücksprache – in Geschäften, Cafés, Apotheken und Praxen aufstellen lassen. Klapp-Visitenkarten bieten etwas mehr Platz (zur Zielgruppen-Ansprache) als herkömmliche Karten; die Aufsteller verhindern, dass die Karten in der Gegend herumfliegen. Zusatzeffekt: Man kommt mit vielen Menschen in vielen Geschäften ins Gespräch.
Flyer: Der Druck ist günstig; wer in der Lage ist, den Flyer selbst zu gestalten und eine Druckvorlage zu erstellen, hat kaum Kosten (außer etwas Zeit). Allerdings werden Flyer oft als störend empfunden. Darum sollten sie zielgerichtet eingesetzt werden. Viele Geschäftsinhaber wollen nicht, dass diese bei ihnen ausgelegt werden.
Jens Heckmann
Heckmann Unternehmenskommunikation,
Ansprechpartner für Marketingfragen im Serviceteam des VFP e. V.
Fotos: ©Jonas Glaubitz, ©alphaspirit