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Die Beziehung zum Therapeuten ist entscheidend für den Therapieerfolg

Die Aussagen des Deutschen Kongresses für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie decken sich mit den Erfahrungen der Heilpraktiker für Psychotherapie


Kriege, Inflation, Wohlstandsverlust,

Pflegenotstand – die Liste ließe sich fortsetzen. Diese Dauerkrisen verunsichern und belasten immer mehr Menschen. Entsprechend steigt die Zahl psychischer und psychosomatischer Erkrankungen. Eine Psychotherapie kann helfen – klar.

Aber welche Faktoren machen eine Therapie wirksam?

Diese Frage wurde im März 2023 beim Deutschen Kongress für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, der gemeinsamen Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM) und des Deutschen Kollegiums für Psychosomatische Medizin (DKPM), beleuchtet.

In weiten Kreisen der Fachwelt wird immer noch davon ausgegangen, dass bestimmte Verfahren und Methoden ausschlaggebend für den Erfolg einer Psychotherapie sind –

dass also folglich eine Therapieform, die diese Verfahren und Methoden nicht beinhaltet, nicht wirksam sein kann.

Demgegenüber stellt die Präsidentin des Kongresses, die Diplom-Psychologin und Chefärztin der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Klinikum der Universität Düsseldorf, Prof. Dr. Ulrike Dinger-Ehrenthal, einen anderen Aspekt in den Fokus, nämlich die Beziehung zwischen Patient und Therapeut (immer m/w/d): „Psychosomatische Medizin ist Beziehungsmedizin“, bringt Dinger-Ehrenthal es auf den Punkt. Diese Beziehung sei eine der wichtigsten Grundlagen für den Erfolg einer Behandlung.

Das scheint einleuchtend, wenn auch der Beziehungsaspekt bei der generellen Frage nach der Wirksamkeit einer Methode (Stichwort Richtlinienverfahren) in Deutschland bislang keine Rolle spielt. Dabei ist die Aussage von Prof. Dr. Dinger-Ehrenthal wissenschaftlich belegbar: Die wiederholte „Messung“ von Beziehungsqualität und Symptomen habe gezeigt, dass positive Therapiebeziehungen eine eigene kurative Wirkung hätten.

Mit anderen Worten: Die Beziehungsqualität an sich ist ein Wirkfaktor.
„Aktuelle Studien zeigen eine enge Wechselwirkung, die im Idealfall in eine positive Spirale mündet: Eine gute Beziehungserfahrung begünstigt eine symptomatische Entlastung, die wiederum die therapeutische Beziehung stärkt.“

Interessant sind in diesem Zusammenhang auch die Ergebnisse einer Untersuchung der University of Wisconsin und des Madison & des Modum Bad Psychiatric Center, Norwegen (Evaluation: Methodology Paper of the Scientific Advisory Board on Psychotherapy According to Section 11 PsychThG, Psychotherapists Act von 2022), über die die Freie Psychotherapie im Magazin 11.22 berichtete („Newsticker – Streit um die Wissenschaftlichkeit der Psychotherapie“).

Auch diese Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass die Qualität der Patient-Therapeut-Beziehung für den Erfolg jeder Psychotherapie unerlässlich sei; sie sei sogar wichtiger als die spezifischen Faktoren, die (in Deutschland) für die Anerkennung einer Therapiemethode ausschlaggebend seien.

Ein weiterer Faktor für den Therapieerfolg ist laut Prof. Dr. Dinger-Ehrenthal die Mitarbeit des Patienten:

„Die aktive Einbindung in die therapeutische Arbeit, das Erleben der Handlungsfähigkeit und Selbstwirksamkeit erhöhen gegenüber dem passiven ‚Abwarten auf Heilung‘ die Wahrscheinlichkeit eines Therapieerfolgs.“ Dieses Ergebnis deckt sich mit eigenen Forschungen Dinger-Ehrenthals auf diesem Gebiet. Und auch in diesem Bereich wirkt ein positives Verhältnis zum Therapeuten verstärkend.

Dass es bei einer erfolgreichen Psychotherapie vor allem darum geht, dem Patienten eigene Ressourcen und Fähigkeiten (wieder) nutzbar zu machen, werden sicher sehr viele Heilpraktiker für Psychotherapie bestätigen.


Prof. Dr. Dinger-Ehrenthal kommt ebenfalls zu diesem Ergebnis: „Erfolgreiche Therapien zielen nicht nur darauf ab, Schwächen und Defizite zu kompensieren, sondern sie lenken den Fokus auch auf vorhandene Fähigkeiten und Interessen, die unterstützt, ausgebaut und gezielt eingesetzt werden.“ Das trage „erheblich“ zur therapeutischen Verbesserung bei. Allerdings sei es – bei allem Glauben an die Stärken des Patienten – wichtig, dessen Leidensdruck ernst zu nehmen, um wichtige Veränderungsimpulse nicht aus dem Blick zu verlieren.

Dr. Werner Weishaupt Heilpraktiker für Psychotherapie, Dozent, Präsident des VFP e.V.
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