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Vitalstoffe beim Burnout-Syndrom

Der Begriff Burnout-Syndrom wird heutzutage immer mehr benutzt. Genaue Prävalenzzahlen gibt es nicht. Erstmalig beschrieben wurde es 1974 von Herbert Freudenberger. Allerdings ist die Definition sehr uneinheitlich und die Studienlage schlecht. Das Problem ist, dass sich das „Burnout-Syndrom“ nur schwer von anderen Syndromen wie Neurasthenie, Erschöpfungssyndrom oder Anpassungsstörung unterscheiden lässt. Auch die Übergänge zur Depression sind fließend und oft wird lieber von „Burnout-Syndrom“ statt Depression gesprochen, um eine Stigmatisierung zu vermeiden.

Das Burnout-Syndrom wird zumeist als ein berufsbedingtes Phänomen und nicht als medizinische Erkrankung definiert. Es wird als Folge von chronischem Stress am Arbeitsplatz beschrieben, der nicht erfolgreich bewältigt wurde. Das Syndrom ist durch drei Dimensionen gekennzeichnet:
– Gefühl der Erschöpfung
– zunehmende mentale Distanz zur Arbeit oder Gefühle von Negativismus, Zynismus in Bezug auf die eigene Arbeit – verminderte berufliche Effizienz

Um sich dem Phänomen Burnout zu nähern, muss Folgendes verstanden werden
Der amerikanische Physiologe Walter Bradford Cannon (1871–1945) postulierte nach seinen Erfahrungen mit Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg mit Posttraumatischen Belastungsreaktionen:

Leben ist nur dann möglich, wenn unser „inneres Milieu“ unter sich verändernden Umweltbedingungen konstant gehalten werden kann.

Cannon entwickelte das Konzept der Homöostase aus physiologischer Sicht. Übertragen auf unser heutiges Leben zeigt die die möglichen Stressoren und ihre Folgen, wenn „das Fass überläuft“. (Abb. 1)

Die Homöostase ist das physiologische Streben nach Einhaltung eines Gleichgewichts, das für die Lebenserhaltung und Funktion eines Organismus oder eines Organs notwendig ist.

Als Stress wird daher ganz allgemein ein Zustand der starken psychischen Belastung bezeichnet

Akuter Stress führt zur Freisetzung von Stresshormonen wie Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol, um die Leistungsfähigkeit kurzfristig zu steigern. Diese gesunde Reaktion wird auch als positiver Stress (Eustress) bezeichnet. Wird die freigesetzte Energie genutzt, werden auch die Stresshormone wieder abgebaut und das Hormonsystem reguliert sich von selbst. Ansonsten kommt es zum negativen Stress (Distress), der zu erhöhter Anspannung und Dauerstress führen kann. Ursache ist die fehlende Möglichkeit, die Stresshormone abzubauen.

Der US-amerikanische Neurophysiologe und Neuroendokrinologe Bruce Sherman McEwen befasste sich vor allem mit den Auswirkungen von Stress und prägte den Begriff „allostatische Last“ oder auch „der Preis, den dein Körper bezahlt“. Er erklärt Allostase wie folgt:

Allostatische Systeme
Hormonsystem, autonomes Nervensystem, Immunsystem, kardiovaskuläres System etc.
Kurzfristige Aktivierung
Adaptation des Körpers an Stress
Langfristige Aktivierung
Chronische Unter- oder Überaktivität von allostatischen Systemen führt zur Abnützung des Körpers.

Die Liste der Symptome, die durch anhaltenden Stress auftreten können, ist lang. Typisch sind
– Herz-Kreislauf-Probleme – Schlafstörungen – Appetitverlust – Verdauungsprobleme – nachlassende Libido
– Kopf- und Rückenschmerzen – Angstzustände – Antriebsschwäche – Mutlosigkeit (s. auch Abb. 2)

Der ungarisch-kanadische Arzt Janos Selye, Biochemiker und Hormonforscher, schuf in den 1930er-Jahren die Grundlagen der Lehre vom Stress und vom dazugehörigen Adaptationssyndrom oder auch Selye Syndrom. Selye ist somit der „Vater der Stressforschung“.

Selye postuliert – Die Stressantwort ist unspezifisch.
– Alle Stressoren, ob nun physisch oder psychologisch, rufen immer die gleiche physiologische Reaktion hervor. (s. auch Abb. 3)

Neben dem Nervensystem stellt der Hormonhaushalt das zweite wichtige Kommunikationsnetz des Körpers dar. Die Stresswahrnehmung im Gehirn wird über verschiedene Hormonachsen in physiologische Stressreaktionen des Organismus übertragen. Die Hauptaufgabe der zwei wichtigsten Achsen ist die Erhöhung der Leistungsbereitschaft.

Sympathikus-Nebennierenmark-Achse
Diese vermittelt eine schnelle, nervale Reaktion auf Stress und stimuliert die Freisetzung von Adrenalin aus dem Nebennierenmark. Dies führt zu einer gesteigerten Schweißsekretion, einem Blutdruckanstieg, Zunahme der Herzfrequenz und Herzinotropie, Steigerung der Sauerstoffaufnahme, Erweiterung der Pupillen (Verbesserung der Sehleistung) und Einschränkung des stark Energie verbrauchenden Gastrointestinaltraktes. All diese Maßnahmen sind dazu geeignet, durch Kampf oder Flucht z. B. Fressfeinde etc. abzuwehren.

Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse

Die entscheidende Rolle in diesem System spielt das Cortisol. Die Cortisol-Bildung erfolgt in den Mitochondrien der Nebennierenrinde. Ausgangsstoff ist Pregnenolon, ein Abkömmling des Cholesterins, der Rohstoff für die Bildung aller Steroide. Cortisol wird vermehrt bei anhaltendem Stress freigesetzt und deshalb oft als Stresshormon bezeichnet.

Burnout ist die Folge von dauerhafter Überlastung im Arbeits- und/oder Berufsleben. Burnout ist die Endstufe von Stress und somit für den Organismus dauerhaft hochgradig gefährlich. Im Verlauf kommt es zu einem Gefühl des „Ausgebranntsein“. Damit werden Leistungseinbußen, emotionale Erschöpfung, Frustration etc. beschrieben. Erschöpfungsgefühle und andere gesundheitliche Beschwerden, die im Zusammenhang mit dem Burnout stehen, sind nicht gleichzusetzen mit einer psychischen Erkrankung wie der Depression. Ein Burnout kann allerdings das Risiko erhöhen, verschiedene Erkrankungen zu entwickeln. Zum Beispiel – Bluthochdruck – Tinnitus

– chronische Kopf- und Rückenschmerzen – Schlafstörungen – Angstzustände – Depressionen

Vitalstoffe Burnout

Bei Burnout wird die Darmdurchblutung und Verdauung reduziert. Dies bedingt chronische Entzündungen im Verdauungstrakt und eine schlechte Vitalstoffaufnahme. Müdigkeit, Energiedefizit, chronische Darmerkrankungen sind die Folge.

Cortisol wird anfangs vermehrt ausgeschüttet. Dies unterdrückt das Glückshormon Serotonin. Der hohe Cortisolspiegel beeinflusst das Blutdruckregulationssystem in der Nebennierenrinde und steigert unter Energie und somit Vitalstoffverbrauch die Herzfrequenz und die kardiale Erregbarkeit. Hohe Cortisolspiegel reduzieren die Leistungsfähigkeit des Immunsystems unter deutlichem Mehrverbrauch an antioxidativen Vitalstoffen.

Hohe Cortisolspiegel führen zu einem Proteinabbau, um die frei werdenden Aminosäuren in Zucker umzuwandeln. So versucht der Organismus die Energieversorgung für das Gehirn sicherzustellen. Der Verlust an Aminosäuren führt aber auch zu einem Mangel an dem für die Psyche so wichtigen Serotonin (Glückshormon) und dem Antriebshormon Dopamin.

Ständig erhöhte Cortisolwerte führen zu Schlafstörungen, da der Körper nachts durch das viele Cortisol nicht zur Ruhe kommt, und das schlaffördernde Melatonin wird supprimiert.

Manche Vitalstoffe können Stresshormone reduzieren

Vitamin B1, B2, B6, B12, Folsäure, Vitamin C und Vitamin D, Magnesium, Selen, Zink, Kupfer

Energielieferanten bei einem Energiedefizit

Coenzym Q10, Magnesium, Omega-3-Fettsäuren und Carnitin

L-Tryptophan

Aus L-Tryptophan wird in Zwischenschritten Serotonin gebildet. Für die Umwandlung werden wiederum die Vitamine B3, B6, Vitamin D, Omega-3-Fettsäuren sowie Magnesium und Zink benötigt. In einem weiteren Schritt entsteht das für den Schlaf so wichtige Melatonin. Dies ist von Bedeutung, denn eine gestörte Schlafarchitektur führt zu Schlafstörungen, und diese verschärfen die Symptome der besprochenen Krankheitsbilder massiv. (Abb. 4)

Die Umwandlung von Tryptophan zu 5-HTTP kann durch Nährstoffmängel, BZ-Schwankungen und hohen Stresshormonpegel gestört sein. Wichtig ist, dass Menschen mit Stress, Burnout und/oder Depression sich nicht Kohlenhydrat reduziert ernähren, denn die Aminosäuren Valin, Leucin, Isoleucin (BCAA Aminosäuren) konkurrieren mit Trypthophan an der Blut-Hirn-Schranke und kumulieren bei kohlenhydratfreier oder -armer Kost. L-Phenylalanin

Aus der Aminosäure L-Phenylalanin entsteht die Aminosäure L-Tyrosin, die über einen zweistufigen Prozess in Dopamin umgewandelt wird. Aus Dopamin werden dann die Neurobotenstoffe Noradrenalin und Adrenalin synthetisiert. Alle Synthesestufen sind von der Zufuhr verschiedener Vitamine abhängig. (Abb. 5)

Es wird angenommen, dass ein Mangel an Omega-3-Fettsäuren die Verbindung zwischen den psychischen Symptomen und den häufig begleitend auftretenden körperlichen Symptomen herstellt.

Durch die vermehrte Ausschüttung der Stresshormone Adrenalin und Cortisol werden der Stoffwechsel verändert und der Bedarf an Mikronährstoffen deutlich erhöht. Die Einnahme von Mikronährstoffen kann nachweislich die Stress-Toleranz verbessern und gleichzeitig körperliche Schäden verringern. Mikronährstoffe wie Folsäure, Vitamin B12 und maritime Omega-3-Fettsäuren (DHA, EPA) haben einen großen Einfluss auf die Entwicklung und Progression von neuropsychiatrischen Erkrankungen wie Depressionen oder ADHS. Burnout-Patienten haben häufig einen unzureichenden Folsäure- und Vitamin-B12-Status. Beide Vitamine spielen eine zentrale Rolle bei der Regulation und Synthese von Neurotransmittern, denn ein Mangel an 5-Methyltetrahydrofolat und/oder Vitamin B12 hemmt die Synthese von Methionin und S-Adenosylmethionin (SAM) und folglich die SAM-abhängigen Methylierungen, z. B. die Umwandlung von Noradrenalin in Adrenalin oder von Serotonin in Melatonin. Auch B-Vitamine und Folsäure unterstützen erfolgreich eine medikamentöse Therapie des Burnouts. So zeigte eine Studie aus den USA bei 110 Patienten (immer m/w/d) mit schwerem Burnout, dass die angewendeten Medikamente bei niedrigen Folsäurespiegeln im Blut deutlich schlechter wirken.

Ein wesentlicher Faktor in der Therapie des Burnouts ist der Ausgleich des Energiedefizits. Hier kommt dem Coenzym Q10 eine zentrale Rolle zu.

Die körpereigene Synthese des Vitaminoids Coenzym Q10 sinkt bereits ab dem 40. Lebensjahr ab und und führt zum Energiedefizit, denn Coenzym Q10 ist wesent

lich für die Energieproduktion im menschlichen Körper.

In den Mitochondrien wird die Energie in Form von Adenosintriphosphat (ATP) gebildet. Jede menschliche Körperzelle hat – je nach Energiebedarf – zwischen 4 000 und 11 000 Mitochondrien. Bedenkt man, dass der Mensch 80 Billionen Zellen hat, ergibt das eine enorme Zahl an Mitochondrien, die alle auf Coenzym Q10 als wesentlichen Faktor zur Energiebildung angewiesen sind. Dadurch, dass Coenzym Q10 permanent seinen Oxidationsstatus wechselt und daher von der oxidierten in die reduzierte Form und wieder zurück verwandelt wird, werden Elektronen in der Atmungskette übertragen, um Energie in Form von ATP (Adenosintriphosphat) zu bilden.

Der Bedarf bei Patienten mit Burnout liegt bei 100 mg bis 200 mg Coenzym Q10 am Tag. Tatsächlich können wir über die Nahrung – unabhängig von der Ernährungsform – nur ca. 25 mg Coenzym Q10 zuführen. Da das Coenzym Q10 nicht ersetzbar ist, verwundert es nicht, dass nahezu alle Burnout-Patienten positiv auf eine Supplementation mit Coenzym Q10 reagieren. Im Handel befinden sich sehr viele unterschiedliche Produkte. Die höchste Bioverfügbarkeit haben diejenigen, die in Oxidation fixierte sind (z. B. Q10-Bio-Qinon Gold von Pharma Nord). In einer unabhängigen Studie (Navas Studie) wurde die gute Bioverfügbarkeit bestätigt. Literatur
Eine Liste kann bei den Autoren angefordert werden.

Nathalie Schmidt Lebensberaterin, Coachin, Vitalstoff-Expertin, Autorin
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Dr. med. Edmund Schmidt Facharzt für Allgemeinmedizin, Chirotherapie, Ernährungsmedizin, Schmerz- und Vitalstofftherapie, Autor
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