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Buchbesprechungen

Buchbesprechungen

2013-02-Buch2Achtsamkeit ist heilsam. Den therapeutischen Nutzen bei chronischen Krankheiten, wie Krebs, belegen zahlreiche wissenschaftliche Studien. Die Diplom-Psychologin Dr. Katja Geuenich gibt in ihrem Buch viele Tipps und Anregungen, wie sich Achtsamkeit hilfreich bei einer Krebsdiagnose einsetzen lässt. Achtsamkeit kann z. B. das Immunsystem stärken, subjektiv empfundene Belastungen reduzieren oder helfen stressresistenter zu werden. Das Hauptaugenmerk des Buches gilt vor allem der Konzentration auf die psychischen Grundbedürfnisse in einer neuen Lebenssituation, um so die Lebensqualität und Zufriedenheit zu steigern und die Krebserkrankung emotional besser bewältigen zu können.

Die Krebsdiagnose ist oft mit Ängsten und Unruhe verbunden und wirft viele Fragen auf: Wie geht es weiter? Wer bestimmt über mein Leben? Was will ich? Was ist mir jetzt möglich? In einer Zeit, in der man viel Verantwortung für sein Leben an Ärzte und Therapeuten abgibt, in der Orientierungs- und Hilflosigkeit dominieren, kann eine achtsame Lebensführung ein wichtiger Kompass sein, den eigenen Befürfnissen und Wünschen gerecht zu werden. Hilfreich ist, dass die praxiserfahrene Psychologin die Krankheit in die Phase der Diagnosestellung und die der primären medizinischen Behandlung unterteilt und damit die Dynamik unterschiedlicher Bedürfnisschwerpunkte je Phase herausarbeitet. Das Ziel bleibt aber das gleiche: Autonomie! Bewusste Lebensgestaltung statt Opferrolle.

Geuenich veranschaulicht komplexe Gedanken mithilfe von Gleichnissen. Der Inhalt ist sehr klar strukturiert und mit einer farblich untermalten Zusammenfassung je Kapitel einfach und schnell lesbar. Das Buch ist ein praktischer Ratgeber mit Anregungen zur Selbsthilfe, hilfreichen Fallbeispielen aus dem psychoonkologischen Beratungsalltag, zahlreichen Übungen und wertvollen Impulsen, wie Protokollbögen zum wertfreien Wahrnehmen oder den Bedürfnistabellen. Enttäuschend ist nur die Annäherung an das Thema Achtsamkeit. Ursprünglich eine buddhistische Meditationsform wurde Achtsamkeit in den siebziger Jahren von dem Medizinprofessor Jon Kabat- Zinn an der University of Massachusetts unter dem Namen Mindfulness Based Stress Reduction (MBSR) auch in der westlichen Welt zunehmend verbreitet und anerkannt. Achtsamkeit ist die Fähigkeit, im jeweils gegenwärtigen Augenblick das wahrzunehmen, was gerade ist, ohne es zu werten; eine Meditation, die hilft das eigene Tempo zu finden. Sie hat viel mit Aufmerksamkeit zu tun. Aber noch ein bisschen mehr – nämlich mit einer Aufmerksamkeit, derer wir uns bewusst sind! Achtsamkeit hilft, sich besser auf körperliche Empfindungen, Gefühle und Gedanken zu konzentrieren. Achtsamkeit ist vor allem aber eines: eine Lebensphilosophie, keine Technik, die man schnell erlernen kann. Doch als genau solche stellt die Autorin sie dar, wenn sie Achtsamkeit in klinisch distanzierter Sprache auf eine Strategie reduziert, deren Nutzen sie in verschiedenen Schaubildern verdeutlicht, wie dem „Prozessmodell von Achtsamkeit zur inneren Distanzierung und Annäherung“. So bleibt der Begriff merkwürdig abstrakt – trotz der zahlreichen Fallbeispiele. Wer einmal Bücher von Jon Kabat-Zinn gelesen hat oder gar Achtsamkeit lebt, für den wird Katja Geuenich dem Wesen von Achtsamkeit, dem sie auf den ersten 100 Seiten nachspürt, in keinster Weise gerecht.

Buchrezension: Ela Windels
Heilpraktikerin für Psychotherapie

Dr. Katja Geuenich: Achtsamkeit und Krebs. Hilfen zur emotionalen und mentalen Bewältigung von Krebs. Schattauer-Verlag, 220 Seiten, ISBN 978-3-7945-2928-5


2013-02-Buch3Ich fühlte mich geehrt, als mir Silke Schauder- Rubach die erste Fassung ihres Buches vor dem Druck zum Lesen schickte. Bücher haben einen großen Wert für mich – ich bin süchtig danach.

Als Silke auf Facebook schrieb, dass ihr Buch bald fertig sei, bin ich gleich darauf angesprungen und schrieb ihr eine private Nachricht. Worum es in dem Buch geht? Um das Gehirn und sein Potenzial. Das war auch mein Thema, denn als kinesiologisch arbeitende Heilpraktikerin wusste ich von der Plastizität des Gehirns und seiner Fähigkeit, sich bis ins hohe Alter weiterzuentwickeln und neu zu formatieren.

Da ich seit geraumer Zeit kleinere Fachartikel schrieb und auch Bücher rezensierte, bot ich ihr an, ihr Werk zu lesen und eine Rezension zu schreiben. Als ich dann das ganze Buch vorab als PDF-Datei bekam, war ich überwältigt. Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich las es an einem Wochenende. Obwohl Mann und Kinder im Hintergrund herumwuselten, las es sich ganz schnell und einfach. Ich hatte dauernd Silkes Stimme im Kopf – wir hatten miteinander telefoniert – und ich hatte das Gefühl, ich würde mit einer Freundin im Café sitzen und Latte Macchiato trinken, während sie über den Aufbau des Gehirns und die richtige Ernährung für das Gehirn, „Gehirnnahrung“, plaudert. So wie wir Frauen das eben machen, so „unter uns“.

In 7 Schritten zur Hochsensitivität. Damit konnte ich was anfangen. Denn auch ich habe eine, nennen wir es „Teilbegabung“, die sich im Laufe meiner Tätigkeit immer stärker ausgebildet hat. Sowie ich mich während meiner Arbeit intensiv mit einem Menschen beschäftige und ihn dann auch noch mit meinen Händen berühre, bin ich mit ihm verbunden und kann seine Gefühle wahrnehmen, und ganz selten schießen mir auch Bilder in den Kopf. Ich lasse die Gefühle und Bilder dann meist „abfließen“, weil ich weiß, dass sie nicht zu mir gehören, nutze dieses Wissen aber für meine weitere kinesiologische Testung.

Wenn mich meine Patienten daraufhin ganz erstaunt fragen, wie ich „das mache“ und „was ich sehe“, ist meine Antwort: „Ich habe nur meine Wahrnehmung geschult. Das ist nichts Besonderes. Jeder von uns hat dieses Potenzial in sich. Es hat sich bei mir über die Jahre so entwickelt.“ Von daher ist Silkes Ansatz für mich völlig klar. Wir alle können lernen, wesentlich mehr von unserem Gehirn zu nutzen, als wir es im Alltag tun. Silke beschreibt den Weg dahin.

Neu war für mich der Aspekt der Ernährung. Damit das Gehirn sich weiterentwickeln kann, soll es besonders ernährt werden? Warum nicht! Den Ausspruch: „Du bist, was du isst“ kennt wohl jeder. Wenn das Gehirn also die richtige Nahrung bekommt, warum sollte es nicht anders „ticken“? Auf der anderen Seite: Wenn wir unserem Gehirn die falsche Nahrung zuführen, warum sollten wir ihm nicht schaden? Selbst wenn dem Gehirn nur kurzfristig Wasser oder Glucose fehlt, ist es nicht lange in der Lage, den Mangel zu kompensieren, es gerät „out of order“.

Wassermangel im Gehirn führt zu Vergesslichkeit und im schlimmsten Fall bei alten Menschen zur Diagnose „Demenz“.

Wenn dem Gehirn der Zucker ausgeht, schaltet es innerhalb kürzester Zeit auf „Notfall“ um (außer beim Fasten) und aktiviert den gesamten Körper, um aus dieser Not wieder herauszukommen (Kampf-Flucht-Mechanismus). Im schlimmsten Fall kommt es zur Unterzuckerung (davon können Diabetiker ein Lied singen) und das Gehirn „blendet aus“. Neuer Ansatz, gut nachvollziehbar.

Während ich las, bemerkte ich, dass ich eigentlich zwei Bücher las. In dem einem Buch ging es um die „Entwicklung zum neuen Gehirn“, und somit zur Hochsensitivität, und in dem anderen Buch um Silkes persönliche Geschichte, ihre Lebenserfahrung, ihren Weg. Wie mutig von ihr!

Was soll ich sagen? Ich mag Silke. Durch ihr Buch habe ich sie erst richtig kennengelernt. Sie schreibt witzig und wissenschaftlich fundiert.

Nachdem ich ihr Buch gelesen habe, habe ich mich weiter mit dem Thema Hochsensitivität beschäftigt und betrachte einige meiner Patienten, die ich bisher als „medial“ bezeichnet habe, mit neuen Augen. Allein durch das Wissen um die Hochsensitivität (HSP = High Sensitiv Person) kann vielen Menschen geholfen werden, die bisher meinten, sie seien nicht in Ordnung. Hochsensitiv zu sein bedeutet, dass man eine erweiterte Wahrnehmung hat. Ein äußerst wirksames Werkzeug für den Alltag!

Wichtig für „von Natur aus“ hochsensitive Menschen ist, dass sie im Alltag nicht den „Boden unter den Füßen“ verlieren, lernen sich zu zentrieren und richtig abzugrenzen.

Allen anderen wünsche ich viel Erfolg auf ihrem 7-Schritte-Pfad zum „neuen ICH“!

Buchrezension: Sonja Kohn, Heilpraktikerin, Dozentin, freie Redakteurin

Silke Schauder-Ruhbach: Aufbruch zu Dir. In 7 Schritten zu einem neuen ICH. ausZeit- Verlag, 132 Seiten, ISBN 978-3-9551-7004-2


Bücher von VFP-Mitgliedern


2013-02-Buch4„Schreiben ist wie eine Tür zur Seele zu öffnen.“

Durch die Kreativität, die in Form von Bildern und Worten in uns lebendig wird, bekommen wir Kontakt zu unserem Unterbewusstsein, holen Erlebtes und Unbewusstes an die Oberfläche, verarbeiten Konflikte und reinigen unsere Seele. Den Weg zur eigenen Kreativität entdecken. Schreiben war schon immer meine große Leidenschaft. Bevor ich schreiben konnte, malte ich, und später ließ ich die Bilder in meinem Kopf zu Geschichten werden.

Jeder kann schreiben, wenn der Geist still wird, bekommen wir den Zugang zur Quelle der Fantasie. Seit 2008 bin ich freie Autorin und erzähle Geschichten, erst für Magazin und Verlag, und mittlerweile solche aus dem eigenen Leben. Seit September 2012 bin ich in der Ausbildung zur Heilpraktikerin für Psychotherapie in der Paracelsus Schule Hannover. Ich möchte mich erweitern und nach der Prüfung mit Menschen, die unter Ängsten leiden, therapeutisch arbeiten.

Kleine Bücher, die Mut machen. Immer wollte ich Menschen mit meinen Gefühlen berühren und ihnen eine positive Kraft auf den Weg mitgeben. In den Protagonisten erkennen sich die Leser wieder, da ist jemand, der erlebt die Dinge wie ich, der hat z. B. auch Angst, stellt sich dieser, überwindet sie und wächst schließlich daran. Eine Schwäche verwandeln wir in eine Stärke - das ist ein Weg, auf dem wir Unterstützung brauchen - und am Ende ist das Licht, das uns als Belohnung für unseren Mut entgegenstrahlt. Mittlerweile sind es die Mini- Taschenbücher, die mir besonders am Herzen liegen – vier Stück sind es bereits, die bei Amazon im Eigenverlag, neben E-Books von mir, erhältlich sind. Ein niedliches, kleines Büchlein in den Händen zu halten, das überallhin mitzunehmen ist, fühlt sich einfach gut an. Wir können es jemandem schenken oder mitgeben und damit eine Freude machen.

Eine Geschichte über die Angst … und dann ist da ein schnatternder Begleiter, den wir alle kennen. Der Psychologe Matt Galan Abend hat mir für meinen Kurzroman eine Figur geliehen. Schweinsohren vereinigen sich mit Entenschnabel und aus einer Comiczeichnung erwacht die Angst in Gestalt von „Wolpi“, dem gefräßigen, widerborstigen und doch liebenswerten Freund der 19-jährigen Protagonistin Nina. Fell- und Federbündel Wolpi begleitet die hochsensible, kreative Nina auf ihrem Weg, ihr Talent zum Beruf zu machen. Hochsensibel sein bedeutet besondere Stärken zu haben: wie eine überdurchschnittlich ausgeprägte Empathie, die uns so gut in andere einfühlen lässt, und es heißt sehr kreativ zu sein, aber oft auch unter der hohen Empfindsamkeit zu leiden. Unsere zarte, gefühlvolle Seite ist etwas, was in unserer heutigen oft lauten, hektischen und rücksichtslosen Zeit wieder mehr Beachtung bekommen sollte.

Schreiben ist eine Herzensangelegenheit. Ich möchte nicht nur hochsensible Menschen ermutigen, ihr eigenes Potenzial zu leben, sondern jeden ansprechen, der der Angst des alltäglichen Lebens mit Humor ins Auge – oder in die kohlrabenschwarzen Äuglein eines Wolpertingers – blicken will. Zudem steckt in jedem Menschen eine kreative Seite, die manche im Erwachsenenalter erst wiederentdecken. Es braucht nur eine Sehnsucht, diese Kreativität entfalten zu wollen, und Vertrauen, die Gedanken mit einer gewissen Bewertungsfreiheit zu Papier zu bringen. Wenn wir uns nicht vom Verstand blockieren lassen, können unsere eigenen Gedanken und Gefühle fließen. Zauberhafte Werke können entstehen.

Miriam Damert, freie Autorin, Anwärterin zur Heilpraktikerin für Psychotherapie

Miriam Damert: Wolpi und ich. Amazon


2013-02-Buch5Ich habe mir die „Wunderforscherin“ sofort zu Gemüte geführt und finde diese Geschichte, in der oberflächliche junge Leute in die ersten Anfänge des Suchens einsteigen, sehr erfrischend. Eigentlich wollte man sich ja nur verknallen und eine schöne Zeit haben und dann klopft das Schicksal an die Türe und erinnert daran, dass Leben endlich ist – ein Fakt, den man bis dahin erfolgreich verdrängt hatte. Am Schluss steht der Beginn eines ganz neuen, sozialeren Projekts, in das die gewachsene Empathie einfließen kann. Fast wie im richtigen Leben.

Wunderforscher geraten bekanntlich gerne und schnell in die Niederungen des Lebens, damit die Wunder ihnen den Weg vom Schönwettersegler zum erfahrenen Sturmsegler zeigen können. Insofern bin ich gespannt, ob es von hier nun Fortsetzungen geben wird. Ich werde sie gerne lesen.

Buchrezension: Tina Wiegand
Heilpraktikerin für Psychotherapie

Martina Mußmann: Die Wunderforscherin. Nur eine Idee entfernt von der Wirklichkeit. Wagner Verlag, 146 Seiten, ISBN 978-3-86279-709-7


2013-02-Buch6Dieses Buch über Hypnose in der Mongolei ist erstaunlich. Es konfrontiert uns zunächst mit einer Weltanschauung, die von der unseren, abendländischen etwa so weit entfernt ist wie die Mongolei vom Uni-Klinikum Eppendorf.

Es werden zunächst die Ordnungen der Biosphäre vorgestellt, und ich war erst einmal überrascht, bekannte Zusammenhänge in neuer Perspektive, im Kleid einer neuen Begrifflichkeit wiederzufinden. Ich schätze den Blick in fremde Kulturen sehr, denn er lehrt mich Bescheidenheit. Anerkennen zu müssen, dass Menschen ein ganzes Leben verbringen können mit einem sehr anderen Blick auf die gleichen Dinge relativiert und beeinflusst mich. Ich kann aus eigener Erfahrung diese Fahrt an andere Orte nur empfehlen. Wir werden mit Menschen zu tun bekommen, die andere Sichtweisen auf die Welt haben und eine „andere Sprache“ sprechen. Diese zu verstehen ist eine wichtige Aufgabe des Therapeuten. Die Biosphäre der Mongolei ist ein komplexes System aus Umwelt, Mensch und Innenwelt, die von unterschiedlichen inneren und äußeren Faktoren inklusive der Familiengeschichte beeinflusst wird. Ist der Mensch Biologie? Psychologie? Soziologie? Geschichte? Wir stimmen überein, wenn wir sagen: von allem ein bisschen.

Dann stellt uns Dr. Khurelbaatar die Geschichte der Hypnose vor: Es gibt eine enge Verbindung zwischen dem Menschen und seiner Biosphäre. Man könnte sagen der sozialen und physikalisch- energetischen Welt, die uns umgibt. Die Energie-Definition ist etwas unklar, aber mit ein wenig gutem Willen lässt sich z. B. beim Handauflegen durchaus die Wärmeenergie unterstellen, die schon die kindliche Seele und der kindliche Körper in etwas zu transformieren vermag, das Wohlbefinden wiederherstellt. Hier besteht ein permanenter Energieaustausch, der uns, unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit beeinflusst. Die Aufgabe des Therapeuten ist es, den Energieaustausch in ein Gleichgewicht zu bringen, das es dem Erkrankten ermöglicht, in seine eigene Mitte zurückzufinden. Die Möglichkeiten, die er dabei hat, sind unter anderem die des Schamanen, der die Welt wieder in eine rechte Ordnung bringt. Hier geht der Schamane in einen Trance-Zustand, in dem er den Astral- oder Mentalkörper, den Athmi- Körper, den Budkhi-Körper oder die Chakren beeinflusst.

Einerseits ist Dr. Sosorbaram Khurelbaatar natürlich die Anatomie des Körpers inklusive des vegetativen Nervensystems bekannt, er ist Mediziner, andererseits schreibt er bruchlos von einem Menschen, der mit einem bösen Geist beschworen wurde. Es ist nicht ganz einfach, diesen Gedanken zu folgen. Es wäre mir aber möglich, in unserer Kultur Erklärungen zu finden, die diesen Gedanken übersetzen. Der Fluch eines sterbenden Angehörigen mit seinen verheerenden Folgen gehört dazu. „Falls Menschen zu viel Energie verloren haben, begingen sie in manchen Fällen sogar Selbstmord.“ In die Sprache des Abendlandes übersetzt: ICD10, F32.2, schwere Depression mit Suizid.

„Hypnose ist der Prozess der Wirkung eines Energiesystems auf das andere System der Bioenergie.“ Das ist vielleicht nicht unsere Definition von Hypnose, aber das Lesen der Bücher aus anderen Kulturen und Traditionen setzt sowieso einen Übersetzungsprozess und eine Portion Neugier und Bereitschaft voraus. Will ich Bestätigung, lese ich Bücher aus meinem Umfeld. „Hypnose ist eine uns unbekannte, andere Sphäre. ... Diese Sphäre ist eine Welle, die durch eine Wand gelangen kann.“ Der Hypnosetherapeut befindet sich in Zimmer A, der Klient in Zimmer B? Spricht Dr. Khurelbaatar von posthypnotischen Aufträgen? Vom elterlichen Segen? „Als kleines Kind habe ich einmal eine Erkältung und hohes Fieber bekommen. Mein Vater gab mir Medikamente und hat mich warm zugedeckt. Dann lag er neben mir und umarmte mich zugedeckt 20 bis 30 Minuten. Nachdem er aufgestanden war, fühlte ich mich so, als wäre ich gesund, was dann auch eintrat. Das ist eine Form der mongolischen Hypnose.“

Hypnoseinduktionen wie „Schließen Sie die äußeren Augen und öffnen Sie Ihre inneren Augen ...“ werden nicht beschrieben. Es handelt sich also nicht um ein Lehrbuch. Wir bekommen ein Therapiesystem vorgestellt, das lehrt, wie stark unseres an historische und zufällige Gegebenheiten gebunden ist. Anerkennen zu können, dass Therapie auch ganz anders gehen kann als in unserer evidenzbasierten Medizin, unterstützt denjenigen, der nach Wissen strebt, bei der Verortung seiner eigenen Position. Andererseits gibt es für einige ausgewählte Erkrankungen Rezepte, die z. B. „Heilmassage, Reinigung der Bioenergie, Hypnose und Medikamente zur Entgiftung“ beinhalten. Das ist die „Behandlung gegen Alkoholismus“. Ich persönlich hätte mir gewünscht, etwas Genaueres über zumindest die Reinigung der Bioenergie und über die Hypnose zu erfahren, Heilmassage und Entgiftungstherapie sind mir vertraut. Es bleibt die Vermutung, dass der Autor von etwas sehr Komplexem spricht. Für Dr. Khurelbaatar, wie für viele Mitglieder nicht nur unserer Kultur, gehört das Gebet zu den wirksamen Möglichkeiten, die Bioenergie zu reinigen und auf diese Weise Krankheiten und Flüche abzuwehren. Heilmassage besitzt neben allem, was sie sonst noch vermag, die heilende Kraft der Berührung, und eine Entgiftung des Körpers nach Drogenkonsum wirkt auf jeden Fall unterstützend. Für einen ungläubigen Thomas braucht es Übersetzungsarbeit, um mit diesem Rezept umzugehen.

Leider ist das Buch von Dr. Khurelbaatar nicht besonders gut übersetzt, sodass es dem Neugierigen noch einmal etwas Geduld abverlangt. Ein Quellenstudium ist mir mangels Kenntnis der mongolischen Sprache nicht möglich. Das hat leider zur Folge, dass ich mir nicht ganz sicher bin, ob ich den Autor immer richtig verstanden habe. Die Frage, was uns der Autor mit seinem Text sagen wollte, gehört ja eigentlich nicht einmal mehr in die Lehrbücher der Oberstufe. So hatte ich eine Begegnung mit einem Kollegen aus der Mongolei, Professor der Hypnosewissenschaft in der Russischen Föderation und Doktor der östlichen Medizin, die erstaunlich, interessant und lehrreich war.

Buchrezension: Thomas Schnura, Heilpraktiker, Psychologe M. A.

Dr. Sosorbaram Khurelbaatar: Hypnose in der Mongolei. Erkrankungen in der Biosphäre und ihre Heilung. Frankfurter Verlagsgruppe, 274 Seiten, ISBN 978-3-8372-1082-8


2013-02-Buch7Nur nicht verrückt machen lassen! So klappt’s mit der „Bachelorarbeit in Psychologie“. Ein kleiner, aber feiner Ratgeber, nicht nur für Studierende der Psychologie.

Auf knapp 150 Seiten wird prägnant und gut verständlich erklärt, wie man am besten beim Schreiben einer Bachelorarbeit vorgeht. Natürlich ist das Buch auf Studierende der Psychologie zugeschnitten, viele der Tipps und Anregungen lassen sich jedoch auch auf andere Bereiche übertragen, in denen es um effizientes, wissenschaftliches Schreiben geht – oder um das Anfertigen einer Fach- bzw. Projektarbeit z. B. im Rahmen der Ausbildung zum Psychologischen Berater.

Nach einer kurzen Einführung (die u. a. erklärt, was denn Psychologie eigentlich ist – eine Frage, die schon jedem klar sein sollte, der vorhat, in diesem Bereich seine Abschlussarbeit zu schreiben), folgen teils mehr, teils weniger detaillierte, aber immer gut verständliche Hinweise zur Planung und Gliederung einer Arbeit, sowie eine Anleitung zur Durchführung wissenschaftlicher Experimente. Versuchsaufbau, relevante Versuchspläne, Durchführung und statistische Auswertung der Ergebnisse: All dies wird anhand von drei Beispielen verdeutlicht. Obwohl die meisten Infos den Studierenden der Psychologie bereits bekannt sein dürften, hilft dieser Abschnitt doch, länger zurückliegendes Wissen wieder aufzufrischen. Besonders auch für angehende Psychologische Berater dürfte dieser Bereich interessant sein; die Tipps lassen sich darüber hinaus auch für Experimente in z. B. der Soziologie oder Sozialpsychologie anwenden. Leider ist die Struktur in diesem Abschnitt etwas zu ausschweifend geworden, wodurch manchmal die Frage aufkommt: „Moment, wo genau bin ich jetzt eigentlich, und was hat das mit meiner Arbeit zu tun?“

Ebenso verwirrend ist, dass sich die Autorinnen offenbar schwergetan haben, eine einheitliche Anrede für ihre Leserschaft zu finden. So werden in 90 % der Fälle die „Studentinnen“ angesprochen, manchmal ist aber auch von „Studenten und Studentinnen“ die Rede. Des Weiteren scheint es in der Psychologie ausschließlich weibliches Betreuungspersonal zu geben. Eine einheitliche Form wäre schön und würde LeserInnen beiden Geschlechts gleichermaßen ansprechen.

Positiv ins Gewicht fällt, dass neben der empirischen Arbeit auch der narrative bzw. systematische Review vorgestellt wird, eine interessante und anspruchsvolle Alternative. Den Abschluss des Buches bildet eine Sektion mit allgemeinen Tipps zum guten Schreiben bzw. zum Zeit- und Selbstmanagement, die auch im weiteren Studium und Berufsleben nützlich sind. Und beim Gelingen der Abschlussarbeit in Psychologie als erstem großen Schritt auf dem Weg zur Karriere ist dieser Ratgeber eine wertvolle Unterstützung.

Buchrezension: Andreas Weishaupt

Tatjana Spaeth-Hilbert, Margarete Imhof: Bachelorarbeit in Psychologie, Reinhardt-Verlag, 149 Seiten, ISBN 978-3-8252-3878-0


2013-02-Buch8Selbsterkenntnis soll ja bekanntlich der erste Weg zur Besserung sein. Die Ansätze aus der Schematherapie bieten hier eine ganz interessante Unterstützung und helfen dem Suchenden auf die Sprünge, wo er immer wieder in dieselben Fallen tappt, die gleichen Fehler begeht und sich im Kreise dreht. Wo er nicht versteht, warum das so ist, obwohl er doch eigentlich das ganze Gegenteil erreichen möchte, greift die Fragestellung der Schematherapie und führt mit einer ganz eigenen Erklärungsweise weg von den eingetretenen Pfaden.

Die CD ist in vier Teile aufgegliedert:

Zum einen wird in der Einführung erläutert, worum es eigentlich geht. Im ersten Teil, der überschrieben ist mit „Vom Nein-Sagen und Ja- Sagen – wie sie lernen sich abzugrenzen und Dinge endlich anzupacken“ wird ein Bogen gespannt zum erkenntnisreichen zweiten Teil: „Die eigenen Muster verstehen – wie haben mich meine Eltern geprägt?“ Der sehr packende dritte Teil ist überschrieben mit: „Für sich selbst sorgen lernen – wie stärke ich den gesunden Erwachsenenmodus?“.

Von den Autorinnen ist ein schematherapeutisches Selbsthilfebuch mit demselben Titel wie diese Audio-CD erschienen. Sie ist eine gelungene Zusammenfassung dieses Buches und kann gut ergänzend oder als Einführung in das Thema genutzt werden. Das Skript für diese CD ist außerordentlich gelungen, denn es ist frei von Dogmatismen und geht liebevoll und achtsam auf den Zuhörer zu. Bei den vorgeschlagenen Übungen, zu denen die CD anleitet, wird man immer wieder eigenverantwortlich vor die Entscheidung gestellt, ob man sich in dieser Übung beteiligen möchte oder sie sich erst einmal anhört, bevor man sich darauf einlässt. Dass ist nicht nur geschickt, weil es neugierig macht, es ist auch pädagogisch ein sehr guter Schachzug.

Gelesen wird das Skript von Dominik Jäckel, einem studierten Sänger und arrivierten Sprecher für Hörbücher und im Rundfunk. Man hört ihm gerne zu, weil der Text auch weit entfernt ist von einer wissenschaftlichen oder fachspezifischen „Drögheit“, wie man sie bei Fachliteratur oftmals antrifft bzw. auch in diesem Falle vermuten könnte. Er schafft es, einen direkt anzusprechen, so, als ob er nur diesem einen Zuhörer, der jetzt gerade dieser CD lauscht, die Ansätze der Schematherapie erläutern würde.

Auch das Booklet ist sehr ansprechend gestaltet. Es gibt eine Übersicht über das der Schematherapie zugrunde liegende Moduskonzept. Die Erläuterungen sind auf das Wesentliche reduziert und einleuchtend dargelegt. Es ist sozusagen wie eine Art „Spickzettel“ gestaltet, der einem immer wieder weiterhilft, wenn man beim Hören kurz wieder wissen möchte, was denn eben gleich nochmal unter dem überkompensatorischen Bewältigungsmodus oder dem glücklichen Kindermodus zu verstehen sei. Da die CD aber in jeder Hinsicht zum wiederholten Hören einlädt, wird sich diese Funktion im Laufe der Zeit von selbst erledigen.

Dieser Audio-Ratgeber ist eine gelungene Adaption des Buches. Sie bestätigt in eindrucksvoller Weise den Trend, auch aus gedruckter Fachliteratur Hörbücher zu erstellen.

Rezension: Heidi Kolboske, Heilpraktikerin für Psychotherapie

Laura Seebauer, Gitta Jacob: Andere Wege gehen. Lebensmuster verstehen und verändern. Ein schematherapeutischer Audio-Ratgeber. Audio-CD, Verlagsgruppe Beltz, ISBN 978-3-6212-8041-9


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