Es muss sich etwas ändern – Herausforderung Coaching
Es muss sich etwas ändern …
Das ist einer der häufigsten Sätze, die ich bei einem Erstgespräch höre. Natürlich freue ich mich über diesen Satz aus dem Mund eines potenziellen Klienten, denn ich bin ja Coach und in diesem Sinne für Veränderungen zuständig. Das ist die Erwartungshaltung der Klienten. Doch ich bin Coach und kein Zauberer, also fragen wir:
Wie „funktioniert“ Coaching?
Geht man vom Ursprung des Wortes aus, das aus dem Ungarischen kommt und „Kutsche“ bedeutet, liegt die Vermutung nahe, dass es sich der Klient tatsächlich gemütlich machen kann und nur darauf zu warten braucht, bis die „Kutsche“ (also der Coach) angekommen ist. Das kann kein Coach – auch nicht der beste.
Oder kennen Sie einen Coach, der auf dem Fußballfeld steht, Tore schießt und der Mannschaft nach 90 Minuten verkündet: „Wir haben gewonnen!“?
Keiner kann das Leben ändern – man kann sich nur selbst ändern und dann ändert sich die Umwelt.
Was sollte also ein guter Coach können?
Ergründen – worum es wirklich geht
Erkennen – die Geschichte hinter der Geschichte
Reflektieren – den tatsächlichen Zustand
Aufdecken – die Komfortzone/den Nutzen des Klienten
Begeistern – für neue Ziele
Entwerfen – alternative Möglichkeiten und Wege
Entwickeln – Lösungs- und Umsetzungsstrategien
Fördern – die Fähigkeit zur Umsetzung
Motivieren – nicht aufzugeben
Das klingt nun nicht mehr so bequem wie „in die Kutsche setzen“, einiges klingt unangenehm, anderes echt nach Arbeit für den Klienten.
Das sind die ersten beiden Hürden, die man nehmen muss, wenn man wirklich etwas ändern möchte.
Ein Beispiel für die ersten „unangenehmen“ Punkte: Eine Klientin kommt zum Coach, weil sie bei der Arbeit gemobbt wird. Hinter ihrem Rücken würden die Kolleginnen schlecht über sie reden und sie isolieren. Nach der Arbeit ist sie nervlich total am Ende und kann kaum ihren Haushalt bewältigen. Zum Glück kommt die Tochter zwei Mal pro Woche und hilft.
Nach dem Arbeitsalltag befragt äußert die Klientin: Sie arbeitet in einem Großraumbüro. Sie muss oft Texte vom Band tippen und behält auch sonst manchmal die Kopfhörer auf, weil sie sich bei der lauten Umgebung schlecht konzentrieren kann.
Weil sie jeden Abend für ihren Mann und sich kocht, nimmt sie zur Arbeit Brote mit und gibt nicht wie die Kolleginnen jeden Tag Geld in der Kantine aus. Und weiter berichtet sie: Es ist die erste Arbeit nach langer Zeit. Viele Jahre war sie der Kinder wegen zu Hause. Da nun auch der jüngste Sohn ausgezogen ist, müsse sie ja wieder arbeiten.
Reflektieren wir: Grenzt sich Frau X nicht selbst aus?
Erkennen wir: Steckt hinter der Geschichte „Arbeit“ die Geschichte „Familie“?
Decken wir auf: Wenn es Frau X schlecht geht, dann kommt die Tochter – das eigentliche Ziel?
Ergründen wir: Geht es um die Mutterrolle, um Anerkennung? Oder auch um die Angst vor Veränderung, um Selbstschutz?
Dass die Klientin diese ersten Punkte wirklich annimmt, ist Voraussetzung, um überhaupt an einer Veränderung zu arbeiten. Offenbart der Coach seine Vermutungen so eindeutig wie beschrieben, ist anzunehmen, dass sie die Sitzung verlässt und nie wieder kommt.
Es genügt also nicht, dass ein Coach ein guter Zuhörer, Analytiker und Berater ist. Er sollte psychologisch und methodisch bestens ausgebildet sein, über ein großes Repertoire verschiedenster didaktischer Methoden verfügen und: Er muss die Fähigkeit haben, Ängste zu erkennen und zu nehmen. Wieso und wie ist nicht mit drei Worten erklärt. Dazu gehört eine gute Ausbildung, z. B. aus dem vielfältigen Programm der Paracelsus Schulen.
Eva Jakob
Jg. 1966, Dipl.-Pädagogin, geprüfte Psychologische Beraterin, Burnout-Beraterin, freiberufliche Unternehmensberaterin, Dozentin