Skip to main content

Gewalt ist kein Kavaliersdelikt

FP 0518 Komplett Big Page37 Image1Es gibt so Dinge im Leben, die sind richtig unangenehm. Zum Beispiel mit verschnupfter Nase schlafen wollen oder in der heißen Sonne stehen und sich einen Sonnenbrand holen. Es gibt auch viele Dinge, die gefährlich sein können. Autofahren wäre da eins oder auf einem Pferd reiten. Und dann gibt es Dinge, die sowohl unangenehm als auch gefährlich sind. Momente, die verletzen, deine Seele entzweien, tiefste Hilflosigkeit und Ohnmacht in dir hervorrufen. Situationen, in denen du Todesängste durchstehst und nicht sicher bist, ob es sich lohnt, weiterzuleben oder doch lieber zu sterben. Momente der Machtlosigkeit, Starre und der vollkommenen Unterlegenheit.

Ich spreche von sexuellem und seelischem Missbrauch! Während ich diese Zeilen schreibe, durchzieht mich ein qualvolles Band vom Gesicht mitten durchs Herz bis hin zu meinem Bauch, dem Sitz der Gefühle. Ich beginne, mich zu ekeln, die Situation Revue passieren zu lassen, und empfinde Trauer für das, was nicht nur mir, sondern Millionen anderer Frauen auch passiert ist.

G-e-w-a-l-t – das ist ein furchtbares Wort! Nichts Angenehmes, Warmes und Gemütliches verbindest du damit und lieber möchtest du die Augen verschlie- ßen, deine Ohren mit beiden Händen fest zudrücken und dich abwenden. Lieber versuchst du dich abzulenken, dir die kriminologischen Zahlen schönzureden und zu hoffen, dass dieses Thema bei dir und in deinem Umfeld keine Rolle spielt und das ist absolut verständlich!

Ich kann mit jeder Pore nachempfinden, wie widerlich und übel sich die Themen Missbrauch, Misshandlung, Vergewaltigung, Inzest und Folter in deinem Körper anfühlen. Dass du Gegenwehr empfindest und dich lieber auf die Sonne im Leben als auf den Schatten konzentrierst, ist nachvollziehbar.

Ich habe mich vor einiger Zeit für etwas entschieden! Ich lebe die Sonne und integriere durch meine eigene Geschichte und meine Arbeit mit Frauen, die Gewalt erfahren mussten, den Schatten in mein Leben!

Als junges Mädchen musste ich Gewalt erfahren – körperlich in jeder Zelle meines Daseins und seelisch. So, wie man sich das vorstellt: „Wenn du deiner Mama davon erzählst, bringe ich sie um!“

Mein Leben wurde zu einem Spiel mit dem Tod. Ich hungerte mich unsichtbar, erbrach heimlich das halb verdaute Essen, war nicht mehr als ein Strich in der Landschaft. Meine Schutzmauer jedoch war umso größer. Sie war fest, dick und gepanzert. Niemand konnte sie durchdringen, denn niemand war in der Lage, mit meiner Situation umzugehen. Nicht mal ich selbst!

Jahrelang, meine ganze Pubertät hindurch ekelte ich mich vor mir, ich hasste es, mich zu waschen und mich zu berühren. In Beziehungen ging ich ständig über meine Grenzen, denn ich war mir selbst nicht wert genug, für mich zu sorgen. Ich schämte mich und empfand das Leben als Ballast. Lieber wäre ich gegangen, als noch einen weiteren Tag aufstehen zu müssen. Die Schule machte mir keinen Spaß und ich lechzte nach Aufmerksamkeit, war offensiv, laut und unauthentisch. Meine Seele wohnte weit weg von mir.

Das Einzige, was mir Halt gab, war der tief sitzende Glaube, dass ich es irgendwann schaffen würde, mich von all den Schmerzen zu befreien. Denn innerliche Stärke besaß ich schon immer, und ich wusste, dass ich noch eine Aufgabe in diesem Leben hatte, die mehr Sinn macht, als die Schulbank zu drücken und das ersehnte WG-Leben anzusteuern.

Mit 19 Jahren kam der Durchbruch – nach jahrelanger Therapie und vielen Seminaren zur Persönlichkeitsentwicklung hatte ich die Verbindung zwischen Kopf und Herz wiederherstellen können und endlich das Gefühl, wieder normal zu atmen.

Heute bin ich Mutter dreier Kinder, ich bin glücklich verheiratet mit ihrem Vater und ich kann stolz behaupten, eine lebensfrohe, attraktive und selbstbewusste Frau zu sein!

Mein Weg war lang und steinig, er tat unendlich weh und hat mich unglaublich viel Mut gekostet. Wenn ich an die harten Jahre meiner Kindheit und Jugend denke, überkommt mich ein kalter Schauer, aber ich bin drangeblieben und hatte den Mut, mich weiterzuentwickeln.

Den Glauben an sich selbst und den Mut und Ehrgeiz, an der Heilung der Gewalt erfahrungen zu arbeiten, gebe ich nun an Gleichgesinnte weiter. Ich unterstütze sie in ihren Höhen und Tiefen, schenke ihnen einen Raum voller Vertrauen, in dem es keinen Platz für Bewertung, sondern nur Energie für sie als Individuum mit ihrer ganz eigenen Vergangenheit gibt. Meine Kurse machen es möglich, aktiv und bewusst in den Weg der Heilung einzutreten und der Selbstliebe und Selbstachtsamkeit Stück für Stück näherzukommen. Frauen werden an das Verzeihen herangeführt und dürfen sich bewusst von ihrem Täter lösen.

Die Online-live-Treffen in der Gruppe bieten Raum für gegenseitige Inspiration und den Abbau von Schamgefühlen. Jede Frau erlebt dies in ihrer gewohnten Umgebung zu Hause und durchläuft die Kursmodule in ihrem eigenen Rhythmus!

Das, was ich mir zur Aufgabe gemacht habe, das, was ich im weltweiten Internet von meiner Geschichte preisgebe, wird durch meine Vision getragen, das Thema der Gewalt in unserer Gesellschaft endlich aus dem Tabu herauszuholen und Betroffenen ihr Wort zurückzugeben.

Ich bin fest davon überzeugt, dass dies ein Teil meiner Lebensaufgabe ist und alle Frauen, die für ihre Heilung gehen, die Welt ein großes Stück besser machen können. Ich träume von einer Welt, in der Frauen endlich die Macht über ihr eigenes Leben bekommen und die Unterstützung von außen ein empathisches, liebevolles Miteinander gewährleistet! Dazu möchte ich von Herzen meinen Teil beisteuern!

Katharina NawkaKatharina Nawka

Selbstliebe-Coaching für Gewaltopfer
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Foto: fotolia©Ulla Koltyrina