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Coachen mit dem Zürcher Ressourcenmodell ZRM®

FP 0518 Komplett Big Page31 Image1Ich sollte mich gesünder ernähren, mehr Sport treiben, aufhören zu rauchen, die höhere Karriereposition anstreben, mich von meinem Mann trennen, keine Überstunden mehr machen ...

Kennen Sie Vorsätze wie diese? Viele unserer Ziele scheitern schon nach wenigen Wochen, wenn wir sie denn überhaupt angehen.

Warum tun Menschen nicht das, was sie wollen? Warum wissen viele nicht einmal, was sie wirklich wollen? Oft werden Entscheidungen von außen gelenkt. Zeitschriften laden zu Lebensstilen ein, reihenweise füllen Ratgeber die Regale, die sich dem „Glücksterror“ verschrieben haben, Freunde und Kollegen wissen, wie man sich verhalten muss, um ein zufriedenes und gesundes Leben zu führen. Wir sollen wollen, was wir sollen – so könnte die Formel lauten, die hinter all der Zeitgeistpropaganda lauert.

Um Brauchbares von Unbrauchbarem zu unterscheiden, ist die Fähigkeit nötig, zu erkennen, was man selbst will. Das wiederum ist die Fähigkeit, mit der es gelingt, stimmig und souverän Entscheidungen zu treffen und selbstbestimmt Ziele zu entwickeln und sie in nachhaltige Handlungen umzusetzen. Wie finde ich heraus, was ich wirklich möchte? Wie überwinde ich Ängste, Unsicherheiten und Blockaden?

Das Zürcher Ressourcenmodell (ZRM®) ist eine wirksame Methode dafür. Hinter den drei Buchstaben ZRM® steckt sowohl ein theoretisches Modell, das neueste Entwicklungen aus der Motivationspsychologie und Hirnforschung integriert, als auch ein handfestes Trainingsprogramm. Entwickelt wurde es von Dr. Maja Storch und Frank Krause. Das ZRM® verfolgt, wie der Name schon sagt, einen ressourcenorientierten Ansatz. Als Ressource dient alles, was gesundheitsfördernde neuronale Netze aktiviert und entsprechende Ziele fördern hilft. Damit wird die Selbstmanagement-Methode, die ursprünglich für Gruppentrainings konzipiert wurde, zu einem idealen CoachingInstrument für Einzelberatung. Es ist ebenso einsetzbar, wenn die zu beratende Person mit Motivkonflikten kommt, wie für die Zielsetzung des gesamten Coaching-Prozesses. Im Gegensatz zu den i. d. R. formulierten Verhaltenszielen arbeitet das ZRM®-Training mit Haltungs- oder auch Mottozielen.

Ein Ausflug ins Gehirn

Jede Situation, die wir erleben, kommentiert unser Gehirn mit zwei Bewertungssystemen:

Erstens: dem Verstand. Das bewusste System arbeitet nach den Gesetzen der Logik: Ist das, was ich tue, richtig oder falsch? Es arbeitet präzise und wägt ab.

Das zweite Bewertungssystem ist das emotionale Erfahrungsgedächtnis. Das unbewusste Bewertungssystem arbeitet nach dem hedonistischen Prinzip: Mag ich das? Tut mir das gut?

Wir treffen Entscheidungen oft unter der Diktatur des Verstands, ohne auf unbewusste Bewertungssignale zu hören. Das emotionale Erfahrungsgedächtnis ist jedoch wesentlich für Entscheidungen. Die unbewussten Prozesse der intuitiven Intelligenz sind der Schlüssel für die intrinsische Motivation. Die Bewertungssignale machen sich in Form von sogenannten „somatischen Markern“ bemerkbar, das sind blitzschnelle Impulse. Umgangssprachlich könnte man sie mit Bauchgefühl übersetzen. Ein positiver somatischer Marker gibt den Handlungsimpuls, Dinge zu tun. Ein negativer somatischer Marker gibt den Stoppimpuls.

Dazu ein kleines Beispiel

Der Verstand sagt: Ich soll joggen gehen. Das unbewusste System sendet hingegen via somatischen Marker STOPP-Signale (müde, kaputt, schlapp, lieber aufs Sofa und Fernsehen).

Die Impulse aus dem Unbewussten werden zugunsten rationaler Überlegungen ignoriert und übergangen. Selbstdiszipliniert schleppt man sich ein paar Wochen lang zum regelmäßigen Laufen. Wer aber zu viel und zu häufig zu selbstdiszipliniert handelt, wird unzufrieden und krank. Vor allem verfolgt er sein Ziel nicht nachhaltig.

Kopf und Bauch im Dialog

ZRM® hilft damit umzugehen, wenn Verstand und unbewusstes System zwei verschiedene Dinge wollen, indem es das unbewusste System mit ins Boot holt. Übersetzungshilfe für das unbewusste System sind Bilder. Und so bildet eine wissenschaftlich fundierte Bilddatei die Arbeitsgrundlage zur Entwicklung des eigenen Haltungsziels im Rahmen des ZRM-Selbstmanagements.

Ein Fallbeispiel: Die zu coachende Person – eine Frau Mitte vierzig - kam mit folgendem Motivkonflikt: Sie wollte sich von ihrem Beruf als Eventmanagerin trennen. Der Job war mit zu viel Stress verbunden, sie fühlte sich fremdbestimmt, außerdem sah sie keine Sinnhaftigkeit in ihrem Tun. Ihr Ziel: erst mal Stunden reduzieren. Seit zwei Jahren plant sie, gelähmt von Existenzängsten und Zweifeln, diesen ersten Schritt. Ich soll sie unterstützen, diesen nun umzusetzen, und entscheide mich für die Arbeit mit dem ZRM®.

Der Coachee ist eingeladen, sich aus der Bilddatei ein passendes Motiv zu seinem Thema auszusuchen: Welches Bild gibt mir ein gutes Gefühl?

Sie wählt zwei buddhistische Jungs, die sich gegenseitig stützen. Zunächst wird frei zum Bild assoziiert: Motiv, Farbgebung, Linienverläufe – alles ist erlaubt. Es fallen Begriffe wie Wärme, Unterstützung, Fürsorge, Gelassenheit. Aus den vielen Assoziationen wählen wir mithilfe ihrer somatischen Marker die „Pralinenwörter“ aus: Fundament, Ruhe und Selbstvertrauen. Aus diesen Wörtern formulieren wir gemeinsam eine erste positive Affirmation. Als Starthilfe fürs Texten dienen Formulierungen wie: „Ich bin ... ich genieße ... ich erlaube mir ...“ Das Haltungsziel des Coachee lautet: „Ich trage viele Erfahrungen in meinem inneren Fundament, ich vertraue darauf, dass schon alles gut gehen wird.“ Schritt für Schritt verfeinern wir den Satz, bis am Ende der zweiten Sitzung folgende Ressource als Haltungsziel formuliert wurde:

„Sesam öffne dich zu meinem inneren Fundament, wo viele Erfahrungsschätze liegen.“

Die Motivationskraft der inneren Haltung nutzen!

Um das Haltungsziel sattelfest zu machen, überprüfen wir es abschließend hinsichtlich folgender drei Kriterien:

  1. Ist es ein Annäherungsziel, wird ein gewünschter Zustand beschrieben oder handelt es sich um ein Vermeidungsziel?
  2. Habe ich selbst zu hundert Prozent die Kontrolle über mein Ziel oder gebe ich die Verantwortung an andere ab?
  3. Ist es so formuliert, dass es sofort positive somatische Marker und damit den GoImpuls hervorruft oder bleiben Restzweifel?

Den Transfer in den Alltag sichert das „Priming“, eine einfache und gleichzeitig hochwirksame Methode, bei der spezifische Reize, die mit dem Bild und dem Mottoziel zusammenhängen, damit verknüpft werden. Diese unbewussten Erinnerungshilfen können Gegenstände, Farben oder Düfte sein.

Nachdem wir nochmals intensiv über die Folgen des positiven Lebensgefühls gesprochen haben, verankern wir die Haltung, mit der der Coachee nun eine für sich stimmige Entscheidung getroffen hat.

Ela WindelsEla Windels
Sozialpsychologin, Journalistin, Kommunikationstrainerin, Autorin, Dozentin an der Paracelsus Schule Hannover
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Foto: fotolia©Aaron Amat