Buch- und CD-Besprechungen
Prozesskompetenz versus Fachkompetenz. Das sind die beiden Pole, zwischen denen sich der Rollenkorridor von Beratern bewegt. Und Berater sind gut beraten, sich in ihren Rollen Klarheit zu schaffen.
Huber richtet sich mit seinem Buch an Coaches sowie Prozessbegleiter und unterstützt durch seine Inhalte die Prozesskompetenz dieser Berater. Klar im Fokus steht dabei die persönliche Entwicklung der Menschen und weniger der Wissenstransfer. Für diese Aufgabe benötigt der Coach das Mandat des Auftraggebers und der Prozessteilnehmer. Besonders betont der Autor die Haltung des Prozessbegleiters, die wesentlich an seiner Wirkung beteiligt ist. Übt er Macht aus oder wirkt er durch Autorität? Ist sein Ziel eine Verhaltensänderung oder die Weiterentwicklung seiner Klienten?
Für Huber ist klar: Eine tragfähige und belastbare Arbeitsallianz kann nur durch Autorität entstehen. Zu dieser Autorität müssen die Dramaturgie und das Szenario im Prozess passen, sonst wirkt es künstlich und aufgesetzt.
Besonders spannend nutzt Huber das Eisbergmodell, um die Kräfte im Prozess zu beschreiben. Dafür verbindet er es mit den logischen Ebenen nach Dilts, beschreibt den Ursprung von Kulturveränderung am Eisberg und zieht Rückschlüsse daraus auf die Problembeschreibung. Sein eklektischer Ansatz schafft eine enorme Breite an möglichen Zugängen in die Prozessarbeit. Er pendelt dabei immer zwischen dem externen Coach und dem unternehmensinternen Prozessbegleiter, die unterschiedliche Gestaltungsräume nutzen können. Apropos Räume: Sinnvoll ist auch die Anregung, die aktive Beteiligung an Seminaren möglichst niederschwellig zu halten. Das kann z. B. schon durch die Titelwahl gefördert werden. Es macht einen Unterschied, ob in der Einladung von einem Kompetenztraining gesprochen wird oder von einem Diagnoseworkshop.
Mithilfe der Veränderungsformel nach Beckhard und Gleicher führt Huber immer wieder auf das Zusammenspiel von Veränderungsenergie und Widerstand zurück. Der Text wird gelegentlich durch kleine Abbildungen ergänzt, die vom Design her eher an die Machart in den 1970er-Jahren erinnern. Da ist noch deutlich Luft nach oben.
Darunter leiden dann auch die DownloadMaterialien, denn die Bilder werden auch digital nicht besser. Ein paar praktische Arbeitshilfen, z. B. zur Auftragsklärung, würden den Wert des Buches noch mal erhöhen.
Insgesamt ist Hans-Georg Huber mit seinem Titel eine ordentliche Arbeit gelungen, die Lust macht, sich mit seiner eigenen Prozesskompetenz zu beschäftigen. Vertiefend für Profis, notwendig für Berufseinsteiger.
Rezension: Horst Lempart, Psychologischer Berater
Huber, Hans-Georg: Die Kunst, Entwicklungsprozesse zu gestalten. managerSeminare Verlag, 2018, ISBN 978-3-95891-037-9
Best of Best – ein hilfreicher Praxisleitfaden nicht nur für Anfänger. Ein Praxisbuch für angehende, aber auch erfahrene Coaches. In vier Phasen führt Liane Probst die Leser dabei durch einen kompletten Coachingprozess. In Phase 1 zeigt sie, auf welche Weise das Problem des Klienten erfasst, konkretisiert und mithilfe einfacher Mittel erkannt werden kann, ob es sich tatsächlich um das Anliegen des Klienten handelt oder ob dahinter das Ziel einer anderen Person steckt. Auch die richtige Fragetechnik wird erklärt, damit es dem Klienten schon beim ersten Besuch gelingt, einen Sinn in der Beratung erkennen zu können. Zudem hebt die Autorin hervor, wie wichtig es ist, mit dem Klienten über dessen Gefühle im Zusammenhang mit seinem Problem zu sprechen. Der Klient lernt, seine negativen Gefühle in positive zu verwandeln und nach vorne zu blicken.
Phase 2 widmet sich nun – ausgehend von den transformierten Gefühlen – dem Ziel des Klienten. Die Autorin zeigt darin, wie bedeutsam eine positive Zielformulierung ist und wie sich eine negative Aussage auf einfache Art positiv umformulieren lässt. Anschließend geht sie auf das S.M.A.R.T.-Modell näher ein sowie darauf, wie sich das Ziel des Klienten mithilfe von Fragen zu allen Sinneskanälen (VAKOG) energetisch aufladen lässt.
Phase 3 dreht sich schließlich um die Lösungsfindung, wobei unter anderem auch die sogenannte „Wunderfrage“ nach Steve de Shazer erläutert wird. Phase 4 widmet sich als letzte Phase des Buches dem Transfer der Lösungen in den Alltag sowie der Aktivierung von Ressourcen, die dabei hilfreich sein können.
Der Praxisleitfaden enthält in jedem Kapitel zahlreiche Beispiele sowie Übungen. Am Ende des Buches findet der Leser ausführliche Listen mit negativen und positiven Gefühlen und Bedürfnissen.
Nicht nur an den Listen ist dem Ratgeber von Frau Probst deutlich anzumerken, dass sie aus ihrer langjährigen praktischen Erfahrung und aus ihrem Dozentenwissen schöpft.
Mit ihrem Buch ist der Autorin ein durchdachter und kompakter Praxisleitfaden gelungen, der psychologischen Beratern oder Coaches eine große Hilfe in deren Praxisalltag sein wird.
Rezension: Dr. Christina Grund
Probst, Liane: BoB. Best of Best – für Beratung und Coaching. Books on Demand, 2018, ISBN 978-3-75384-193-0
Es ist ein Mut-Buch geworden, was Bernhard von Mutius zu Papier gebracht hat. Er ermutigt uns, unsere Freiheit zu nutzen, um den Maschinen immer unähnlicher zu werden: „Verstehen wir uns auf die allgemeinste Art, als Summe unserer Gewohnheiten und Konventionen, dann […] werden wir nicht mehr gebraucht. […] Verstehen wir uns hingegen als Individuen, als widersprüchlich, kreative Wesen, […] dann wird die Antwort lauten: Ja, wir werden gebraucht. Sehr sogar.“
Wie sehr disruptives Denken unseren Alltag verändert, belegt der Autor anhand verschiedener Beispiele: die Deutsche Bank und Nokia als Verlierer im Veränderungsprozess, Google, Aribnb und Uber als Marktgewinner. Disruptives Denken bringt er dabei auf eine einfache Formel: „Es ist Querdenken ohne Geländer.“ Und auf dieses Geländer verzichtet er auch in seinem Buch. Er vermeidet allgemeine Zustandsbeschreibungen, er erklärt uns auch nicht, wie diese „neue“ Welt funktioniert. Vielmehr überzeugt er durch Nichtwissen, das er gleich zu einer wichtigen Haltung für disruptives Denken erklärt. Nur aus der Haltung des Nichtwissens kommen wir zu einer neuen Freiheit des Geistes, die Kreativität ermöglicht.
Den zweiten Teil seines Buches widmet er daher auch der Bedeutung von Routinen und Nichtroutinen. Das innere Stoppschild wird zu einer wesentlichen Voraussetzung für ein neues, agiles Mindset. Sein Streifzug durch die Unwägbarkeiten schnelllebiger Märkte endet mit der Frage, wer über unsere Zukunft bestimmen wird: Maschine oder Mensch? Algorithmen ersetzen menschliches Wissen und Können. Das ist ihr Sinn. Dafür werden sie erfunden. „Alles, was ausschließlich Wissen basiert ist und aus Routinen besteht werden zukünftig Maschinen übernehmen.
Disruptives Denken erfordert Denken um die Ecke, das Einfühlen in Menschen und neue Situationen, das Sinn geben. „Die Digitalisierung“, so von Mutius, „ist dafür der Ermöglicher. Die Vernetzung ermöglicht nicht nur eine neue Form der Zusammenarbeit, sondern zugleich eine ganz neue Form der Individualität.“ Der Mensch wird in unsicheren Zeiten umso wichtiger, wenn er sich mutig, entschlossen und achtsam den Herausforderungen stellt.
Ein Buch für alle, die eine Legitimation für ihr „Verrückt-Sein“ gesucht haben.
Rezension: Horst Lempart, Psychologischer Berater
von Mutius, Bernhard: Disruptive Thinking. Gabal Verlag, 2018, ISBN 978-3-86936-790-3
Die renommierte Münchener Ärztin Dr. med. Dorothea Brückl hat ein neuartiges Hörprogramm mit positiven Affirmationen für Babys entwickelt.
In den ersten sechs Lebensjahren legt das Kleinkind sämtliche Grundsteine seiner Persönlichkeit an, aber wesentliche Elemente wie Vertrauen (Urvertrauen vs. Urmisstrauen), Selbstwert (positiv vs. negativ), Eltern-KindBeziehung (innig vs. ablehnend) und Schlaf (entspannt vs. unruhig) prägen sich bereits in den ersten Wochen und Monaten tief in das Wesen des Neugeborenen ein.
Leider haben viele Babys keinen so guten Start: Eine komplikationsreiche Schwanger-schaft, eine dramatische Geburt, nicht Wunschkind sein, Ängste, Hilflosigkeit, übermäßiger Stress etc. in den ersten Lebenstagen und -wochen sorgen dafür, dass diese Kleinen negativ beladen sind. Das Baby kann gegen- über der Welt ein starkes Urmisstrauen entwickeln. Sich selbst gegenüber kann eine tiefe Ablehnung entstehen, auch gegen die Eltern. Versuchen wir, das Baby zu unterstützen, so gut wir können, auf seinem Weg in ein glückliches Leben! Eltern können eine Menge dafür tun: Sie sollen ihrem Kind viel Liebe und Nähe schenken, es annehmen, positiv auf es einwirken, immer für ihr Kind da sein, es behüten und beschützen, fördern und aktivieren.
Zusätzlich können diese auditiven Affirmations-Programme dem Baby vorgespielt werden. Sie sollen ihm die bestmöglichen Grundlagen schaffen für ein positives Denken, eine liebevolle Selbstannahme und eine innige Eltern-Kind-Beziehung. Auch die Faktoren Entspannung und guter Schlaf werden gefördert.
Die Hörprogramme wirken über das Unterbewusstsein. (Die) Botschaften erreichen bereits das Unterbewusstsein der Allerkleinsten; so ist es möglich, die sich entwickelnde LebensSoftware positiv zu beeinflussen.
Alle bereitgestellten Affirmationen sind wissenschaftlich und suggestopädisch auf dem neuesten Stand und so formuliert, dass sie dem Baby ein stabiles Fundament schaffen können für ein gutes, erfolgreiches, gesundes und glückliches Leben.
Das Baby nimmt die positiven Affirmationen auf und speichert sie ab. Hierbei findet die Umwandlung vom Unterbewusstsein auf die Bewusstseinsebene statt. Die Programme können so ihre positive Wirkung entfalten.
Die CD ist für Babys sowie für Kleinkinder sehr gut geeignet.
Brückl, Dr. Dorothea: Mein Weg in ein glückliches Leben! ViaNaturale Verlag, 2018, ISBN 978-3-98179-786-2
Bücher von VFP-Mitgliedern
Wenn Männer in die Praxis von Michael Sztenc kommen, sprechen sie über ihren Penis wie über ein Werkzeug, das nicht funktioniert. Der Diplom-Psychologe zeigt ihnen, wie sie ein Gespür für ihren Körper entwickeln und so ihre eigene Erotik finden können. Denkansätze nach dem Embodiment-Prinzip und praktische Übungen versammelt er nun in seinem Buch.
Es hilft Männern, die Probleme mit ihrer Erektion, ihrem Orgasmus, zu viel oder zu wenig Lust haben. Es richtet sich auch an Männer, die ihre Sexualität entwickeln wollen, die beim Sex nicht funktionieren und leisten wollen, sondern genießen. Sztenc arbeitet nach dem Prinzip des Embodiment, das Körper, Geist und Umwelt als eine Einheit begreift. Statt einen Sollzustand vorzugeben und zu erklären, wie man diesen erreicht, leitet er dazu an, den Istzustand zu erforschen: Wie macht Mann Sex?
Sztenc richtet sich mit lockerem Ton direkt an seine Leser. Er stellt die Frage, wie Männer Sexualität erlernen. Anatomisches Wissen, bebilderte Übungsanleitungen und Listen zur Selbstbefragung bilden den praktischen Teil. Die Übungen richten den Fokus auf die Atmung, die Körperspannung und die Bewegung des Beckens. Aber auch Gefühle und Gedanken werden miteinbezogen. Das Ziel ist, den Penis nicht als Werkzeug zu betrachten, sondern als Körperteil, das Aufmerksamkeit verdient.
Michael Sztenc, geboren 1968, begann bereits während seines Psychologiestudiums eine Ausbildung in körperorientierter Psychotherapie. Im Sexocorporel fand er einen therapeutischen Ansatz, der Körper, Emotionen und Kognitionen gleichermaßen in die Arbeit mit Menschen einbezieht. Professionell spezialisierte er sich in 15 Jahren Tätigkeit als Sexualpädagoge, Paarberater und Tätertherapeut auf die Themen Sexualität und Beziehungen. 2001 eröffnete er seine Praxis für Paar- und Sexualtherapie „LiebesLeben Liebe.Macht.Lust“.
Rezension: Dr. Werner Weishaupt
Sztenc, Michael: Klappt’s? Vom Leistungssex zum Liebesspiel - ein Übungsbuch für Männer, Hirzel Verlag, 2018, ISBN 978-3-77762-714-4