Die Zukunft im Gespräch: Wie generative KI die Psychotherapie verändern kann!
Die Technologie der generativen KI hat spätestens seit dem Launch des bekannten Chatbots ChatGPT deutlich an Bedeutung gewonnen. In vielen Branchen und Unternehmen sind Sprachmodelle wie ChatGPT heute schon gar nicht mehr wegzudenken. Andere Branchen dagegen zögern noch mit dem Einsatz von generativer KI oder weichen auf andere KI-Lösungen aus, die auch konform mit dem EU AI Act sind (EU-Gesetz zur künstlichen Intelligenz).
Auch in der Psychotherapie spielt generative KI eine immer größere Rolle. Erste Therapeuten (immer m/w/d) haben die Benefits der neuen Technologie zu schätzen gelernt. Dies gilt insbesondere, da in der Praxis ein Fachkräftemangel herrscht und zudem Therapeuten und deren Mitarbeitende mit zu vielen administrativen Aufgaben überlastet sind. Dies schränkt die Zeit für den direkten menschlichen Austausch mit den Patienten ein.
Dieser Artikel zeigt, wie Psychotherapeuten und Heilpraktiker für Psychotherapie generative KI sinnvoll zur Steigerung von Effizienz und Qualität einsetzen können.
Was ist generative KI?
Generative KI ist eine spezielle Form der künstlichen Intelligenz, die darauf abzielt, neue Inhalte wie Texte, Bilder, Musik oder Videos zu generieren. Im Gegensatz zu anderen KI-Systemen, die vorhandene Informationen analysieren oder spezifische Aufgaben automatisieren, kreiert generative KI basierend auf großen Datenmengen etwas Neues. Sie erkennt Muster und Strukturen in den Daten und nutzt dieses Wissen, um neue, ähnliche Inhalte zu erzeugen.
Generative KI kann daher als eine kreative Maschine betrachtet werden, die in der Lage ist, auf eine Art und Weise zu denken und zu erschaffen, wie es bisher nur Menschen vorbehalten war. Diese Technologie findet Anwendung in vielen Bereichen, von Kunst und Unterhaltung bis hin zu Forschung und Entwicklung.
Generative KI und ChatGPT
Ein prominentes Beispiel für generative KI ist ChatGPT, ein Chatbot, der die GPT-Technologie (Generative Pretrained Transformer) nutzt, um menschenähnliche Texte zu generieren. Durch das Training mit Millionen von Internettexten haben diese Modelle gelernt, in natürlicher Sprache zu kommunizieren und auf eine Vielzahl von Eingabeaufforderungen zu reagieren. Während herkömmliche Chatbots oft nur einfache Sprache und eingeschränkte Themenfelder beherrschen, können heutige große Sprachmodelle natürliche Konversationen führen und verfügen über ein breites Spektrum an Wissen. Sie können nicht nur Fragen beantworten, Bilder generieren, sondern auch Berichte und vieles mehr erstellen. Neben ChatGPT kennen bzw. nutzen viele Menschen auch Google Gemini, Perplexity oder Claude.
Generative KI zur Erstellung von Berichten
Das Erstellen von Behandlungsberichten, Überweisungsbriefen oder anderen Dokumentationen gehört zur Psychotherapie genauso wie tiefgehende Gespräche mit Patientinnen und Patienten. Während das eigentliche Gespräch unmöglich von einer Maschine durchgeführt werden kann, bieten generative KI-Lösungen heute schon sehr gute Möglichkeiten, um die Erstellung von Berichten zu unterstützen bzw. zu automatisieren. KI-Technologien wie ChatGPT, Google Gemini oder Perplexity sind beispielsweise in der Lage, anhand von Stichpunkten komplette Berichte zu verfassen.
Dabei liegt das Geheimnis der Qualität des Berichtes vor allem in der Genauigkeit der Prompts bzw. Anweisungen, die ein Therapeut der KI-Technologie zur Anfertigung des Berichtes mitgibt. Im Idealfall hat der Therapeut Musterberichte, die er der generativen KI mitgibt, bevor er sie auffordert, einen Bericht zu einem konkreten Fall zu verfassen.
Einige Tipps zur Nutzung von Sprachmodellen
Persona: Definieren Sie, in welcher Rolle und aus welcher Perspektive heraus das Sprachmodell antworten soll: „Du bist Facharzt.“
Aufgabe: Formulieren Sie eine klare Aufgabenstellung: „Schreibe einen Arztbericht und binde folgende Informationen ein: …“
Kriterien: Nennen Sie weitere Kriterien, wie Aspekte und Bezüge, die berücksichtigt werden sollten: „Der Bericht soll nicht länger als eine Seite sein.“
Ziel: Machen Sie klar, welches übergreifende Ziel erreicht werden soll: „Du möchtest unsere Patienten über die Ferienzeit informieren.“
Format: Spezifizieren Sie das Format, den Tonfall und Duktus des Endproduktes: „Die Einladung soll nicht zu demütig klingen und nicht länger als eine Minute zum Lesen erfordern.“
Finetuning: Melden Sie Ihr Feedback zur Antwort zurück, üben Kritik und benennen, in welcher Hinsicht die Antwort verändert werden soll: „Schreib nicht zu blumig.“
Aber Achtung: Die generative KI ist immer noch eine Maschine, jeder Therapeut muss den KI-generierten Bericht Korrektur lesen, bevor er weiterverwendet werden kann.
Achtung Datenschutz
Befolgen Therapeuten die beschriebenen Hinweise zur Anwendung von generativer KI, erhalten Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit sehr gute Ergebnisse. Dennoch ist die Nutzung des bekannten ChatGPT oder der bekannten Alternativen Perplexity und Gemini in der Psychotherapie mit hohen Risiken im Hinblick auf Datenschutz und Wahrung von sensiblen Daten verbunden. Alle Informationen, die von einem Therapeuten oder einer Therapeutin in das KI-System eingegeben werden, landen nahezu in Echtzeit auf amerikanischen Servern, wo sie für Trainingszwecke weiterverwendet werden können. Diese Tatsache macht eine ungezwungene Nutzung von ChatGPT in der Gesundheitsbranche nahezu unmöglich. Das Tool kann daher lediglich mit allgemeinen oder anonymen Daten verwendet werden.
Warum die Psychotherapie trotzdem nicht auf generative KI verzichten muss
Während der US-amerikanische Konzern OpenAI, der hinter ChatGPT steht, das Thema Datenschutz weiterhin nicht in den Vordergrund stellt, bieten immer mehr deutsche und schweizer Anbieter branchenspezifische Lösungen mit besonderem Datenschutz an.
Im Bereich Psychotherapie hat sich in den letzten Monaten SwissGPT Mental etabliert. Das Schweizer Unternehmen richtet sich mit seiner KI-Lösung speziell an Mitarbeitende aus der Psychotherapie. Dies spiegelt sich sowohl im Umgang mit den Daten wider wie auch in der Nutzung dieser Technologie. So bietet die Lösung spezielle Funktionen an, die besonders für Therapeuten von hoher Bedeutung sind. Dazu zählen u. a. die Möglichkeit zur Aufnahme und Transkription von Patientengesprächen in zahlreichen Sprachen, inklusive automatisierter Zusammenfassung und Übersetzung durch SwissGPT, die von Therapeuten direkt im Arbeitsalltag eingesetzt werden können.
Keine Zeit verlieren, sondern eigene Erfahrungen sammeln
Eins ist heute schon klar, die neuen Sprachmodelle sind gekommen, um zu bleiben, und Unternehmen, wie auch die gesamte Gesundheitsbranche werden nicht drum herumkommen, diese Technologien ebenfalls in den Arbeitsalltag zu integrieren und davon zu profitieren. Warum also noch lange warten? Besser früh starten und erste Erfahrungen sammeln.
Wichtig dabei ist, den Datenschutz nicht außer Acht zu lassen und auf keinen Fall die Ergebnisse der generativen KI ohne eine menschliche Gegenprüfung weiterzuverwenden. Die Verantwortung für die Ergebnisse liegt immer noch in der Rolle des Menschen und dieser muss die finale Qualitätsprüfung übernehmen.
Sophie Hundertmark Eine der ersten Masterstudentinnen in der Schweiz, die zu Chatbots forschen, seit 2021 promoviert sie an der Universität Fribourg, wissenschaftliche Mitarbeiterin, selbstständige Beraterin für die strategische Begleitung sowie Umsetzung von Chatbot-Projekten